Wenn die katholische Kirche den Menschen in Tansania erklärt, daß sie in den Himmel kommen, wenn sie keine Präservative verwenden, folgt das einer gewissen Logik. Immerhin rückt das Ableben durch HIV so doch in greifbare Nähe. Die Geschichte mit dem Paradis ist zwar umstritten, aber bislang hat noch kein Toter bei der Kirche seine Spenden und Kirchensteuern wegen einseitiger Nichterfüllung des Vertrages zurückverlangt.
Grund genug für den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Kritikern der Kirche den Mund verbieten zu wollen. Dazu möchte er gerne den Teil „die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“ aus dem § 166 des Strafgesetzbuches streichen.
… wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
Bislang hat sich Satire in der Bundesrepublik Deutschland noch nie als geeignet erwiesen, den öffentlichen Frieden zu stören. Deswegen ist es fast nur Privatpersonen gelungen, gegen eine satirische Darstellung ihrer Person vorzugehen.
Allerdings birgt eine komische überspitzte Darstellung einer Sache immer das Risiko, daß der Rezipient nicht nur zm Lachen, sondern auch zum Nachdenken angeregt wird. Eigenständiges oder gar kritisches Denken ist zur Zeit nicht sehr beliebt. Deswegen soll lieber mehr gefrömmelt, vor allem aber das Maul gehalten werden.
So teilt Edmund Stoiber, der bayerische Ministerpräsident, dem Münchner Merkur zur von MTV geplanten Ausstrahlung der Comic-Serie Popetown mit, „wenn man den Papst in dieser Weise darstellt, müssen wir uns das als Gesellschaft nicht gefallen lassen“.
Eine freie Gesellschaft muß es sich nicht gefallen lassen, wenn ihr verboten werden soll, Kritik zu üben.
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