Berlin oder so.

Neue Bücher erscheinen immerzu und reichlich. Wie jeder routinierte Kritiker meide ich es, Filme oder Theateraufführungen zu besuchen, über die ich schreibe. Selbstverständlich lese ich auch grundsätzlich keine Bücher deren Rezension zu verfassen mir angetragen wird.

Vermutlich weiß auch der Berliner Thomsn-Verlag um meine Praxis und hat daher gar nicht erst erwogen, mir ein Exemplar von „Berlin oder so.“ zur Lektüre anheimzustellen. Damit könnte die Sache erledigt sein, wäre nicht ausgerechnet der netzbekannte Wassermelonenfreund, Herr Undundund der Herausgeber. „Na undundund“, höre ich Sie nun lakonisch fragen, „warum soll ich deswegen ein Buch lesen?“ Das will ich Ihnen sagen:

Zum einen hat Herr Undundund aus literarischer Sicht eine hervorragende Wahl getroffen. Zum anderen können Sie die schönsten Bloggeschichten lesen, ohne dauernd auf Ihren Bildschirm zu glotzen. Sogar unterwegs und ohne Strom!

In „Berlin oder so.“, finden Sie wohlfeile Worte der großen Autoren

Falls Sie der im besten Finanzdienstleistungsbranchenblau gehaltene Einband (leider Paperback) mit einer Berlin-Silhouette im Stil von Osvaldo Cavandoli nicht überzeugt, sollten Sie sich Herrn Poodles Von hier nach Daressalam und zurück einmal vorlesen lassen. Spätestens dann werden Sie erkennen, daß sie ohne dieses epochale Werk zeitgenössischer Blogliteratur einpacken können.

Spirituelle Gleichberechtigung

Der Koordinierungsrat der Muslime (KRM) will laut Spiegel 16/2007 auf der Islamkonferenz „einen verbindlichen Fahrplan festlegen“, wie „möglichst schnell eine rechtliche Gleichstellung des Islam“ mit anderen Religionen in Deutschland erreicht werden könnte.

Verständlich. The Fellow Passenger, das führende Fachblatt für Religionsfreiheit, hat deshalb folgende erste Schritte erarbeitet:

  • Aus öffentlichen Räumen, wie Schulen und Gerichtssälen werden die Kruzifixe entfernt. Urteile sollen ja nicht in Gottes Namen, sondern im Namen des Volkes ergehen.
  • Religionsunterricht in Schulen entfällt künftig zugunsten gemeinsamer Ethik-Stunden. Glaube ist schließlich Privatsache.
  • Die christlichen Kirchen müssen sich künftig selbst um das Inkasso ihrer Mitgliedsbeiträge bemühen. Die Kirchensteuer wird ersatzlos gestrichen. Deutschland ist kein Gottes- sondern ein Rechtsstaat.
  • Das Grundgesetz ist in Zukunft auch für Religionsgemeinschaften verbindlich. Die Pflicht zur Monogamie entfällt, weil sie mit dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit ohnehin noch nie zu vereinbaren war.
  • Politische Parteien, die gezielt eine einzelne Religion fördern, werden nicht mehr zu Wahlen zugelassen.

Mit fester Entschlossenheit und etwas Glück, wird sich dieser Ansatz in wenigen hundert Jahren umsetzen lassen. Vielleicht sogar in Bayern.

Kurz notiert

  • Hennes & Mauritz setzt neuerdings auf Seniorenbekleidung. Weil die dafür Pate stehende gutsituierte ältere Musikerin schon lange „Mode macht“ überlegt der Textilhändler seine Beinkleider künftig mit besonders saugfähigen Materialien auszustatten.
  • Sports Utility Vehicles (SUV) sind Ausdruck einer Lebenseinstellung: Einen Mißstand herbeiführen, ihn ignorieren und das Gegenteil behaupten. Diese beliebten Automobile sind weder Sportwagen noch Nutzfahrzeuge. Sie heißen nur so.
  • Ein Netz besteht aus lose aneinander geknüpften Löchern. Das Meiste schlüpft eben durch. Deswegen spricht man wohl vom „sozialen Netz“.
  • Ob man schon ab 65 oder erst 67 keine Rente bekommt ist eigentlich egal. Schade ist nur, daß meine Beiträge zur Rentenversicherung nicht meinen Eltern zugute kommen, die ihre Freiheit lieber hier als am Hindukusch genießen würden.
  • Wenn man Handgreiflichkeiten mit Frau Halmich austauschen möchte, ist man entweder Masochist oder ein bekannter Fernseh-Metzger. Am Besten beides.