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  • Zum Gedenken

    Heute ist, wie ich gerade zufällig las, der Tag der Pressefreiheit. Gedenken wir also jener Zeit, in der die Presse noch frei genug war, ihre Quellen schützen zu dürfen. Denken wir zurück an die Tage, in denen die Presse noch unabhängig war von Medienkonzernen, die für ausgebildete Journalisten und Recherche kein Geld mehr ausgeben, sondern auf die Quote schielend Emotionen verkaufen.

    Außerdem gedenken wir natürlich jenen Menschen, die in Ländern leben, wo es noch nicht einmal die kurze Zeit zwischen dem 2. Weltkrieg und der Markteinführung des Focus eine freie Presse gab.

  • Abmahnungen an der Grenze zur Rechtsbeugung

    Mit einem flammenden Plädoyer wettert Thomas Hummel in seinem Weblog gegen die Rechtspraxis bei Abmahnungen. Der abschließende Satz seiner Ausfürungen:

    … Deutlicher wäre, und das muß man auch mit dieser Härte konstatieren, die Feststellung, daß sich die Gerichte mit dieser Rechtsprechung nah an der Grenze zur Rechtsbeugung befinden.

    Vielleicht probieren wir mal aus, ob wir mit der Argumentation einen der Abmahner für den uns entstandenen Schaden in Regress nehmen können.

  • Dabei sein ist nur der Anfang

    Nun geht es bei den Olympischen Spielen, wie bei jedem Großereignis, in erster Linie um Geld, und erst nachrangig um Sport. Fernab des olympischen Gedanken, geht es auch darum, wer es schafft, seine lebenden Litfaßsäulen am geschicktesten mit fragwürdigen Erzeugnissen der Pharmaindustrie vollzupumpen, ohne dabei erwischt zu werden. Machen wir uns nichts vor: Dabei sein ist bei weitem nicht alles. Es geht ums Gewinnen und, natürlich, um den Gewinn.

    Wie viel Geistesträgheit mag vonnöten sein, anzunehmen, das IOC habe 2001, als es China für die Spiele nominierte, im Entferntesten an Menschenrechte gedacht? Sicher wird das offenkundige Defizit vom sogenannten freien Westen regelmäßig offiziell beklagt und von China im Gegenzug Besserung gelobt, ehe beide Parteien ihre Unterschrift unter wirtschaftlich aussichtsreiche Verträge setzen. Verbindlich ist dabei allein der Vertragsinhalt, der naturgemäß frei von Menschenrechtsgeplänkel ist, das der Dekoration halber der längst kritiklos gewordenen Kommerzpresse angedient wird, was sie sodann gleichermaßen willfährig wie unreflektiert verbreitet.

    Gedankenlos kurbeln die Meinungsmonopolisten an der Gebetsmühle, die nimmermüde das dumme Geschwätz abspult, Wohlstand und Demokratie gingen miteinander einher, wohl wissend, daß die Wirtschaft Chinas in atemberaubender Geschwindigkeit wächst — nicht trotz, sondern wegen der Abwesenheit von Demokratie, Menschenrechten und sozialen Sicherungssystemen. Dem Denkmodell einer Demokratie mit moderatem Wohlstand für alle, mögen die vorgeblichen Musterschüler des Westens, die selbstgefällig China über Moral belehren zu müssen glauben, doch längst schon selber nicht mehr folgen. Wo die Demokratie für die ungehemmte Mehrung von Reichtum und Macht jener Wenigen lästig geworden ist, werden deren Lakaien in den Parlamenten ihnen dagegen immer gefügiger, wenn es gilt, jeden Tag ein neues Scheibchen dieses Hindernisses zu beseitigen.

    Damit die wertschöpfenden Massen ihre Produktivkraft nicht verlieren, müssen sie nur gefüttert werden und um sie im Zaum zu halten, ohne teures Militärgerät zu vergeuden, was neben Verlusten Arbeitsfähiger auch zu vermindertem internationalen führte, unterhält man sie ein wenig. Panem et circenses!

  • So desinformiert die Presse II

    Zu einem Artikel über Steinigungen veröffentlichte „Spiegel Online“ eine Grafik, die China als „eifrigste Henker der Welt“ darstellt. Die Aussage paßt gut in das aktuelle Stimmungsbild. Allerdings bekommt man, wenn man die Zahlen in Relation zur Größe der Bevölkerung setzt, ganz andere Spitzenreiter in diesem traurigen Wettstreit zu Gesicht.

    Hinrichtungen pro 1 Million Einwohner

    Hinrichtungen pro 1 Million Einwohner (Quellen: Spiegel Online, CIA)

    Daß aber die Wahrscheinlichkeit durch den Staat ermordet zu werden in Saudi Arabien und Iran mit Abstand am höchsten ist, will ja niemand lesen oder gar schreiben.

  • Vom Wesen des Geheimen

    Nachrichtendienst. Das klingt ein Bißchen nach Presseagentur. Vielleicht wie ein Dienstleister, der einem aus der Zeitung vorliest. So ist das mit Euphemimsmen. Sie klingen harmlos bis freundlich und bezeichnen dabei eigentlich Abstoßendes, wie zum Beispiel Spionageeinrichtungen.

    Viele ihrer Namen kennt man. Die CIA der USA, das KGB der ehemaligen Sowjetunion, der englische SIS, der Mossad aus Israel, und natürlich der deutsche BND, haben eines gemeinsam: Außer ihren Namen weiß man so gut wie gar nichts. Das muß so sein, denn es sind Geheimdienste. Geheimes zu Tage zu fördern ist ihr höchstes Ziel und Heimlichkeit ihr oberstes Gebot. Ihr Aufraggeber ist immer jeweils die Regierung ihres Landes.

    Hier und da, liest man von Empörung über das mangelnde Feingefühl des BND für Demokratie. Gut, das ist schlichtweg nicht vorhanden. Es ist aber von Spionen, und das ist viel wichtiger, auch gar nicht gefragt. Die geheimen Nachrichtendienste haben im Ausland die Aufgabe, zu spionieren, zu tricksen zu bestechen, zu lügen und zu betrügen und die Ergebnisse schließlich ihrem Dienstherren mitzuteilen. Dabei ist es völlig klar, daß sie sich nicht im Geringsten um Gesetze scheren dürfen.

    Das wäre ja auch etwas albern. Es besteht zwar ganz offensichtlich der Wunsch, daß die deutsche Gesetzgebung weltumspannende Gültigkeit haben soll, wie die deutsche Regierung in unangenehm penetranter Weise die Regierung Liechtensteins wissen ließ. So ist es aber eben nicht. Zudem haben die meisten Nationen Gesetze, die Spionage verbieten. Würden sich Geheimdienste daran halten, wären sie schlichtweg überflüssig. Jeder verbietet es allen anderen bei sich, macht es aber bei allen anderen selbst und tut so, als wäre es ganz anders. So funktioniert eben Geheimdienst.

    Weil Spione also zwangsläufig außerhalb von Gesetzen operieren müssen, gibt es bei uns — ganz im Sinne einer Demokratie — einen Kompromiss. Der besteht darin, daß der BND im Ausland alles darf, außer sich dabei erwischen zu lassen. Im Gegenzug hat er in Deutschland die Füße still zu halten und nur dem Bundeskanzleramt zu berichten. Weil Kontrolle bekanntlich besser als Vertrauen ist, gibt es außerdem das Parlamentarische Kontrollgremium. Das prüft gelegentlich, ob den BND nicht zu sehr über die Stränge schlägt und etwa Geld verschwendet oder gar noch Schlimmeres.

    Das wäre konzeptionell schon in Ordnung. Man muß ja nicht gleich automatisch jedem Land auf diesem Planeten blindlinks vertrauen.

    Was in den letzten Jahren, vorsichtig ausgedrückt, manchem sauer aufstößt, ist der Umstand, daß die Umtriebe des BND sich immer mehr gegen die eigenen Bürger richten. Mal leistet er für fünf Millionen Euro „Amtshilfe“, um deutsche Steuerbetrüger zu fangen, dann spioniert er mehreren deutschen Journalisten hinterher.

    Es ist eigentlich kaum überraschend, daß BND-Chef Frank Uhrlau womöglich bald seinen Schlapphut nehmen soll. Leider nicht weil er in Deutschland die Pressefreiheit und damit die freiheitlich demokratische Grundordnung in Gefahr brachte und deshalb ins Visier des Verfassungsschutzes geraten wäre, sondern einfach, weil er dabei in fremden Pfründen wühlte und sich obendrein dabei erwischen ließ.

    Für die Bespitzelung von Berufsgeheimnisträgern wie beispielsweise Journalisten, Geistlichen (Imame inklusive), Anwälten und Ärzten ist aber inzwischen die Bundesgeheimpolizei (BKA) zuständig, jene Behörde, die einst die nur Aufgabe hatte, die Polizeibehörden der einzelnen Bundesländer zu koordinieren.

    Herr Uhrlau wird das einfach nicht gewußt haben. Immerhin hat sich der Gesetzgeber gewisse Mühe gegeben, seinen entsprechenden Gesetzentwurf geheim zu halten. Aber auch davor, war nicht der BND sondern, wenn überhaupt, das Bundesamt für Verfassungsschutz zuständig. Zumindest das hätte er eigentlich wissen müssen.

  • Terrorismusverdacht: Edathy nackt beim Zähneputzen

    Eigentlich geht es niemanden etwas an, ob überhaupt, und wenn ja, wie oft und in welchem Zustand Sebastian Edathy (SPD), Vorsitzender des Innenausschusses, sich seine Zähne putzt.

    Nachdem er dafür gestimmt hat, daß sich das Bundeskriminalamt künftig per heimlicher Videoüberwachung selbst davon überzeugen darf, was die Bevölkerung in den Badezimmern der Republik so treibt, wollte der Sender „radioeins“ mehr darüber erfahren.

    Immerhin drängen sich viele Fragen auf, die unmittelbar die Nationale Sicherheit betreffen. Ohne visuelle und akustische Wohnraumüberwachung blieben viele staats- und verfassungsgefährdende Handlungen womöglich unentdeckt:

    • Verschwendung volkseigener Zeit durch eigenmächtige Nasenhaarentfernung
    • Narzistische Betrachtung von Leberflecken
    • Unterwanderung des Vermummungsverbots durch Makeup
    • Undeutsche Anwendung von Zahnseide

    Hören Sie bei „redblock“ den entsprechenden Kommentar von Herrn Edathy.

  • Freiheit und Demokratie bleibt nicht automatisch

    Auch wenn unser despotischer Chefredakteur die Parole ausgegeben hat, nicht mehr direkt per Link auf lausige Online-Beiträge der klassischen Presse zu verweisen, findet sich selbst dort ab und zu noch etwas Lesenswertes. Diesen Kommentar von Kai Biermann in der „Zeit“ über Freiheit im Netz darf ich Ihnen wohl zur Lektüre empfehlen, auch ohne empfindliche Disziplinarmaßnahmen befürchten zu müssen. Herr Passenger ist ja kein Unmensch.

  • Pfaffen sind irgendwie geistlicher als Imame

    Nach dem neuen BKA-Gesetz gelten zwar Pfarrer und Priester weiterhin Berufsgeheimnisträger, die zum Schutz ihrer Klientel nicht nicht abgehört werden dürfen, Imame aber nicht. Kein Wunder, denn die öffentliche Meinung geht dahin, daß Terroristen normalerweise Moslems sind.

    Das sind die Interessenkonflikte, die entstehen müssen, wenn man krampfhaft daran festhält, den christlichen — und nur diesen — Weltanschauungsgemeinschaften unsinnige Sonderrechte zu gewähren, statt Staat und Kirche endlich zu trennen. Religionsunterricht in der Schule, das Kruzifix im Gerichtssaal oder das Inkasso der Mitgliedsbeiträge über das Finanzamt paßt bestimmt gut in einen Gottesstaat. Deutschland sieht sich aber noch immer ganz gerne als Rechtsstaat und da paßt es eben nicht.

    Das Beichtgeheimnis scheint mir ebenso entbehrlich, wie die Beichte selbst mit äußerst unschönen Nebenwirkungen verbunden ist. Wenn die Pfaffen nach der Beichte unkeuscher Gedanken immer wieder derart in Erregung geraten, daß sie flugs ihre Ministranten pimpern müssen, wäre es doch wohl besser, man würde sie mit Details aus dem eigenen Sexualleben lieber nicht behelligen.

    Bei besonders belastenden Abwegigkeiten dürfte eine Verhaltenstherapie mit psychologischer Hilfe ohnehin mehr Erfolg versprechen, als fünf Ave Maria und sieben Vaterunser.

  • So desinformiert die Presse

    Die Internetausgabe der Rheinische Post erklärt, wohl exklusiv, wie die Online-Durchsuchung funktioniert.

    Der Karlsruher Sicherheitsberater Dirk Fox hatte in einem Gutachten für das Bundesverfassungsgericht geschrieben: „Will man sicherstellen, dass die Durchsuchungssoftware auf keinem anderen als dem gewünschten Zielsystem installiert wird, gibt es keine Alternative zur manuellen Installation.“ Will heißen: Fahnder müssten demnach eigentlich in die Wohnung des Verdächtigen einbrechen und dort auf dem Rechner ihre Programme installieren.

    Das mag stimmen. Wie aber kommt „RP ONLINE“ auf folgende Argumentationskette?

    Dies allerdings ist nach dem Kompromiss zwischen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Justizministerin Brigitte Zypries nicht erlaubt. Also muss alles versucht werden, dass der Verdächtige nichts von der Geheimdurchsuchung mitbekommt.

    Weil eine „Geheimdurchsuchung“ nicht erlaubt ist, muß sie stattdessen im Geheimen erfolgen. Hört, hört! Weiter heißt es:

    Antivirenprogramme schlagen bei Schnüffelangriffen schnell Alarm. Die Fahnder werden wohl darauf angewiesen sein, dass ihre Zielpersonen es mit der Computersicherheit nicht so Ernst nehmen.

    Wer seinen Virenscanner aktuell hält, darf sich also freuen, ein unangreifbares System zu besitzen. Schön, daß Sicherheitslücken in Programmen demnach keine Rolle spielen. Warum werden die eigentlich nach ihrer Entdeckung geschlossen? Aber halten Sie sich fest. Es wird noch besser:

    Nach Einschätzung von Experten können Fahnder allerdings nicht immer ihre Spuren löschen, die sie mit ihrer Software auf dem Rechner des Verdächtigen hinterlassen. Sichert der Nutzer etwa über ein sogenanntes Backup seine Daten und stellt das System Monate später wieder auf den alten Stand zurück, könnte das bereits gelöschte Spionageprogramm wieder auftauchen.

    Das ist zweifellos ein Aspekt, der für Kopfzerbrechen sorgen könnte. Es wäre ja schlimm, wenn man ein paar Monate in U-Haft saß und plötzlich herausbekäme, warum.

    Auch die Beweislast der gewonnenen Informationen ist fragwürdig: Daten könnten zum Beispiel von Polizisten manipuliert oder die Beamten selbst auf eine falsche Fährte gelockt werden, wenn der Nutzer die Online-Durchsuchung bemerkt.

    Die Beweislast liegt klar bei den Ermittlern. Fragwürdig ist allenfalls die Beweiskraft.

    Zudem kann ein Rechner nicht zweifelsfrei einer bestimmten Person zugeordnet werden, wenn zum Beispiel ein DSL-Anschluss gemeinsam genutzt wird.

    Gemeint ist wohl nicht ein Rechner, sondern die IP-Nummer eines Internet-Zugangs, hinter dem sich ein ganzes Netz von Rechnern befinden kann. Das Problem: Ob die Schnüffler die richtige Maschine angreifen, erfahren sie erst, wenn sie das System bereits infiltriert haben.

    Das bedeutet: Die erbeuteten Daten sind vielleicht für Kriminalbeamte hilfreich, die Anschläge verhindern wollen oder sich neue Ermittlungsansätze erhoffen. Staatsanwälte benötigen dagegen Beweise, mit denen sie eine Verurteilung erreichen können.

    So sieht moderner Qualitätsjounalismus wohl leider aus: Geld für Anzeigen erbeuten und sich erhoffen, damit Leser zu erreichen, die nicht merken, daß sie für dumm verkauft werden.

  • Logistik-Unternehmen vor dem Aus

    Die heilige Dreifaltigkeit der inneren Sicherheit, Schäuble, Ziercke, Zypries, hat noch nicht ganz begriffen, daß das Bundesverfassungsgericht, aus gutem Grund, die Hürden für die Online-Durchsuchung so hoch gehängt hat, daß sie de facto unmöglich ist.

    Vor lauter Verzweiflung ist dabei angeblich eine sensationelle Möglichkeit aufgetaucht,  die zum Ruin der gesamten Logistik-Branche führen könnte. Laut Antiterrorblog hat die Rheinische Post berichtet, daß Hardware nun auch per E-Mail verschickt werden kann.

    In einem ersten Experiment haben wir versucht, einige irreparabel defekte Drucker aus der Redaktion an einen Münchner Wertstoffhof zu mailen. Leider bislang ohne Erfolg.