Professionelle Gesprächsführung II

Das Ablaufdiagramm von ODEM mag, wie Herr Sascha bereits kritisierte, etwas überholt sein. Für den ausgeschriebenen Wettbewerb sollte es ja auch nur als Anregung dienen. Selbstverständlich ist jede Methode willkommen, die einen Telefonpenetrationsspezialisten möglichst lange aufhält und dabei Unterhaltung verspricht.

Weil in der Redaktion seit Beginn des Wettbewerbs keine Anrufe dieser Art eingegangen sind, folgt hier der Auszug eines fiktiven Gespräches als zusätzliche Anregung:

„Knappentreu.“
„Spreche ich mit Siegfried Knappentreu?“
„Nein, Sie sprechen mit Edmund Stoiber. Knappentreu habe ich nur gesagt, um Sie auf den Arm zu nehmen.“
„Herr, äh, Stoiber, hier ist Sabine Schwefelbitter von der LBS. Wir haben Ihnen kürzlich wichtige Unterlagen in den Briefkasten gesteckt und weil Sie sich noch nicht gemeldet haben, wollte ich jetzt mal nachfragen, ob …“
„… entschuldigen Sie, wenn ich sie unterbreche. Darf ich sie kurz auf einen anderen Apparat verbinden? Dieser hier hat einen Wackelkontakt und ich kann Sie deshalb nur sehr schlecht verstehen.“
„Ja, natürlich.“
„Das andere Telefon war nur soweit weg als sie angerufen haben. Sonst hätte ich es nicht rechtzeitig geschafft, abzunehmen. Ich war nämlich gerade in der Küche und von da sind es fast 18 Meter zum Telefon. Also zu dem richtigen Telefon. Dieses hier ist gleich im Flur, aber es funktioniert nicht so richtig, deswegen würde ich gerne das andere benutzen.“
„Jaja, kein Problem Herr Kn…, äh Stoiber.“
„Also ich verbinde jetzt dann auf den anderen Apparat, Frau Schwefelbitter. Da werden Sie zwischendrin eine recht unangenehme Fassung einer Melodie von Mozart hören. Das ist in dem Telefon so eingebaut. Ich habe schon versucht das zu ändern. Ich habe sogar direkt bei SIEMENS angefragt. Von denen ist das Telefon nämlich. Aber die haben gesagt, die Melodie ist in Rom fest verankert. Dabei dachte ich immer, Mozart käme aus Österreich und nicht aus Italien. Wie auch immer, das gedudel müssen Sie jetzt einen Moment ertragen. Das macht Ihnen hoffentlich nichts aus, oder?“
„Neinein, machen Sie nur.“
„Da bin ich aber froh. Wissen Sie, viele Anrufer haben sich da nämlich schon beschwert. Aber … Hallo?“
„Ja, ich höre Sie.“
„Hallo?“
„Jaja, ich bin da.“
„Ich kann Sie nicht hören. Das liegt sicher an meinem Telefon. Ich verbinde Sie jetzt auf einen anderen Apparat. Einen Moment bitte.“

Wird Frau Schwefelbitter zwanzig Sekunden in der Warteschleife ausharren, um Herrn Knappentreu die Frage zu stellen, ob er die nahegelegene LBS-Filliale lieber vor- oder nachmittags aufsuchen möchte?

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