Auf Wunsch unseres Lesers, Herrn Prof. Uhlig, nach brutalstmöglicher Aufklärung, stellt sich der Herausgeber des Fellow Passenger der zur Zeit grassierenden Fragebogenepidemie mit aller gebotenen Offenheit.
Vier Jobs in meinem Leben
- Briefmarken und Prospekt-Eintütler beim Philatilistenversandhandel „Briefmarken Krüger“ in München. Als ich seinerzeit 14-jährig dort mein Taschengeld aufzubessern suchte, empfand ich meine Vorgesetzten bis auf wenige Ausnahmen als menschenverachtende Despoten. Heute weiß ich, daß der Schein damals nicht trog und hoffe, daß es inzwischen anders ist.
- Autor von Fachartikeln für die DOS-International, einer längst vergessenen Computerfachzeitschrift, die seinerzeit eine tadellose Reputation genoß, durch die grenzenlose Gier nach immer weiteren goldenen Wasserhähnen des kleinwüchsigen Verlegers jedoch schließlich vom Konkurs ereilt wurde.
- Schankkellner und Cocktailrührer in dem Münchner Lokal Ca Va. Bis heute ist unklar, warum zu Beginn jeder Schicht die große Korbflasche Cianti Classico voll, aber bereits entkorkt war, obwohl im Keller nie Chianti in solchen Gebinden lagerte. Es ist mir ebenfalls unerklärlich, warum der flaschenweise (0,75 l) ausgeschenkte Chianti von den Gästen als erheblich schmackhafter empfunden wurde, als der offene. Die Geschäftsführerin, die immer mit einem Trichter mit sich führte, um die Lagerbestände zu prüfen, war mir sehr unsympathisch. Heinz, den Betreiber habe ich aber nie danach gefragt.
- Als Koch im Münchner Lokal Kilombo hatte ich viel Spaß. Eigentlich wollte ich nur mal zuschauen, wie es in einer gewerblichen Küche zugeht. Kurz darauf durfte ich kochen, die Tageskarte zusammenstellen und jederzeit kostenlos essen und trinken. Gerne woltle man mir die Küche ganz überlassen, die ich dann aber alleine hätte betreiben müssen. Einen solchen Posten als Einzelkämpfer wollte ich aber nicht.
Vier Filme, die ich immer wieder sehen kann
- Dead Men Don’t Wear Plaid kenne ich bald auswendig, finde den Film aber trotzdem noch immer zum Brüllen komisch. Übrigens finde ich alle anderen Filme mit Steve Martin einfach nur öde.
- The Good Thief, gibt es eigentlich noch nicht lange genug, um als „All-Time-Favourite“ gelten zu dürfen. Ich habe Ihn aber bereits viermal angesehen und bin sicher, daß ich ihn auch beim nächsten Mal hinreißend finden werde.
- Auch wenn ich Highlander schon oft gesehen habe, möchte ich hier lieber Subway anführen, in dem ebenfalls Christopher Lambert die Hauptrolle spielt. Diese Gesellschaft unterhalb der Gesellschaft hat mich von Anfang an und immer wieder aufs Neue fasziniert. Luc Besson nervte ja nicht nur mit Léon, Taxi und Le Transporteur, sondern hat immerhin auch Perlen wie Nikita und Le Grand Bleu hervorgebracht.
- Man sollte diesen Planeten nicht verlassen, ohne Clerks gesehen zu haben.
Vier Orte an denen ich gelebt habe
- Blumenstaße in München, die irgendwann auf einmal „An der Hauptfeuerwache“ hieß. Sogar die Hausnummer dezimierte sich um 26. Da hat die Stadtverwaltung ganze Arbeit geleistet. Zum Glück habe ich trotzedem immer in jedem Zustand nachhause gefunden.
- Boston, MA, USA. Die Adresse ist mir leider entfallen. Einen langweiligeren Ort vermag ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht vorzustellen.
- Welfenstraße in München. Zu der Zeit spielte ich ganz passabel Pool, da wir im Eingangsbereich einen passenden Tisch hatten und ich tatsächlich jeden Tag mindestens eine Stunde gespielt habe. Leider verlernt man nichts so schnell wie das Billiardspiel.
- Kurfürstenstraße in München. Bis jetzt am Besten. Ohne Gewaltanwendung werde ich hier nicht mehr weichen. Zur Zeit ist übrigens ein Zimmer zu vermieten. Näheres in Kürze.
Vier TV-Shows, die ich gerne sehe
Ich bin nicht besonders Fernseh-affin und besitze auch keinen solchen Apparat. Daher beschränke ich mich auf ältere Fernsehserien, die heute wohl nicht mehr gezeigt werden.
- Star Trek, die einzig wahre Ausgabe mit William Shatner, Leonard Nimoy, James Doohan und DeForest Kelley. Jean-Luc Picard ist nämlich ein übler Spießer und Deep Space Nine ist Lindenstraße im Weltraum.
- The X-Files. Davon jene Episoden, die sich mit dem roten Faden der Verschwörungstheorie befassen. Die „Monster of the Week“-Folgen empfand ich deutlich weniger fesselnd. Das wöchentliche Treffen mit Freunden, die ein Fernsehgerät haben, war aber immer sehr nett.
- Jene frühen Folgen von Ally Mc Beal, in denen immer wieder völlig abstruse Spezialeffekte zum Einsatz kamen, wie etwa meterlange Zungen oder singende Frösche im Toilettenbecken.
- Die Sendung mit der Maus
Vier Orte, an denen ich Urlaub gemacht habe
- Kanada mit dem Motorrad von British Columbia über Alberta, Saskatchewan und Manitoba nach Quebec. Eigentlich hatte ich vor dorthin auszuwandern. In Prince Albert lernte ich einen deutschen Emmigranten kennen, der mit dem platten Spruch, „beim Nachbarn ist das Gras immer grüner“, klarmachte, daß der Ort unwichtig ist. Banal aber wahr.
- Thailand vom goldenen Dreieck bis Malaysia. Eine Reise, die meine Freundin zunächst nicht mit mir unternehmen wollte. Zum Glück haben wir es schließlich doch getan. Die Partnerschaft ist längst vorbei, die Reise lebt weiter.
- Venezuela von Caracas über Merida, bis zum Amazonas. Putzig ist schon der Flughafen Puerto Ayacucho. Das Terminal ist eine Stohhütte, wo das Gepäck von Hand von der DC-8 (50 Plätze, davon 11 besetzt) hinter den Schalter, eine improvisierte Bierbank, getragen wurde, wo man es mit einem Gepäckschein mit Barcode entgegennehmen durfte. Einen Barcode-Leser gab es freilich nicht. „Den schwarzen Seesack da hinten, bitte!“, war aber eindeutig.
- Das Seegelboot Juanita, bei diversen Törns zwischen Triest und Valencia. Für diese Geschichten mache ich vielleicht mal eine eigene Serie. Von meinem Zippo im Hafenbecken von Schibenik, einhandgesegelten Fender-über-Bord-Manövern und spektakuären Beinahe-Havarien gibt es einfach zu viel zu berichten.
Vier meiner Lieblingsgerichte
- Spaghetti Carbonara, klassisch nur aus Nudel, Ei, Speck, Parmesan und Petersilie, von mir selbst zubereitet
- Gebratener Tintenfisch mit Knoblauch und Pfeffer, im Chao Khun in der Türkenstraße
- Spargel mit hölländischer Sauce von meinem Vater zubereitet
- Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, der für mich die letzte Bastion der Demokratie darstellt.
Im Grunde gibt es kein Lieblingsgericht von mir. Ein sorgfältig zubereitetes Rührei versetzt mich ebenso in Verzückung, wie mich eine lieblos zerkochte Jakobsmuschel mit Abscheu erfüllt. Ravioli in Tomatensauce können ein perfektes Essen sein. Es gibt unter dem gleichen Namen auch eine Mischung aus Ketchup und Mehl von Maggi, die man bestenfalls unter ständigem Rühren in den Abfluß schütten kann. Der Koch steht für den Genuß, nicht der Name der Speise.
Vier Webseiten, die ich täglich besuche
- bloglines.com, vielleicht die blödsinnigste Art zu schauen, wer wo was neues geschrieben hat.
- So ärgerlich es ist, aber zu google.com scheint keine Alternative zu existieren. Zeit wäre es.
- Wer täglich Stunden mit netten Menschen telefonieren möchte, die trotz fester Bindung nicht genügend Ansprache finden, weiß billiger-telefonieren.de gewiß zu schätzen, sofern er wie ich nicht über einen Least-Cost-Router verfügt.
- Aus ureigenem Interesse lese ich fellowpassenger.de mehrmals täglich. Zu meiner täglichen Lektüre gehören auch die dort ausgesprochenen Leseempfehlungen.
Vier Orte, wo ich jetzt lieber wäre
- Vor der münchner Oper im Sommer. Der Asphalt ist nirgendwo in der Stadt glatter. Wer mit Rollen an den Füßen unterwegs ist weiß das.
- Harrys New York Bar. Charles Schumann hat dort gelernt, aber nicht alles. Harry ist nun längst in Rente. David, sein Sohn, hat lieber bis zuende zugehört, statt Bücher zu schreiben. Deswegen ist dieses Lokal weiterhin die beste Bar des Planeten.
- In einer Hängematte im südamerikanischen Regenwald. Spinnen, Ratten und Schlangen tummeln sich unten, Vögel und Fledermäuse oben. Dazwischen schläft es sich vorzüglich und alles ist grün.
- Auf dem Meer, egal welches. Ein Schiff unter dem Hintern sollte aber sein.
Vier Blogger, die das über sich ergehen lassen sollen
- Herr Zaf, in dessen Konzept das garantiert nicht passt und der sich über diesen Aufruf hoffentlich ärgert. Zudem bringt er sicher ein paar schöne Aspekte zum Thema Film, mit noch höherer Schwarzweiß-Quote als ich.
- Herr Kubelick, der sich schon beklagt hat, von diesem Fragebogenschneeball noch nicht erfasst worden zu sein.
- Die anderen haben wohl schon alle. Wenn nicht, bitte bedienen Sie sich gerne selbst.
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