Kunstbesprechung

Keinen Dunst von Kunst? Du möchtest aber mitreden können, damit Du auf einer Vernisage das Buffet plündern kannst, ohne aufzufallen? Gar kein Problem! Hier kommt ein Beispiel, wie man „sachkundig“ einen Akt beschreiben kann.

Strichweibchen

Der Künstler beschränkt sich in diesem Werk fast ausschließlich auf die Grundelemente der visuellen Gestaltung – Form, Fläche, Linie. Er verzichtet in dieser Bleistiftzeichnung völlig auf Schattierungen.

In puristischer Strenge grenzt er in einem geometrischen System von Linien und Kreisen den Abbildcharakter der Wirklichkeit aus. In der reinen Abstraktion seiner Formkomposition findet sich aber dennoch der individuelle Charakter des Motivs wieder.

Mit der radikal geometrisierten Formensprache ist der Anspruch verknüpft, eine wahre Ansicht der Realität zu geben, einer konstanten reinen Wirklichkeit, die unabhängig hinter dem sich permanent wandelnden Erscheinungsbild natürlicher Formen existiert.

Der Bezug des Künstlers auf kindliche Ausdrucksformen ist durchaus doppelbödig: Er nutzte ihre elementare Einfachheit als Kritik an Konvention und Bildung. Dennoch war er sich über die Differenz zwischen Kinderkunst und einer bewußt vereinfachten Zeichensprache, die ihre Urspünglichkeit stets neu erschaffen muß, im Klaren.

Kommentare

3 Antworten zu „Kunstbesprechung“

  1. Avatar von kathleen

    Bruhaha! Chapeau.

  2. Avatar von marcc

    Da gibt es auch was schönes bei den w-akten zu: Der Blitzkurs fürs richtige Handeln, Verhalten und Auftreten bei einer Vernissage (http://www.w-akten.de/kunstkenner.phtml)

    [URL zu Link konvertiert, d. Red.]

  3. Avatar von Alix

    Die „sachkundige“ Beschreibung erinnert mich stark an die Fernsehserie ‚1000 Meisterwerke‘, in denen ein Gemälde in 10 Minuten nach obigem Schema erläutert wurde.
    Meine Kritik an dem extrem puristisch, mit leichter Hand gezeichneten Akt: wegen der stark überzeichneten Brüste und dem gleichzeitig fehlenden geburtsfreudigen Becken, das bei meiner Betrachtung aus rein physikalischen Gründen vorhanden sein müsste, fiele das Original beim leisesten Windstoß um. Der Künstler hat den Schwerpunkt so weit nach oben verlegt dass damit eine gewisse Spannung erzeugt wird: steht sie noch lange, oder wann legt sie sich flach.

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