„Annuntio vobis gaudium magnum. Habemus papam: Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum Joseph, Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Ratzinger qui sibi nomen imposuit Benedikt XVI“ („Ich verkünde euch große Freude. Wir haben einen Papst: Seine Eminenz, den hochwürdigen Herrn Joseph der Heiligen Römischen Kirche Kardinal Ratzinger, der sich den Namen Benedikt XVI gegeben hat“)
Mit diesen Worten verkündete Kardinalprotodiakon Jorge Arturo Medina Estévez den Willen Gottes, den 115 Zyniker Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zuvor erkannt haben wollen.
Der „neue“ wird kein Spaßpapst, wie sein medienfreundlicher Vorgänger. Kardinal Ratzinger, schon aus seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising als ultrakonservativer Hardliner bekannt, wurde aufgrund seiner Linientreue von Papst Johannes Paul II zum Präfekten der Kongregation für den Glauben und zum Kardinal ernannt. Die Glaubenskongregation ging 1908 aus der Römischen Inqusisition hervor.
Der ehemalige Großinquisitor sprach den apostolischen Segen „Urbi et Orbi“ aus, der sonst nur zu Ostern und Weihnachten erteilt wird, und eben wenn ein neuer Papst seinen Dienst antritt. Das ist ein wenig wie Ostern und Weihnachten gleichzeitig.
Kaum war der Segen erteilt, kam es bereits zu Ungemach. Ratzinger habe das Konklave manipuliert, gab der indische Kandidat Kardinal Ivan Dias zu verstehen. So habe es zum Beispiel während des Konklaves keinerlei vegetarische Speisen gegeben.
Peter Kodwo Turkson, 56, Kardinal von Ghana berichtet, man habe ihm einfach gesagt, er sei nach dem Kirchengesetz noch nicht volljährig und deshalb nicht Wahlberechtigt. „Neger wählen die eh nicht“, bemerkte er lakonisch.
Ähnlich ging es Kardinal Francis Arinze, 72 aus Nigeria. „Die Schlange für meinen Wahlkreis ging dreimal um die Sixtinische Kapelle. Bis ich meinen ersten Stimmzettel abgeben konnte, waren bereits 3 Wahlgänge vorbei.“
Ein italienischer Kardinal, der lieber anonym bleiben möchte, erzählt, „am ersten Tag des Konklaves war Joseph noch ganz nett. Er hat sogar jedem etwas von seinem marokkanischen Weihrauch abgegeben. Davon wurde aber allen ganz schwummerig. Am zweiten Tag hat er dann das Kruzifix der Kapelle umgedreht und mit blutigen Hühnerkrallen ein Pentagramm auf den Altar gezeichnet. Das kam mir irgendwie merkwürdig vor.“
Nach dem Kirchenrecht ist es den Kardinälen untersagt, Wahlwerbung für ihr Ponifikat zu betreiben. Ebendies wird aber Kardinal Ratzinger vorgeworfen. So soll er schon vor der Sedisvakanz, der Zeit, in der der das Papstamt unbesetzt ist, einen blühenden Handel mit Devotionalien betrieben haben. Insbesondere der von Ratzinger unterstützte Ratzinger-Fan-Club erregte durch sein Angebot von Fan-Artikeln ungewollt Aufsehen. Insbesondere die Baseball-Kappen mit dem Aufdruck „Papist“ (Papstanwärter) könnten Ratzinger nun zum Verhängnis werden.
Eilig dementierte die Pressestelle der Kongregation für den Glauben: „Es hat zu keiner Zeit einen direkten Kontakt zu diesem Verein gegeben. Wir haben uns bereits zu Beginn der Sedisvakanz von ihm losgesagt. Einen Button mit der Aufschrift ‚Ratzinger Rules‘ hat es nie gegeben. Der Button ist nie in Auftrag gegeben worden. Außerdem hat Kardinal Joseph Ratzinger ihn aus Privatmitteln finanziert.“
Erst einmal ist ein Papst von seinem Amt zurückgetreten. Noch nie wurde ein amtierender Papst exkommuniziert. Benedikt XVI könnte der erste sein.
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