Schlagwort: Katholische Kirche

  • Frohe Ostern

    Eingedenk Ratzingers Warnung, daß der Einsatz von Präservativen HIV-Infektionen Vorschub leiste, hegte ich die milde Hoffnung auf altersbedingte Demenz mit rasch folgendem körperlichen Verfall und baldigem Exitus. Die Konjunktur der Dauerponifikate wähnte ich gebrochen und erwartete die Rückkehr regelmäßig abgehaltener Konzile, wie sie noch vor Karol Woytila inflationären Charakter hatten.

    Andererseits brachte das altersbedingte Rotationsprinzip auch damals nur ständig neue Päpste, aber noch nie eine Verbesserung der Gesamtsituation.

    Vor allem aber mußte ich mittlerweile erkennen, daß dem Gefasel des beruflich aufgestiegenen Großinquisitors eine Logik innewohnt. Freilich eine, die nur im traditionell eng gefassten Weltanschauungsmodell der katholischen Kirche funktioniert, weil es ohne jeden Tatsachenbezug auskommt und evidenzbasierte Zusammenhänge als Ketzerei ablehnt. In diesem Bezugsrahmen ist völlig klar, daß Gottes Strafe für vor- oder gar außerehelichen Geschlechtsverkehr noch drakonischer ausfallen wird, wenn man versucht, ihm mit Kondomen ein Schnippchen zu schlagen. Sogleich würde ER dann nämlich neue Verbreitungswege ersinnen, die bereits bei kleineren Sünden, wie Eisessen, Tischgebet vergessen, oder unkeusche Gedanken beim Spargelessen entwickeln, zu einer Infektion führten.

    Auch die Rehabilitation der Pius-Sekte erscheint strategisch durchaus angezeigt. Welche Rolle mag eine antisemitische Geisteshaltung spielen, wenn es darum geht, einerseits die Kirche zu einen, andererseits bewährte Vertragspartner zu stärken. Das Reichskonkordat ist immerhin ein weiterhin gültiger Vertrag, der lästige Säkularisationsbestrebungen kategorisch ausschließt. Herr Ratzinger weiß doch, wem er zu verdanken hat, daß heute Buddhisten, Atheisten, Moslems und Juden nicht nur seine Bischöfe bezahlen, sondern auch garantiert ist, Schüler zu missionieren, die von Gesetz wegen als unmündig gelten, aus der Kirche auszutreten, nachdem sie als Säugling per Taufe ungefragt als Mitglied rekrutiert werden durften.

    Der kregle Ornatträger aus Marktl ist durchaus ein gefährlicher Spinner, aber keineswegs dement, sondern durchaus willens und in der Lage noch eine ganze Menge Schaden anzurichten.

    Dieser Text ist vorwiegend ein Kommentar zu „Seitdem der Ratzinger den Heiligen Stuhl eingenommen hat“ von Herrn Rationalstürmer.

  • Warum Staat und Kirche sich nicht trennen wollen

    Möglicherweise hat das brustbehaftete Kanzlerwesen Merkel angenommen, wer die Mitgliedsbeiträge für die beiden größten deutschen Weltanschaungsvereinen eintreibt, könne dadurch diesen vorschreiben, welche Mitglieder sie aufnehmen dürfen und vor allem auch welche nicht. Ein peinlicher Irrtum, denn Merkel wurde zum Vereinsvorsitzenden der Katholischen Kirche, Joseph Ratzinger, gar nicht erst vorgelassen [1]„Merkel fordert Klarstellung vom Papst“, Tagesschau, 03.02.2009. Das verwundert nicht, denn weder trägt sie Röcke, wie es sich aus Sicht Josephs neuer Freunde geziemt, noch hat sie sich endlich von diesesen evangelischen Sektierern losgesagt, die die Stirn haben, den Pontifex nicht als als das weltliche Oberhaupt des gesamten Christentums anzuerkennen.

    Da hätte das Merkel viel besser ihren Bundesinnenminister geschickt. Ratzinger hätte aus seiner Zeit in der er der Kongregation für die Glaubenslehre, der Nachfolgeorganisation der Römischen Inquisition [2]„Kongregation für die Glaubenslehre“, Wikipedia vorstand viel leichter Anknüpfungspunkte gefunden, bei einem Mann, der öffentlich erklärt, „Einen Rechtsstaat macht aus, dass Unschuldige wieder freikommen“. So klingen die Worte eines überzeugten Großinquisitors. Da mag ihm verziehen werden, daß auch er evangelisch ist.

    Nachdem es sich aber so nicht ereignet hat, wäre es mal wieder an der Zeit, zu überlegen, ob man in der Frage der Trennung von Kirche und Staat, nicht endlich reinen Tisch machen soll. Das, was der Artikel 4 des Grundgesetzes [3]Art. 4 GG, dejure.de verlangt. ist in Deutschland bei weitem nicht umgesetzt.

    Nicht nur, wie eingangs erwähnt, sind die christlichen Kirchen die einzigen Weltanschauungsvereine, deren Mitgliedsbeiträge durch den Staat eingezogen werden. Moslems, Juden, Hindus, Buddhisten müssen also selbst sehen, wie ihre Glaubensklubs zu Geld kommen.

    Auch hilft es einem rational denkenden Menschen nicht, einfach keine Kirchensteuer bezahlen zu müssen. Sobald er arbeitslos wird, wird sie ihm, „der Einfachheit halber“ trotzdem abgezogen.

    Da Bischöfe zumindest in Bayern schon seit 1924 nicht über die Kirchensteuer bezahlt werden, sondern direkt aus der öffentlichen Hand, hat der Deutsche Bürger keine Wahl, als die Kirchen finanziell zu unterstützen. Mit völliger Selbstverständlichkeit verbreiten an unseren Schulen Religionslehrer den wahren, also christlichen Glauben, werden aber für ihre Missionarstätigkeit nicht von der Kirche bezahlt, sondern vom Kultusministerium.

    Bei Ihrem Antrittsbesuch in Castel Gandolfo hat das Merkel dem Papst erzählt, „… dass wir eine europäische Identität in Form eines Verfassungsvertrages brauchen und … dass der Bezug auf das Christentum, der Gottesbezug aus unserer Sicht ein sehr wesentlicher Teil sein sollte“ [4]„Merkel zu Privataudienz beim Papst“, Tagesschau, 28.08.2006.

    Diese Aussage macht deutlich, daß Staat und Kirche durchaus daran festhalten werden, gemeinsame Sache zu machen, solange es sich um den wahren und richtigen Glauben handelt und nicht etwa Islam, Judentum, Hinduismus oder Buddismus.

    Kirche und Staat werden sich aber auch deswegen nicht entflechten lassen, weil Politiker und Kleriker einem gemeinsamen dogmatischen Denkmuster folgen. Es lautet: „Was gut und richtig ist, bestimme ich.“ Lästige Fakten, wie sie der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages immer wieder herausarbeitet, dienen allein dafür, zu demonstrieren, mit welch moderner Milde man heute mit Ketzern umgeht. Die Gutachten und Gutachter werden nicht mehr am Scheiterhaufen verbrannt, sondern einfach ganz unblutig ignoriert.

    Dabei würde sich ein Blick ins benachbarte Frankreich lohnen. Dort leben so viele Anhänger unterschiedlichster Glaubensrichtungen, daß unser Deutsches Modell dort unverzüglich scheitern würde. Der Laizistische Staat aber, hat sich in Frankreich längst bestens bewährt [5]„Laizismus in Frankreich’“, Wikipedia. Nachdem im Einwanderungsland Deutschland längst nicht mehr nur Christen die Mehrheit bilden, wäre es höchste Zeit, Frankreich in dieser Angelegenheit zu folgen.

    References
    1 „Merkel fordert Klarstellung vom Papst“, Tagesschau, 03.02.2009
    2 „Kongregation für die Glaubenslehre“, Wikipedia
    3 Art. 4 GG, dejure.de
    4 „Merkel zu Privataudienz beim Papst“, Tagesschau, 28.08.2006
    5 „Laizismus in Frankreich’“, Wikipedia