Aus Sicht eines Biologen, ist Essen eine Sache, die ein Lebewesen vor allem davor bewahrt, zu verhungern. Wenn der Biologe aber selbst ein Mensch ist, und andere Biologen gibt es meines Wissens nicht, dann wird er einräumen müssen, daß es unterschiedlich angenehme Möglichkeiten gibt, dem stets drohenden Hungertod zu entrinnen.
Zwischen einer intravenösen Infusion von Glukose und dem Besuch eines Speiselokals, was im Reiseführer eines französischen Reifenherstellers empfohlen wird, liegen unendlich viele Möglichkeiten. Der Traubenzuckertropf dient hier nur als kulinarischer neutraler Nullpunkt, den beispielsweise eine Dose „Ravioli in Tomatensauce“ eines großen Lebensmittelherstellers jederzeit deutlich zu unterschreiten vermag.
Gerade mit den Nudeln ist es schwer. Nudel klingt einfach nicht mehr gut. Deswegen muß man schon lange „Pasta“ sagen, wenn man Nudeln meint. Zumindest die, die nicht allein unter dem Aspekt der Herstellungskosten entstanden sind. Diese Entwicklung ist etwas unglücklich, weil eine sorgfältig zubereitete Dampfnudel als wohlschmeckend bezeichnet werden, aber niemals als Pasta gelten darf. Das kommt, weil ihr, ebenso wie der Schupfnudel, kein italienischer Ursprung nachgewiesen werden kann.
Nur die Italienische Pasta ist eine gute Nudel. Sagen die Italiener. Seit Jahrhunderten gilt der Italiener als oberste Instanz der Nudelgenese. Die Nudelimportiererei Marco Polos wurde schließlich als Legende abgetan. Bestenfalls hätten die Chinesen zufällig kurz nach Erfindung der Pasta auch Nudeln entdeckt. Vermutlich hat Marco Polo sie ja überhaupt erst von Italien nach China gebracht, sich gleichsam als Nudelmissionar betätigt. Sagen die Italiener auch.
Blöderweise haben kürzlich Archäologen im nordwestchinesischen Lajia ein 4000 Jahre altes Nudelgericht ausgegraben. Die entdeckten Nudeln sollen aus Hirse bestehen. Damit ist klar, daß die Nudel eine Chinesische Erfindung ist. Wie sie schmecken und ob sie al dente serviert wurden, ist dagegen bislang völlig unklar. Die Wissenschaftler haben sie nicht gekostet.
Dafür habe ich Verständnis. Eine jahrtausende alte Infusionslösung würde sich ja auch niemand gerne in die Blutbahn spritzen lassen. Um so rätselhafter finde ich, daß Menschen sich ohne Not „Serbische Bohnensuppe“ aus der Büchse in den Verdauungstrakt füllen. Es wäre ja auch ziemlich peinlich, würde in ein paar Tausend Jahren ein Archäologe sowas unter einer Schlammschicht finden.
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