Keine andere Sportart ist in Deutschland so beliebt wie Fußball. Allerdings nur theoretisch. Denn tatsächlich spielt kaum jemand dieses Ballspiel selbst. Jogging, Skifahren oder der Besuch in einem Fitness-Studio zählen viel häufiger zu den bevorzugten Möglichkeiten körperlicher Ertüchtigung, deren Ausübung aber freilich nicht im Fernsehen übertragen wird.
Auch andere Mannschaftssportarten wie Völkerball, Eishockey oder Volleyball vermögen die Massen nicht in Aufregung zu versetzen.
Die Millionen von Fußballfans erwecken selten den Eindruck, als sein sie selbst in der Lage, das Spielfeld auch nur einmal im Laufschritt zu durchqueren. Solche Strecken pflegt der Fußballfan lieber per U-Bahn zu überwinden, wo er Mitreisende gerne mit seinem reichen Sprachschatz („Olé, olé, olé, olé“) heiser aber lautstark zu beeindrucken sucht. Um das Bewußsein der Zuhörer auch für noch komplexere Dichtung in Form zeitgenössischen Liedgutes („Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Löwen nicht“) zu erweitern, verströmt der Fußballfan hochkonzentrierten Alkoholdunst. Deswegen nimmt er pro Spieltag fast das Doppelte seines Körpergewichts an Bier zu sich.
Um nicht mit den Anhängern der gegnerischen Mannschaft verwechselt zu werden, deren Habitus identisch ist, gewandet er sich sich in eine auffällige Uniform, die selbst im Vollrausch Verwechslungen ausschließt.
Der Fußballfan hat eine stark ausgeprägte Bindung zu seiner Gruppe. Wird er vereinzelt, kauert er sich sogleich zusammen und beginnt sich zu übergeben. Er verliert dann rasch das Bewußtsein und defäktiert sich in seine Kleidung.
Kaum zu beschreiben ist die freudige Erwartung auf die kommende Fußballweltmeisterschaft 2006. Was für ein Glück, daß München über so ein, glanzvolles neues Fußballstadion verfügt.