Monat: September 2005

  • Virtuelle Schönheitsoperation

    Irgendwo mal endeckt, vergessen ein Bookmark zu setzen und schließlich im Newsticker der „Titanic“ wiedergefunden, die fragt

    „Gibt es das eigentlich auch für die Merkel-Fotos von den Wahlkampfplakaten? (Mit dem Cursor über das Bild fahren! Funktioniert am besten mit dem IE.)“

  • Halb so schlimm

    US-Präsident George W. Bush mit roter Nase

    Trotz der verheerenden Auswirkungen der Überschwemmung durch den Hurrikan „Katrina“ sitzen viele der betroffenen Menschen aus New Orleans nach wie vor auf dem Trockenen. US-Präsident George W. Bush konnte angesichts der Entwicklungen indessen nicht trocken bleiben und griff zur Flasche.

  • Imagekampagne

    „Du bist Deutschland“ ist das Credo einer Imagekampagne die Deutschland neuen Schwung geben soll. Nicht etwa aus den Reihen der Politik stammt diese Idee, sondern es haben sich Medienmacher und andere Wirtschaftsunternehmen zusammengefunden. Die wissen daß wenn man nur genug Werbung für ein Produkt macht, wird es gekauft — egal wie miserabel es ist. Das Beste: Jeder ist aufgefordert, selbst mitzumachen.

    Die Blogwelt ist „begeistert“ und präsentiert eigene Entwürfe. Nicht so gerne auf der Homepage der Kampagne, die wie Codefreak bereits feststellen musste nicht so gut funktioniert, sondern natürlich in ihren Weblogs.

    Anke Gröner hat den Serienhelden Alfred Tetzlaff als Aufhänger gewählt, Nerdcore sorgt dafür, daß auch Kobolde und Banditen wieder neue Hoffnung schöpfen. Hartz4all klärt die Hintergründe des Logos der Kampagne auf. Zenzizenzizenzik berücksichtigt gleich auch noch den Aspekt der Vergangenheitsbewältigung.
    Spreeblick hat sogar gleich eine eigene Flickr-Gruppe eingerichtet in der sich bereits fast 100 weitere Vorschläge finden.

    Bei so viel gutem Willen werden selbst wir, trotz der in der Redaktion latent vorhandenen Misanthopie, mitgerissen und haben ebenfalls einen Vorschlag entwickelt. Wir hoffen, der von uns gewählte Sympathieträger wird dank seines vorbildhaften Wirkens helfen Deutschland den nötigen „Drive“ zu geben.


    Du bist Volkswagen

    Drücken Sie auf das Bild, dann wird es groß.

    Du denkst in deinem Geldbeutel herrscht eine dauernd eine Wirtschaftskrise? Das denkt auch Volkswagen über die Konten seiner Aktionäre.
    Warum der Vorstand meint, daran wären die unverschämten Gehaltsforderungen seiner Mitarbeiter und der völlig unmögliche Standort Deutschland schuld, Porsche und BMW aber gleichzeitig fleißig Leute einstellen muß man wirklich nicht begreifen. Aber eins schon: Jammern bringt nichts, wenn Du für Volkswagen arbeitest. Denn der Betriebsrat träumt schon von seinem nächsten Bumsurlaub.

    Du bist Deutschland

    Leider fehlt unserer Grafikabteilung die richtige Schriftart. Tatsächtlich konnten wir nicht ein Mal herausfinden welche in der Originalkampagne verwendet wird. Wir bitten dies zu entschuldigen.

    Update: Wie gut die Kampagne für unsere Persönlichkeit ist, wie das alles mit der Wahl von Partein, Päpsten und Kanzlern zusammenhängt und wer wir wirklich sind, erklärt Indiskretion Ehrensache vortrefflich.

  • Vice Versa

    Cover der Ausgabe 1 des Magazins Vice
    Foto: viceland.de

    Für die Spreeblicker und QWERTZ-Schauer ist es längst ein alter Hut. Wir haben die Zeitschrift „Vice“ aber erst gestern zufällig auf unserer Toilette entdeckt und sind erst durch nachträgliche Recherchen auf die vorhandenen Berichte, zm Beispiel auch bei Berlin Live gestoßen.

    Vom hübschen Titelbild angeregt, das eine junge Dame im einem Wald zeigt die nur mit einer schwarzen Katze bekleidet ist, haben wir das Heft unter die Lupe genommen, das auch Online verfügbar ist.

    Unter dem Hochglanzumschlag findet sich eine wilde Mixtur von Extremen, was sich bereits in der Werbung zeigt. Einerseits gibt es ganz- und doppelseitige Anzeigen wie man sie aus anderen Hochglanz-Magazinen kennt. Andererseits gibt es auch Seiten die nichts als halb- und viertelseitige Werbung von unterdurchschnittlicher Qualität enthalten. Die Werbebotschaften in diesen Anzeigengräbern sind teilweise so unglücklich gestaltet, daß verborgen bleibt, was da eigentlich beworben werden soll.

    Bemerkenswert ist die starke Trennung zwischen Anzeigen und redaktionellen Beiträgen. Wenn tatsächlich, was in der vorliegenden
    Ausgabe nur selten der Fall ist, ein Artikel durch Werbung unterbrochen wird, geschieht das seitenweise. Teilen sich Werbung und Inhalt eine Seite, steht die Anzeige am Ende.

    Ein großer Teil der Artikel der deutschen Ausgabe erscheint in englischer Sprache. Sowohl diese, wie auch die deutschsprachigen
    Beiträge bedienen sich einer rauhen Umgangssprache. So fragt Gavin McInnes in seinem Beitrag beispielsweise, „Hundebesitzer! Was ist eigentlich mit Euch arrogantern [sic] Wichsern los?“

    Einige der zahlreich verwendeten Kraftausdrücke wirken, als wären sie etwas ungelenk aus dem Englischen übernommen. Zumindest klingt ein Satz wie, „Katzenliebhaber sind ein Haufen von verdammten Idioten“, wenig authentisch.

    Immer wieder benutzt Vice Begriffe mit Bezug zum Nationalsozialismus, ohne diesen jedoch zu thematisieren. So will Patrice Iabarra im Artikel „Bastard Power“ über Hundemischlinge wissen, daß „Hitler gerade in seinem Grab rotiert“. In dem Hundhalter-Beitrag sieht McInnes im Züchten von Katzen gar „verquere Mengele-Experimente“.

    Das Bildmaterial umfasst diletantische Schnappschüsse ebenso wie qualitativ einwandfreie Agenturbilder. Unter dem Titel „Mädchen und ihre Tiere“ druckt Vice eine fünfseitige Fotostrecke mit Modeaufnahmen, die Kleidung der Maken Oakley, Mambo, Fly, Miss Sixty, Levi’s, Beyond Retro, Firetrap, Criminal, Puma, Nike, Adidas, Pepe und Putch präsentieren. Als verbindendes Element haben die Modelle jeweils ein Stofftier im Arm und in den Bildunterschriften finden sich Bemerkungen über die Kuscheltiere wie, „Meine Großmutter hat mir den zum 10. Geburtstag gestrickt. Er bringt mir immer Glück.“ Gestrickt ist allerdings nur ein gelber Schal, den das nicht klar erkennbare Stofftier um den Hals trägt, wodurch sich nicht erschließt, ob die zitierte Amy das Modell oder das Spielzeug ist. Die Aufnahmen sind nicht oder nur sparsam retouchiert. So sehen die jungen Damen nicht wie in anderen Zeitschriften nach Plastikpuppen, sondern nach echten Menschen aus, die auch mal einen blauen Fleck am Knie haben können.

    Als Gegenpol zielen viele Bilder auf Ekel. Die Fotogeschichte, „10 Things To Do With A Dead Rat“ zeigt Bilder eines Rattenkadavers und kulminiert in der Abbildung dessen, was davon übrig blieb, als er mit einem Gabelstapler überrollt wurde. Wem das herausgeplatzte Nagergedärm auf dem Asphalt nicht genügt, kann den Vorgang auch online betrachten.

    Ein Bericht von Sharon Cameron, die drei Affenweibchen hielt, konzentriert sich auf einen Zwischenfall, der sechs Jahre zurückliegt, bei dem eines der Tiere die Autorin angegriffen hat. Über dem Artikel ist eine durch Bißwunden verletzte, blutverklebte Hand abgebildet.

    Die zahlenden Kunden von Vice sind nicht die Leser, sondern die Anzeigenkunden, denn das Heft ist gratis erhältlich. Entsprechend muß die Redaktion sich um Aufmerksamkeit bemühen uns das möglichst ohne Kosten zu verursachen. Dafür ist Provokation vermutlich das beste, weil billigste Mittel. Die Redaktion ist nicht zu beneiden.

  • From the bleeding Edge – Wiesn 2005

    Der Lawinenpiepser und das Satelitennavigationsgerät sind verstaut. Die Schutzausrüstung ist verzurrt. Ich trinke mir in der Redaktion noch ein wenig Mut an. Dann geht es los.

    Schon bei niedriger Blutalkoholkonzentration der Anfahrt habe ich Schwierigkeiten mit einfachen Aufgaben, wie zum Beispiel den Text eines Werbeplakats zu lesen.

    Werbeplakat mit nicht identifizierbarer Schrift

    Wie die Voluntäre bereits in spöttischer Weise vermuteten, war Gegenstand der ersten Untersuchung in der Tat die Hendlbraterei Ammer. Auf meine wohlmeindende Frage an das im hübsch herausgeputzten Biergarten befindliche Personal, „Hobt’s es scho‘ wos zum Ess’n?“, kam sogleich ein freundliches, „Nee, erst in ’na halben Stunde“ zurück. Merke: Berlinerinnen erkennt man gleich am zu weiten Dirndel.

    Hendelbraterei Ammer

    Weil die lebensbedrohliche Fahrt in der Krinoline zum Abschluß erfolgen muß, um sicherzustellen, daß zumindest das zuvor entstandene Bildmaterial überlebt, nutze ich die Zeit, um ein wenig spazieren zu gehen und zu dokumentieren, daß auf dem größten Volksfest der Erde der Einsatz von Waffengewalt an der Tagesordnung ist.

    Bogenschießender Knabe auf dem Töpfchen

    Diese Veranstaltung ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Zum Glück trage ich eine kugelsichere Weste und einen kevlarverstärkten Carbonfaserhelm mit Panzerglasvisier und komme mit ein paar blauen Flecken davon. Diesmal.

    Besucher am Schießstand

    Das Oktoberfest ist im Übrigen ein einziger Sündenpfuhl und sollte von gottesfürchtigen Menschen gemieden werden, wie dieses Beispiel derben bayerischen Humors eindrucksvoll beweist.

    Der Kahn der Fischer Vroni

    Dennoch werden für die Besucher keine Kosten und Mühen gescheut, selbst Spezialitäten aus Übersee anzubieten. Hier vorwiegend aus dem Hause Phillip Morris, aber auch Seita aus Frankreich ist vertreten.

    Sackkarre mit Zigaretten

    Es ist übrigens ein Vorurteil, daß die Bayern angeberisch veranlagt wären. Wie hier zu erkennen ist bezeichnet der Münchner befestigte Prachtbauten bescheiden als „Zelt“.

    Höfbräu Festzelt

    Die verkehrt herum aufgehängte Fahne einer weltweit für ihr abgestandenes Bier berühmten Brauerei lässt micht stutzen. Solch geschmacklose Scherze gelten in diesen Breiten als Sakrileg. Ein schlechtes Omen für den bevorstehenden Höllenritt? Ich beruhige mich nur geringfügig, als mir einfällt daß König Edmund I Staatstrauer angeordnet hat, weil er die Wahl verloren hat.

    Mit etwas zittriger Hand gelingt es mir dennoch, ein erstes Höllengefährt bildhaft zu dokumentieren, das gerade neben mir entlangrast. Die extrem hohe Geschwindigkeit erzeugt zum Teil so starke Luftverwirbelungen, daß einzelne Steine aus dem Gleisbett herausgerissen werden und umherfliegen. Deshalb ist das Areal abgezäunt und wird von speziell ausgebildeten Sicherheitsfachgartenzwergen streng bewacht. Im hinteren Zugteil ist ein hartgesottener Testpilot der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA zu erkennen. Auf gerader Strecke kann dieses Geschoß auf Schienen Geschwindigkeiten von bis zu 6 Stundenkilometer erreichen. Nichts für mich.

    Kindereisenbahn

    Aber zum Glück hat der Ammer jetzt auf und die kulinarische Untersuchung kann beginnen. Ich setze mich auf den schönsten Platz des gemütlichen kleinen Biergartens und lasse mich vom goldenen Licht der Herbstsonne bescheinen.

    Biergarten vom Ammer

    „A hoibats Hend’l bringst ma bid’schön und a Weißbia dazua“, bestelle ich kennerhaft, bin aber nicht sicher, ob ich verstanden werde. Zumindest die Bedinung am Nebentisch scheint Australierin zu sein.

    „Mogst an Kartoffe’salat a dazua? Kost‘ as Gleiche“, bekome ich zu hören und entgegne ermunternd, „Nimm i“. In den 43 Sekunden die ich auf das Weißbier warten muß, kommen die beiden Brezenverkäuferinnen jeweils dreimal vorbei und bieten mir viermal ihr Laugengebäck an. Schon wenige Minuten später haben sie sich aber an meinen stattlichen Anblick gewöhnt und patoullieren nun auch andere Gänge. Die eine von Ihnen vermag die Breze mit solcher Anmut neben ihren Kopf zu halten und dabei sanft lächelnd einen derart sehnsuchtsvollen Blick aufzusetzten, daß ich mich wirklich schwer bemühen muß, keinen Heißhunger auf Brezen zu entwickeln. Die Ankunft der dampfenden, duftenden, mit reichlich Petersilie gefüllten Vogelhälfte rettet mich. Das Tier ist sorgfältig zubereitet, die Haut ist knusprig, das Fleisch saftig, schmeckt sehr gut aber dennoch nicht optimal. Ich vermute eine Fehlernährung wärend der Aufzucht. Warum der Kartoffelsalat aktiv als Dreingabe offeriert wird mir schnell klar. Er besteht zu je einem Drittel aus Salatgurken, Kartoffeln und Mayonaise. Die Kartoffeln sind nicht ganz gar, auf Gewürze hat man anscheinend ganz verzichtet. Der war nicht mehr zu retten. Die 5 Kubikmeter die vermutlich davon in der Küche stehen müssen weg. Dringend. Die Mahlzeit und das Weißbier kosten übrigens einschließlich etwa 10 Prozent Trinkgeld 20 Euro.

    Während ich den Biergarten verlasse beschließe ich, die etwas eigenartige Plastikverpackung der Freundin des bayerischen Hendelgrillers zur späteren Analyse abzulichten.

    Koch und Freundin mit brauner Kunststoffhose

    Ich atme tief durch und sauge den Duft von gebrannten Mandeln und Steckerlfisch ein, blicke über das Gelände und gehe festen Schrittes zur Krinoline. Dort werden bereits erste Vorbereitungen für den Start getroffen. Was nur scheinbar wie ein gewöhnliches Karussell aussieht, ist in Wahrheit eine hochempfindliches Apparatur, die normalerweise dem Belastungstrainung von Militärpiloten dient. Neben der Rotation um die Senkrechte führt die Plattform auf der die Sitze angebracht sind Pendelbewegungen aus. So ist auch der Name zu erklären. Krinoline nennt man den Reifrock, den die Damen früher unter ihrem Tanzkleid trugen. Der Bewegungsablauf entspricht dem des Reifrockes beim Walzertanz. Hier zu erkennen auf einem Archivbild des Betreibers.

    Die Krinoline

    Das Bodenpersonal erwartet bereits meine Ankunft und hat sich spontan auf der Treppe zu einem Begrüßungskomittee formiert.

    Wartende Kinder auf der Treppe der Krinoline

    Mit etwas wackeligen Beinen betrete ich die Plattform, gurte mich straff am Sitz fest und überpfüfe den Zustand meiner Schutzkleidung. Vor Bewustlosigkeit durch die enormen Kräfte soll mich Druckmanschetten an den Beinen schützen, die verhindern, daß das Blut aus dem Kopf in die Beine gepresst wird. Ich bin bereit. Doch plötzlich gibt es Probleme. Die Gewichtsverteilung stimmt nicht. Das Mission Controll Team hat einen Plan zur Umverteilung der Crew ausgearbeitet. Ich muß auf die gegenüberliegende Seite und werde allmählich nervös. Die erfahrenen Piloten im Sitz neben mir strecken ihre Daumen nach oben und lächeln mir zu. Ich werde etwas ruhiger.

    Mutter mit Kind in der Nachbargondel

    Dann geht es los und mir wird kurz schwarz vor Augen. Dennoch gelingt mir aus nächster Nähe eine Aufnahme des teuflischen Räderwerkes (Hochgeschwindigkeitsturbine) während des laufenden Betriebes. Ich versuche mich von dem blümeranten Gefühl in der Magengegend abzulenken in dem ich an den Pulitzerpreis denke, der mir für diese einzigartige Aufnahme zustehen dürfte.

    Antrieb der Krinoline

    Ich schaffe es trotz der hohen Rotationsgeschwindigkeit und der damit verbundenen Vibrationen noch ein weiteres Bild zu schießen, daß den Blick nach außen zeigt. Dann verliere ich das Bewußtsein und erlange es erst wieder, nachdem die Bergungsmannschaft mich aus den rauchenden Trümmern befreit hat.

  • Ja ja

    Im Grunde bis der gesamten Belegschaft des Fellow Passenger vom Verleger bis zur Putzfrau diese Herbstveranstaltung westlich des münchner Stadtkerns zuwieder, die vorwiegend dazu dient, den Großteil des im Verlauf eines Jahres gebraute Bier zu Höchstpreisen an Touristen abzugeben. Schließlich gibt es angenehmere Möglichkeiten sich eine veritable Alkoholvergiftung zuzuziehen.

    Weil objektive Berichterstattung bei uns natürlich an erster Stelle steht, haben wir Streichhölzer gezogen und den Verlierer, in diesem Fall unseren Chefredakteur auf Reportage geschickt. Laut Wiesen-Besucher-Barometer soll man sich dort zur Zeit gerade nicht tottreten.

    Qualitätsjournalismus ist wohl dennoch nicht zu erwarten. Vermutlich wird unser Reporter sich schnurstracks zum Ammer begeben und sich dort drei bis vier Brathühner einverleiben um diese zunächst mit wenigen Litern Augustiner Bier herunterzuspülen, um sie anschließend auf einer Fahrt in der Krinoline auf dem selben Wege wieder herauszubefördern. Die Krinoline ist berüchtigt, weil sie bereits seit 1924 die Menschen an die Grenzen ihrer physischen Belastbarkeit heranführt. Gerüchten zufolge sollen vorübergehend Fliehkräfte von bis zu 0,8 g auftreten, die manchem Jet-Piloten das Fürchten lehren.

    Damit die unbezahlbare Fotoausrüstung nicht verloren geht, haben wir den Fangriemen der Kamera dreifach mit den Knochen des Handgelenkes verschraubt und hoffen, daß es unserem Abgesandten gelingen wird, angelegentlich den Auslöser zu betätigen, um Ihnen exklusives Bildmaterial zu zeigen, das die Welt in dieser Form noch nie gesehen hat.

    Zusätzlich haben wir unseren Mann vor Ort mit einem sinnlos teuren Luxus-Photo-Handy ausgerüstet, das er aufgrund beginnender Altersdemenz kaum zu bedienen imstande ist. Vorsorglich haben wir es so präpariert, daß es die letzten Aufnahmen automatisch an die Redaktion sendet.

  • Schneeflöckchen, Weißröckchen

    H&M-Signet mit einer Line Koks

    Wie kommen eigentlich die PR-Manager von Hennes & Mauritz darauf, zum Thema Drogenkonsum Stellung beziehen zu müssen? Die Polizei äußert sich doch auch nicht über geschmacklose Textilien. Der übereilte Vorstoß von H&M, den Vertrag mit Frau Moss zu lösen, erweckt eher den Eindruck, der Vorstand möchte vermeiden, daß die eigenen Konsumgewohnheiten in das Licht der Öffentlichkeit rücken.

    Es ist immer wieder erstaunlich, welche Blüten die Prohibitionspolitik in der öffentlichen Meinung treibt. Wenn die Times schreibt, daß Frau Moss täglich 300 Euro für Drogen ausgibt, soll das wohl sensationell klingen. Wenn man es sich überlegt ist es das kaum. Ein Kokainrausch dauert ja nicht lange. Wer Kokainabhängig ist, dürfte etwa 150 Milligramm pro Stunde verbrauchen. Wenn man 8 Stunden am Tag schläft, bleiben 16 Stunden und ein Bedarf von 2,4 Gramm. Top-Qualität ist „nur“ zu 50 Prozent gestreckt. Demnach muß Frau Moss sich täglich 4,8 Gramm des weißen Pulvers durch die Nase saugen. Viel mehr dürfte für 300 Euro wohl auch nicht zu haben sein. Sie könnte mit der Hälfte auskommen, wenn sie es spritzt. Es ist transparent, daß sie finanziell durchaus auf Rosen gebettet ist*. Daher dürfte sie es vorziehen, ihre Haut unperforiert zu lassen.

    [via MC Winkel]

    *Vielen Dank an den Wohnungsverkäufer von MC Winkel, dem wir diese Redewendung verdanken!

  • In eigener Sache

    Nach nächtelangen Redaktionskonferenzen haben wir uns schweren Herzens entschlossen, einen Schritt zu unternehmen, den wir sehr bedauern, zugleich aber für unabdingbar halten. Aufgrund der gewachsenen internationalen Bedeutung des Fellow Passenger sind auch jenseits des Atlantiks Begerlichkeiten entstanden, im Rahmen derer man uns zu zwingen versucht, auf ein obskures Online-Glücksspiel-Portal zu verweisen. Aus noch nicht geklärten Gründen bestehen die Betreiber darauf, in den Kommentaren des Artikels über die Verleihung des Preises für Blog-Zensur genannt zu werden. Derzeit versuchen sie, dies durch maschinell erzeugte Kommentare zu erreichen. Dieses Vorgehen wollen und können wir nicht dulden. Zugleich soll das Kommentarwesen des Fellow Passenger weiterhin einfach und unbürokratisch jedem Menschen mit Meinung zur Verfügung stehen. Daher haben wir uns entschlossen, die bisherigen Modalitäten insgesamt beizubehalten, dafür jedoch die Kommentarfunktion für den einzigen betroffenen Artikel gänzlich abzuschalten.

    Wir glauben damit auch in Ihrem Sinne zu handeln und bitten Sie um Verständnis.

  • Einfacher Reformvorschlag

    Parteispenden dürfen nur noch anonym geleistet werden, damit die begünstigte Partei sich nicht zu einer Gegenleistung verpflichtet sieht.

    Spendenquittungen werden nicht ausgestellt. Einerseits garantiert das die Anonymität der Spende. Andererseits verhindert es, daß die Zahlung von der Steuer abgesetzt werden kann. Es kann nicht sinnvoll sein, daß man sich aussuchen darf, ob man lieber Steuern zahlt, oder seine Lieblingspartei unterstützt.

    Abgeordnete dürfen keinen Beruf ausüben. Die einzigen zulässigen Einkünfte neben der Diät sind Kapitalerträge aus eigenem Vermögen und Mieteinnahmen aus eigenem Immobilienbesitz, sofern Kapital oder Immobilie bereits vor Übernahme des Mandats im Besitz war oder während der Amtszeit ererbt wurde. Das mindert nicht nur die Beeinflußbarkeit, sondern sorgt auch für ausreichend Zeit sich mit dem politischen Tagesgeschäft zu befassen.

    Wer dagegen verstößt verliert sein Mandat und jeglichen Anspruch auf Übergangsgeld und Altersentschädigung.

  • Alle sind Sieger

    Die SPD hat die Wahl gewonnen, strahlt Gerhard, der Kanzler bleiben will. Angela will auch Kanzler sein, weil die Union die Wahl gewonnen hat, sagt sie. Dabei zieht sie ein ganz schön beleidigtes Gesicht. Genauso wie ihr Kumpel Edmund der eigentlich auch mal Kanzler sein mag. Im Gegensatz zu Gerhard weiß sie, daß sie und er am meisten von allen Parteien verloren haben. Zusammen 7,5 Prozent der Leute, die sie früher noch mochten.

    Die FDP hat auch gewonnen, weil sie endlich mal wieder fast im zweistelligen Bereich liegt. Guido will aber diesmal nicht der Kanzler sein. Und keiner will mit Oskar und Gregor spielen, obwohl die noch viel mehr gewonnen haben als alle anderen.

    Damit man regieren darf, muss man mindestens die Hälfte aller Stimmen bekommen haben. Wenn eine Partei das nicht alleine schafft, muß sich sich mit einer anderen zusammentun. Oder mehreren. So eine kriminelle Vereinigung heißt Koalition. Weil sich alle gegenseitig aber nicht leiden können, wird das diesmal ganz schön schwierig. Die SPD mit der Union will Gerhard nicht. Die SPD mit den Grünen und der FDP will der Guido nicht. Die Union mit der FDP und den Grünen auch nicht.