Die englische Sprache ist mir durchaus nicht fremd. In meiner gesamten Schullaufbahn galt ich in diesem Fach stets als Klassenbester. Zum Verdruß meiner Lehrer sogar ohne mich je dafür anzustrengen. Aufenthalte in den USA und Kanada über jeweils mehrere Monate haben gezeigt, daß ich mich durchaus auf Englisch verständlich machen kann.
Dennoch bleibt es aller Vertrautheit zum Trotz eine Fremdsprache. So fühlte ich mich in auf Englisch gehaltenen Gesprächen immer wieder in meinem Mitteilungsdrang eingeschränkt und in anspruchsvolleren Unterhaltungen unterlegen. Meine Auffassung so genau auszudrücken wie ich es möchte, gelingt mir – wenn überhaupt – nur auf Deutsch.
Dabei bin ich selbst des Deutschen nur eingeschränkt mächtig. Immer wieder ertappe ich – oder schlimmer – ein anderer mich bei Fehlern. Von flüchtig begangenen Rechtschreibfehlern abgesehen, sickern zu meinem blanken Entsetzen immer mehr grammatikalisch unvertretbare Entgleisungen in meinen Sprachgebrauch. „Neu renoviert“, „aufaddieren“, „die aktuellsten“, „macht Sinn“, sind Stilblüten, die mir auffallen und deswegen üblicherweise nicht entfahren. Dennoch weiß ich, daß es andere gibt. Eben jene, die mir jetzt nicht einfallen, weil sie sich meiner Wahrnehmung bereits entziehen.
Längst sehe ich mich tagein, tagaus einem nimmerversiegenden Strom baren Sprachunsinns ausgeliefert, der auch mein letztes Vermögen mich auszudrücken aus meinem Hirn zu spülen dräut. Die unsägliche Rechtschreibreform, der man sich ihrer Allgegenwart wegen auch beim besten Willen nicht entziehen kann, ist dabei noch das geringste Übel. Dem größten Quell der Sprachverdummung, dem Fernsehen, setze ich mich schon seit Jahren gar nicht mehr aus. Dennoch es gibt offenbar kein Entrinnen. Ich unterhalte mich mit Menschen, die zusehends ihre Sprache der des Fernsehens angepasst haben. Gewerbliche Anbieter von Waren und Dienstleistungen traktieren mich mit ihren bis zur Unkenntlichkeit vereinfachten Sprachhäppchen. „Exklusiv für unsere Kunden: Die besten Live-Songs der O2 Music-Flashs kostenlos!“, klatscht mir eine Fernsprechgesellschaft über das Internet ins Gesicht. Die offenbar von dieser Art Dienstleister grundsätzlich hinter jedem Satzfragment angefügte Fußnote weist nur darauf hin, daß dieses Angebot mit nicht näher bezeichneten Kosten verbunden und nur befristet gültig ist. Erstaunlich genug. Was aber eigentlich der Gegenstand der Offerte ist, bleibt im Dunklen. „Dieser Zug endet hier“, radebricht die Deutsche (!) Bahn AG mir per Lautsprecheranlage entgegen, meint dabei aber wohl weniger den Zug als die Fahrt.
Ich kann mich selbst mühen, mir meine Muttersprache zu erhalten. Aber was hilft es schon, wenn ich eines Tages der einzige bin, der sie noch versteht? Wie soll man sich in einigen Jahren überhaupt noch verständigen, wenn die unsere Sprache bis dahin auf SMS-Niveau eingedampft ist? Was ist zu erwarten, wenn jene, denen ihre Muttersprache schon heute eine Fremdsprache ist, eines Tages anfangen, Gesetzestexte zu verfassen?
Aus Protest gegen die Verwahrlosung der Sprache möchte ich dazu auffordern, künftig auf das Wort „Handy“ zu verzichten. Wesentlich treffender ist doch die Bezeichnung Taschenfernsprecher, die ich fortan zum guten Beispiel verwenden will.
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