Zivilisation nicht wetterfest

Heute wird meine Großmutter 91 Jahre alt. Eigentlich sollte ich diesen Beitrag aus Erlangen schreiben, wo sie lebt. Doch es hat heute geschneit. Deswegen konnte niemand sich auf der Autobahn 9 nach Norden bewegen. Auch nicht der 15 Jahre alte Peugeot 405 mit unserer kleinen Reisegruppe, bestehend aus Sohn, dessen Freundin, ihrer gemeinsamen Tochter, die meine nicht mehr ganz so kleine Schwester ist, und mir.

Unsere Zivilisation hat es geschafft, den Begriff „Halbschwester“ hervorzubringen. Dabei ist er vollkommen idiotisch, denn meine Schwester ist vollständig. Sicher fühlt sie sich selbst gerade etwas unvollständig, weil Ihr Lebensabschnittspartner sie kürzlich verlassen hat. Aber das kann damit wohl kaum gemeint sein.

Gegen schlechtes Wetter hat unsere Zivilisation hingegen kein Rezept. Da schafft man es in fünf Stunden nur von München die 60 Kilomenter bis zur Holledau und zurück, vorausgesetzt man hat Schneeketten.

Sonst sitzt man fest und kann nur auf besseres Wetter hoffen. Bei den Fahrern der gestauten Autos war dafür das Rote Kreuz. Bei unserer Oma war leider niemand.

Kommentare

Eine Antwort zu „Zivilisation nicht wetterfest“

  1. Avatar von Oles wirre Welt

    Herzlichen Glückwunsch der Oma und herzliches Beileid wegen der widrigen Witterung und den damit verbundenen Komplikationen. Meine Oma wird im Juni 91.

    Zur Opern-Quelle: Der Text stammt aus „Loriot’s Kleiner Opernführer“, Diogenes Zürich, 2003.

    Zur K21: Ich habe mich selbst und niemanden dort wiedererkannt. Ich war nur früher mehrfachst mit meiner in Düsseldorf wohnhaften Ex-Freundin dort, wobei unsere Beziehung ein für mich enorm bitteres Ende nahm, das ich hier nicht weiter ausführen will. Insofern emotionale, persönliche und kunstfremde Gründe für einen Nichtbesuch der K21 – Schutz vor eigenen Erinnerungen.

    Mit netten Grüßen und Wünschen für ein trotz aller Witterungswidrigkeiten angenehmes Restwochenende…

    Ole

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