Medikamentenausgabe

Die Pharmaindustrie, die mit großem Einfallsreichtum und teuren PR-Agenturen Krankheiten zu erfinden im Stande ist, die zu ihren Medikamenten passen, ist nun völlig überraschend in den Verdacht geraten, mit ihren Produkten Geld verdienen zu wollen.

Nach Recherchen von Hans Weiss [1]Hans Weiss, „Fast alle großen Pharmakonzerne sind notorische Gesetzesbrecher„, Telepolis, 30.01.2009 sollen viele der Konzerne womöglich Wirtschaftsunternehmen sein, die sogar unverblümt als Aktiengesellschaften firmieren.

Es besteht der schlimme Verdacht, daß trotz des deutschen, weltweit einzigartigen und durch und durch korrupten Gesundheitssystems, Geld auf Kosten Kranker verdient wird und die Pharmabranche doch keine Einrichtung der Heilsarmee ist, in deren Auftrag sie zum Selbstkostenpreis erforscht, wie die Menschheit vom Siechtum zu befreien wäre.

Damit wäre dann auch klar, warum Ratiopharm-Chef Adolf Merckle sterben musste [2]ddp, „Unternehmer Adolf Merckle begeht Selbstmord„, dernewsticker.de, 06.01.2009. Er konnte sich nach seiner Fehlspekulation mit VW-Aktien einfach kein Antidepressivum mehr leisten, oder das Zeug wirkt einfach nicht. Vielleicht sogar beides.

References
1 Hans Weiss, „Fast alle großen Pharmakonzerne sind notorische Gesetzesbrecher„, Telepolis, 30.01.2009
2 ddp, „Unternehmer Adolf Merckle begeht Selbstmord„, dernewsticker.de, 06.01.2009

Eduard Karl Henn

edikarlIm Blogwesen war er offiziell bekannt als Herr Neobazi, privat nannten wir Ihn gerne Opa Edi. Er war gelernter Mauer, ehe er sich zunächst der militärischen, später der Zivilen Seefahrt widmete. Im Ruhestand von Rheuma geplagt, versteckte er viele kluge Geschichten im Kommentarwesen aller möglichen Blogs, bis Herr Poodle und ich ihn überzeugen konnten, ein eigenes Blog zu führen. Der Club der halbtoten Dichter avancierte zu einer Institution mit vielen Coautoren und vielen klugen Diskussionen, die stets von höchst angenehmem Ton geprägt waren. Jeder, den Edi-Carl sympathisch fand, durfte im Rahmen einer virtuellen Äquatortaufe einen Taufschein mit eigenem Seemannsnamen bekommen. Mit viel Liebe hat er seine Erlebnisse auf See in seiner Kolumne Blaue Wüste erzählt, die auch unter seinen ehemaligen Kollegen viel Beachtung fand. Mit herzlicher Gastfreundschaft hat er manchen von uns in seiner kleine Wohnung im Nuttenturm an der Reeperbahn beherbergt, dessen zwielichtiger Hausverwaltung er regelmäßig das Fürchten lehrte. Nach seinem Umzug zu seiner Verwandschaft nach Kempten wurde es etwas ruhiger im Club, bis ihn ein Schlaganfall zu einer längeren Pause zwang, von dem er sich aber zügig erholt hat und sich nicht nehmen lies, den Club wieder aufleben zu lassen. Doch diese Zeit währte nur kurz. Das Treffen in München, wo er endlich Herrn Kubelick hätte kennenlernen sollen fand nicht mehr statt. Am 28.01.2009 starb er friedlich im Schlaf an Herzversagen. Er und sein Werk wird uns allen immer in schöner Erinnerung bleiben. Das Kondolenzbuch liegt zur Zeit noch im Club aus.

Anorexie besiegt

Der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien, ist es gelungen, die Magersucht zu besiegen, indem sie die Quelle der Krankheit nicht nur ausgemacht, sondern auch zum Versiegen gebracht hat [1]Beck-Blog, „Verherrlichung von Magersucht im Internet – Bundesprüfstelle indiziert Blog„, 22.01.2009.

Unsere Jugend ist nach der Auffassung des Gesetzgebers nämlich völlig vertrottelt und fällt mangels Reflexionsvermögen unverzüglich der Magersucht anheim, sobald sie mit den Gedankengängen eines magersüchtigen Mädchens [2]Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, „Entscheidung Nr. 5601„, 04.12.2008 in Kontakt kommt.

Gängige Diätmagazine mit Hochglanzfotos von digital verschlankten Modepüppchen, wie „Brigitte“, „Amica“, etc. gelten aber weiterhin als völlig harmlos. Was soll ein anorektisches Schönheitsideal schon schaden, wenn es von großen Verlagsgesellschaften verbreitet wird? Wenn in Filmen die Schauspieler bei Nacktszenen durch Doubles dargestellt werden, ist das bestimmt nur ein Zeichen für ein völlig gesundes Verhältnis zum eigenen Körper.

Warum es gut ist, wenn der Staat seinem Volk aussucht, was es lesen darf und man es nicht „Zensur“ nennen darf, solange es Jugendliche betrifft, erklärt Ihnen Großblogger Johnny Haeusler auf „Spreeblick“ [3]Johnny Haeusler, „Bundesprüfstelle indiziert Blog„, Spreeblick, 23.01.2009. Dabei geht er davon aus, daß er einer der wenigen sei, die das oben erwähnte 16-Seitige Konvolut der Behörde gelesen haben. Warum er es vollständig veröffentlicht, obwohl es die seiner Meinung nach gefährlichen Texte enthält, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

References
1 Beck-Blog, „Verherrlichung von Magersucht im Internet – Bundesprüfstelle indiziert Blog„, 22.01.2009
2 Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, „Entscheidung Nr. 5601„, 04.12.2008
3 Johnny Haeusler, „Bundesprüfstelle indiziert Blog„, Spreeblick, 23.01.2009

Verwaiste Junggesellen

Was ist eigentlich gegen verwaiste Junggesellen einzuwenden? „Nichts“, werden Sie jetzt vermutlich denken und sich fragen, wie ich darauf komme. Dabei ist die Antwort sozusagen amtlich: Verwaiste Junggesellen, sind die einzigen, für die sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [1]Das BMFSFJ im Internetz ausweislich seines Namens nicht zuständig sieht.

Wenn man die Zuständigkeit von UvdLs Ministerium nur geringfügig erweiterte, könnte es einfach „Bundesministerium für Leute“ heißen. Das wäre in jedem Fall sprachlich eine deutliche Verbesserung. Vielleicht wären die Mitarbeiter dann auch besser ausgelastet und müssten nicht versuchen, Kinder im fernen Ausland vor Mißbrauch zu schützen, indem sie in Deutschland eine Zensurmaschinierie gegen das Internet [2]Chaos Computer Club, „Internet-Zensur errichten lassen, die weniger gegen Kindesmissbrauch, sondern eher gegen die Demokratie wirken wird, sobald sich weitere Anwendungen für das System finden. Musiktauschbörsen [3]Thomas Knüwer, „Ursula von der Leyen und der Kampf um das Internet„, „Indiskretion Ehrensache“, Handelsblatt, 15.01.2009 und Onlineglücksspiele [4]Torsten Kleinz, „Internet: Glücksspielseiten droht Sperrung„, Locus Focus Online, 29.11.2008 stehen ja schon jetzt auf der Tagesordnung.

Es mag ja sein, daß es den Kindern aus Thailand, Brasilien, Kenia, den Philippinen, der Dominikanischen Republik, Indien, Sri Lanka, Birma, Laos, Ungarn und Tschechien [5]Adolf Gallwitz und Bernhild Manske-Herlyn, „Kinderpornographie Entwicklung von Gegenstrategien Verbesserung der Situation betroffener Kinder„, 1999, S. 3 besser geht, wenn sie unbehelligt Teppiche knüpfen, Turnschuhe kleben oder in Minen arbeiten dürfen. Zumindest sieht das Ministerium gegen verwaiste Junggesellen dann keinen Handlungsbedarf. Wahrscheinlich hat die Fruchtbarkeitsministerin [6]Wikipedia, „Ursula von der Leyen davon noch keine Bilder im Netz gefunden.

Nachdem es Superuschis Wunderministerium nicht gelingen will, den Deutschen das Kinderkriegen schmackhaft zu machen, werden ihm langsam die Kunden ausgehen. Die Senioren werden ja auch nicht jünger. An den verwaisten Junggesellen führt also auf lange Sicht kein Weg vorbei, es sei denn, man wäre gewillt, ein Ministerium aufzulösen, nur weil es nicht mehr benötigt wird.

References
1 Das BMFSFJ im Internetz
2 Chaos Computer Club, „Internet-Zensur
3 Thomas Knüwer, „Ursula von der Leyen und der Kampf um das Internet„, „Indiskretion Ehrensache“, Handelsblatt, 15.01.2009
4 Torsten Kleinz, „Internet: Glücksspielseiten droht Sperrung„, Locus Focus Online, 29.11.2008
5 Adolf Gallwitz und Bernhild Manske-Herlyn, „Kinderpornographie Entwicklung von Gegenstrategien Verbesserung der Situation betroffener Kinder„, 1999, S. 3
6 Wikipedia, „Ursula von der Leyen

Kein freier Mann

Freiheit ist relativ. Christian Klar, ein ehemaliger Terrorist der Roten Armee Fraktion ist aus seiner 26 Jahre langen Haft entlassen worden. Nicht in die Freiheit, wie „Bild“ behauptet [1]J. W. Meyer, H.-J. Vehlewald, „7:45 Uhr: Mit einer Tasche und 400 Euro in die Freiheit„, bild.de, vermutlich 22.12.2008, sondern eher in die Vogelfreiheit, wie „Bild“ sie eigens für ihn erzeugt [2]Bild und B.Z. lassen Christian Klar nicht weg“, bildblog.de, 10.1.2009.

Chrstian Klar kann nur hoffen, daß sich die Vermutung von Rechtsanwalt Udo Vetter bewahrheitet, und der Axel-Springer-Verlag ihm „viel Geld“ [3]Udo Vetter, “Wem ich eine Vorstrafe wünsche“, lawblog.de, 10.1.2009, bezahlen muß, um seine neue durch „B.Z.“ und „Bild“ vernichtete Existenz zu entschädigen.

Ein normales Leben wird er in Deutschland nie führen können, denn nicht nur im Kommentarwesen des „Zitty-Blog“ [4]Daniel Boese, “Kein Praktikant Klar“, blog.zitty.de, 9.1.2009 würde ihn ein aufgebrachter Mob verfolgen, so lange er sich innerhalb Deutschlands, aber außerhalb einer Gefängniszelle aufhält.

Für ihn wäre es womöglich am Besten, Deutschland zu verlassen und in einem Land Fuß zu fassen, in dem „B.Z.“ und „Bild“ unbekannt sind. Genau das darf er aber nicht, denn die Bewährungsauflagen zwingen ihn dazu, bis zum 3. Januar 2014 [5]Restfreiheitsstrafe gegen Christian Klar zur Bewährung ausgesetzt„, Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Stuttgart, 24.11.2009 hier zu bleiben. Das Geld müsste also nicht nur 5 Jahre seinen Lebensunterhalt zu sichern imstande sein, sondern auch genügen, um, als dann 62-Jähriger Mann ohne Berufserfahrung, ein neues Leben in der Fremde zu beginnen.

References
1 J. W. Meyer, H.-J. Vehlewald, „7:45 Uhr: Mit einer Tasche und 400 Euro in die Freiheit„, bild.de, vermutlich 22.12.2008
2 Bild und B.Z. lassen Christian Klar nicht weg“, bildblog.de, 10.1.2009
3 Udo Vetter, “Wem ich eine Vorstrafe wünsche“, lawblog.de, 10.1.2009
4 Daniel Boese, “Kein Praktikant Klar“, blog.zitty.de, 9.1.2009
5 Restfreiheitsstrafe gegen Christian Klar zur Bewährung ausgesetzt„, Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Stuttgart, 24.11.2009

Wilder Westen im Nahen Osten

Endlich können wir unseren Blick von Somalia abwenden, unserem dort ebenso unfreiwillig wie gratis betriebenen Endlager für radioaktive Abfälle, wo wir jedes Jahr Fische für eine Milliarde Dollar stehlen, die wir erstaunlicherweise essen, statt sie im Schnellen Brüter zu Reaktorbrennstäben zu verarbeiten.

Damit Fisch nicht seinen guten Ruf verliert, gesund zu sein, lassen wir unsere Soldaten Fischer jagen, die wir Piraten nennen, weil sie inzwischen nicht mehr Fische sondern Schiffe fangen, das Einzige was außer Giftmüll dort noch im Meer umherschwimmt. Damit wir uns nicht mit dem blutigen Handwerk unserer eigenen Streitkräfte auseinandersetzen müssen, üben wir uns lieber darin, das Besondere in der Routine des Nahostkonflikts zu erkennen, bei dem wir uns erfolgreich einreden, daran völlig unbeteiligt zu sein.

Während wir betroffen dem prasselnden Streubombenfeuerwerk über dem Wilden Westen des Nahen Ostens zusehen, brauchen wir uns nicht einmal zu sorgen, ob wir Partei ergreifen müssen. Psychopathische Kriegstreiber haben schließlich beide Seiten, resümieren wir zufrieden. Aus reiner Nächstenliebe gepaart mit untrüglichem Sinn für Gerechtigkeit, beliefern wir sie auch beide mit Geld und Waffen.

Kritisch verweisen wir darauf, daß es doch Regeln dafür gibt, wie Kriege korrekt zu führen sind, obwohl selbst dem kopflahmsten klar sein muß, daß sich daran niemand halten wird, sobald er in den Krieg zieht. Wenn über hundert Staaten Streubomben ächten, tun sie das aus dem selben Grund, warum die übrigen sie verwenden. Sie demoralisieren die gegnerische Bevölkerung, indem sie deren Kinder zerhächseln und schonen dabei die Infrastruktur. Militärisch ist das ideal, denn wer den Rückhalt seines Volks verliert, verliert den Krieg.

Der calamitas collateralis ist keine unbeabsichtigte Nebenwirkung eines ansonsten redlichen Handwerks, wie die PR-Agenturen der Kriegsbranche nicht müde werden zu behaupten, sondern ein wirksames und willkommenes Mittel, den Gegner das Fürchten zu lehren. Der Euphemimus „Begleitschaden“ entstammt offensichtlich den gleichen schwer erkrankten Denkorganen, jener Zyniker, die sich auch ausgedacht haben, aus der Luft geführte Fächenbombardements, mit Begriffen aus der Heilkunde zu beschreiben.

Obwohl wir das alles wissen, räkeln wir uns behaglich in unseren Fernsehsesseln und reden uns ein, Kriege würden zwischen Armeen ausgetragen, deren Angehörige sich ihren Beruf selbst ausgesucht haben. So wie die Piraten von Somalia, die ja schließlich auch eine Banklehre hätten machen können.

Fischwickel

Wer hat sich eigentlich ausgedacht, japanische Fischwickel auf unbekleideten Frauen zu servieren? In diesem Lebensmitteldesaster, wird der Fisch sofort so warm, daß man den Salmonellen beim Tanzen zusehen kann. Die Dame wird durch die anhaftenden Lebensmittel auch nicht appetitlicher.

Wäre eine gut gekühlte Leiche da nicht praktischer?

Lobhudelkartell

Nicht nur weniger Arbeit, sondern auch mehr Sex, verspricht die sehr verehrte Frau Chefarztfrau in Ihrem Beitrag „Besser leben mit der Chefarztfrau“ im „Journal für asymmetrische Polemik“ [1]Besser Leben mit der Chefarztfrau„, chefarztfrau.de, 24.12.2007.

Das ist aber alles gar nicht so, wie Sie jetzt denken (Schatz) und wir können das alles erklären!

Der Text ist nämlich kein liederliches Angebot, sondern eine scharfsinnige Analyse der Psychopathologie des Homo Öconomicus, der kein Glück findet, weil er stattdessen nach Geld sucht, mit dem er Dinge kaufen kann, die er nicht braucht, um Leute zu beeindrucken, die er nicht mag.

References
1 Besser Leben mit der Chefarztfrau„, chefarztfrau.de, 24.12.2007

Freiwillig

„Beabsichtigt ist ein wachsender Kontrolldruck durch die Polizei, der Verkehrsteilnehmer nachhaltig zur freiwilligen Einhaltung der Regeln im Straßenverkehr anhalten soll.“ [1]Agenturmeldung in den „Lübecker Nachrichten“,  5.1.2009

Wer eines Bankraubs beschuldigt wird, sollte diese Argumentation unbedingt übernehmen und darauf bestehen, daß der Bankangestellte das Geld freiwillig herausgab, als der Beschuldigte mit seiner Waffe wachsenden Kontrolldruck ausübte.

References
1 Agenturmeldung in den „Lübecker Nachrichten“,  5.1.2009

Spaß mit XSS

Wenn in Zürich mal nichts schlimmes passiert, übernimmt die Kantonspolizei schon mal eine gesunde Portion Halbwissen in ihren Internetauftritt. So ist’s recht!

Halbwissen bei der Kantonspolizei Zürich
Halbwissen bei der Kantonspolizei Zürich

Update: Die Web-Entwickler der KaPo Zürich haben den Fehler inzwischen behoben.