Weil heutzutage viele Menschen mehrere Berufe ausüben müssen, um über die Runden zu kommen, lassen sich nicht mehr genügend Wahlhelfer finden, die Zeit hätten Stimmzettel zu zählen. Außerdem führt das sinkende Bildungsniveau dazu, daß die wenigen Wahlhelfer die Stimmen nicht mehr von Hand zusammenrechnen können. Also bleibt nur ein Ausweg: Der Computer.
Die Wahlcomputer von NEDAP werden aus psychologischen Gründen „Wahlmaschinen“ genannt. Man soll nicht daran denken, daß man mit diesen Computern alles mögliche machen kann. Schachspielen oder Wahlen fälschen, zum Beispiel. In Hamburg hat man sich deutlich mehr Mühe gegeben und elektronische Stifte von Anoto gekauft, die viel moderner sind. Mit einem Wahlzettel aus Spezialpapier weiß nach dem Ankreuzen der Stift, wo das Kreuz gesetzt wurde, weil er mit seiner eingebauten Minikamera ein unsichtbare Muster auf dem Papier filmt. Das teure Papier dessen Zustand der Wähler nicht prüfen kann, wird nach der Wahl ungezählt weggeworfen. Dann kann es überhaupt niemand mehr prüfen. Gezählt wird nur was der Stift sagt. Kurzum ist eine demokratische Wahl damit leider auch nicht durchzuführen, was der Chaos Computer Club auch bereits beschrieben hat.
Derzeit gibt es kein elektronisches Verfahren, daß geeignet wäre, um eine ordnungsgemäße demokratische Wahl durchzuführen. Wir haben deshalb in unserem Labor für praktische Demokratie ein Experiment durchgeführt:
Zunächst erhält der Wähler einen Stimmzettel aus normalem Schreibpapier und einen Buntstift. Beides nimmt er in die Wahlkabine mit. Hier zeigt sich der erste Schwachpunkt, denn der Wähler ist unbeaufsichtigt und könnte unbemerkt den Stift austauschen, so daß nachfolgende Wähler die Kreuze mit einer anderen Farbe setzen. Der Einsatz von „Geheimtinte“, die nach einiger Zeit verschwindet ist aber bei Buntstiften kaum unentdeckt zu bewerkstelligen.
Zur Veranschaulichung zeigen wir hier eine anonymisiertes Aufnahme der Wählerhand unmittelbar vor der Kreuzigung.
Um das Wahlgeheimnis zu wahren, wird der Stimmzettel zusammengefaltet und unter Aufsicht in der bereitstehenden Wahlurne gesammelt:
Nach der Schließung der Wahllokale werden die Stimmzettel entfaltet und in einen völlig veralteten Scanner gelegt:
Mit Hilfe quellenoffenener Programme erfolgt die elektronische Auswertung der Stimmen am Computer:
Unter Laborbedingungen gelingt die Auszählung bereits in 20 Sekunden pro Stimme. Im praktischen Einsatz wäre ein schnellerer Scanner mit Stapeleinzug und die Verwendung einer Bilderkennungssoftware anzuraten, wodurch die Verarbeitungszeit auf einen Bruchteil reduzieren ließe.
Fazit: Gar nicht so schwierig. Allerdings kann man auch hier nie sicher sein, ob im Computer alles mit rechten Dingen zugeht. Zudem ist unklar, ob diese Methode auch bei schwierigeren Wahlverfahren (Bandagieren, Kopulieren, Träufeln) funktioniert. Wenn man auf den elektronischen Teil verzichtet, ist dieses Verfahren aber nach unserem Ermessen optimal. Es ist nachvollziehbar, anonym, manipulationssicher, rundum demokratisch und funktioniert sogar bei Stromausfall oder Regen.
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