Kategorie: Vermischtes

  • Wir basteln ein Kernkraftwerk

    Kernenergie ist besonders in Deutschland stark umstritten. Wo aber die Gefahren liegen ein Kernraftwerk zu betreiben ist den meisten nur wenig bekannt. Überhaupt weiß kaum jemand, so hat eine ausdrücklich nicht repräsentative Umfrage des Fellow Passenger ergeben, wie so ein Kernkraftwerk eigentlich funktioniert. Deswegen haben wir uns beim AKW Grundremmingen einmal selbst erkundigt.

    Ein Atomkraftwerk ist im Prinzip eine Dampfmaschine. Die Idee ist, an einer Stelle infernalische Hitze zu erzeugen, dadurch Wasser in Dampf zu verwandeln und durch den starken Druck der dabei entsteht eine Turbine anzutreiben, an der ein Dynamo hängt. Soweit besteht zu einem Kohlekraftwerk kein Unterschied.

    Der Unterschied besteht darin, wie die Hitze zustande kommt. Der Trick ist, man nimmt einige Atome wie Uran-235, die mehr oder auch weniger Neutronen als Protonen im Kern haben und deswegen von alleine zerfallen. Weil sie von alleine zerfallen muß man sie künstlich herstellen.

    Man füllt dann ein Metallrohr mit natürlichem Uran das man in Bergwerken findet und mischt etwa ein Prozent Uran-235 darunter. Das nennt man Brennstab.

    Sobald eines dieser Uran-253-Atome zerfällt. fliegen mit ziemlichen Karacho die ganzen überschüssigen Neutronen raus. Wenn so ein Neutron in die richtige Richtung fliegt, kann es den Kern eines anderen Atoms treffen und versucht es sich dort gemütlich machen. Stattdessen gerät dort aber alles aus dem Gleichgewicht und das Atom fällt auseinander. Dabei setzt es gleich mehrere Neutronen in die Landschaft. Die fliegen wieder auf die Atome in der Nähe und alles geht von vorne los. Das heißt Kettenreaktion. Das passiert aber nur unter bestimmten Bedingungen.

    So ein Atom ist praktisch hohl. Wäre der Kern so groß wie die münchner Altstadt wären die Elektronen davon soweit weg wie Hannover. Damit ein Neutron tatsächlich mal einen Kern trifft müssen genügend Atome aufeinander sitzen. Das nennt man eine kritische Masse. Ohne die geht gar nichts.

    Es ist auch so, daß nur langsame Neutronen es schaffen sich in einem fremden Atomkern breit zu machen. Wenn sie zu schnell sind passiert nichts.

    Wenn ein Atom zerfällt fliegen die Neutronen mit einem ganz schönen Karacho durch die Gegend. Das kann man für eine Kettenreaktion gar nicht brauchen. Darum nimmt man viele Brennstäbe, die zusammen eine kritische Masse bilden und schiebt etwas dazwischen was die Neutronen bremst. So eine Bremse bezeichnet man als Moderator. Das ist etwas irreführend, weil die Bremse ja nur die Neutronen bremst. Für die Kettenreaktion ist das aber eigentlich das Gaspedal. Die Anwesenheit des Moderators zwischen den Brennstäben bringt die Kettenreaktion in Schwung.

    Der Moderator ist die heikle Sache an Atomreaktoren, denn mit ihm wird alles kontrolliert. Verschiedene Materialien bremsen Neutronen unterschiedlich stark. Luft praktisch gar nicht. Wasser und Graphit sehr gut.

    Graphit ist weltweit als Moderator recht beliebt, weil in solchen Reaktoren außer Strom auch Plutonium entsteht, aus dem man Atombomben bauen kann. Um eine Kettenreaktion in Gang zu halten ohne das sie aus dem Ruder läuft ist Graphit aber nicht so gut. Man muß nämlich die Brennstäbe andauernd in den Graphitblock rein und wieder herausfahren, damit die Reaktion in Gang bleibt, aber auch nicht außer Kontrolle gerät. Wenn die Brennstäbe mal etwas zu lange im diesem Graphitklotz bleiben, fangen sie an zu schmelzen, verkeilen sich im Graphit, der anfängt an zu brennen. Dann ist nichts mehr zu machen. Die Kettenreaktion läuft weiter und nichts kann sie stoppen. Dieses Inferno nennen die Ingenieure Kernschmelze. Das ist in Tchernobyl passiert.

    Erheblich besser geeignet ist Wasser. Das hängt damit zusammen, daß Wasser Blasen wirft, sobald es kocht. Wasserdampf aus dem die Blasen bestehen sind als Neutronenbremse so schlecht geeignet wie Luft. Wenn das Wasser im Reaktor so heiß wird, daß es zu kochen anfängt werden die Neutronen durch die vielen Dampfblasen nicht mehr gebremst. Die Kettenreaktion lässt also zwangsläufig von alleine nach. Damit sinkt auch die Hitze, so daß das Wasser aufhört zu kochen. In vielen Ländern werden diese Reaktoren aber nicht so gerne verwendet, weil man aus den verbrauchten Brennstäben keine Atombomben bauen kann.

    Das große Problem ist bei beiden Ansätzen das was übrig bleibt. Denn bis jetzt ist niemandem etwas besseres eingefallen den radioaktiven Abfall in Glasbrösel zu gießen, damit es nicht mehr wasserlöslich ist, diese mit Beton in Metallrohre zu gießen und irgendwo abzustellen.

  • Virtuelle Schönheitsoperation

    Irgendwo mal endeckt, vergessen ein Bookmark zu setzen und schließlich im Newsticker der „Titanic“ wiedergefunden, die fragt

    „Gibt es das eigentlich auch für die Merkel-Fotos von den Wahlkampfplakaten? (Mit dem Cursor über das Bild fahren! Funktioniert am besten mit dem IE.)“

  • Halb so schlimm

    US-Präsident George W. Bush mit roter Nase

    Trotz der verheerenden Auswirkungen der Überschwemmung durch den Hurrikan „Katrina“ sitzen viele der betroffenen Menschen aus New Orleans nach wie vor auf dem Trockenen. US-Präsident George W. Bush konnte angesichts der Entwicklungen indessen nicht trocken bleiben und griff zur Flasche.

  • Vice Versa

    Cover der Ausgabe 1 des Magazins Vice
    Foto: viceland.de

    Für die Spreeblicker und QWERTZ-Schauer ist es längst ein alter Hut. Wir haben die Zeitschrift „Vice“ aber erst gestern zufällig auf unserer Toilette entdeckt und sind erst durch nachträgliche Recherchen auf die vorhandenen Berichte, zm Beispiel auch bei Berlin Live gestoßen.

    Vom hübschen Titelbild angeregt, das eine junge Dame im einem Wald zeigt die nur mit einer schwarzen Katze bekleidet ist, haben wir das Heft unter die Lupe genommen, das auch Online verfügbar ist.

    Unter dem Hochglanzumschlag findet sich eine wilde Mixtur von Extremen, was sich bereits in der Werbung zeigt. Einerseits gibt es ganz- und doppelseitige Anzeigen wie man sie aus anderen Hochglanz-Magazinen kennt. Andererseits gibt es auch Seiten die nichts als halb- und viertelseitige Werbung von unterdurchschnittlicher Qualität enthalten. Die Werbebotschaften in diesen Anzeigengräbern sind teilweise so unglücklich gestaltet, daß verborgen bleibt, was da eigentlich beworben werden soll.

    Bemerkenswert ist die starke Trennung zwischen Anzeigen und redaktionellen Beiträgen. Wenn tatsächlich, was in der vorliegenden
    Ausgabe nur selten der Fall ist, ein Artikel durch Werbung unterbrochen wird, geschieht das seitenweise. Teilen sich Werbung und Inhalt eine Seite, steht die Anzeige am Ende.

    Ein großer Teil der Artikel der deutschen Ausgabe erscheint in englischer Sprache. Sowohl diese, wie auch die deutschsprachigen
    Beiträge bedienen sich einer rauhen Umgangssprache. So fragt Gavin McInnes in seinem Beitrag beispielsweise, „Hundebesitzer! Was ist eigentlich mit Euch arrogantern [sic] Wichsern los?“

    Einige der zahlreich verwendeten Kraftausdrücke wirken, als wären sie etwas ungelenk aus dem Englischen übernommen. Zumindest klingt ein Satz wie, „Katzenliebhaber sind ein Haufen von verdammten Idioten“, wenig authentisch.

    Immer wieder benutzt Vice Begriffe mit Bezug zum Nationalsozialismus, ohne diesen jedoch zu thematisieren. So will Patrice Iabarra im Artikel „Bastard Power“ über Hundemischlinge wissen, daß „Hitler gerade in seinem Grab rotiert“. In dem Hundhalter-Beitrag sieht McInnes im Züchten von Katzen gar „verquere Mengele-Experimente“.

    Das Bildmaterial umfasst diletantische Schnappschüsse ebenso wie qualitativ einwandfreie Agenturbilder. Unter dem Titel „Mädchen und ihre Tiere“ druckt Vice eine fünfseitige Fotostrecke mit Modeaufnahmen, die Kleidung der Maken Oakley, Mambo, Fly, Miss Sixty, Levi’s, Beyond Retro, Firetrap, Criminal, Puma, Nike, Adidas, Pepe und Putch präsentieren. Als verbindendes Element haben die Modelle jeweils ein Stofftier im Arm und in den Bildunterschriften finden sich Bemerkungen über die Kuscheltiere wie, „Meine Großmutter hat mir den zum 10. Geburtstag gestrickt. Er bringt mir immer Glück.“ Gestrickt ist allerdings nur ein gelber Schal, den das nicht klar erkennbare Stofftier um den Hals trägt, wodurch sich nicht erschließt, ob die zitierte Amy das Modell oder das Spielzeug ist. Die Aufnahmen sind nicht oder nur sparsam retouchiert. So sehen die jungen Damen nicht wie in anderen Zeitschriften nach Plastikpuppen, sondern nach echten Menschen aus, die auch mal einen blauen Fleck am Knie haben können.

    Als Gegenpol zielen viele Bilder auf Ekel. Die Fotogeschichte, „10 Things To Do With A Dead Rat“ zeigt Bilder eines Rattenkadavers und kulminiert in der Abbildung dessen, was davon übrig blieb, als er mit einem Gabelstapler überrollt wurde. Wem das herausgeplatzte Nagergedärm auf dem Asphalt nicht genügt, kann den Vorgang auch online betrachten.

    Ein Bericht von Sharon Cameron, die drei Affenweibchen hielt, konzentriert sich auf einen Zwischenfall, der sechs Jahre zurückliegt, bei dem eines der Tiere die Autorin angegriffen hat. Über dem Artikel ist eine durch Bißwunden verletzte, blutverklebte Hand abgebildet.

    Die zahlenden Kunden von Vice sind nicht die Leser, sondern die Anzeigenkunden, denn das Heft ist gratis erhältlich. Entsprechend muß die Redaktion sich um Aufmerksamkeit bemühen uns das möglichst ohne Kosten zu verursachen. Dafür ist Provokation vermutlich das beste, weil billigste Mittel. Die Redaktion ist nicht zu beneiden.

  • From the bleeding Edge – Wiesn 2005

    Der Lawinenpiepser und das Satelitennavigationsgerät sind verstaut. Die Schutzausrüstung ist verzurrt. Ich trinke mir in der Redaktion noch ein wenig Mut an. Dann geht es los.

    Schon bei niedriger Blutalkoholkonzentration der Anfahrt habe ich Schwierigkeiten mit einfachen Aufgaben, wie zum Beispiel den Text eines Werbeplakats zu lesen.

    Werbeplakat mit nicht identifizierbarer Schrift

    Wie die Voluntäre bereits in spöttischer Weise vermuteten, war Gegenstand der ersten Untersuchung in der Tat die Hendlbraterei Ammer. Auf meine wohlmeindende Frage an das im hübsch herausgeputzten Biergarten befindliche Personal, „Hobt’s es scho‘ wos zum Ess’n?“, kam sogleich ein freundliches, „Nee, erst in ’na halben Stunde“ zurück. Merke: Berlinerinnen erkennt man gleich am zu weiten Dirndel.

    Hendelbraterei Ammer

    Weil die lebensbedrohliche Fahrt in der Krinoline zum Abschluß erfolgen muß, um sicherzustellen, daß zumindest das zuvor entstandene Bildmaterial überlebt, nutze ich die Zeit, um ein wenig spazieren zu gehen und zu dokumentieren, daß auf dem größten Volksfest der Erde der Einsatz von Waffengewalt an der Tagesordnung ist.

    Bogenschießender Knabe auf dem Töpfchen

    Diese Veranstaltung ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Zum Glück trage ich eine kugelsichere Weste und einen kevlarverstärkten Carbonfaserhelm mit Panzerglasvisier und komme mit ein paar blauen Flecken davon. Diesmal.

    Besucher am Schießstand

    Das Oktoberfest ist im Übrigen ein einziger Sündenpfuhl und sollte von gottesfürchtigen Menschen gemieden werden, wie dieses Beispiel derben bayerischen Humors eindrucksvoll beweist.

    Der Kahn der Fischer Vroni

    Dennoch werden für die Besucher keine Kosten und Mühen gescheut, selbst Spezialitäten aus Übersee anzubieten. Hier vorwiegend aus dem Hause Phillip Morris, aber auch Seita aus Frankreich ist vertreten.

    Sackkarre mit Zigaretten

    Es ist übrigens ein Vorurteil, daß die Bayern angeberisch veranlagt wären. Wie hier zu erkennen ist bezeichnet der Münchner befestigte Prachtbauten bescheiden als „Zelt“.

    Höfbräu Festzelt

    Die verkehrt herum aufgehängte Fahne einer weltweit für ihr abgestandenes Bier berühmten Brauerei lässt micht stutzen. Solch geschmacklose Scherze gelten in diesen Breiten als Sakrileg. Ein schlechtes Omen für den bevorstehenden Höllenritt? Ich beruhige mich nur geringfügig, als mir einfällt daß König Edmund I Staatstrauer angeordnet hat, weil er die Wahl verloren hat.

    Mit etwas zittriger Hand gelingt es mir dennoch, ein erstes Höllengefährt bildhaft zu dokumentieren, das gerade neben mir entlangrast. Die extrem hohe Geschwindigkeit erzeugt zum Teil so starke Luftverwirbelungen, daß einzelne Steine aus dem Gleisbett herausgerissen werden und umherfliegen. Deshalb ist das Areal abgezäunt und wird von speziell ausgebildeten Sicherheitsfachgartenzwergen streng bewacht. Im hinteren Zugteil ist ein hartgesottener Testpilot der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA zu erkennen. Auf gerader Strecke kann dieses Geschoß auf Schienen Geschwindigkeiten von bis zu 6 Stundenkilometer erreichen. Nichts für mich.

    Kindereisenbahn

    Aber zum Glück hat der Ammer jetzt auf und die kulinarische Untersuchung kann beginnen. Ich setze mich auf den schönsten Platz des gemütlichen kleinen Biergartens und lasse mich vom goldenen Licht der Herbstsonne bescheinen.

    Biergarten vom Ammer

    „A hoibats Hend’l bringst ma bid’schön und a Weißbia dazua“, bestelle ich kennerhaft, bin aber nicht sicher, ob ich verstanden werde. Zumindest die Bedinung am Nebentisch scheint Australierin zu sein.

    „Mogst an Kartoffe’salat a dazua? Kost‘ as Gleiche“, bekome ich zu hören und entgegne ermunternd, „Nimm i“. In den 43 Sekunden die ich auf das Weißbier warten muß, kommen die beiden Brezenverkäuferinnen jeweils dreimal vorbei und bieten mir viermal ihr Laugengebäck an. Schon wenige Minuten später haben sie sich aber an meinen stattlichen Anblick gewöhnt und patoullieren nun auch andere Gänge. Die eine von Ihnen vermag die Breze mit solcher Anmut neben ihren Kopf zu halten und dabei sanft lächelnd einen derart sehnsuchtsvollen Blick aufzusetzten, daß ich mich wirklich schwer bemühen muß, keinen Heißhunger auf Brezen zu entwickeln. Die Ankunft der dampfenden, duftenden, mit reichlich Petersilie gefüllten Vogelhälfte rettet mich. Das Tier ist sorgfältig zubereitet, die Haut ist knusprig, das Fleisch saftig, schmeckt sehr gut aber dennoch nicht optimal. Ich vermute eine Fehlernährung wärend der Aufzucht. Warum der Kartoffelsalat aktiv als Dreingabe offeriert wird mir schnell klar. Er besteht zu je einem Drittel aus Salatgurken, Kartoffeln und Mayonaise. Die Kartoffeln sind nicht ganz gar, auf Gewürze hat man anscheinend ganz verzichtet. Der war nicht mehr zu retten. Die 5 Kubikmeter die vermutlich davon in der Küche stehen müssen weg. Dringend. Die Mahlzeit und das Weißbier kosten übrigens einschließlich etwa 10 Prozent Trinkgeld 20 Euro.

    Während ich den Biergarten verlasse beschließe ich, die etwas eigenartige Plastikverpackung der Freundin des bayerischen Hendelgrillers zur späteren Analyse abzulichten.

    Koch und Freundin mit brauner Kunststoffhose

    Ich atme tief durch und sauge den Duft von gebrannten Mandeln und Steckerlfisch ein, blicke über das Gelände und gehe festen Schrittes zur Krinoline. Dort werden bereits erste Vorbereitungen für den Start getroffen. Was nur scheinbar wie ein gewöhnliches Karussell aussieht, ist in Wahrheit eine hochempfindliches Apparatur, die normalerweise dem Belastungstrainung von Militärpiloten dient. Neben der Rotation um die Senkrechte führt die Plattform auf der die Sitze angebracht sind Pendelbewegungen aus. So ist auch der Name zu erklären. Krinoline nennt man den Reifrock, den die Damen früher unter ihrem Tanzkleid trugen. Der Bewegungsablauf entspricht dem des Reifrockes beim Walzertanz. Hier zu erkennen auf einem Archivbild des Betreibers.

    Die Krinoline

    Das Bodenpersonal erwartet bereits meine Ankunft und hat sich spontan auf der Treppe zu einem Begrüßungskomittee formiert.

    Wartende Kinder auf der Treppe der Krinoline

    Mit etwas wackeligen Beinen betrete ich die Plattform, gurte mich straff am Sitz fest und überpfüfe den Zustand meiner Schutzkleidung. Vor Bewustlosigkeit durch die enormen Kräfte soll mich Druckmanschetten an den Beinen schützen, die verhindern, daß das Blut aus dem Kopf in die Beine gepresst wird. Ich bin bereit. Doch plötzlich gibt es Probleme. Die Gewichtsverteilung stimmt nicht. Das Mission Controll Team hat einen Plan zur Umverteilung der Crew ausgearbeitet. Ich muß auf die gegenüberliegende Seite und werde allmählich nervös. Die erfahrenen Piloten im Sitz neben mir strecken ihre Daumen nach oben und lächeln mir zu. Ich werde etwas ruhiger.

    Mutter mit Kind in der Nachbargondel

    Dann geht es los und mir wird kurz schwarz vor Augen. Dennoch gelingt mir aus nächster Nähe eine Aufnahme des teuflischen Räderwerkes (Hochgeschwindigkeitsturbine) während des laufenden Betriebes. Ich versuche mich von dem blümeranten Gefühl in der Magengegend abzulenken in dem ich an den Pulitzerpreis denke, der mir für diese einzigartige Aufnahme zustehen dürfte.

    Antrieb der Krinoline

    Ich schaffe es trotz der hohen Rotationsgeschwindigkeit und der damit verbundenen Vibrationen noch ein weiteres Bild zu schießen, daß den Blick nach außen zeigt. Dann verliere ich das Bewußtsein und erlange es erst wieder, nachdem die Bergungsmannschaft mich aus den rauchenden Trümmern befreit hat.

  • Ja ja

    Im Grunde bis der gesamten Belegschaft des Fellow Passenger vom Verleger bis zur Putzfrau diese Herbstveranstaltung westlich des münchner Stadtkerns zuwieder, die vorwiegend dazu dient, den Großteil des im Verlauf eines Jahres gebraute Bier zu Höchstpreisen an Touristen abzugeben. Schließlich gibt es angenehmere Möglichkeiten sich eine veritable Alkoholvergiftung zuzuziehen.

    Weil objektive Berichterstattung bei uns natürlich an erster Stelle steht, haben wir Streichhölzer gezogen und den Verlierer, in diesem Fall unseren Chefredakteur auf Reportage geschickt. Laut Wiesen-Besucher-Barometer soll man sich dort zur Zeit gerade nicht tottreten.

    Qualitätsjournalismus ist wohl dennoch nicht zu erwarten. Vermutlich wird unser Reporter sich schnurstracks zum Ammer begeben und sich dort drei bis vier Brathühner einverleiben um diese zunächst mit wenigen Litern Augustiner Bier herunterzuspülen, um sie anschließend auf einer Fahrt in der Krinoline auf dem selben Wege wieder herauszubefördern. Die Krinoline ist berüchtigt, weil sie bereits seit 1924 die Menschen an die Grenzen ihrer physischen Belastbarkeit heranführt. Gerüchten zufolge sollen vorübergehend Fliehkräfte von bis zu 0,8 g auftreten, die manchem Jet-Piloten das Fürchten lehren.

    Damit die unbezahlbare Fotoausrüstung nicht verloren geht, haben wir den Fangriemen der Kamera dreifach mit den Knochen des Handgelenkes verschraubt und hoffen, daß es unserem Abgesandten gelingen wird, angelegentlich den Auslöser zu betätigen, um Ihnen exklusives Bildmaterial zu zeigen, das die Welt in dieser Form noch nie gesehen hat.

    Zusätzlich haben wir unseren Mann vor Ort mit einem sinnlos teuren Luxus-Photo-Handy ausgerüstet, das er aufgrund beginnender Altersdemenz kaum zu bedienen imstande ist. Vorsorglich haben wir es so präpariert, daß es die letzten Aufnahmen automatisch an die Redaktion sendet.

  • In eigener Sache

    Nach nächtelangen Redaktionskonferenzen haben wir uns schweren Herzens entschlossen, einen Schritt zu unternehmen, den wir sehr bedauern, zugleich aber für unabdingbar halten. Aufgrund der gewachsenen internationalen Bedeutung des Fellow Passenger sind auch jenseits des Atlantiks Begerlichkeiten entstanden, im Rahmen derer man uns zu zwingen versucht, auf ein obskures Online-Glücksspiel-Portal zu verweisen. Aus noch nicht geklärten Gründen bestehen die Betreiber darauf, in den Kommentaren des Artikels über die Verleihung des Preises für Blog-Zensur genannt zu werden. Derzeit versuchen sie, dies durch maschinell erzeugte Kommentare zu erreichen. Dieses Vorgehen wollen und können wir nicht dulden. Zugleich soll das Kommentarwesen des Fellow Passenger weiterhin einfach und unbürokratisch jedem Menschen mit Meinung zur Verfügung stehen. Daher haben wir uns entschlossen, die bisherigen Modalitäten insgesamt beizubehalten, dafür jedoch die Kommentarfunktion für den einzigen betroffenen Artikel gänzlich abzuschalten.

    Wir glauben damit auch in Ihrem Sinne zu handeln und bitten Sie um Verständnis.

  • Duschen im Film

    Es ist ein häufiges Phänomen in amerikanischen Filmen, daß Frauen, die zu duschen beabsichtigen als erstes das Wasser aufdrehen und dann anfangen alles mögliche zu tun, nur nicht zu duschen. Betrachten wir einmal folgendes Bild:
    Die Dame betritt vollständig bekleided das von Dampfschwaden erfüllte Badezimmer
    Es zeigt eine Amerikanerin beim neuerlichen Betreten ihres Badezimmers. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß diese US-Bürgerin eine Doppelstaatsbürgerschaft hat, weil sie angeblich ebenfalls einen Pass von Matoba besitzt. Das ist natürlich offenkundiger Unsinn, weil Matoba kein Land sondern ein Nationalpark in Simbabwe ist. Wenn Sie genau hinsehen, sehen Sie das Badezimmer von Dampfschwaden erfüllt. Der Dampf kommt daher, daß sie die Dusche schon längere Zeit vorher aufgedreht hatte. Danach ist sie durch die Wohnung gelaufen, hat einige Vorhänge zugezogen und ein wenig an den Knöpfen ihrer Blouse herumgenestelt. Dennoch sehen Sie sie in dem Bild noch immer vollständig bekleidet. In diesem Fall ist das auch ganz günstig, denn sie wird kurz darauf genötigt, die Wohnung durch das Badezimmerfenster zu verlassen und draußen ist das Wetter wirklich entsetzlich. Das Handtuch was sie in der linken Hand hält — korrekterweise, denn sie ist Linkshänderin — lag zuvor auf dem Bett. Warum sie allerdings ihre Handtücher auf dem Bett aufbewahrt, erschließt sich aus dem Verlauf der Geschichte nicht. Noch eigenartiger ist aber, daß der Verbrecher, der kurz darauf die Wohnung betritt und sie zu ermorden trachtet, blind durch den Duschvorhang schießen wird, obwohl der Dampf ja deutlich macht, daß das aus der Brause rinnende Wasser viel zu heiß ist, als daß sich das Opfer hinter dem Vorhang aufhalten könnte ohne gellende Schmerzensschreie auszustoßen. Es ist auch anzunehmen, daß der Mörder kein großer Kinogänger war, oder zumindest amerikanische Produktionen gemieden hat. Sonst hätte er gewußt, daß amerikanische Frauen eben nur für einen Bruchteil der Zeit in der das Wasser läuft, tatsächlich unter der Dusche stehen. Vielleicht ist das der Grund, warum der Energieverbrauch pro Kopf in den USA doppelt so hoch ist wie in Europa. Zumindest ist der Energieverbrauch ein Hinweis darauf, daß dieses Duschritual in den Vereinigten Staaten nicht nur im Film, sonderen auch in der Realität gängige Praxis sein könnte.

  • Professionelle Gesprächsführung II

    Das Ablaufdiagramm von ODEM mag, wie Herr Sascha bereits kritisierte, etwas überholt sein. Für den ausgeschriebenen Wettbewerb sollte es ja auch nur als Anregung dienen. Selbstverständlich ist jede Methode willkommen, die einen Telefonpenetrationsspezialisten möglichst lange aufhält und dabei Unterhaltung verspricht.

    Weil in der Redaktion seit Beginn des Wettbewerbs keine Anrufe dieser Art eingegangen sind, folgt hier der Auszug eines fiktiven Gespräches als zusätzliche Anregung:

    „Knappentreu.“
    „Spreche ich mit Siegfried Knappentreu?“
    „Nein, Sie sprechen mit Edmund Stoiber. Knappentreu habe ich nur gesagt, um Sie auf den Arm zu nehmen.“
    „Herr, äh, Stoiber, hier ist Sabine Schwefelbitter von der LBS. Wir haben Ihnen kürzlich wichtige Unterlagen in den Briefkasten gesteckt und weil Sie sich noch nicht gemeldet haben, wollte ich jetzt mal nachfragen, ob …“
    „… entschuldigen Sie, wenn ich sie unterbreche. Darf ich sie kurz auf einen anderen Apparat verbinden? Dieser hier hat einen Wackelkontakt und ich kann Sie deshalb nur sehr schlecht verstehen.“
    „Ja, natürlich.“
    „Das andere Telefon war nur soweit weg als sie angerufen haben. Sonst hätte ich es nicht rechtzeitig geschafft, abzunehmen. Ich war nämlich gerade in der Küche und von da sind es fast 18 Meter zum Telefon. Also zu dem richtigen Telefon. Dieses hier ist gleich im Flur, aber es funktioniert nicht so richtig, deswegen würde ich gerne das andere benutzen.“
    „Jaja, kein Problem Herr Kn…, äh Stoiber.“
    „Also ich verbinde jetzt dann auf den anderen Apparat, Frau Schwefelbitter. Da werden Sie zwischendrin eine recht unangenehme Fassung einer Melodie von Mozart hören. Das ist in dem Telefon so eingebaut. Ich habe schon versucht das zu ändern. Ich habe sogar direkt bei SIEMENS angefragt. Von denen ist das Telefon nämlich. Aber die haben gesagt, die Melodie ist in Rom fest verankert. Dabei dachte ich immer, Mozart käme aus Österreich und nicht aus Italien. Wie auch immer, das gedudel müssen Sie jetzt einen Moment ertragen. Das macht Ihnen hoffentlich nichts aus, oder?“
    „Neinein, machen Sie nur.“
    „Da bin ich aber froh. Wissen Sie, viele Anrufer haben sich da nämlich schon beschwert. Aber … Hallo?“
    „Ja, ich höre Sie.“
    „Hallo?“
    „Jaja, ich bin da.“
    „Ich kann Sie nicht hören. Das liegt sicher an meinem Telefon. Ich verbinde Sie jetzt auf einen anderen Apparat. Einen Moment bitte.“

    Wird Frau Schwefelbitter zwanzig Sekunden in der Warteschleife ausharren, um Herrn Knappentreu die Frage zu stellen, ob er die nahegelegene LBS-Filliale lieber vor- oder nachmittags aufsuchen möchte?

  • Haushaltsästhetik

    Kaffesatz im SpühlbeckenWenn Mitbewohner die Spühle mit dem Mülleinmer verwechseln ergibt sich ein ganz eigener Anblick, der den Genuß von Kaffee in ein neues Licht rückt.