Novelle der Reform des überarbeiteten EU-Telekom-Pakets

Weil bis zur Abstimmung über das sogenannte EU-Telekom-Paket, daß den Internetzugang wieder auf das amerikanische Militär beschränken soll, noch ein paar Tage Zeit bleiben, arbeitet die EU mit Hilfe der Film- und Musikindustrie gerade an der nächsten Stufe, einer Richtlinie für allgemeine Kommunikationsprävention. Die wichtigsten Punkte vorab:

  • Ortsgespräche müssen 24 Stunden vorher bei der zuständigen Telefongesellschaft angemeldet werden. Überregionale Telefonate bedürfen einer schriftlichen Begründung. Außerdem gilt für sie der sogenannte Richtervorbehalt. Auslandsgespräche werden überhaupt nicht mehr vermittelt, denn sie gelten als zu teuer.
  • Briefumschläge müssen künftig aus Transparentpapier gefertigt sein. Als Mindestgröße ist DIN C4 vorgesehen. Bei mehrseitigen Schreiben ist pro Bogen ein Kuvert zu verwenden. Gefaltete Dokumente gelten ab 2009 automatisch als Drucksache und dürfen auch im bisher üblichen (unverschlossenen) Umschlag transportiert werden.
  • Bleistifte und Kugelschreiber müssen mit einer EU-weit zentral erfaßten Seriennummer ausgestattet sein, die durch einen künstlich erzeugten DNA-Marker fest in die Mine kodiert ist. Für Tintenpatronen und Tonerkartuschen wird dieses Verfahren erst ab 2010 Pflicht.
  • Betreiber von Schwarzen Brettern sollen verpflichtet werden, die Aushänge vor der Veröffentlichung in digitalisierter Form an das zuständige Finanzamt weiterzuleiten und eine Genehmigung abzuwarten.
  • Für Foto- und Videokameras werden anstelle der bisherigen Speichermedien nun UMTS-Karten verbindlich vorgeschrieben, mit denen die Bilder direkt in eine europäische Zentraldatei gespeichert werden. Abzüge der Aufnahmen können jederzeit über ein Formblatt beantragt werden.
  • Nach über zehn Minuten zähen Ringens mit den Datenschutzbeauftragten der EU, soll es weiterhin erlaubt sein, Daten zu verschlüsseln. Für höchste Sicherheit soll dabei ein Schlüsselpaar sorgen, dessen beide Teile die NSA gegen eine geringe Gebühr jedem EU-Bürger zur Verfügung stellt.
  • Alle Bürger sollen verpflichtet werden, spezielle Hörgeräte und Brillen zu tragen, die eine Wahrnehmung unlizensierter Werke und schädlicher Eindrücke ausfiltert.

Die Richtlinie war am 29.6.2008 von 20:45 bis 21:30 Uhr in Haspelmoor im Keller der Pater Rupert Mayer Kapelle ausgelegt. Nachdem das anschließend von 21:45 bis 22:30 Uhr abgehaltene Referendum keine nennenswerte Zahl an Gegenstimmen erbrachte, müssen die Mitgliedstaaten die neue Richtlinie bis morgen Nachmittag umsetzen.

Kommentare

20 Antworten zu „Novelle der Reform des überarbeiteten EU-Telekom-Pakets“

  1. Avatar von ZAF

    Könnte man im Haspelmoor nicht die ganze Politikerbagage endlagern, Herr Fellow Passenger?

    Und was ist mit telepathischen Verbindungen? Sind die wie Auslandsgespräche zu behandeln?

  2. Avatar von Fellow Passenger

    Theoretisch ja, Herr ZAF, allerdings sieht eine ordnungsgemäße Endlagerung vor, daß das Material zunächst ein paar Dekaden mit der Bahn zwischen verschiedenen europäischen Zwischenlagern pendelt, ehe es schließlich in Vergessenheit gerät.

    Für telepathische Verbindungen stellen Sie einfach Ihre personal Firewall für die IP-Adresse 12.110.110.204 auf Durchzug. Sie benötigen dann keine Einzelgenehmingungen mehr.

  3. Avatar von ZAF

    Meinetwegen kann man auch so eine Art Politikerlandverschickung betreiben, Herr Fellow Passenger, schließlich verfügen alle Parlamentssitze über einen eigenen Bahnhof. Da sollte es nicht das Problem sein, die alle in ein paar Wagen zu stecken. Es existieren z.B. auch diese praktischen Doppeldeckerwagons. Da spart man wertvollen Platz.

    Was wurde eigentlich seinerzeit aus dem radioaktiv verseuchten Milchpulver?

    12.110.110.204? Also da empfange ich so eine Art kosmisches Grundrauschen, das allerdings wie eine „Komposition“ von Dieter Bohlen klingt. Sun Ra wäre mir viel lieber gewesen (Sie wissen schon Space is the place), da ist wohl was falsch gelaufen mit der IP. Ich glaube, ich habe jetzt Telepathiekrebs.

  4. Avatar von fellow passenger

    An das Milchpulver hatte ich bei meinen Ausführungen gedacht, Herr ZAF. Vermutlich wurde es aber inzwischen nach China verkauft.

    Nur Grundrauschen, ungefähr so wie die allgegenwärtige kosmische Hintergrundstrahlung? Dann sind Sie schon richtig.

  5. Avatar von Blogwart

    „Ortsgespräche müssen 24 Stunden vorher bei der zuständigen Telefongesellschaft angemeldet werden. Überregionale Telefonate bedürfen einer schriftlichen Begründung.“

    Gilt das auch als Kunde der Telekom? Da ist doch schon alles sicher.

  6. Avatar von fellow passenger

    Das gilt auch für die Telekom, Herr Blogwart. Dort ist zwar schon alles sicher, dennoch ist die Vorlaufzeit notwendig, um ein SEK in Reichweite Ihres Standorts zu postieren, das Sie gegebenenfalls vor verbotener oder gefährlicher Kommunikation beschützen kann.

  7. Avatar von ZAF

    We’re the CryptoKids and we love cryptology.

    Was Sie immer wieder für komische Sachen verlinken, Herr Fellow Passenger. Neulich erst die einäugige, schwarze Katze mit Katzenaids und nun finde ich bei dem anderen Link die Cryptokids. Was kommt als nächstes? Ein Festival wie dieses hier: http://www.wulffmorgenthaler.com/strip.aspx?id=cbcbadea-531d-4255-a240-7ce70de91034

  8. Avatar von kubelick
    kubelick

    also ich weiss nicht, mein bester fellow! kommunikation ist völlig überbewertet. gerade hatte ich fertigdiskutiert über essverhalten und die wiedersprüchlichkeiten bei manchen carnivoren: zwar mögen sie nicht auf das fleisch verzichten, finden jedoch desen gewinnung unappetlich und unethisch. mein antwort darauf: angebot und nachfrage. zwar wird es länger dauern die produktion zu reduzieren oder der überschuß wird nach china zu den verstrahlten milchpulver hinzugepackt. aber. m.e ist das die treibende dynamik. legt man kein wert auf kommunikation (wie in der ehemaligen glorreichen union der soviet republiken – war ja sowieso alles gelogen), werden keine telefone hergestellt und man wird gezwungen einfach so bei den freunden aufzutauchen und zu hoffen, sie stehen nicht gerade an irengendeiner schlange um 100g hack zu ergattern.
    wird nicht mit den nicht vorhandenen telefonen parteifeindliche nachrichten überbracht, muss man keine massnahmen zu deren regelung diskutieren. obschon auch über nicht vorhandenes eben in dieser union jahrzentelang debattiert wurde. zum beispiel, ob brezhnev eine zombie ist oder doch eine marionette. naja, solzhenitzin war jahre lang in kanada (mit telefon) und dort scheint die luft auch dünn zu sein.
    politiker als sondermüll ist eine eccentrische gedanke. eine wahre bereicherung. aber wir wissen ja, wie lange es die halbwertszeit von sowas dauert. bis sie sich halbwegs abgebaut hatten… die geschichte besticht durch ihre ironie-sie überdaurn uns.

  9. Avatar von Michael

    Das sind doch einmal vernünftige Maßnahmen, endlich wird etwas für die Sicherheit von uns Bürgern getan. Ich bin sehr dankbar, dass Sie ihre Leser so zeitnah und umfassend informiert haben. Nieder mit der sambischen Maisbauernmafia!

  10. Avatar von Das fehlende "a"
    Das fehlende „a“

    Das ist ja wohl klar, dass diese Regelungen noch viel zu harmlos sind. Sollen sich die Bürger nur beschweren! 😉

  11. Avatar von Fellow Passenger

    Eigentlich geht der jüngste Vorstoß der Europäischen Union auf bewährte Konzepte aus der Deutschen Demokratische Republik zurück, mein bester Herr Kubelick. Aber Sie haben selbstverständlich trotzdem recht, wenn Sie auf die Союз Советских Социалистических Республик abheben, deren Dependance die DDR ja immerhin war.

    Das Schlimmste an der sambischen Maisbauernmafia, verehrter Herr Michael, ist ja daß sie ihren Machenschaften von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt nachgeht. Nicht einmal dem Bundesnachrichtendienst ist es gelungen sie zu unterwandern. Aber damit ist jetzt entgültig Schluß, denn die bekommt jetzt Fernsehverbot.

    Völlig richtig, werte Frau oder werter Herr Das Fehlende „a“, diese komischen Bürgerrechtsvereine, sei es das Bundesministerium für Inneres oder die EU, nehmen die Interessen der Wirtschaft und der sinnvollen Entwicklung eines totalitären Präventionsstaats einfach nicht ernst genug. Vor lauter Abstrakter Bedrohungslage traut sich dabei ja bald kein Mensch mehr auf die Straße.

  12. Avatar von kubelick
    kubelick

    werter bester mr. jolly good!
    sie haben auch nur zeit satirische beiträge zu schreiben, weil sie nicht stundenlang für ein paar scheiben kalbfleischwurst schlange stehen müssen. ethik, freiheit, metaphysik und die satire-das sind privilegien der gesättigten. als die milchbauer für mehr geld kämpften und die milchprodukte knapper wurden, hat kein mensch darüber nachgedacht, dass sich im reformhaus die regale biegen mit milchsurrogate aus soya und desgleichen, wofür – immerhin-der regenwalt herhalten muss. verwöhntes pack!

    unnatürliche, aufgezuwungene zustände, schranken, und d. g., müssen mit nachdruck gestützt werden. vielleicht herrscht bei den führungselite die meinung, dass ein hedonistisch ungesundes mass an freiheit bereits die bevölkerung heimsucht und es müssen antitoxische massnahmen ergrifen werden. diese heimtückische, karzinogene säuche ist am deutlichsten im netz zu beobachten, auch im ausgedruckten zustand.

    *krächts*

  13. Avatar von Fellow Passenger

    Satire ist manchmal auch eine Übersprungshandlung, die automatisch einsetzt, wenn man den Einsatzbefehl erteilen möchte und feststellt, daß man gar kein Arsenal an Kernwaffen besitzt, mein lieber Herr Kubelick.

  14. Avatar von kubelick
    kubelick

    ganz im gegensatz zu sarkasmus. den kann man sich nur leisten, mit der rückendeckung der kernkraftwaffen.

  15. Avatar von Fellow Passenger

    Das ist nun wiederum zynisch.

  16. Avatar von fely

    Habe ich das richtig verstanden, Satire ist entbehrlich, Kernwaffen hingegen sind’s nicht?
    Ich habe das nämlich schon immer vermutet.

  17. Avatar von fellow passenger

    Es kommt natürlich darauf an, ob man regiert oder regiert wird, Herr oder Frau Fely. Der bestechende Vorzug an Nuklearwaffen ist ja, daß die damit verbundene Aussage jeder sofort versteht.

  18. Avatar von fely

    Obwohl ich mich mißverstanden fühle, Herr Fellow Passenger, werde ich auf einen – und sei es auch nur propagandistischen – Einsatz von Kernwaffen verzichten.

  19. […] Das Propagandateam der geliebten Bundesregierung hatte mit allem gerechnet: Ein Sperrvermerk bei jugendschutzprogramm.de, der Einsatz der Streitkräfte im Inneren des Rechenzentrums des Webhosters, finaler Rettungsschuß auf den Großen Vorsitzenden oder die Deportation sämtlicher Beteiligter nach Guantanamo oder sogar Haspelmoor. […]

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