In der Gegend um die italienische Stadt Parma fahren ziemlich viele Lastwagen herum, die Schweine geladen haben. Klar, denkt man gleich, die werden bald Parmaschinken sein. Dann fragt man sich allerdings, was mit den restlichen Körperteilen geschieht, die ja den überwiegenden Teil so eines Tiers ausmachen. Vor allem darf man sich wundern, warum die Fahrzeuge ebenso wie die Schweine offensichtlich dänischer Herkunft sind. Nicht daß grundsätzlich zu befürchten wäre, dänische Schweinehintern könnten weniger schmackhaft sein als italienische. Außerdem gilt für Europäer Freizügigkeit. Da ist es doch auf jeden Fall zu begrüßen, wenn Schweine so unbürokratisch eingebürgert werden können. Automatisch die Nationalität des Landes zuerkannt zu bekommen in dem man stirbt ist immerhin ein Anfang. Vielleicht kommt eines Tages schließlich die Geburt dafür in Betracht. Womöglich sogar auch für Menschen.
Bei der Genese von regionalen Delikatessen ist also vor allem die Prozedur der Herstellung entscheidend. Bei Schinken zumindest. Bei Sekt ist die Lage wieder ganz anders. Wer in Spanien Schaumwein fabriziert und sich dabei der Methode bedient, die dafür auch in der französischen Champagne angewandt wird, darf dies nicht auf die Flaschen schreiben. Vor einigen Jahren wurde deswegen aus der Methode Champagnoise die Méthodo Tradicional. Auf dem Rechtsweg. Das Verfahren der Herstellung von Cava, wie der Spanische Perlwein heißt, ist freilich nach wie vor das gleiche. Nur sagen darf man das nicht.
Es darf überhaupt erstaunlich vieles nicht gesagt werden. Wer beispielsweise seine Abneigung gegen Nationalsozialismus kenntlich machen möchte, darf dafür kein durchgestrichenes Hakenkreuz zeigen, weil er sonst wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole vor Gericht gestellt werden kann, wenn es nicht im Rahmen einer etwas glücklosen aber millionenschweren Image-Kampagne wie „Du bist Deutschland“ geschieht. Wie sagt man dann, warum man diese eine Partei nicht haben will. Sie wissen schon. Die die diesen Schickelgruber aus Braunau so gut findet, der später Hüdler geheißen hat und sich dann so ähnlich nannte, wie man aber nicht sagen darf. Kann man eigentlich noch definieren, was man da überhaupt verbieten möchte? Also ich meine jetzt diese sich rechtwinklig überschneidenden Linien, die an den Enden jeweils im Uhrzeigersinn rechtwinklig angeordnete Striche haben.
Vermutlich darf man auf eine Flasche Sekt nicht einmal schreiben, „das ist kein Champagner“. Man mag sich fragen, ob 34.000 Hektar überhaupt ausreichen können, genügend Weintrauben anzupflanzen, um die 300 Millionen Liter des beliebten Getränks zu keltern, die jährlich weltweit verkauft werden.
Beim Käse geht es offenbar geringfügig liberaler zu. Parmesan muß nicht aus Parma kommen, sondern darf auch rund um Bologna, Modena oder Mantova hergestellt werden. Zu den gängigen Zutaten zählt heute auch ein RFID-Chip in der Rinde. Offenbar kann man sich auf den Geschmack als Erkennungsmerkmal längst nicht mehr verlassen.
Wirklich verwunderlich ist das nicht, wenn man bedenkt, daß es einem deutschen Unternehmen namens Hindelang bereits in den frühen 80er Jahren gelungen ist, Feta, einen griechischen Schafskäse, nicht nur in Deutschland aus Kuhmilch herzustellen, sondern ihn sogar nach Griechenland zu exportieren.
Es gibt also keinen Grund, anzunehmen, daß die dänischen Schweine, die in Parma geschlachtet werden, abzüglich ihres Hinterteils, nicht alsbald in Form von Original Münchner Weißwurst in Paris veräußert werden. Streng nach Vorschrift natürlich.
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