So leitartikelt es in geistiger Umnachtung zumindest die „Financial Times Deutschland“ [1]. Der Entschluß, den Verkauf der Deutsche Bahn AG bis auf weiteres zu vertagen, sei nicht nur allein dem verflixen Wählerwillen geschuldet, sondern obendrein schädlich, weil er die internationale Konkurrenzfähigkeit der Bahn unterminiere.
In der Tat ist es ja nicht vorgesehen, daß der Wähler einem beim Regieren dazwischenredet. Der soll sich einmal eine Farbe aussuchen, von der er dann eine Legislaturperiode lang ignoriert wird. Wer in diesem Zeitraum trotzdem seine Interessen vertreten wissen möchte, muß eben bezahlen. Die gängigen Tarife können sich zum Glück nur Wenige leisten, sonst gäbe es ja ein fürchterliches Durcheinander.
Kurz bevor Farben ausgesucht werden dürfen, kündigen die Regentschaftsanwärter manchmal dumme Dinge an, in der Hoffnung daß auf mehr Zetteln Kreuze bei ihrer Farbe gemalt werden. Am Ende entscheidet dann aber doch der Zufall, weil ja alle versprechen, daß mit ihrer Farbe auf einmal alles besser wird.
Dabei wäre der Bahnverkauf so nützlich für den internationalen Wettbewerb gewesen, schreibt die FTD. Jetzt müssen alle Angst haben, daß die Transsibirische Eisenbahn der Deutschen Bahn die Fahrgäste wegschnappt. Die sind ja genauso heimtückisch wie die Wähler und würden ohne mit der Wimper zu zucken, statt von Berlin nach Hamburg, einfach von Moskau nach St. Petersburg fahren nur weil es gerade weniger kostet.
[1] „Kniefall vor dem Wähler„, Financial Times Deutschland, 6.11.2008
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