Zwar ist alles doppelt so teuer seit es Euro-Banknoten gibt, trotzdem ist 500 schon der höchste Wert bei diesen Scheinen. Überhaupt ist das aufwendig bedruckte und aus feinster Baumwolle hergestellte Papier unbeliebt wie nie zuvor. Selbst ein grünes Exemplar (100 €) ist kaum mehr an den Mann zu bringen. „Oh, Gott! Haben Sie es nicht kleiner?“, ächzt es einem sofort entgegen, wenn man, um 15,76 € zu begleichen, ein Bündel Bargeld zückt, um einen 20 Euro-Schein herauszusuchen.
An Kassen von Tankstellen kleben längst Schilder, die darauf hinweisen, das Banknoten über 200 Euro nicht angenommen und schon gar nicht gewechselt werden könnten. Eingedenk des Umstandes, das eine Tankfüllung etwa 80 € kostet, ist das doch bemerkenswert.
Den schmächtigen Single-Weibchen, die täglich ein Diätjoghurt und eine Schachtel Marlboro light im Supermarkt erstehen und diese Waren per EC-Karte bezahlen sind die hinter ihnen Wartenden offensichtlich ebenso unwichtig wie ihre eigene Privatsphäre. Sie vertrauen darauf, daß ihre Daten, die sie überall hinterlassen schon niemanden interessieren werden. Sie wundern sich bestimmt auch nicht, wenn sie, sobald sie zwei Monate lang keine Tampons mehr erworben haben, Werbung für Windeln zugeschickt bekommen.
Nicht, das er mich je angezogen hätte, der Zigarettenautomat an der Ecke. Nur um ganz sicher zu gehen, daß ich nie sein Kunde werde, kündet nun schon lange ein gewaltiger Aufkleber davon, daß er mein Geld gar nicht möchte. Nur gnadenhalber würde er es annehmen, falls ich mich zuvor vermittels einer EC-Karte bei ihm vorstelle. Nur um sicherzustellen, daß ich schon volljährig bin natürlich. Volljährig ist übrigens offensichtlich jeder, der ein Stück Plastik in einen Schlitz schieben kann.
Versuchen Sie mal 20 Euro bar auf ein fremdes Bankkonto einzuzahlen. Das erscheint Ihnen gewiß entlegen. Ich darf sie beruhigen, die Bank wird es ähnlich auffassen. Zudem wird sie 5 Euro „Gebühren“ dafür verlangen, denn Banken hassen Geld, vor allem bares. Auch wenn sie es nicht ganz so schnell verbrennen wie Buchgeld.
Als Tourist muß man als erstes befürchten, Geld abgenommen zu bekommen. Zwar zahlt man sowieso freiwillig das Zehnfache des angemessenen Preises, aber vor allem wird man fast immer, wenn man auf Reisen geht, bestohlen. Im Ausland mindestens täglich. Man kennt es ja von daheim. Jeden Tag zwischen Frühstück und Arbeitsbeginn wird man in der S-Bahn zwei- bis dreimal überfallen. In der Mittagspause beschweren sich die ortsansässigen Taschendiebe immer wieder über leere Brieftaschen. Kein Wunder also, daß Trickbetrüger am Abend auf Zahlungen per Kreditkarte bestehen. Im Ausland, wo ja bekanntlich ohnehin alles Verbrecher sind, ist das natürlich noch sehr viel schlimmer.
Bargeld ist der Untergang des Abendlandes. Glauben Sie nicht? Fragen Sie mal einen dieser dressierten Affen, die all diese Briefe unterschreiben müssen, die das EDV-Sytem der Bank an Sie schreibt. Der wird Ihnen jederzeit die lebensbedrohlichen Auswirkungen von Bargeld beschreiben und Ihnen nebenbei die dritte oder vierte Lebensversicherung verkaufen.
Bargeld ist out. Vor allem weil damit nicht gespeichert wird, ob Sie 250 Euro im Puff gelassen oder schon seit drei Monaten keine Zahnseide mehr gekauft haben. Und wegen des internationalen Terrorismus. Terroristen können zwar an einem Tag ein halbes Dutzend Flugzeuge entführen, aber auf keinen Fall eine EC-Karte fälschen. Ausgeschlossen.
Außerdem macht Bargeld krank! Warum glauben Sie, daß Münzen so einen komischen Geruch verströmen? Das liegt an den Myriaden von Bakterien, die sie besiedeln. Scheine sind natürlich noch sehr viel schlimmer, weil sie Feuchtigkeit aufnehmen können und sämtliche Biochemie sich eben bevorzugt im wässerigen Milieu abspielt. Wenn Sie demnächst an Typhus, Gelbfieber oder Cholera erkranken, ohne zuvor die Haltegriffe in einer Trambahn abgeleckt zu haben, haben Sie sich wahrscheinlich an Bargeld angesteckt.