Die Piranha Media GmbH aus München schreibt die Medienzeitschrift „King-Magazin“, die einmal monatlich erscheint. Sie liegt kostenlos in Filialen des Junk-Food-Fabrikanten Burger King aus.
Weil man in der Redaktion des „King-Magazin“ nicht so genau weiß, wo vorne und hinten ist, hat zumindest die Juni-Ausgabe anstelle einer Rückseite eine zweite mit der ersten identische Titelseite. Die Mittelseite bildet den Höhepunkt des janusköpfigen Blattes, wo eine ganzseitige Anzeige von Burger-King zweimal nebeneinander gedruckt ist. Einmal normal, das zweite mal auf dem Kopf stehend, wie der Rest des Heftes dann auch weitergeht. Man weiß also auch nicht wo oben und unten ist.
Titelthema ist der Film Date Movie, offenbar ein Meilenstein der US-Filmgeschichte, bescheinigt das „King-Magazin“ dem Werk doch, „der neue Maßstab in Sachen Filmparodie“ zu sein.
Vorne im Heft, also dem Vorne, wo auch auf Seite 3 das Inhaltsverzeichnis steht, gibt es 2,6 Seiten „King News“. King News ist das Piranha-Wort für redaktionell gemachte Reklame. Das Glanzlicht ist zweifelsohne die Meldung, daß man sich mit dem „Windows Live Messenger“ tippenderweise über das Internet unterhalten kann. Besonders Urlaubsbekannschaften soll dieses „Wunder der modernen Technik“ zupaß kommen, die sich früher nur mit Telefonen ausgerüstet, nach dem Urlaub meist aus den Augen verloren haben.
Über die neuesten Ergüsse der Musikindustrie informiert „King-Magazin“ in der Rubrik „King Music“. „Ich wollte echter werden“, wird etwa Christina Milian zitiert. Mit dem üblichen Kauderwelsch von PR-Agenturen geht es weiter:
Nun wärmt sie uns mit ihrer dritten Platte „So Amazin’“, im Spätsommer dann läßt sie uns in Wes Cravens Horrorstreifen „Pulse“ das Blut wieder gefrieren.
Interessante Passagen finden sich auch in den Filmvorstellungen („King Movie“). So folgert der Autor, das Drehbuch von Alibi müsse ein herausragendes sein, weil nur auf diese Weise eine Billigproduktion zu einer Starbesetzung kommt. Die Hauptfiguren sind übrigens mit Steve Coogan, Rebecca Romijn und James Brolin besetzt. Als Fazit kalauert der Schreiber, „wer diesen Film verpasst, sollte ein gutes Alibi haben“. Wer den Film gesehen hat, durfte feststellen, daß die im „King-Magazin“ gepriesene Handlung vor allem reichlich verworren ist, die Figuren hölzern wirken und der Rhytmus des Films mehr als holprig ist. Das steht aber nicht im „King-Magazin“, sondern bei filmstarts.de.
Die Rubrik „King Sport“ kommt mit nur einem einseitigen Artikel aus. Der kommentiert Fußballschuhe des Sportartikelherstellers Puma. Zehn verschiedene Modelle von 1949 bis heute sind auf der Seite zu sehen. Ein Drittel des „Ausflugs in das Puma-Fußballarchiv“ ist freilich dem neuesten Modell gewidmet, daß sich weniger im Archiv befinden dürfte, sondern für 165 Euro auf dem Markt erhältlich ist und im Heft mit zwei ganzseitigen Anzeigen beworben wird.
Mit „City Live“ stellt das „King-Magazin“ einen weiteren Aufguß des 1990 beliebten Spiels „Sim City“ vor, in dem der Spieler sich als Amateurbürgermeister versuchen kann. Freilich darf in der Juni-Ausgabe auch ein Remake des mitte der 90er verbreiteten Spiels „Fußball-Manager“ nicht fehlen. Heute heißt es „Young Stars“. Die halbseitige Anzeige ist der Einfachheit halber gleich auf der selben Seite untergebracht, wie der Artikel.
Bei der Mehrzahl der redaktionellen Beiträge läßt sich die Redaktion offensichtlich überhaupt gerne von der Anzeigenabzeilung inspirieren. Zumindest sind die in den Anzeigen beworbenen Produkte überwiegend identisch mit denen, die in den Artikeln durchwegs lobhudelnd gewürdigt werden.
Das „King-Magazin“ ist also weniger ein Presseerzeugnis, als ein ziemlich fader Werbeprospekt. Wie das Blatt unter die Top Ten des Best Of Corporate Publishing 2004 geraten konnte, ist schwer nachvollziehbar.
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