Monat: Januar 2006

  • Wenn Suchmaschinen Multiple Persönlichkeitsstörungen entwickeln

    Google ist der Fels in der Brandung, der Held, der die Seinen vor der herumschnüffelnden US-Regierung schützt und die Daten über seine Benutzer und deren Suchanfragen nicht herausgeben will — Ganz im Gegensatz zu anderen Betreibern von Suchmaschinen. Auf der anderen Seite sammelt Google die Daten ja freiwillig und weckt damit erst die Begehrlichkeiten.

    Gleichzeitig verdingt Google sich als Erfüllungsgehilfe ohne Rückgrat für die Zensoren der chinesischen Regierung und zeigt den Chinesen nur jene Suchergebnisse an, die den Zensoren genehm sind. Dabei Liefert Google selbst das Werkzeug, um statt der bereinigten Suchergebnise die vollständige Liste zu sehen.

    Ein Tipp für unsere Leser aus China: Einfach unter http://www.google.com/ig?hl=zh-CN suchen.

    Ebenso wie Zensur für China setzt Google die Beschränkung für seinen eigenen Videosuchdienst um. Die Suche nach Videoclips wird in Deutschland von Google nicht angeboten. Die Beschränkung läßt sich aber umgehen mit Hilfe von — genau — Google. Freunde kurzer Videoclips aus Deutschland schauen nicht bei video.google.com, sondern hier.

    Sollte Google demnächst eine Hotelkette namens Bates Motel eröffnen und viel über Mutter erzählen, würde das vermutlich niemanden mehr wundern.

  • WordPress 2.0

    Weil bislang alles funktioniert hat, war es höchste Zeit für ein paar technische Neuerungen. Daher hat die Redaktion einstimmig entschieden, nicht weniger als ein neues System muß her, daß den Fellow Passenger zukünftig ins Netz bringt. Mit der Aussicht auf ein Wochenende voller Verzweiflung und einem restlos zerstörten Archiv, ja dem entgültigen Ende des Fellow Passenger hat die IT-Abteilung WordPress 2.0 installiert.

    Das Ergebnis war völlig enttäuschend. Keine Daten sind verschwunden, keine Funktionen abhandengekommen, nichts. Es geht alles — einfach so. Nicht einmal das Backup wurde benötigt. Skandalös!

    Sollten Sie vielleicht doch schädliche Auswirkungen entdecken, teilen Sie es uns bitte mit.

  • Mehr Konsequenz bei Todesstrafe

    Es werden in den USA wesentlich mehr Schwarze hingerichtet als Weiße. Mit der Ablehnung des Gnadengesuchs, den 75-jährigen Clarence Ray Allen hat Arnold Schwarzenegger einen wichtigen Schritt für die Gleichberechtigung der Schwarzen in Amerika geleistet. Denn der Verurteilte ist weiß.

    Dennoch ist die Anwendung der Todesstrafe in Kalifornien nicht konsequent genug. Ein vom Fellow Passenger beauftragtes Expertengremium hat erstaunliches herausgefunden:

    Wer einen Menschen vorsätzlich tötet begeht einen Mord. Wenn das Gesetz wie in Kalifornien dafür die Todesstrafe vorschreibt und ein Gericht dies anordnet wird vorsätzlich ein Mensch getötet. Das bedeutet, der Henker (vulgo: Mörder) muß von einem Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet werden. Ferner steht in Kalifornien auf Anstiftung zum Mord ebenfalls die Todesstrafe. Also müssen Richter, Staatsanwalt und Geschworene ebenfalls vor Gericht gestellt, zum Tod verurteilt und hingerichtet werden.

    Würde diese Logik konsequent angewendet, so der Bericht weiter, gäbe es in Kalifornien bald überhaupt keine Kriminalität mehr. Wo niemand ist, stellt eben auch keiner was an.

  • Bis einer weint

    Wenn sich jemand über die von ihm mit ausgdeachte umstrittene Imagekampagne „Du bist Deutschland“ lustig macht, findet er das gar nicht lustig, der Herr von Matt. Da fängt er an zu kratzen, zu beißen, zu toben und mit dem Fuß auf den Boden zu stampfen. Von der Kanzlei Unverzagt, von Have lässt er schwer nachvollziehbare Abmahnungen verschicken und schreibt weinerliche Rundmails. Davon ist nun eine in die Öffentlichkeit geflutscht:

    Meine Mutter hat mir beigebracht, dass man sich für ein Geschenk bedankt, selbst wenn man damit nichts anfangen kann. Wie Recht sie hatte, ist mir gerade wieder klar geworden.

    Vor zwei Wochen startete „Du bist Deutschland“, die größte gemeinnützige Kampagne aller Zeiten und ein riesiges Geschenk.

    Die großen Verlage haben Zeit und Raum im Wert von 35 Millionen Euro geschenkt. 30 Promis der ersten Liga haben Zeit und ihr Gesicht geschenkt. Wir und kempertrautmann haben Zeit und Herzblut geschenkt.

    Das Ziel: Die Miesepetrigkeit bekämpfen.

    Der Dank: Miesepetrigkeit. Glücklicherweise nur von den Gruppen, von denen man nichts besseres erwarten konnte:

    1. Von den Werbekollegen, die sich in den Branchenblättern eifrig zu Wort meldeten. Viele von ihnen finden die Kampagne nutzlos, „weil Werbung doch nicht das gegeignete Mittel sein kann, eine Nation wirtschaftlich wieder nach vorn zu bringen“. Nicht gut, wenn unsere Branche selber nicht mehr an die Kraft von Kommunikation glaubt.
    2. Von den Weblogs, den Klowänden des Internets. (Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern? Und die meisten Blogger sondern einfach nur ab. Dieser neue Tiefststand der Meinungsbildung wird deutlich, wenn man unter www.technorati.com eingibt: Du bist Deutschland.)
    3. Von den intellektuellen Journalisten von FAZ bis TAZ, die ihre Meinung zwar insofern gefragt absondern als sie eine nachweisbare Leserschaft haben, aber: „Den Höhepunkt an Zynismus gewinnt die Kampagne aber in dem Fernsehspot, der Schwule und Behinderte auf dem Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals versammelt“ (Die Zeit).

    Blöd, wenn man soviel Kopf hat, dass einem jedes Bauchgefühl verloren gegangen ist.

    Übrigens: Sebastian Turner findet die Kampagne einfach nur falsch.

    Falsch, was ist das? Auch nach dem 50. Mal gucken, bin ich von dem TV-Spot immer noch berührt bis ergriffen – obwohl ich nicht einmal Deutschland bin.

    Kann das falsch sein?
    Euer Jean-Remy

    So cool und dynamisch locker sind sie also, die tollen Macher der DBDDHKP-Kampagne.

    [via Jens Scholz]

  • Abschiebeminister vor dem Aus: Bayern-Barde stellt Beckstein bloß!

    Der Reagge-Sänger Hans Söllner aus Bad Reichenhall wird erneut wegen seiner Texte von der bayerischen Justiz verfolgt. Doch diesmal könnte der Schuß des bayerischen Innenministers Beckstein nach hinten losgehen.

    Klagen wegen Beleidigung sind Herrn Söllner nicht fremd. Schon häufiger stand der bekennende Kiffer deshalb vor Gericht. Diesmal aber ist der Verlauf ein anderer. Nachdem der Fall nun zum vierten Mal verhandelt wird, geht es nicht mehr um Redefreiheit, sondern darum, ob es stimmt was Söllner äußerte. Ob Beckstein also tatsächlich den „Hass von Millionen“ geschürt hat und dazu den Fall „Mehmet“ konstruiert hat, um ein ausländerfeindliches Klima zu schüren, ist nunmehr Gegenstand der Verhandlung.

    Wenn Richterin Jutta Zeilinger Hans Söllner in der heutigen Urteilsverkündung Recht geben wird, könnte das ernste Konsequenzen für Beckstein nach sich ziehen. Immerhin wäre seine verfassungsferne und enorm ausländerfeindliche Einstellung dadurch aktenkundig. Man darf gespannt sein, wie das Urteil ausfällt.

  • Online Intelligence

    Das Leben eines Geheimagenten stellt man sich spannend vor. Gefährlich, manchmal verrucht. Man kennt das ja von James Bond, dem Mann mit der Lizenz zum Töten.

    Was macht ein Spion wenn er gerade nicht den Besitzern von weißen Angorakatzen auf den Fersen ist? Er zeigt auf seiner Homepage Fotos von seinem neuen Haus in Canberra, wo er neuerdings arbeiten darf, weil er den Amerikanern so tüchtig beim Krieg gegen den Irak geholfen hat. So macht es zumindest der BND-Agent Reiner M. über dessen Aktivitäten diese Woche der SPIEGEL schrieb.

    Blöd ist, daß das jetzt alles nicht mehr so geheim ist, wie es sich in diesen Kreisen geziemt. Der SPIEGEL hat ja auch geschrieben, daß er nun als „First Secretary“ an der deutschen Botschaft in Canberra arbeitet. Da gibt es zwar seltsamerweise zwei „First Secretarys“, aber nur einen, der Reiner M. heißt, seine Gemahlin Carola M. ist dort ebenfalls aufgeführt. Eine Google-Suche nach „Reiner Carola Canberra Mahlstedt“, fördert dann auch gleich ganz oben zwei Homepages zutage, die allerdings vom Netz genommen wurden. Weil das Internet aber ein gutes Gedächtnis hat, kann man die natürlich noch immer ansehen, zum Beispiel hier oder da bei archive.org.

    Es stellt sich die Frage, ob man sich heute noch teure Geheimdienste leisten muß, wenn man doch ohnehin alles im Internet finden kann.

  • Wetten dass?

    Wie bereits versprochen, setzt sich die Redaktion des Fellow Passenger für die Rettung von „Wetten dass?“ ein. Wir haben daher den Intendanten des Zweiten Deutschen Fernsehens persönlich kontaktiert:

    Sehr geehrter Herr Schächter,

    da das überaus traditionsreiche Format „Wetten dass?“ künftig nicht mehr durch Herrn Gottschalk moderiert werden kann, gehe ich davon aus, daß Sie neue Wege beschreiten werden, um den prominenten Sendeplatz auszufüllen.

    Gewiß ist das bisherige Konzept nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Wetten müssen dringend mehr Bezug zu aktuellen Themen, wie Terrorismus oder Folter, Mißbrauch von Sozialleistungen und vor allem mehr „Action“ bieten.

    „Wetten, daß es Harz-IV-Empfänger Schmidt gelingt ein Space Shuttle zu kapern und in die Glaskuppel des Reichstags zu steuern, ohne daß die Verbindungsdaten seines Mobiltelefons dabei registriert werden?“ Das ist es was die Zuschauer sehen wollen. Idealer Wettpate wäre natürlich Osama bin Laden, der aber nur schwer zu erreichen ist. Alternativ würde sich George Walker Busch eignen. Auch Herr Rumsfeld, Frau Rice oder ein anderer amerikanischer Entertainment-Profi, kämen in Betracht.

    Natürlich ist das Format nur zu retten, wenn sich ein hervorragender Moderator findet, der jederzeit souverän mit den Studiogästen umzugehen versteht und die Zuschauer begeistern kann, selbst wenn sie mit unverzeihlich üblen Musikeinlagen irritiert werden. Das klingt nahezu unmöglich, ist es aber nicht, denn MC Winkl persönlich hat sich bereit erklärt das überkommene Format „Wetten dass?“, zu moderieren, ein Mann der das Zeug hat dieser moribunden Sendung neues Leben zu verleihen.

    Sie erreichen Herrn Winkel über seine Internet-Seite http://www.mc4wettendass.de oder per E-Maiĺ unter mc ät mc4wettendass punkt de*.

    Ich setze voraus, daß Sie mir die Konzeption der Sendung übertragen werden, weshalb ich zunächst unter Vorbehalt auf eine Vermittlungsprovision verzichte.

    Bitte teilen Sie mir mit, wann Sie mich zur Verhandlung meines Honorars aufsuchen möchten, damit ich mein Hauspersonal rechtzeitig anweisen kann, entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

    Mit vorzüglicher Hochachtung

    The Fellow Passenger

    * E-Mail-Adresse für Spam-Bots unkenntlich gemacht, d. Red.

  • Fönen im Film

    Über die erstaunlichen Gewohnheiten amerikanischer Frauen beim Duschen im Film haben wir bereits berichtet. Bei österreichischen Filmfrauen wurde nun eine neue Eigenart entdeckt. Sie pflegen zumindest in ihren italienischen Ferienhäusern den Fön im Wohnzimmer aufzubewahren und in der Küche zu gebrauchen. Zumindest in dem Fall, wenn sie ein Mobiltelefon trocknen möchten, das ein ungebetener Gast zuvor im Spühlwasser versenkt hat.

    Frau fönt in der Küche ihr Mobiltelefon

    Man mag der Dame nachsehen, daß sie sich nicht klar macht, daß sie das dringende Telefonat einfacher mit dem Telefon des Nachbarn führen könnte. Sie ist an diesem Punkt der Geschichte heillos überfordert, weil der ungebetene Gast und sein Begleiter ihrer Familie übel mitgespielt haben. Mit einem Golfschläger haben Sie den Hund erschlagen und das Bein des Gatten gebrochen. Zudem liegt im Wohnzimmer die blutüberströmte Leiche des mit einer Schrotflinte erschossenen Sohnes.

    Die Entscheidung, den Fön im Wohnzimmer aufzubewahren ist aber offensichtlich schon vor dem Beginn der grausigen Entwicklungen getroffen worden und darf daher als gewohnheitsmäßig gelten. Da es sich um eine gut situierte Familie handelt ist allerdings nicht auszuschließen, daß es sich um einen Dritt- oder sogar Viertfön handelt. Weder die österreichische Behausung, noch das Badezimmer des Ferienhauses werden im Film gezeigt.

    Es geht aus der Handlung aber klar hervor, daß die Fönmethode nur unzureichend geeignet ist, die Funktionstüchtigkeit eines transportablen Fernmeldeapparats wieder herzustellen. Wer sich in Lebensgefahr befindet, versucht besser etwas anderes. Lassen Sie ihren Fön also ruhig im Badezimmer.

  • Datenvorräte aufstocken

    Wer kennt das nicht. Hungrig schaut man in den Datenkühlschrank und stellt fest, daß nichts gescheites im Hause ist. Natürlich ist es wieder einmal außerhalb der landesüblichen Datengeschäftszeiten und man hat die Wahl entweder mittelmäßiges bei Call-A-Data zu bestellen oder gleich auswärts zu datieren.

    Doch das muß nicht sein, denn viele Daten kann man auch auf Vorrat speichern. Verbindungsdaten zum Beispiel sind zwischen 6 und 24 Monaten haltbar. Wenn Sie es geschickt anstellen, brauchen Sie für Ihren Datenvorrat nicht einmal eine eigene Datengefriertruhe. Zwingen Sie einfach Ihre Datenlieferanten Ihre Lieblingsdaten für Sie aufzubewahren.

    Auch wenn Sie zunächst nur an deftigen Kalorienbomben interessiert sind, kann es ja auch mal eine willkommene Abwechslung sein, Bewegungsdaten Ihres Nachbarn zu goutieren, der sein Harz-IV-Einerlei au beurre noir zubereitet. Denken Sie nur an den herrlichen Genuß, ein Datenstrafgericht mit einer heimlichen Liebschaft als Zeugen zu würzen. Selbst wenn der Delinquent durch falsche Vorwürfe nicht weich wird, bleibt ein hübsches Familien-Haché.

    Auch wenn mancherorts rückständige Moralaposteln Kritik über den Preis solcher Delikatessen äußern, müssen Sie auf den Genuß nicht Verzichten. Die Europäische Union weiß was Ihnen schmeckt — Besser als Sie selbst.