Monat: Juli 2007

  • Europäische Zahlungsmittel im Alltagstest – Teil I: Münzen

    Jeder der über ein Vermögen verfügt, sei es noch so gering, ist Tag für Tag bestrebt einen Teil davon auszugeben. Was einfach klingt ist in der Praxis oft gar nicht so einfach. Soll man eine Kugel Vanille-Eis lieber gegen einen Schuldschein oder einfach per Kreditkarte anschaffen? The Fellow Passenger, das führende Fachmagazin für Halbwissen, hat die Probe aufs Exempel gemacht und verschiedene Zahlungsmittel ausprobiert.

    Pekunia non olet (Geld stinkt nicht), soll der Römische Kaiser Vespasian einst behauptet haben. Gemeint hat er wohl, das dem Geld aus einer Latrinensteuer kein Uringestank anhaften würde. Geruchlos sind unsere Testmoneten nämlich keineswegs. Leider duften die kleinen Metallscheiben nicht nach Jaminblüten. Als wir den Geldsack öffnen weht uns vielmehr ein faulig-metallischer Gestank entgegen. Dementsprechend versuchen wir das Geld so schnell wie möglich auszugeben. Ausweislich des Lieferscheins handelt es sich um insgesamt 322,69 Euro.

    Schnell finden wir per Internet einen Händler der in seinem Online-Shop einen Kühlschrank für 315.95 Euro inklusive Versand anbietet. Schon nach 2 Stunden haben wir den korrekten Betrag abgezählt und schlagen zu. Da wir die Möglichkeit der Barzahlung in dem etwas undurchsichtigen Bestellsystem nicht entdecken fragen wir telefonisch nach. Eine Barzahlung sei ohne weiteres möglich, müsse aber vor Ort erfolgen, erklärt man uns.

    Um die Zahlung zu tätigen entschließen wir uns für eine Flugreise nach Mühlheim an der Ruhr zum Preis von 132,40 Euro. Als wir am Schalter der Fluglinie vorstellig werden, bescheidet man uns zwar Barzahlungen grundsätzlich anzunehmen, Münzen würde man aber allenfalls in geringer Stückzahl annehmen, da eine Prüfung des entrichteten Betrags zu viel Zeit in Anspruch nähme. Falls wir mit einer Kreditkarte zahlten, wäre allerdings der Transport des Geldsacks mit zusätzlichen Kosten verbunden. Er sei nämlich zu Schwer um als gewöhnliches Reisegepäck zu gelten. Wir beschließen, den Versuch abzubrechen.

    Da unser Redaktionsfahrzeug wegen eines dringenden Fototermins bereits wieder unterwegs ist, möchten wir mit der S-Bahn zurück nach München fahren. Der Fahrkartenautomat spuckt alle kupferfarbene Cent-Münzen unterschiedslos wieder aus. zweifarbige und solche mit Messinganmutung nimmt er größtenteils an. Nach welchen Kriterien er dabei genau vorgeht können wir nicht ermitteln. Zudem ist es erst mit drei Personen möglich, den Betrag von 10,50 Euro für eine Streifenkarte in Form von 10-Cent-Stücken schnell genug einzuwerfen ehe das Gerät die Geschäftsbeziehung abbricht und die bereits geleistete Anzahlung mehr oder weniger vollständig auswirft.

    Wir vermuten nun, der Zahlungsverkehr mit Münzen geht um so besser von der Hand, je höher die Kaufkraftdichte, also der Nominalwert pro Kilogramm ist. Die Mehrheit der Zahlungsverkehrsteilnehmer verweigert sich, sobald ihnen die Umsatzgeschwindigkeit, also Moneten pro Zeiteinheit, zu gering erscheint.Wir beabsichtigen daher, uns probehalber auf die Münzen mit dem höchsten Wert zu beschränken.

    Wir versuchen also alle Testmünzen bei einer Bank in 2-Euro-Stücke umtauschen. Die vorwiegend Kupferfarbenen Metallscheiben wären ein gültiges Zahlungsmittel versichert man uns dort. Einen Umtausch verweigert die Bank aber dennoch. Mindestens müßten die Münzen in bestimmtes Papier gewickelt sein. Selbst dann wäre die Herausgabe von 2-Euro-Stücken identischen Gegenwerts aber nur dann möglich, wenn wir zusätzlich ein Konto bei dieser Bank führten.

    Da uns das spezielle Papier kostenlos angeboten wird, nehmen wir davon reichlich. Interessant: für jede Münzsorte gibt es ein eigenes Papier. Jedes sogar mit einer aufgedruckten Beschreibung, wieviele Münzen welchen Typs darin eingerollt werden sollen.

    Es erscheint unserem Test-Team plausibel, die Umsatzgeschwindigkeit durch eine solche Verpackung zu steigern. Um das genauer unter die Lupe zu nehmen rollen wir das Geld wunschgemäß ein. Wir benötigen dafür vier Personenstunden.

    Ehe wir das Geld zur Bank tragen, wagen wir aber noch einen weiteren Versuch es in dieser neuen Rollenform als Zahlungsmittel auszuprobieren.Wir kaufen in einem Supermarkt ein. Dabei verwenden wir einen kleinen mathematischen Trick: Wir kaufen von jedem Artikel 50 Stück. So ist sichergestellt, das der Rechnungsbetrag nur ganze und halbe Eurobeträge ausweisen kann, die sich mit den Geldrollen darstellen lassen.

    Mit je 50 Verpackungseinheiten Toilettenpapier, Topfreinigern, Joghurt und Chiabatta zum Preis von 311 € fahren wir unter neugierigen Blicken unseren Einkaufswagen zur Kasse. Dort ist man nicht bereit, uns die Ware zu überantworten. Es sei zwar verdienstvoll aber nicht in angemessener Zeit prüfbar wie wir unsere Münzen gerollt hätten. Vor allem ob die Bankseitig aufgedruckte Anzahl zuträfe sei nicht zu ermitteln, ohne die Gebinde zu öffnen was man allerdings ohnehin nicht in Betracht ziehe. Ob wir nicht per einfach EC-Karte zahlen könnten werden wir gefragt.

    Fazit: Trotz angenehmer Haptik und robuster Konstruktion erweist sich dieses Zahlungmittel bereits ab zweistelligen Beträgen als wenig praxistauglich. Wir empfehlen Hartgeld nur für Transaktionen unter 5 Euro einzusetzen und die Annahme von Münzen unter einem Nominalwert von 0,10 Euro zu verweigern.

  • Steinreich durch Werbung

    Die Herausgabe des Fellow Passenger, dem beliebten Fachmagazin für Halbwissen erfordert immensen technischen Aufwand. Allein der Betrieb des Rechenzentrums verschlingt Unsummen. Die monatlich entstehenden Kosten belaufen sich auf eine Zahl mit zwei Nachkommastellen! Mit dem gleichen Betrag ließe sich sogar ohne weiteres der jährliche Bedarf an Schuh-Creme für einen Single-Haushalt bestreiten.

    Es wäre nur eine Frage der Zeit bis uns ein Private-Equity-Unternehmen übernimmt, alle Kugelschreiber verkauft, das gesamte Personal entläßt und den Fellow Passenger in eine Zahnarztpraxis umwandelt um diese dann mit 3000 Prozent Gewinn wieder auf den Markt zu werfen.

    Um das zu verhindern schließen wir uns dem geldgierigen und völlig skrupellosen Anzeigennetzwerk zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte) an. Damit die Euro-Pfennnige ungehindert fließen können haben wir folgendes Konzept vorgesehen:

    • Wir bewerben unser Periodikum flächendeckend im gesamten Anzeigennetzwerk mit drei Layer-Ads, zwei Pop-Ups, vier Pop-Unders und fünf blinkenden und fiependen Flash-Animationen pro Page Impression.
    • Die durch die Werbung steigenden Klicks auf unserem Angebot führen zu astronomischen Werbeeinnahmen aus dem Netzwerk von zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte). Aus diesen Einnahmen finanzieren wir dann rückwirkend unsere Werbekampagne
    • Der Clou: Wir zeichnen zuvor ein paar tausend Aktien von zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte). Die von uns selbst angekurbelten Umsätze von zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte) führen zu gigantischen Dividenden, die uns schon bald in die Lage versetzen immer mehr Anteile von zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte) zu übernehmen.
    • Sobald wir zu 100 Prozent beteiligt sind, verkaufen wir alle Kugelschreiber, entlassen das gesamte Personal und wandeln zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte) in eine Zahnarztpraxis um und werfen sie mit 3000 Prozent Gewinn wieder auf den Markt.

    Wenn Sie ebenfalls an unserem künftigen Reichtum partizipieren möchten, kaufen Sie doch schon mal ein paar Aktien der Fellow Passenger AG, die von uns schon im ersten Test das Prädikat „Economy 2.0beta – unfehlbar“ erhalten haben.

  • Sichtschutz

    Sehen Sie, verehrte Constantin Film AG,

    neulich kaufte ich eine Video-DVD aus Ihrem Hause. Ich hatte den Film Wer früher stirbt ist länger tot bereits im schönen Filmtheater Casino am Odeonsplatz zu München genossen und war uneingeschränkt begeistert. Flugs habe ich einige gute Freunde eingeladen und einen Videoprojektor nebst Leinwand besorgt, um diesen gelungenen Film nochmals zu betrachten, den ich für den vorläufigen Höhepunkt deutscher Filmkunst halte.

    Niemals werde ich die Blamage vergessen die mir zuteil wurde als ich die soeben aus ihrer Folienverpackung befreite DVD in das Abspielgerät einlegte. Denn es gab nichts als ein paar grüner Klötze auf der Leinwand zu sehen. Ich erspare mir an dieser Stelle zu schildern, welche zahlreichen Versuche die technischen Gegebenheiten zu ändern ebenfalls erfolglos blieben.

    Tags darauf ließ ich die DVD umtauschen und mußte feststellen, daß auch der Ersatz nicht funktionierte. Freundlicherweise nahm der Händler das Objekt ohne Umschweife zurück und erstattete den vollen Kaufpreis in bar.

    Dieses ausgesprochen unerfreuliche Erlebnis hatte ich bereits verdrängt, als ich gestern aus einer gut sortierten Videothek Das Parfum auszuleihen beliebte. Sie ahnen es bereits: Der Film ließ sich nicht abspielen. Ich gab ihn mit einem entsprechenden Vermerk zurück und selbstverständlich berrechnete mein Videothekar keine Gebühren dafür.

    Weil es mir schwer fiel mir vorzustellen, daß die Constantin Film Aktiengesellschaft schlicht zu blöde ist, funktionierende Video-DVDs herzustellen habe ich die Sache näher untersucht.

    Das Ergebnis: Die genannten DVDs sind mit einem „Kopierschutz“ versehrt versehen der sich DVD-Movie-Protect nennt und von der X-Protect GmbH aus München stammt. Der Defekt ist offensichtlich ihrerseits gewollt und in voller Absicht herbeigeführt.

    Sie werden sicher verstehen, daß es mir schlicht zu mühsam ist, jede DVD zu kaufen, auszuprobieren und gegebenenfalls wieder zurückzugeben, ehe ich sie ansehen kann.

    Mithin wollen Sie freundlicherweise zur Kenntnis nehmen, daß ich an Ihren Home-Entertainment-Produkten nicht länger interessiert bin.