Nehmen wir mal an, Ihr Name wäre Sigfried Knappentreu.* Sie sitzen gerade auf der Toilette als ihr Telefon klingelt. Nachdem es Ihnen mit knapper Not gelungen ist, Ihr Geschäft ohne Havarie zu unterbrechen, erreichen Sie durch einen beherzten Hechtsprung das Telefon, um den sehnlichst erwarteten Anruf eines engen Freundes entgegenzunehmen, der jüngst New Orleans bereiste und sich seit dem 28 August nicht mehr gemeldet hat.
„Knappentreu“, melden Sie sich leicht außer Atem.
„Spreche ich mit Sigfried Knappentreu?“, fragt Sie sinnloserweise eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
Ab diesem Augenblick ist klar, daß Sie es mit einer Telefonmarketingschmeißfliege zu tun haben, die entweder einem ruchlosen Datensammler Informationen über ihr Konsumverhalten zuzuspielen beabsichtigt, oder Ihnen ein Produkt zu verkaufen sucht, deren Mehrwert sie spätestens nach dem Erwerb in Frage stellen würden.
Zu diesem Zeitpunkt fühlen Sie sich verständlicherweise genervt. Auch völlig zurecht übrigens, denn telefonische Kaltaquise von Privatpersonen ist in Deutschland verboten. Das hilft Ihnen allerdings nicht weiter, denn selbst die schleimigen, gesetzlosen Ruhestörer können ihren Angriff auf Ihre Privatsphäre nicht mehr ungeschehen machen. Da sie sich üblicherweise hinter den Namen ihrer oft ahnungslosen Auftraggeber verstecken und ihre wahre Identität verschweigen sind die Aussichten ihnen das Handwerk zu legen erbärmlich.
Amerikanische Wissenschaftler haben im Auftrag des Fellow Passenger herausgefunden, daß die einzige langfristig erfolgversprechende Möglichkeit diese übelste Form von Spam zu bekämpfen darin besteht, das Gespräch so sehr wie irgend möglich in die Länge zu ziehen und dafür zu sorgen, daß der telefonische Eindringling sein vorgegebenes Ziel dabei nicht erreicht.
Um gleichzeitig den entstandenen Ärger zu kompensieren, empfehlen unsere Experten, den Verlauf des Gespräches nach humoristischen Gesichtspunkten selbst zu gestalten. Weil die gewerbsmäßigen Telefonterroristen sich üblicherweise auf ein mehr oder weniger sorgfältig ausgearbeitetes Ablaufdiagramm stützen, um ihr argloses Opfer zu überrumpeln, sieht sich der Betroffene häufig gar nicht in der Lage, den weiteren Verlauf des Gespräches selbst zu seiner Erheiterung zu steuern. Die Online-Demonstrations-Plattform für Menschen- und Bürgerrechte im digitalen Zeitalter bietet einen Ablaufplan für solche Gespräche an, der beiden Gesprächspartnern gleiche Chancen einräumen soll.
Das Ergebnis empirischer Forschungen zeigt, daß die inkriminierten Fernstörer oft relativ früh das Interesse an der von ihnen erzwungenen Unterhaltung verlieren und nicht selten das Gespräch unhöflicherweise vorzeitig kommentarlos abbrechen. Sollte es Ihnen gelingen, ein erheiterndes Gespräch dieser Art aufzuzeichnen (von Rechtswegen müssen Sie den Angreiferrufer vorher um Erlaubnis fragen), senden sie es an unsere Redaktion. Die unterhaltsamsten Einsendungen werden auf einer Sonderseite des Fellow Passenger veröffentlicht. Ferner wird unter den Einsendungen ein Blatt des begehrten Peppypapiers verlost.
* Name von der Redaktion erfunden
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