Einer Kuh mag ich den Genuß einer schönen Portion Gänsestopfleber freilich nicht nahelegen. Trotz ihrer vier Mägen bleibt ihr diese Speise unbekömmlich. Lieber mag sie Grashalme essen, andauen und später herauswürgen, um sie noch ein zweites mal zu kauen. Zellulose ist eben schwer zu knacken dafür die Kuh geduldig.
Ganz anders der Wolf, dessen kurzer Verdauungstrakt mit rohem Gemüse nichts anzufangen weiß. So schätzt er eher ein Tartar. Trotzdem braucht er auch pflanzliche Vitamine. Gar nicht dumm, holt er sich diese in Form des vorverdauten Mageninhalts eines Tieres das im schmeckt.
Ganz anders geht es dem Schwein, das ein Allesfresser ist. Es mag Gemüse ebenso wie ein Stück Fleisch. Es ist kein Raubtier und kein Weidevieh. So verspeist es eben das was gerade da ist.
So essen alle Tiere das, was ihnen am Besten bekommt. Alle Tiere außer dem Menschen, zumindest jenen, die Vegetarier sind. Die haben zwar kein anderes Verdauungssystem als ihre Artgenossen, aber eine andere Wahrnehmung. Sie konzentrieren sich bei iherer Nahrungssuche zunächst freiwillig vor allem auf wehrlose Pflanzen. Zuerst werden sie von Eisenmangel geplagt, wodurch ihr Selbsterhaltungstrieb weiter schwindet. Bald schon ist ihr Jagdinstinkt soweit erlahmt, daß sie sich nicht einmal mehr in der Lage finden, ein nahegelegene Metzgerei zu betreten. Das nächste Stadium ist soziale Isolation. Sie empfinden sich von Ihren Artgenossen ausgegrenzt, was nicht wenige Vegetarier durch missionarischen Eifer zu kompensieren versuchen. Natürlich werden die Fronten dadurch nur verhärtet. Später entwickelt sich häufig ein Neidkomplex. Sieht der Vegetarier ein Rudelmitglied ein Fleischgericht essen, fühlt er sich übervorteilt. Er fragt sich, warum ein Verwandter vor seinen Augen rücksichtslos das zu sich nimmt, wonach er sich seit Jahren sehnt, das was ihm selbst aber vergönnt ist. Aufgrund der fortgeschrittenen Dissoziation nimmt der Betroffene gar nicht mehr wahr, daß dieses vermeintliche Verbot urspünglich selbstauferlegt war.
Eine Resozialisierung ist außerordentlich schwierig. Wie bei allen schwerwiegenden Störungen ist die Bereitschaft des Betroffenen unbedingt Voraussetzung. Sonst ist jeder Versuch vergeblich. Wichtig ist, dem Vegetarier zu zeigen, daß man ihn trotz seiner Besonderheit mag. Auf keinen Fall darf man Druck ausüben oder versuchen seinen Schützling zu überlisten. Das zerstört das Vertrauen in die Bezugsperson und treibt den Betroffenen unter Umständen noch tiefer in seine Wahnvorstellungen. Das kann soweit gehen, daß er vegan und damit therapieresistent wird. Sachliche Argumentation hilft ebenfalls nicht weiter. Der Vegetarismus geht fast immer mit spezifischem Realitätsverlust einher. So entwickeln die Vegetarier oft ein fein gesponnenes Netz an Wahnvorstellungen, um die Ausweglosigkeit ihrer Situation zu rechtfertigen. Nicht wenige geben vor, der Verzehr von Fleisch würde nach langjähriger Abstinenz schwerste, ja sogar lebensbedrohliche Verdauungsstörungen hervorrufen. Auch treten häufig Ängste vor BSE und Schweinepest auf.
Nur durch behutsame Reizkonfrontation und langfristiges Habituitionstraining kann einem therapiewilligen Vegetarier geholfen werden.
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