Kategorie: Vermischtes

  • Schauspieler und Weltanschauungsvereine

    Mir ist er unsympathisch, der Herr Cruise. Das war schon so, als ich den Film „Rain Man“ gesehen habe, als der damals im Kino lief. Nicht daß er seine Rolle schlecht gespielt hätte. Ganz im Gegenteil. Es ist mehr eine ganz persönliche Antipathie, die ich hege, obwohl ich Herrn Cruise nie selbst kennengelernt habe.

    Seine Mitgliedschaft in einem zwielichtigen Weltanschauungsverein trägt gewiß nicht dazu bei, mein Ressentiment zu verringern. Nur kann das nicht der Grund meiner Abneigung sein, denn das war damals noch unbekannt und womöglich noch gar nicht der Fall.

    Der Medienrummel vor einiger Zeit über das Video einer eher nichtssagenden Ansprache, die Herr Cruise vor einigen Jahren mal auf einer Versammlung der Scientology-Mitglieder gehalten hat, war hingegen nicht angebracht. Der ist dadurch entstanden, daß zuerst „Bild“ die Frage „shall we clean up this place“ falsch übersetzt hat. Die schrieb, „sollen wir die Welt säubern“ und hat daraus geschlossen, die Sekte würde in den nächsten Tagen die Weltherrschaft an sich reißen.

    Damit der Leser angesichts solcher Belanglosigkeiten nicht vor lauter Gähnen den Kiefer ausrenkt, durfte Guido Kopp den Lesern von „Bild am Sonntag“ zusätzlich erklären, daß auch Göbbels schon wußte, wie man ein williges Publikum mit leeren Phrasen in Begeisterung versetzten kann.

    Nüchtern betrachtet, sieht man in der Videoaufnahme eher einen hilfloser Trottel, der sich dafür bedanken muß, daß man ihm gerade eine bierdeckelgroße Medallie umgehängt hat, aber nicht so recht weiß wie er das machen soll. Jemand der immer jemand anderen imitieren muß, weil er über keine eigene Persönlichkeit verfügt oder sich nicht einfach traut, sie zu zeigen.

    Wenn Herr Cuise kein Drehbuch hat, dem er folgen kann, dann muß eben seine letzte Rolle herhalten. Hätte er nicht Staufenberg, sondern Mork vom Ork gespielt, hätte er eben zur Begrüßung nicht salutiert, sondern seinen Ohren gepackt und „Nano Nano“ gesagt.

  • Volksgeißel Bargeld

    Zwar ist alles doppelt so teuer seit es Euro-Banknoten gibt, trotzdem ist 500 schon der höchste Wert bei diesen Scheinen. Überhaupt ist das aufwendig bedruckte und aus feinster Baumwolle hergestellte Papier unbeliebt wie nie zuvor. Selbst ein grünes Exemplar (100 €) ist kaum mehr an den Mann zu bringen. „Oh, Gott! Haben Sie es nicht kleiner?“, ächzt es einem sofort entgegen, wenn man, um 15,76 € zu begleichen, ein Bündel Bargeld zückt, um einen 20 Euro-Schein herauszusuchen.

    An Kassen von Tankstellen kleben längst Schilder, die darauf hinweisen, das Banknoten über 200 Euro nicht angenommen und schon gar nicht gewechselt werden könnten. Eingedenk des Umstandes, das eine Tankfüllung etwa 80 € kostet, ist das doch bemerkenswert.

    Den schmächtigen Single-Weibchen, die täglich ein Diätjoghurt und eine Schachtel Marlboro light im Supermarkt erstehen und diese Waren per EC-Karte bezahlen sind die hinter ihnen Wartenden offensichtlich ebenso unwichtig wie ihre eigene Privatsphäre. Sie vertrauen darauf, daß ihre Daten, die sie überall hinterlassen schon niemanden interessieren werden. Sie wundern sich bestimmt auch nicht, wenn sie, sobald sie zwei Monate lang keine Tampons mehr erworben haben, Werbung für Windeln zugeschickt bekommen.

    Nicht, das er mich je angezogen hätte, der Zigarettenautomat an der Ecke. Nur um ganz sicher zu gehen, daß ich nie sein Kunde werde, kündet nun schon lange ein gewaltiger Aufkleber davon, daß er mein Geld gar nicht möchte. Nur gnadenhalber würde er es annehmen, falls ich mich zuvor vermittels einer EC-Karte bei ihm vorstelle. Nur um sicherzustellen, daß ich schon volljährig bin natürlich. Volljährig ist übrigens offensichtlich jeder, der ein Stück Plastik in einen Schlitz schieben kann.

    Versuchen Sie mal 20 Euro bar auf ein fremdes Bankkonto einzuzahlen. Das erscheint Ihnen gewiß entlegen. Ich darf sie beruhigen, die Bank wird es ähnlich auffassen. Zudem wird sie 5 Euro „Gebühren“ dafür verlangen, denn Banken hassen Geld, vor allem bares. Auch wenn sie es nicht ganz so schnell verbrennen wie Buchgeld.

    Als Tourist muß man als erstes befürchten, Geld abgenommen zu bekommen. Zwar zahlt man sowieso freiwillig das Zehnfache des angemessenen Preises, aber vor allem wird man fast immer, wenn man auf Reisen geht, bestohlen. Im Ausland mindestens täglich. Man kennt es ja von daheim. Jeden Tag zwischen Frühstück und Arbeitsbeginn wird man in der S-Bahn zwei- bis dreimal überfallen. In der Mittagspause beschweren sich die ortsansässigen Taschendiebe immer wieder über leere Brieftaschen. Kein Wunder also, daß Trickbetrüger am Abend auf Zahlungen per Kreditkarte bestehen. Im Ausland, wo ja bekanntlich ohnehin alles Verbrecher sind, ist das natürlich noch sehr viel schlimmer.

    Bargeld ist der Untergang des Abendlandes. Glauben Sie nicht? Fragen Sie mal einen dieser dressierten Affen, die all diese Briefe unterschreiben müssen, die das EDV-Sytem der Bank an Sie schreibt. Der wird Ihnen jederzeit die lebensbedrohlichen Auswirkungen von Bargeld beschreiben und Ihnen nebenbei die dritte oder vierte Lebensversicherung verkaufen.

    Bargeld ist out. Vor allem weil damit nicht gespeichert wird, ob Sie 250 Euro im Puff gelassen oder schon seit drei Monaten keine Zahnseide mehr gekauft haben. Und wegen des internationalen Terrorismus. Terroristen können zwar an einem Tag ein halbes Dutzend Flugzeuge entführen, aber auf keinen Fall eine EC-Karte fälschen. Ausgeschlossen.

    Außerdem macht Bargeld krank! Warum glauben Sie, daß Münzen so einen komischen Geruch verströmen? Das liegt an den Myriaden von Bakterien, die sie besiedeln. Scheine sind natürlich noch sehr viel schlimmer, weil sie Feuchtigkeit aufnehmen können und sämtliche Biochemie sich eben bevorzugt im wässerigen Milieu abspielt. Wenn Sie demnächst an Typhus, Gelbfieber oder Cholera erkranken, ohne zuvor die Haltegriffe in einer Trambahn abgeleckt zu haben, haben Sie sich wahrscheinlich an Bargeld angesteckt.

  • Kurz notiert II

  • Großblogger und ihr Kommentarwesen

    Auf Spreeblick sinnierte sein geschätzter Herausgeber, Herr Haeusler, kürzlich über den Sinn des Kommentarwesens von Weblogs. Es ist schon länger her, daß er Technorati und Edelmann erklärte, die interessanten Informationen befänden sich größtenteils in den Kommentaren. Es ist nicht ehrenrührig, dann und wann seine Meinung zu ändern.

    Ich darf mal aus unserem Kommentarwesen zitieren:

    „Eine außerordentlich intelligente Sicht der Sachlage“ (Karl, weingeist.blogger.de)
    „Mit Verlaub, totaler Stuß“ (Viktor, anonym)

    Beide beziehen sich freilich auf den selben Beitrag. Ein schöneres Kompliment kann man sich als Autor eigentlich kaum wünschen. Gewünscht hätte ich mir allenfalls, die beiden hätten miteinander diskutiert.

    Das Fachmagazin für Halbwissen pflegt stets respektvoll den direkten, offenen Dialog mit seinen Lesern. Wo der kommentierende Leser wahr- und ernstgenommen wird, fühlen Rüpel sich naturgemäß nicht wohl.

    Großblogger die ihre Leserzuschriften allenfalls noch zu kanalisieren, aber längst nicht mehr zu respektieren oder gar zu beantworten wissen, mögen ihre virtuellen Abfertigungshallen bitte nicht mit ihrem digitalen Wohnzimmer verwechseln.

    Wer für die Massen schreibt, sollte bereit sein sie zu ertragen. Wer das nicht will, soll vielleicht besser eine klassische Zeitung herausgeben — Meinungsmonopol inklusive.

  • Spaß mit Herrn Gugel – Teil II

    Nach dieser Geschichte wollen wir mal Herrn Stopbadware entlasten. Der nennt nämlich inzwischen den Denunzianten:

    This site is currently (as of 03/04/2008) being reported to StopBadware by the following partners:

    Google: reported bad

    Herr Gugel hat also selbst und selbstherrlich beschlossen, daß wir seinen und Ihren Computer beschädigen wollen würden. Herr Stopbadware hat uns aber schon am 15. Februar 2008 geschrieben:

    We have received and processed your request for review of your website, www.fellowpassenger.de/. Google’s most recent test of your website found no badware behaviors on the site. As such, the Google warning page for your site has either already been removed or should be removed shortly. In addition, if your site has been listed in our Badware Website Clearinghouse, we will remove your site from the Clearinghouse list.

    Also alles in bester Ordnung, sollte man meinen. Nur hat weder Herr Stopbadware, noch Herr Gugel uns bis heute aus seiner Liste der Internetzgefährder gestrichen.

    Wenn man so im digitalen Guantanamo der Suchmaschinensupermacht schmachtet, kommt man ja auf alle möglichen Ideen und beginnt sich allerlei verrückte Fragen zu stellen:

    • Habe ich vielleicht doch etwas falsch gemacht?
    • Könnte jemand auf den ich verweise ein Internetzschädling sein?
    • Habe ich Feinde, die dahinter stecken könnten?
    • Welche Chance auf Resozialisierung bleibt mir, falls ich Herrn Gugel demnächst wutentbrannt mit einem Darmausgang vergleiche?
    • Hat Herr Stopbadware die Begnadigung einfach vergessen?
    • Ist ein Leben ohne Besucher von Herrn Gugel womöglich ein besseres?
    • Soll ich in Zukunft lieber bei Altavista, Yahoo oder gar MSN suchen?
    • Wie viele Mithäftlinge sind inzwischen pleite, weil sie von den Empfehlungen von Herrn Gugel lebten?

    Außerdem haben wir, alles mögliche untersucht, hinterfragt, entfernt und umgebaut, was auch nur entfernt den Anschein schädlicher Neigungen erwecken könnte. Und wir haben bei bei Exploit Prevention Labs (XPL) eine zweite Meinung eingeholt und unser Fachmagazin untersuchen lassen. Der Befund lautet: „Congratulations! LinkScanner Online did not find any exploits.“

    Uns geht es ja genauso, aber Herr Gugel bleibt anderer Auffassung. Weshalb, sagt er uns trotzdem nicht. Wir sagen aber jetzt mal was:

    • Herr Gugel liefert uns oft die gewünschte Information, aber in den seltensten Fällen Leser, die unsere Informationen zu lesen wünschen.
    • Die Zahl unserer Leser ist seit unserer Verbannung durch Herrn Gugel nicht gesunken, sondern sogar geringfügig gestiegen.
    • Als Organ für Humor, Freiheit, Satire und natürlich Halbwissen sind wir unabhängig — auch von Herrn Gugel.
    • Wir halten Herrn Gugel für einen unzureichend gepflegten Darmausgang, vor dessen schäbigen angstpopulistischen Kampagnen unsere mündigen Leser sich nicht fürchten.
    • Vor der Verbannung hatten wir pro Woche rund tausend Spam-Kommentare auszusortieren. Danach verzeichnete unser elektrischer Türsteher genau einen einzigen Treffer. Und das war ein bedauerlicher Irrtum.
    • Auf gar keinen Fall werden wir auch nur ein einziges weiteres der dümmlichen Formulare von Herrn Gugel ausfüllen. Entweder verifiziert er seine Aussage über uns aus eigenem Antrieb, oder läßt es eben sein.
    • Herr Gugel mag glauben, daß er das gesamte Internetz nach seinem Belieben gestalten kann. Wir glauben daran, daß das Internetz so funktioniert, wie es ursprünglich konzipiert wurde. Nämlich ohne Single Point of Failure (SPOF) und so daß es einem Atomkrieg ebenso standhalten kann, wie einem von Größenwahn befallenen Schlagwortreklameverkäufer.
    • Herrn Gugel brauchen wir so dringend wie ein Loch im Kopf.

    Herr Gugel kann uns mal von vorne, von hinten, von oben nach unten, rechtsherum, seitwärts, von links, umgekehrt, kreuzweise, mit und ohne, im Kreis herum, vielleicht im Dreieck oder diagonal, notfalls auch überkopf, rückwirkend wie vorab, gerne auch in mehr oder weniger lustigen Kostümen, selbst mehrfach an jener Stelle belecken, an der ihm unsere Eingaben meterweit vorbeigehen.

  • Die richtige Reihenfolge

    Wie es hißet knan man enein Txet onhe wrteeeis lnese. wnen nur der der ertse und der ltetze Btsabhuce jeeds Wrots an der rgeiithcn Slltee stnhee. Bei allen aeerndn Besctuhban ist es eagl an weeclhr Sletle sie scih bnfeiedn.

    Eenllalgne Wrsentknttukooroin wie bpiseessileiwe Baeanesutdbgtstde oder Wsgmepnpanusezrae. ewcehesrrn die Leberiakst arendillgs ehelrbhic.

    I hvae terid taht with Egnislh as wlel. Snice the wdros are uulslay soehtrr tahn in Geranm, it sohuld wrok eevn berett. But I can not cnforim taht at all.

    Dahadifa ihidifist mihidifir diehiediefiesedefe Kihindifindehedefergeheideifeimsprahadifachehedefe fahadafast liehiediefiebehedefer.

  • Spaß mit Herrn Gugel

    Herr Gugel sagt, das Fachmagazin für Halbwissen The Fellow Passenger könne seiner Leser Computer beschädigen. Herr Gugel hat sich nämlich mit Herrn StopBadware unterhalten und gemeinsam wollen sie die digitale Welt verbessern. Ihre Idee: Herr StopBadware bestimmt, welche Internetseiten gut und welche böse sind und Herr Gugel hält Suchende von den schlechten Seiten fern.Herr Gugel hat uns auch einen Leserbrief geschrieben:

    Dear site owner or webmaster of fellowpassenger.de,

    We recently discovered that some of your pages can cause users to be infected with malicious software. We have begun showing a warning page to users who visit these pages by clicking a search result on Google.com. Below are some example URLs on your site which can cause users to be infected (space inserted to prevent accidental clicking in case your mail client auto-links URLs):
    http://www.fellowpassenger .de/
    http://www.fellowpassenger .de/index.php
    http://www.fellowpassenger .de/?jal_no_js=true&poll_id=5

    Here is a link to a sample warning page:http://www.google.com … fellowpassenger.de/We strongly encourage you to investigate this immediately to protect your visitors. Although some sites intentionally distribute malicious software, in many cases the webmaster is unaware because:1) the site was compromised2) the site doesn’t monitor for malicious user-contributed content3) the site displays content from an ad network that has a malicious advertiserIf your site was compromised, it’s important to not only remove the malicious (and usually hidden) content from your pages, but to also identify and fix the vulnerability. We suggest contacting your hosting provider if you are unsure of how to proceed. StopBadware also has a resource page for securing compromised sites:stopbadwareOnce you’ve secured your site, you can request that the warning be removed by visitinghttp://www.goog usw.and requesting a review. If your site is no longer harmful to users, we will remove the warning.Sincerely,Google Search Quality Team

    Welche schädlichen Neigungen Herr StopBadware in unserem Periodikum eigentlich ausgemacht haben will, verrät er uns allerdings nicht. Zu groß sei die Gefahr, man könne daraus ersehen, wie Herr StopBadware ermittelt, und das sei selbstredend streng geheim.Nur wenn wir gestehen, schädliche Programme verbreitet zu haben und Besserung geloben, dürfen wir einen Antrag an Herrn Gugel stellen, uns erneut zu prüfen:
    Bildschirmfoto aus dem Gugel-Formular
    Ohne gesetztes Häkchen läßt sich das Formular schlichtweg nicht übermitteln. Folglich haben wir es angekreuzt und im weiteren Text widerrufen. Sobald Herr Gugel mal nichts anderes zu tun hat, wird er sich unseren Antrag vielleicht durchlesen, hat er versprochen.Bis dahin verweilen wir im digitalen Guantanamo und lesen Der Prozeß von Franz Kafka.PS.: Sie, Herr Gugel! Wir haben übrigens festgestellt, daß Sie Ihre Frau verprügeln. Für nähere Informationen lesen Sie bitte mehr über Körperverletzung. Weil Sie Ihre Frau verprügeln, können wir Ihnen nicht sagen, wie wir darauf gekommen sind. Sonst würden Sie womöglich Ihre Frau verprügeln, ohne daß wir es merken. Wenn es gar nicht stimmt, daß Sie Ihre Frau verprügeln, schreiben Sie uns bitte, wann Sie damit aufgehört haben, Ihre Frau zu verprügeln. Nur wenn Sie sich uns gegenüber verpflichten Ihre Frau künftig nicht mehr zu verprügeln, können wir damit aufhören, unsere Leser darüber zu informieren, daß Sie, Herr Gugel, Ihre Frau verprügeln. Bitte schreiben Sie uns nicht, da wir Leserbriefe, von jemandem der seine Frau verprügelt grundsätzlich nicht bearbeiten. Hören Sie lieber auf Ihre Frau zu schlagen!

  • Fundamentaler Agnostiker

    Moderne Hassprediger die etwas auf sich halten, fanatisieren ihre Anhänger gerne mit Videotraktaten. Eine geschickte Wahl, da die Schriftform allzuvielen potentiellen Selbstmordattentätern mangels ausreichender Alphabetisierung schlicht nicht zugänglich wäre. Im Vergleich zu einer reinen Tonaufnahme ist Ton mit bewegten Bildern wesentlich einprägsamer — selbst wenn nichts weiter zu sehen ist, als jemand der etwas in ein Mikrophon sagt.

    Das bedauerliche an solchen Aufnahmen ist, daß jene Bewohner der westlichen Welt gegen die sie sich bevorzugt richten, die Sprache nicht verstehen. Nur weil man von jemandem als ungläubig geziehen wird erstirbt ja nicht gleich jegliche Neugier über die konkreten Vorwürfe, Drohungen und Rachegelüste. Man fragt sich unweigerlich, was genau denn etwa Osama bin Laden nun eigentlich in einer seiner berüchtigten Videobotschaften von sich gegeben hat.

    Vielleicht erinnern Sie sich noch an Herrn Abu Musab al-Sarkawi. Bevor er von der Presse schließlich als Top-Terrorist anerkannt wurde, hatte er unter anderem für einige Zeit das Amt des irakischen Verteidigungsministers inne oder war zumindest befugt, der Presse eine Erklärung zur Lage des Irak während des Angriffs der Allianz der Willigen abzugeben. In der ins Deutsche übersetzten Fassung war die Rede davon, daß die US-Soldaten sich beim schieren Anblick der irakischen Schwerter selbst entleiben würden. Oder so ähnlich. Eingedenk solch ebenso blumiger wie absurden Prognosen mag man sich fragen, ob die Übersetzer ihr Handwerk verstanden.

    Vermutlich nicht. Zu nahe liegt rückblickend die Vermutung, er könne in Wahrheit gemeint haben, Amerika würde sich selbst mit diesem Krieg keinen rechten Gefallen tun. Eine These immerhin, die sich nicht mehr ohne weiteres als nur das debile Gefasel eines weltfremden Psychopathen von der Hand weisen läßt. Es könnte durchaus auch wohldurchdachte Propaganda gewesen sein, deren Sinngehalt in der Übersetzung verloren ging.

    Selbst Übersetzungen aus der in Europa ja sehr geläufigen Englischen Sprache ins Deutsche erweisen sich immer wieder als mangelhaft. So führt die Unkenntnis von Redewendungen in mindestens einer der beiden Sprachen zuweilen sogar zur Entstehung von neuen Redewendungen. Die deutsche Sprache wäre wohl nie um den Ausdruck, „der frühe Vogel fängt den Wurm“, bereichert worden, hätte der Übersetzer gewußt, daß die deutsche Entsprechung, „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“, lautet.

    Ungeachtet dieser Schwierigkeiten ist es erfreulich, daß unser England-Korrespondent nun die Hasspredigt des Briten Pat Condell wider den Islam entdeckt hat, der sie in seiner Muttersprache vorträgt. Wenn Sie des Englischen mächtig sind, sei Ihnen diese Videobotschaft zu Ihrer Unterhaltung anheimgestellt: The trouble with Islam.

  • Port Elisabeth

    Sollten Sie je nach Port Elisabeth kommen und, vor allem, einen Sinn für Skurilitäten haben, verbringen Sie eine Nacht im Backpackers Base Camp. Entgegen der fortwährenden Beteuerungen der Betreiberin befindet sich Port Elisabeth Central nicht wirklich in einer sonderlich gepflegten Gegend. Genaugenommen ist es unweit des dortigen Elendsviertels.

    Elend ist es auch, in Südafrika mit einem Automobil zu reisen, weil die Wilden auf der falschen Straßenseite zu fahren belieben. Damit nicht genug: Die Fahrzeuge werden auch verkehrt herum zusammengebaut. Das Lenkrad befindet sich auf der rechten Seite und der Schaltknüppel links davon. Sie können sich keine Vorstellung davon machen, wie oft Sie bei dem Versuch den Gang zu wechseln, versehentlich mit der rechten Hand aus dem Fenster greifen. Die Wilden sind keineswegs einsichtig, was die Wahl der Straßenseite betrifft, wie anhand des folgenden Dialogs offensichtlich wird:

    „You drive on the wrong side of the road.“
    „No, you do. Here we go on the left side.“
    „That’s what I’m saying. You don’t go on the right side.“
    „Right, it’s left.“
    „Right is not left.“
    „That’s right. But the left side is the right side.“

    Sie bemerken bereits die Ausweglosigkeit, die in Südafrika fuer so viele Unterfangen bezeichnend ist.

    Nicht ohne Ausweg ist besagter Aufenthalt in Backpackers Base Camp. Treffen Sie die in Ihren frühen 70ern befindliche Betreiberin in Ihrem Schlafgemach, das als Rezeption dient. Der graumelierte Herr an ihrer Seite ist der Gemahl, den Sie nicht weiter beachten.

    Erleben Sie, wie die Matriarchin ihre Bediensteten herumkommandiert, beispielsweise wenn sie einen Fleck auf einem Bettuch entdeckt. „Charlotte, come quickly“, kreischt sie frenetisch mit sich überschlagender Stimme.

    Zweifellos ein großes Erlebnis ist es, wenn der ebenfalls dort hausende rund 30-jährige Sohn, seine Mutter um Geld bittet und sie dann mitbekommt, daß er im Begriff ist, dafür etwas Kokain zu kaufen. Dann erhebt sie Ihre Stimme um den Anbieter auszutreiben. „Don’t you sell this to my son! I curse you! I curse you!“

    Dazu wedelt sie mit einem mit Aluminiumbronze angestrichenen Rosenkranz aus Kunststoff, den sie sonst in einem kleinen Metalldöschen aufbewahrt. Manchen Gästen vertraut sie zuweilen an, daß es sich dabei um eine Reliquie handelt, die einem ihrer Vorfahren persönlich überreicht wurde — und zwar vom Papst. Von welchem ist allerdings unklar.

    Wenn Ihnen diese Gastlichkeit zu viel wird, mieten Sie sich am Besten ein Auto, zum Beispiel bei Aroundaboutcars und ergreifen die Flucht. Man wird Ihnen den Wagen direkt vor der Haustüre übergeben und Sie können je nach Wetter- und Verkehrslage in fünf Stunden in Cintsa sein. Dabei handelt es ich um eine kleines Dorf 20 Kilometer nördlich von East London, landschaftlich sehr ansprechend in einer malerischen Bucht am indischen Ozean gelegen.

  • Expedition nach Suedafrika

    Suedafrika hat den Vorzug, nicht von Portugiesen oder gar Franzosen unterjocht worden zu sein, sondern von der englischen Krone. Aus diesem Grund ist die Mehrzahl der Einwohner des Englischen mehr oder weniger maechtig.

    Der „Sommer“, wie die Eingeborenen die Regenzeit euphemistisch bezeichnen, dauert von Dezember bis Februar. In dieser Zeit ist der Himmel stets bedeckt und Regenschauer wechseln sich mit schweren Gewitterstuermen in unvorhersehbarer Folge ab.

    Die Wilden, von denen Suedafrika bevoelkert wird, lassen sich grundsaetzlich in zwei Staemme einteilen, die sich auch vom Laien einfach durch ihre Hautfarbe unterscheiden lassen. Die eher traegen, harmlosen Schwarzen sind in der deutlichen Ueberzahl. Der andere Stamm ist von weisser Hautfarbe und durch gewisse Durchtriebenheit gepraegt. Frueher hat er die Schwarzen haeufig verschleppt, unterdrueckt und sogar versklavt. Heute blicken wir in das neue Suedafrika, wo nicht mehr zwischen schwarz und weiss unterschieden wird, sondern zwischen arm und reich.

    Anstelle von Geld hat sich in Suedafrika der Rand etabliert. Noch ist unerforscht wo die Mitte zwischen den Raendern liegt. Vermutlich ist der Rand deswegen ein wilder Wust von bedruckten Baumwoll-Lumpen und kleinen Blechscheiben die voellig wertlos sind. Um einen Inlandsflug von Johannesburg nach Port Elisabeth zu bezahlen verwendet man besser eine Kreditkarte, weil die notwenige Anzahl der Randlappen zu hoch ist, als dass sie in einen der Bankautomaten passen wuerde. Zumindest kann man dort nicht so viel abheben, wie man im Geschaeft nebenan ausgeben moechte.

    In einer Unterkunft nahe des Flughafens Johannesburg (Airport Backpackers) lassen wir uns einen Tag Zeit um unsere Expedition vor Ort genauer zu planen. Der ortsansaessige Eingeborene nimmt uns freundlich auf und macht uns mit den Gebraeuchen seiner Sippe vertraut. Um das mit einem Elektrozaun und Stacheldraht umgebene Grundstueck zu betreten muessen wir eine sechsstellige Nummer am Tor eintippen. Der Suedafrikaner lebt gerne in einem Gefaengnis.

    Unsere naechste Etappe soll Port Elisabeth sein.