PR-GAU Leichgemacht

Sollte dieses Schreiben tatsächlich von Prof. Dr. Jürgen Marten, dem Ethikbeauftragten des Transparency International Deutschland e. V. stammen und dieser Blog-Eintrag bei Gedankenträger auf den es sich bezieht, den Tatsachen entsprechen, hat sich der Verein ein PR-Eigentor geschossen.

Man kann dem Verfasser des Schreibens zugute halten, daß er die Autorin des Weblogs Gedankenträger zunächst formlos per E-Mail dazu aufforderte den Artikel aus dem Netz zu nehmen, statt gleich eine Abmahnung zu schicken. Der Abmahnwahn ist inzwischen ja schon zu einer Art Breitensport der Unternehmen avanciert.

… Die von Ihnen aufgestellten Behauptungen entsprechen im wesentlichen nicht den Tatsachen, da wo es sich um Ihre Bewertungen handelt wird der Tatbestand der rechtswidrigen Schmähkritik erfüllt.

Die schwammige Formulierung und die unverholene Drohung mit potentiell ruinösen Verfahrenskosten lassen Vermuten, daß man es bei Transparency International Deutschland mit der Ethik nicht so genau nimmt, wie man es bei einem Verein der sich gegen Korruption einsetzt erwarten möchte. Zudem klingt das so, als ginge der Drohbriefschreiber davon aus, daß er im Fall eines Rechsstreits ohnehin kein Land sehen würde.

Sollte das [die Löschung des Artikels] nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind.

Sollte das nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind.
Daß dem Verein der Bericht mißfällt ist verständlich. Immerhin legt er nahe, daß es zur Personalpolitik der Organisation gehört, Mitarbeiter nach Ende der Probezeit grundsätzlich nicht übernehmen, sondern durch einen neuen zu ersetzen, der wiederum nur auf Probe beschäftigt ist. Dadurch würde verhindert, daß die betreffenden Mitarbeiter je Anspruch auf Kündigungschutz erlangen.

Nachdem der beanstandete Artikel ganz offensichtlich auf Hörensagen beruht, darf man sich wundern, warum der Antikorruptionsverein ihm eine solch große Bedeutung zumisst.

Sicher ist dagegen eines: Die erst durch den bösen Brief entstandene öffentliche Meinung hat sich Transparency International Deutschland sicher nicht gewünscht. Hier ein kleiner Ausschnitt:

Update: Bei Ronsens gibt es eine noch umfangreichere Liste.

Kommentare

7 Antworten zu „PR-GAU Leichgemacht“

  1. Avatar von Frank

    *LOL*, “Transparency International” auf Platz 1 und Transparency auf Platz 3 bei Technorati Search! Das ging aber fix! 😉

  2. […] Alles das bewegte und bewegt die Bloggerszene und das zu recht. Auch mich lassen diese ganzen Themen natürlich nicht kalt und ich verfolge die Ereignisse genau. Auch wenn man es nicht glauben mag, weil ich über diese Themen nichts schreibe, so mach ich mir wie viele andere auch dazu so meine Gedanken. Ich veröffentliche sie allerdings nicht und das aus folgenden Gründen. Meistens erfahre ich erst wenn ich nachts von der Arbeit komme von diesen Ereignissen. Damit kann ich gut leben. Das bedeutet aber das eigentlich schon alles gesagt ist und das auch meistens sehr gut gesagt bzw. geschrieben ist. Von Leuten die Ihre Gedanken zum jeweiligen Thema besser aus drücken können. Von Leuten mit mehr Hintergrundwissen und Ahnug von dem was da passiert ist oder passieren wird. Das ist auch gut so finde ich. Natürlich könnte ich dann trotzdem noch was dazu schreiben, aber das möchte ich nicht weil ich doch nur das wiederholen würde was schon längst veröffentlicht wurde. Ich finde das würde eher so aussehen, als wenn ich da schnell auch noch was zu schreibe um auf den „Trafficexpress“ aufzupringen. In dem Artikel würde nicht viel neues stehen und vielleicht würde dieser sogar den anschein erwecken, als hätte ich andere Postings nur etwas anders Formuliert und unter meinem Namen veröffentlicht. Das würde ich natürlich nicht machen, sondern es wäre schon meine eigene Meinung. Aber das ist für den Leser ja nicht wirklich ersichtlich, ob ich das nur wegen dem Traffic schreibe oder weil ich das wirklich denke. „Wenn man keine Ahnung hat, einfach die Fresse halten“ sagte Dieter Nuhr in seinem Bühnenprogramm und auch wenn ich es nicht immer schaffe mich daran zu halten versuche ich doch nach diesem Motto zu handeln. Man muß nicht immer und überall zu alles und jedem seinen Senf abgeben. Klingt vielleicht komisch von einem Blogger und ganz ehrlich überlege ich oft “Muß ich jetzt dazu auch was sagen?” oder “Soll ich das jetzt auch noch schreiben?”. In meinem Feedreader sind aktuell 114 Blogs aboniert. 114! Natürlich wiederholen sich da einige Ereignisse. Gerade bei den populären News wie die oben erwähnten, bleibt es nicht nur bei 2 oder 3 Artikeln zu einem Thema. Ich erwische mich dann regelmäßig, wie ich entsprechende Beiträge gar nicht mehr lese sondern gleich zum nächsten springe. Was eigentlich nicht gut ist, weil einen doch wichtige Informationen verloren gehen könnten oder man einfach einen gut geschrieben Eintrag verpasst. Aber wenn man schon zum 7. mal liest das der Pornodarstellerin XY die rechte Brust platzte und ihr Silikonkissen davon rannte wird es eben doch langweilig. Also erspare ich euch lieber was ich zu diesen Themen denke. Es ist doch eigentlich alles gesagt und das kann man nachlesen. Zum Beispiel: hier, hier, da, dort, hier, dort, da, auch hier, hier und hier sowieso. Ich lese lieber einen guten Artikel der das ausdrückt was ich denke und gebe da vielleicht ein kommentar ab, bevor ich 2 Beiträge verfasse in denen dann doch nur das steht was bei 8 anderen auch steht. Also bloß weil ich zu diesem oder jenem nichts sage, muß das nicht bedeuten das ich es richtig finde oder es mir am Arsch vorbei geht. Wenn es darum geht für unsere rechte zu kämpfen und mit der Faust auf den Tisch zu hauen bin ich sicher einer der ersten die aufspringen. Wenn ich das Gefühl habe ich muß was sagen, dann reiß ich mein Maul schon auf und dann werden sich noch einige wünschen das ich wieder schweige und nur lese. Wenn ich euch also nicht wiederspreche, könnt ihr sicher sein das ich eurer Meinung bin und hinter euch stehe. Schade nur das zu viele immer schweigen werden und sich zu viel gefallen lassen. Aber auf mich könnt ihr zählen. […]

  3. Avatar von CountZero

    scheint derzeit extrem en vogue zu sein, einen in mühevoller arbweit aufgebauten ruf in windeseile durch eine vorschnelle abmahnung oder – wie im vorliegenden fall – durch ein dahingerotztes anwaltliches anschreiben zu ruinieren. da sieht man mal wieder, daß selbst unternehmen und eingetragene vereine nicht davor gefeit sind, auch tendenziell gefährlichen (weil geschäftsschädigenden) trends sinnlos nachzulaufen 😀

  4. Transparency International successfully censored German weblog…

    This article explains speaking readers, how Transparency manged to get with two search strings “Transparency” and “Transparency International” into the Technorati Top Five search.

    ……

  5. Avatar von Tom
    Tom

    Da verlässt man München noch am Abend der Bloglesung im Twisted Bavarian, hilft am Samstag seinen lieben Eltern, kehrt am Sonntag zurück nach München und stellt fest: schon wieder ein PR-Suizid – geradezu klassisch, dummdreist, faszinierend.

    Ich kann mir gut vorstellen, der gute Herr Prof. Dr. J. M. hat noch nicht mal die blasseste Ahnung was da auf ihn zukommen wird und freu mich jetzt schon über eine spannende Unterhaltung auf allen KanälenBlogs.

  6. […] Moni S., die Autorin des Weblogs Gedankenträger erhielt am Freitag eine E-Mail, die offenbar vom Justiziar des Vereins Transparency International Deutschland stammte. Unter Androhung rechtlicher Schritte wurde sie aufgefordert einen Bericht über die Personalpraxis des Vereins aus Ihrem Blog zu löschen (wir berichteten). […]

  7. […] Über das unsäglich ungeschickte Verhalten des Vereins Transparency International berichtet mitlerweile auch Focus Online. Durch das nervöse Taktieren der Geschäftsleitung wird das ungünstige Bild des Vereins nicht gerade besser: Transparency International reagierte. Mit Nervosität. Auf Anfrage von FOCUS Online lehnte Geschäftsführerin Dagmar Schröder noch am Montagnachmittag jede inhaltliche Stellungnahme ab: Da es sich um Personalangelegenheiten handele, sei sie zur Verschwiegenheit verpflichtet und könne noch nicht mal mitteilen, welche Aussagen im ersten Blog-Posting unwahre Behauptungen gewesen seien. […]

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