Kurz vor Weihnachten wurde uns ein höchst erstaunliches Schreiben der Telefongesellschaft O2 (Germany) GmbH & Co. OHG zugespielt:
12. Dezember 2006
Datenschutzbestimmungen von O2
Sehr geehrter Herr Engerlingdinger*,
vielen Dank für Ihre Vertragsverlängerung bei O2. Wie bereits telefonisch vereinbart, übersenden wir Ihnen die aktuellen Datenschutzbestimmungen von O2, für Ihre Unterlagen:
- Ich stimme der Nutzung und Verarbeitung meiner Bestandsdaten bei O2 (Germany) GmbH & Co. OHG zur Kundenberatung, Information über deren Angebote und für Marktforschung zu, soweit die Datenverwendung hierfür erforderlich ist. Zu diesem Zweck bin ich mit einer Kontaktaufnahme per Text- oder Bildmitteilungen oder mündlich einverstanden.
- Ich stimme der Verwendung meiner Verkehrsdaten (Nummer der beteiligten Anschlüsse, genutzte Telekommunikations- und Teledienste, Datenvolumen, Standorte) zur bedarfsgerechten Gestaltung von Kommunikationsdienstleistungen und Telediensten für einen Zeitraum von max. 6 Monaten zu. Zu diesem Zweck bin ich mit einer Kontaktaufnahme per Text- oder Bildmitteilungen oder mündlich einverstanden.
Sie können diese Erklärung jederzeit gegenüber O2 (auch teilweise) widerrufen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team von O2 Germany
Aller sprachlichen Fehlleistungen zum Trotz ist anzunehmen, daß mit „Ich“, nicht der Absender, sondern der Adressat gemeint ist, der seine persönlichen Daten hier zum Gemeingut erklären soll, falls er nicht ausdrücklich dem widerspricht, was O2 kühn als „Datenschutzbestimmung“ proklamiert.Wehe dem, der hier nicht lautstark aufbegehrt, wie unser tapferer Herr Engerlingdinger:
München, den 4. Januar 2007Ihr Schreiben „Die Datenschutzbestimungen von O2“ vom 12.12.2006
Sehr geehrte Damen und Herren,
entgegen Ihrer Behauptung in vorbezeichnetem Schreiben wurde weder telefonisch noch auf anderem Wege eine Vereinbarung getroffen, die meinen Verzicht auf informationelle Selbstbestimmung Ihrem Hause gegenüber zum Gegenstand hätte.
Ich hatte einer Ihrer Sachbearbeiterinnen zugebilligt, daß Ihr Unternehmen mich kurz vor Ablauf des jüngst erneuerten Vertrags kontaktiert, um gegebenenfalls die Bedingungen für eine weitere Verlängerung des Vertrags zu verhandeln.
Ich widerspreche einer Nutzung der meine Person betreffenden Stammdaten und insbesondere der Nutzung der Verkehrsdaten meines Mobilfunkanschlusses zu anderen Zwecken als der Abrechnung. Ferner untersage ich Ihrem Unternehmen, mich betreffende Daten länger vorzuhalten als es zur Abrechnung zwingend erforderlich ist.
Da der von O2 beabsichtigte Umgang mit meinen personenbezogenen Daten als „Datenschutzbestimmungen“ deklariert ist, erwarte ich neben einer Bestätigung für die Umsetztung meines Anliegens auch eine Stellungnahme Ihres Datenschutzbeauftragten zu dieser Angelegenheit und eine vollumfängliche Aufstellung der zu meinem Vertragskonto gegenwärtig vorgehaltenen Daten.
Als Frist habe ich mir dafür den 25.01.2007 15:00 Uhr vorgemerkt.
Mit freundlichen Grüßen
Erwin Engerlingdinger*
Wir dürfen gespannt sein, wie die stets blaue Telefongesellschaft darauf reagieren wird. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.
* Name von der Redaktion geändert
[Update 5.1.06 um 1.55 Uhr]: Gerne hätte Herr Engerlingdinger seine Einlassung der Telefongesellschaft vorab per E-Mail zugetragen. Leider gibt sie in ihrem Schreiben keine E-Mail-Adresse an. Einem Unternehmen wie O2, wollen wir nachsehen, daß es derlei moderner Formen der Kommunikation noch nicht zugänglich ist.
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