Monat: Dezember 2007

  • Port Elisabeth

    Sollten Sie je nach Port Elisabeth kommen und, vor allem, einen Sinn für Skurilitäten haben, verbringen Sie eine Nacht im Backpackers Base Camp. Entgegen der fortwährenden Beteuerungen der Betreiberin befindet sich Port Elisabeth Central nicht wirklich in einer sonderlich gepflegten Gegend. Genaugenommen ist es unweit des dortigen Elendsviertels.

    Elend ist es auch, in Südafrika mit einem Automobil zu reisen, weil die Wilden auf der falschen Straßenseite zu fahren belieben. Damit nicht genug: Die Fahrzeuge werden auch verkehrt herum zusammengebaut. Das Lenkrad befindet sich auf der rechten Seite und der Schaltknüppel links davon. Sie können sich keine Vorstellung davon machen, wie oft Sie bei dem Versuch den Gang zu wechseln, versehentlich mit der rechten Hand aus dem Fenster greifen. Die Wilden sind keineswegs einsichtig, was die Wahl der Straßenseite betrifft, wie anhand des folgenden Dialogs offensichtlich wird:

    „You drive on the wrong side of the road.“
    „No, you do. Here we go on the left side.“
    „That’s what I’m saying. You don’t go on the right side.“
    „Right, it’s left.“
    „Right is not left.“
    „That’s right. But the left side is the right side.“

    Sie bemerken bereits die Ausweglosigkeit, die in Südafrika fuer so viele Unterfangen bezeichnend ist.

    Nicht ohne Ausweg ist besagter Aufenthalt in Backpackers Base Camp. Treffen Sie die in Ihren frühen 70ern befindliche Betreiberin in Ihrem Schlafgemach, das als Rezeption dient. Der graumelierte Herr an ihrer Seite ist der Gemahl, den Sie nicht weiter beachten.

    Erleben Sie, wie die Matriarchin ihre Bediensteten herumkommandiert, beispielsweise wenn sie einen Fleck auf einem Bettuch entdeckt. „Charlotte, come quickly“, kreischt sie frenetisch mit sich überschlagender Stimme.

    Zweifellos ein großes Erlebnis ist es, wenn der ebenfalls dort hausende rund 30-jährige Sohn, seine Mutter um Geld bittet und sie dann mitbekommt, daß er im Begriff ist, dafür etwas Kokain zu kaufen. Dann erhebt sie Ihre Stimme um den Anbieter auszutreiben. „Don’t you sell this to my son! I curse you! I curse you!“

    Dazu wedelt sie mit einem mit Aluminiumbronze angestrichenen Rosenkranz aus Kunststoff, den sie sonst in einem kleinen Metalldöschen aufbewahrt. Manchen Gästen vertraut sie zuweilen an, daß es sich dabei um eine Reliquie handelt, die einem ihrer Vorfahren persönlich überreicht wurde — und zwar vom Papst. Von welchem ist allerdings unklar.

    Wenn Ihnen diese Gastlichkeit zu viel wird, mieten Sie sich am Besten ein Auto, zum Beispiel bei Aroundaboutcars und ergreifen die Flucht. Man wird Ihnen den Wagen direkt vor der Haustüre übergeben und Sie können je nach Wetter- und Verkehrslage in fünf Stunden in Cintsa sein. Dabei handelt es ich um eine kleines Dorf 20 Kilometer nördlich von East London, landschaftlich sehr ansprechend in einer malerischen Bucht am indischen Ozean gelegen.

  • Expedition nach Suedafrika

    Suedafrika hat den Vorzug, nicht von Portugiesen oder gar Franzosen unterjocht worden zu sein, sondern von der englischen Krone. Aus diesem Grund ist die Mehrzahl der Einwohner des Englischen mehr oder weniger maechtig.

    Der „Sommer“, wie die Eingeborenen die Regenzeit euphemistisch bezeichnen, dauert von Dezember bis Februar. In dieser Zeit ist der Himmel stets bedeckt und Regenschauer wechseln sich mit schweren Gewitterstuermen in unvorhersehbarer Folge ab.

    Die Wilden, von denen Suedafrika bevoelkert wird, lassen sich grundsaetzlich in zwei Staemme einteilen, die sich auch vom Laien einfach durch ihre Hautfarbe unterscheiden lassen. Die eher traegen, harmlosen Schwarzen sind in der deutlichen Ueberzahl. Der andere Stamm ist von weisser Hautfarbe und durch gewisse Durchtriebenheit gepraegt. Frueher hat er die Schwarzen haeufig verschleppt, unterdrueckt und sogar versklavt. Heute blicken wir in das neue Suedafrika, wo nicht mehr zwischen schwarz und weiss unterschieden wird, sondern zwischen arm und reich.

    Anstelle von Geld hat sich in Suedafrika der Rand etabliert. Noch ist unerforscht wo die Mitte zwischen den Raendern liegt. Vermutlich ist der Rand deswegen ein wilder Wust von bedruckten Baumwoll-Lumpen und kleinen Blechscheiben die voellig wertlos sind. Um einen Inlandsflug von Johannesburg nach Port Elisabeth zu bezahlen verwendet man besser eine Kreditkarte, weil die notwenige Anzahl der Randlappen zu hoch ist, als dass sie in einen der Bankautomaten passen wuerde. Zumindest kann man dort nicht so viel abheben, wie man im Geschaeft nebenan ausgeben moechte.

    In einer Unterkunft nahe des Flughafens Johannesburg (Airport Backpackers) lassen wir uns einen Tag Zeit um unsere Expedition vor Ort genauer zu planen. Der ortsansaessige Eingeborene nimmt uns freundlich auf und macht uns mit den Gebraeuchen seiner Sippe vertraut. Um das mit einem Elektrozaun und Stacheldraht umgebene Grundstueck zu betreten muessen wir eine sechsstellige Nummer am Tor eintippen. Der Suedafrikaner lebt gerne in einem Gefaengnis.

    Unsere naechste Etappe soll Port Elisabeth sein.