Autor: Fellow Passenger

  • Persönliche Notiz

    Wenn ich auf meine Füße blicke habe ich den Eindruck, daß mein Blickfeld durch eine nicht lebensnotwendige ventrale Auswölbung (vulgo: Bauch) eingeschränkt wird.

    Wie groß der Patient über den der aktuelle Spiegel (Printausgabe Nr. 26/2006, Seite 41) schrieb, war, der mit seinen 426 Kilogramm Lebendgewicht den Rettungsdienst vor, im wahrsten Sinn des Wortes, schwere logistische Probleme stellte, weiß ich nicht. Aber ich fühle mich jetzt doch eher schlank.

  • Justitia, die bayerische Dorfschönheit

    Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.

    So steht es im ersten Absatz des Artikel 26 des deutschen Gundgesetzes. Wenn der BND den USA bei einem solchen Unterfangen unter die Arme greift, wird das nicht ganz so eng gesehen. Sehr eng sieht es aber die Staatsanwaltschaft Traunstein, wenn jene für die Justitia unter ihrer Augenbinde die Augen auch noch ganz fest zusammenkneift, kritisiert werden. Zumindest dann, wenn diese Kritik von einem Enfant Terrible wie dem Sänger Hans Söllner kommt. Der nämlich, hatte T-Shirts fabrizieren lassen, die unter der Aufschrift „Hitler, Bush, Blair international“ Portraits der genannten Feldherren zeigen. Wenn das Merkel die Schenkel der Republik für den Herrscher von Gods own country spreizt, kann es freilich nicht angehen, daß ein bekiffter KFZ-Schlosser an ihm Kritik übt. Schon gar nicht in Bayern, Gottes eigenem Freistaat.

    Offenbar möchte die Staatsanwaltschaft Traunstein etwas Abwechslung in ihren tristen Alltag bringen. Denn im aktuellen Fall erhebt sie die Anklage nicht wegen Beleidigung, sondern wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

    Der Trikont-Verlag, der die T-Shirts herstellen ließ, fragt sich nun gemeinsam mit Söllner, und Rechtsanwalt Jürgen Arnold, ob ein Abbild von Bush oder Blair neuerdings als Verfassungsfeindliches Symbol gewertet wird. Insgeheim vermutet man aber wohl doch schon das Hilterportrait als Ursache. Zumindest hat man sich entschlossen das Gesicht des toten Diktators, bis auf den charakteristischen Oberlippenbart, aus dem Foto des Bekleidungsstücks zu entfernen.

    Möglicherweise ist die Staatsanwaltschaft ausnahmsweise auf der Seite von Söllner und hat sich deshalb für eine völlig bizarre Anklage entschieden, die vor Gericht vermutlich nicht durchdringen kann. (Die Einschätzung eines befragten Rechtsanwalts liegt uns noch nicht vor)

  • Es geht voran

    Frenetisches Jubelgeschrei und euphorisches Schwenken der Nationalflagge belegt die Begeisterung der Bürger über die Qualitätspolitik der deutschen Bundesregierung.

    Nur der Bundeshaushalt ist ein klitzekleiner Sanierungsfall, alles andere ist bestens.

    Vor lauter Glück sind schon 250.000 Menschen ausgewandert..

  • Untertitel

    Das britische Fernsehen diskriminiert Iraker durch unerwünschte Untertitel.

    [gefunden bei baseblog]

  • Kongo: Drillen zum Kinder killen

    Wegen der „gewachsenen Bedeutung der Bundesrepublik Deutschland“, die schon unter Bundeskanzler Gerhard Schröder eifrig halluziniert wurde, wird Deutschland bald nicht nur am Hindukusch verteidigt. Am deutschen Wesen soll nun auch Kongo genesen.

    Das ist keine ganz leichte Aufgabe, schon weil Kongo und Kongo zwei verschiedene Länder sind, die zu allem Überfluß direkt nebeneinander liegen. Da ist einmal die Demokratische Republik Kongo. Angrenzend ist die Republik Kongo, die schon Kongo war, als das Nachbarland noch Zaire hieß.

    Nun gilt es, dort die Demokratie einzuführen. Nicht etwa in der Republik Kongo, sondern in der Demokratische Republik Kongo. Das ist ungefähr wie mit der Deutschen Demokratischen Republik, die auch nicht ganz so demokratisch war, wie der der Name suggerierte. Deswegen ist Deutschland heute ganz automatisch Experte für den Kongo-Einsatz.

    Demokratien entfalten sich ja am Besten, wenn man möglichst die gesamte irgendwie sowieso undemokratische Bevölkerung auslöscht und den zuvor angefallenen Ballast der Geschichtsschreibung verwirft. Zumindest begründen die USA immerhin ihre im World Fact Book der CIA ausgewiesene „streng demokratische“ Tradition darauf. Griechenland bringt man amerikanischerseits übrigens nicht mit Demokratie in Verbindung. Klar, Demos gab es da mal in Polen, wo in Wackersdorf jemand Atommüll doof fand. Und Kratein ist ein Schreibfehler. Es heißt Latein. Natürlich wurde die Demokratie in New York erfunden. Genauso wie Pizza.

    Heute muß das vor lauter Demokratie alles politisch korrekt ablaufen. Uncoole Kriege gibt es nicht mehr. Wir setzen unseren Willen längst mit völlig harmlosen Militäroperationen durch. Nur minimalinvasive Eingriffe also. Für den Einsatz im Herzen Afrikas hat die Bundeswehr sämtliche Geschosse vorsorglich mit den Worten „It doesen’t matter if you’re black or white“ gravieren lassen. Noch umstritten ist allerdings der Zusatz, „If you are not satisfied with your death, we will resurrect you for free“, da man sich bislang nicht einigen konnte, ob der gesetzliche Gewährleistungsanspruch von 24 Monaten schon ab der Herstellung des Geschosses gelten soll, oder erst ab seinem Eintreffen im Zielkörper.

    Weil in der Demokratischen Republik Kongo zwar schon, im Raum Kinshasa aber vielleicht irgendwie auch nicht, mit sogenannten Kindersoldaten zu rechnen ist, wurden die deutschen Soldaten extra vorbereitet. Sie haben die strenge Anweisung, nur gemäß der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdenden Medien als unbedenklich (FSK 6) ausgewiesenes Material mit sich zu führen, ehe sie das Feuer eröffnen.

    Verteidigungsminister Franz-Josef Jung ist zuversichtlich. Schließlich hat fast jeder deutsche Soldat schon einmal Urlaub in Italien gemacht, wo es auch viel wämer ist als in Deutschland. In Zentralafrika soll das Wetter sogar noch viel besser sein. Außerdem kann man da außerordentlich günstig Maschinengewehre kaufen. Ein AK47 kostet dort gerade mal 20 Dollar.

  • New Economy Residue II

    Microsoft Front Page ist bekanntermaßen ein Garant dafür, daß selbst dem Laien die Gestaltung von Internetseiten perfekt nach allen Regeln der Kunst der visuellen Kommunikation gelingt. Tatsächlich bedienen sich auch erfahrende Grafiker wie Alfred Maier, der auch (allerdings offenbar in anderer Funktion) für einen österreichischen Energieversorger arbeitet, des ausgeklügelten Produkts aus Redmond.

    Beachten Sie bitte den erstaunlichen Internetauftritt des „Kraftlackl“ Rupert Mörth aus Dörfla bei Graz.

  • Deutschland ist der Name eines Fußballvereins

    Manifestiert sich durch das Herumwedeln eines schwarz-rot-goldenen Lumpens latent vorhandener Patriotismus? Ist es plötzlich ausgebrochener Nationalstolz, wenn betrunkene Proleten zu nachtschlafender Zeit lautstark „Deutschland, Deutschland“ gröhlen?

    Deutschland ist in diesem Zusammenhang nichts als die Bezeichnung einer weltweit beachteten Fußballmannschaft. Die Flagge wird nicht gezeigt, weil man so stolz auf die Geschichte des Landes oder die gegenwärtige Regierung ist, sondern weil man sich mit einer handvoll junger Männer identifiziert, die ihr sportliches Geschick zufällig dem deutschen Zweig eines international operierenden Unterhaltungskonzerns zu verkaufen beliebten.

    Die Aufstellung von Fußballmannschaften ist längst ein globales Geschäft. Das einzige Merkmal anhand dessen ein Fan sich überhaupt orientieren kann, ist die Vereinsflagge. Nationalitäten spielen da keine Rolle. Mithin schwenkt der vermeintliche Patriot hierzulande nichts als den Wimpel seines Lieblingsvereins.

    Die Massenhystherie gilt der Nationalmannschaft, nicht der Nation.

  • Extremsport

    Ganz entspannt klingt der für mich hörbare Teil der Unterhaltung, die ein junger Mann in französischer Sprache führt. Weil er in sein Taschentelefon redet, bekomme ich die andere Hälfte nicht mit. Im Vorbeigehen wirft er ein gutes Dutzend Fahräder um, die vor dem Haus gegenüber abgestellt sind. Nicht aus Ungeschick, sondern ganz offensichtlich gewollt, klappt er beiläufig eines nach dem anderen von der Fassade in Richtung Gehsteig, auf dem sie scheppernd aufschlagen.

    Vive la Revolution, Depp!

  • Nutzloses Wissen III – Länder mit A

    Es gibt 15 16 Länder, die mit A (oder Ä) anfangen. Das die meisten von Ihnen, nämlich 13 sind Mitglieder der Vereinten Nationen. Anguilla nicht, weil es sich um ein Überseegebiet des Vereinigten Königreichs ist und Aruba nicht, weil es Teil des Königreiches der Niederlande ist.

    Drei von ihnen, Argentinien, Angola und Australien nehmen an dem zur Zeit in Deutschland ausgetragenen Wettstreit im Ballspielen teil. (Warum das eigentlich „FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™“ genannt wird, ist rätselhaft. Bei schlappen 32 teilnehmenden Ländern kann man wohl kaum von der Welt sprechen, die da zu Gast bei Freunden sein soll. Allein die Liste der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen zählt bereits 191.)

    Mit Ä fangen die drei Staaten Ägypten, Äquatorialguinea und Äthiopien an.

    Die beiden einzige Nationen mit A in Europa sind Andorra und Albanien.

    Armenien und Aserbaidschan sind die jüngsten Mitglieder der UN mit A. Sie sind beide am 2. März 1992 beigetreten.

    Das größte A-Land in Afrika ist Algerien.

    Auch der weltgrößte Opiumlieferant fängt mit A an. A wie Afghanistan.

    Das mutmaßlich einzige Land mit A in dem es kein Urheberrecht gibt ist Antigua und Barbuda.

    PS: Wie in der Zuschrift eines aufmerksamen Lesers richtig bemerkt, muß Abchasien ebenfalls erwähnt werden. Auch wenn Georgien da bestimmt anderer Auffassung ist, die offenbar auch der US-Geheimdienst CIA teilt. Zumindest wird dieses Land im World Fact Book Georgien zugeschlagen.

  • Größenleinwahnd

    Kein Lichtspielhaus würde es wagen, seine Projektionsfläche mit solch einer infamen Bezeichnung wie „Großleinwand“ anzupreisen. Selbst Multiplex-Kinos, die sich jederzeit gerne mit dem Nimbus von Größenwahn umgeben, ist derlei noch nicht in den Sinn gekommen.

    Dieser Tage brüstet sich allerdings schon fast jeder Stehausschank der es auch nur geschafft hat, einen x-beliebigen Putzlumpen an die Wand zu nageln damit, die derzeit grassierende Sportveranstaltung auf einer Großleinwand zu präsentieren.

    Mit an Schwachsinn grenzender Naivität weisen die Wirte eifrig darauf hin, daß die Aufnahmen der Rasenflächen sogar live zu bestaunen wären. Dabei sind Lokale die Videoaufzeichnungen vom Vortag darbieten doch eher selten. Erstaunlicherweise fehlt der Hinweis darauf, daß das Ereignis in Farbe und mit Ton wiedergegeben wird.

    Schwarz-weiß mit Klavieruntermalung wäre ja ebenfalls denkbar. Das hätte zudem den Vorteil, daß Biergartenbesuche auch in diesem Sommer erträglich wären.