Aufgaben kann man entweder mit Fleiß oder mit Intelligenz lösen. Mehl läßt sich entweder gewinnen, indem man lange genug selbst Getreide zwischen zwei Steinen zerreibt, oder aber eine Mühle baut. Das erspart einem viel Arbeit. So eine Mühle ist sogar in der Lage sehr viel mehr Mehl zu fabrizieren, als man selbst überhaupt brauchen kann.
Heute haben wir Menschen inzwischen so viele Sachen erfunden, die uns Arbeit abnehmen, daß wir nur noch sehr wenig tun müssen, um satt zu werden.
Merkwürdigerweise empfinden wir diese Freiheit mehr als Fluch denn als Segen. Jene, die wir durch technische Erfindungen von ihrer Mühsal befreit haben, stigmatisieren wir als Verlierer. Wir bezeichnen Sie als Arbeitslose, sehen sie bestenfalls als Opfer, schlimmstenfalls als Faulpelze oder gar Schmarotzer.
Unsere Politiker versprechen uns, alles zu tun diese Freiheit wieder zu beenden. Dabei ist völlig klar, daß dies gar nicht möglich ist. Vollbeschäftigung, wie sie in den 50er Jahren in Deutschland existierte bezeichnen wir nicht umsonst als „Wirtschaftswunder“. Wenn wir ein solches Wunder wiederholen wollten, müssten wir einen neuen Krieg verlieren. Wenn das Land in Schutt und Asche läge, gäbe es freilich für jeden viel Arbeit.
So ist es aber heute nicht. Es geht uns im Durchschnitt zwar außerordentlich gut, auch ohne, daß wir dafür schuften müssen. Trotzdem gefällt es uns nicht, wenn manche Menschen nicht arbeiten. Deswegen geht es vielen Menschen eben nicht gut, und anderen wenigen dafür um so besser. Wir verwechseln Arbeit mit Existenz. Wir glauben, jeder müsste arbeiten, damit er existieren darf.
Verzweifelt erwarten wir inzwischen sogar von Unternehmern, daß sie Arbeitsplätze schaffen, obwohl völlig klar ist, daß jedem Unternehmen vor allem daran gelegen sein muß, mit möglichst wenig Personal auszukommen.
Dabei bestrafen wir Arbeit sogar, indem wir dafür Lohn- und Einkommenssteuer erheben. Wer etwas zum wirtschaftlichen Erfolg der Republik beiträgt, soll dafür zahlen. Dabei sollte das doch eher belohnt werden. Arbeit soll sich lohnen, hört man täglich aufs Neue. Die einzige Konsequenz die wir daraus ziehen ist, jenen für die es keine Arbeit mehr gibt, das Leben so schwer wie möglich zu machen. Arbeit soll sich lohnen, indem Arbeitslosigkeit zur Verheerung gerät. Wir erfinden Begriffe wie „soziale Hängematte“ und „Arbeitsagentur“, weil wir insgeheim längst wissen, daß wir Arbeit nicht aus dem Nichts herbeiführen können.
Wir haben alles was nötig ist, um jedem ein zufriedenes Leben zu ermöglichen und noch viel viel mehr. Wir müssen nur endlich lernen damit umzugehen.
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