Kategorie: Nachruf

  • Presseecho

    Als offizielles Mitglied im Medienverbund „Propaganda“ der geliebten Bundesregierung, hat das Fachmagazin für Halbwissen hier ein Pressecho über den erfolgreichen Start des neuen Informationsangebots zusammengestellt. Wir sind natürlich immer bestrebt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zustimmenden und ablehnenden Reaktionen abzubilden. Leider fanden sich aber bisher noch keine hochqualitativen, beziehungsweise überhaupt negativen Stimmen. Wir bitten die Leserschaft um Nachsicht, oder besser Mithilfe.

    [Update: noch sechs weitere, zwei davon sogar kritisch]

  • Eduard Karl Henn

    edikarlIm Blogwesen war er offiziell bekannt als Herr Neobazi, privat nannten wir Ihn gerne Opa Edi. Er war gelernter Mauer, ehe er sich zunächst der militärischen, später der Zivilen Seefahrt widmete. Im Ruhestand von Rheuma geplagt, versteckte er viele kluge Geschichten im Kommentarwesen aller möglichen Blogs, bis Herr Poodle und ich ihn überzeugen konnten, ein eigenes Blog zu führen. Der Club der halbtoten Dichter avancierte zu einer Institution mit vielen Coautoren und vielen klugen Diskussionen, die stets von höchst angenehmem Ton geprägt waren. Jeder, den Edi-Carl sympathisch fand, durfte im Rahmen einer virtuellen Äquatortaufe einen Taufschein mit eigenem Seemannsnamen bekommen. Mit viel Liebe hat er seine Erlebnisse auf See in seiner Kolumne Blaue Wüste erzählt, die auch unter seinen ehemaligen Kollegen viel Beachtung fand. Mit herzlicher Gastfreundschaft hat er manchen von uns in seiner kleine Wohnung im Nuttenturm an der Reeperbahn beherbergt, dessen zwielichtiger Hausverwaltung er regelmäßig das Fürchten lehrte. Nach seinem Umzug zu seiner Verwandschaft nach Kempten wurde es etwas ruhiger im Club, bis ihn ein Schlaganfall zu einer längeren Pause zwang, von dem er sich aber zügig erholt hat und sich nicht nehmen lies, den Club wieder aufleben zu lassen. Doch diese Zeit währte nur kurz. Das Treffen in München, wo er endlich Herrn Kubelick hätte kennenlernen sollen fand nicht mehr statt. Am 28.01.2009 starb er friedlich im Schlaf an Herzversagen. Er und sein Werk wird uns allen immer in schöner Erinnerung bleiben. Das Kondolenzbuch liegt zur Zeit noch im Club aus.

  • Wahlkrampf in den USA

    In den USA läuft gerade das traditionelle Abdankende-Präsidenten-Bashing an. Warum die immer erst gegen Ende der zweiten Legislaturperiode meinen, man müsste den gerade noch amtierenden Präsidenten jetzt ganz dringend seines Amtes entheben, bleibt wohl ein amerikanisches Mysterium.

    Bei Clinton war es der staatsgefährdende Fellatio, bei Bush ist es nun der Umstand, daß im Krieg auch Amerikaner sterben können. Offenbar ist der Mann etwas prüder als seine Amtsvorgänger. Die Konsequenz davon — das ist ebenfalls fester Bestandteil der Tradtition — ist logischerweise keine.

    Wenn man bei uns das Merkel erwischte, wie es bei Ikea ein halbes Dutzend Bleistiftstummel einschöbe, würde sich damit auch kein Sommerloch füllen lassen.

    Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann man ein Buch aber auch schon mal vor Gericht und Kameras als Anklage vorlesen, um dessen Verkauf anzukurbeln.

    Wir freuen uns schon heute auf Berichte über sexuelle Ausschweifungen und brezeninduzierte Erstickungsanfälle von McCain, die wir wohl erst 2016 werden lesen dürfen, falls der Mann nicht vorher über seinen Hund stolpert.

    „Moment mal! Warum soll denn ausgerechnet ein republikanischer Hardliner wie Elitesoldat McCain der nächste Präsident werden“, werden Sie sich vielleicht gerade entrüstet fragen. Ganz einfach: Seine Konkurrenten sind ein Frauenzimmer und ein Neger, beides Intellektuelle und obendrein Demokraten. Schlechtere Karten kann man in den USA wohl nicht haben.

  • Satirikersterben

    Herrschaftzeiten, Herr Gernhardt!

    Jetzt mussten außgerechnet auch Sie noch den Löffel abgeben. Sie, der Sie einer der begabtesten Satiriker waren. Zudem erfolgreich als Maler und Dichter. Nicht nur die Filme und Bücher von Otto Waalkes haben Sie geschrieben, sondern auch das entgültige Satiremagazin „Titanic“ und davor „Pardon“ mitbegründet.

    Nun sind sie im Alter von 68 Jahren am 30. Juni 2006 nach schwerer Krankheit in Frankfurt gestorben, nachdem Sie vor wenigen Wochen noch einen der wenigen einleuchtenden Kommentare zu den dänischen Mohammed-Karikaturen geäußert haben.
    Chlodwig Poth und Friedrich Karl Waechter haben Sie nur knapp überlebt, Kurt Tucholsky, Bert Brecht und Erich Kästner sind schon längst Geschichte. Wo soll das nur hinführen?

    Ratlos

    Ihre tief betroffenen Leser vom Fellow Passenger

  • Herr Poodle

    Der große stuttgarter Volksdichter war immer auch ein Volkskritiker. Er besaß ein ausgeprägtes Sensorium für dem Zeitgeist geschuldete Fehlentwicklungen, etwa der schleichenden Kommerzialisierung des Blogwesens.

    Seine literarische Laufbahn begann im April 2005, als er mit seinen beiden Zwergteufeln die “Segnungen des Natrium Bicarbonicums” untersuchte. Auf seine Privatstudien geht auch die bis heute gültige Taxonomie der Bäckereifachverkäuferinen zurück, die seinerzeit das Bäckerhandwerk revolutionierte.

    Als Autor genoß er international höchstes Ansehen. Allein im österreichischen Magazin Mindestens Haltbar publizierte er mehrere Aufsätze von epochaler Tragweite. Unter anderem sein viel beachtetes Interview über die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft.

    Dank seiner Verdienste um die ernsthafte Musik, war Herr Poodle längst Träger der Carl Philipp Emanuel Bach Medallie, als er sich unvoreingenommen dem Studium der Unterhaltungsmusikgruppe The Sealevel widmete, die daraufhin Weltruhm erlangte.

    Wenn er nicht gerade die schlimmsten Städte Deutschlands kategoriserte, verschreib er seine Freizeit der Entwicklungshilfe. So gestaltete er nicht nur ehrenamtlich die Periodika von Frau Schnatter, Herrn Prof. Uhlig und dem Club der halbtoten Dichter, sondern verschaffte immer wieder auch einfachen Geistern Gehör, wie etwa seinem Jugendfreund Hajott.

    Voller Güte hat er ohne Federlesen einen Obdachlosen zu seinem Privatsekretär gemacht, dem er stets jede Schwäche zu verzeihen bereit war.

    Herr Poodle war auch ein Freund der Frauen. Erika Pluhar gehörte ebenso zu seinen glühenden Verehrerinnen wie Frau Wortschnittchen und Frau Fragmente, denen er stets mit Respekt begegnete.

    Seine philosophisch getönten, konservativen Gedanken über das Zeitgeschehen waren stets von Ehrlichkeit und Leidenschaft getragen, hingegen voller Misstrauen angesichts von Ideologieeifer und vernebelter Theorie.

    Bis zuletzt glaubte der brilliante Satiriker an die gesunde Auffassungsgabe der Menschen, die ihn immer wieder enttäuscht hatten.

    Herr Poodle starb am 19.05.2006 in Stuttgart.

  • Bon Voyage

    Wir trauern um das pasta::log

    Das pasta::log, es hatte bis zuletzt ein Gespür für anrührende Themen: „Schweigen“ war der Titel des vorletzten Eintrages, ein Gedicht von Mascha Kaléko. Der letzte Eintrag vom 16.06.2005 offenbart die Verzweiflung, unter der die Autorin „Iris“ litt. Gequält von einem Psychopaten, der sie auf Schritt und Tritt verfolgte, wusste sie sich nicht anders zu helfen, als von ihrem Blog Abschied zu nehmen. Ein Blog voller Lebensfreude mit hinreißenden Geschichten über Enten, Kunstwerke, Katzen und über das Leben selbst. Das pasta::log starb am 16. Juli an Morbus Bernhardis in Bonn.

  • MC Winkel

    Die Extreme waren, zumindest in Blogs sein bevorzugter Aufenthaltsort. Er konnte manchmal gleichzeitig weinen und lachen wie kein Zweiter, er hatte Lust am Leid und feierte in seinen Beiträgen seine Krankheit. Nicht seine einzige, aber seine tragische Liebe, an der er schließlich verzweifelte.

    MC Winkel, einer der wenigen Weltstars der deutschen Blogosphäre, war ein Autor des Überschwangs. Im Jahr 2003 begann sein Aufstieg eher im Verborgenen. Bis heute ist seine Meinung über Körperpflegeprodukte ein leuchtender Stern am Himmel der Boulevard-Blogs.

    Besondere Aufmerksamkeit erreichte er durch die beinahe lückenlose Dokumentation in seinem Kampf gegen das Spießbürgerertum seiner Nachbarn, den er unerschrocken aber immer gerecht führte.

    Den Höhepunkt seines Werkes erreichte er mit der Beschreibung seines eigenen Unterganges, der mit einer Sportverletzung begann. Minutiös berichtete er mit sensationellen Bildern und ergreifenden Texten über über den Verlauf seines Siechtums. In anrührender Weise haben seine Leser sich bemüht ihm sein Ende durch kleine Aufmerksamkeiten zu erleichtern.

    Herr Winkel starb am 17. Mai 2005 in Kiel an den Folgen einer schweren Knieverletzung.