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  • Virtuelle Notrufsäulen

    Der Bund Deutscher Kriminalbeamten (BDK) hat der geliebten Bundesregierung ein Konzept für mehr Sicherheit im Internet [1]Agenturmeldung, abgeschrieben von Spiegel-Online, 08.06.2009 vorgelegt. Das Papier sieht vor, besonders an entlegenen Netzknoten „virtuelle Notrufsäulen“ zu errichten, mit denen Benutzer von Computern im Fall einer Havarie unkompliziert den Abschleppdienst rufen können.

    Traumatisierten Anwendern sollen laut BDK-Chef Klaus Jansen „rund um die Uhr Polizisten, Soziologen oder Psychologen“ zur Verfügung stehen, an denen sie erst mal Dampf ablassen können, wenn nach sechs Stunden Arbeit mal wieder eine Excel-Tabelle „verschwunden“ ist.

    Für eine Einschätzung des Schadens soll automatisch ein Bild des Anwenders aufgenommen werden. Das geht schneller, als Handbücher zu lesen, oder den Support der Telekom anzurufen, so Jansen weiter.

    Microsoft will sich nach eigenen Angaben nicht an diesem Projekt beteiligen, weil Produkte des Software-Unternehmens aus Redmont schließlich noch nie in der Pannenstatistik des ADAC erwähnt wurden. Außerdem habe der Softwaregigant mit „Bing“ gerade erst eine brandneue Oberfläche für eine steinalte Suchmaschine auf den Markt gebracht, der den provisorischen Ersatz von gerissenen Keilriemen durch Strumpfhosen schon im Ansatz unterbindet.

    References
    1 Agenturmeldung, abgeschrieben von Spiegel-Online, 08.06.2009
  • Vor der Wahl ist nach der Wahl

    Die „Welt“ textet, „Killerspiele … sollen verboten werden, möglichst noch vor der Bundestagswahl – mit ausdrücklichem Bezug auf den Amoklauf von Winnenden“ [1]Ulrich Clauss, „Politiker nutzen Killerspiele als Waffe im Wahlkampf“, Welt-Online, 05.06.2009. Über die Petition gegen Internetsperren soll hingegen auf jeden Fall erst nach der Bundestagswahl befunden werden.

    Das eine gesalzene Erhöhung der Merhwertsteuer oder die Abschaffung der Sozialversicherungen erst nach der Wahl beschlossen wird, mag einem ja noch einleuchten. Nur welche Rolle mag es spielen, wann ein Verbot von Ballerspielen erfolgt, oder ob Seehofers Forderung nach Steuersenkungen [2]ddp/roy, „Seehofer fordert Steuersenkung noch vor der Bundestagswahl“, News-Adhoc, 22.11.2009 noch vor der Wahl erfüllt wird?

    Offenbar halluzinieren außerirdischen Regenten sich eine Art Stunde Null herbei, die durch die Wahl wie von Geisterhand eintreten soll. Dabei wird sich vermutlich nicht einmal das Personal ändern, geschweigedenn die Politik.

    References
    1 Ulrich Clauss, „Politiker nutzen Killerspiele als Waffe im Wahlkampf“, Welt-Online, 05.06.2009
    2 ddp/roy, „Seehofer fordert Steuersenkung noch vor der Bundestagswahl“, News-Adhoc, 22.11.2009
  • DAK will Erkältung mit Grippalem Infekt heilen

    Similia similibus curentur, sprachs und gibt Geld für Milchzuckerkügelchen und kleine Violen voll geschütteltem Wasser. Das Gebiß darf derweilen aber gerne verrotten. Globuli kann man ja auch ohne Zähne mümmeln. Heißer Tip: Mal seine Kasse fragen, ob man unter freiwilligem Verzicht auf Sanguinikkünstler, vielleicht einen Rabatt, oder besser kostenneutral Zahnerhaltung buchen  könnte. Die Placebofans können sich ja dann homöopatische Gebisse mit eingearbeiteten Karieshochpotenzen verschreiben lassen. Wenn man nur fest genug daran glaubt, wachsen die Zähne damit sicher einfach nach.

    [via, via]

  • Presseungehorsam

    Freilich nur in der Nerd-Rubrik „Netzwelt“, aber immerhin doch, traut „Spiegel-Online“ sich, eine sachliche Überlegung von Christian Stöcker zu veröffentlichen.

    Demokratische Verfassungen werden nicht unter der Annahme gemacht, dass Menschen im Zweifel das Richtige tun werden, dass Politiker und Polizisten ja im Grunde gute Menschen sind und deshalb schon nichts schiefgehen wird. Sie sind konstruiert, um auch Fällen widerstehen zu können, in denen etwas nicht so läuft, wie man sich das als rechtschaffener Bürger wünscht.

    Aber es kommt noch dicker:

    Dass die Unterzeichner der Petition gegen das Filtergesetz es wagen, Vernunft und Bürgerrechte sogar unter dem Risiko, als Päderastenfreunde gebrandmarkt zu werden, zu verteidigen, ist eine Entwicklung, die es eigentlich zu feiern gälte. Hier setzen sich Menschen für sinnvolle Gesetze und demokratische Grundprinzipien ein, teils schamloser öffentlicher Diffamierung zum Trotz. Das passt besser zum 60. Geburtstag des Grundgesetzes als jede Sonntagsrede.

    Wenn das der Führer wüßte.

  • Neues Layout für Microsofts Suchmaschine

    Strumpfhose

    Sexuell eindeutige Strumpfhosensuche bleibt auch bei Live Search 2.0 (beta!) verboten. Eine Suche nach „Pussys für Nekrophile“ fördert aber anscheinsmorbide Bilder minderjähriger Katzen zutage. Zensursula übernehmen Sie!

  • 60 Jahre einfach Schwein gehabt

    Das Deutsche Volk mag ja am 23.05.1949 von allem möglichen beseelt gewesen sein. Etwa von Gedanken darüber, wo man Zigarretten herbekommen könnte, um sie gegen Lebensmittelmarken einzutauschen. Sich selbst ein Grundgesetz zu geben, gehörte ganz sicher nicht dazu, auch wenn es das Vorwort — das bei einem Gesetz prätentiös Präambel genannt wird — so behauptet:

    Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben. [1]Erster Satz der Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland

    Tatsächlich haben die Regenten dem Volk bis heute vorenthalten, sich selbst eine Verfassung zu geben, obwohl dies Ausdrücklich im Artikel 146 GG verlangt wird, falls die Wiedervereinigung zustande kommt. Die Mauer fiel, die Vereinigung kam, die Treuhand hat die neuen Bundesländer abgewickelt und das Geld eingesteckt. Eine freie Entscheidung des deutschen Volks über eine Verfassung kam in 19 Jahren nicht.

    Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist. [2]Artikel 146 GG

    Das Volk hatte da noch nie mitzureden. Was in den Jahren 48 bis 49 geschah, war nicht mehr, als daß einige ausgesuchte Beamte von den Allierten genötigt wurden, übergangsweise ein Grundgesetz zu formulieren, was diese dann taten, indem sie die Verfassung der Weimarer Republik abschrieben und um die gröbsten Schnitzer bereinigten. Diesem Ursprung mag geschuldet sein, daß sich das Grundgesetz zumindest ganz vernünftig ließt.

    In der DDR geschah vergleichbares und führte zu einem vergleichbaren Ergebnis. Das Grundgesetz der DDR [3]Das Grundgesezt und die Verfassung der DDR sicherte seinen Bürgern zu, daß alle Staatsgewalt von ihnen ausginge. Auch ein Recht auf Arbeit war darin Bestandteil. Der praktische Nutzen dieses Gesetzes offenbarte sich am 17. Juni 1953, als Arbeiter dieses Recht in Anspruch nehmen wollten. 20.000 sovjetische Soldaten rückten mit Panzern an und beschossen die Demonstranten.

    Bürgerrechte in Grundgesetzen sind nur solange etwas wert, wie allgemeiner Wohlstand herrscht. Werden die Zeiten rauher, verlieren sie schnell an Bedeutung. Dennoch entblödet sich Frank Müntefering nicht, zu fordern, das Volk solle sich mehr an der Demokratie beteiligen. Nur wie er sich das vorstellt, lässt er freilich offen. Die Petition gegen Internetsperren [4]Die Petition kann noch bis 16.06.09 Mitgezeichnet werden haben zwar mehr Bürger unterschrieben, als je eine andere in der deutschen Nachkriegsgeschichte, aber ein Aufhorchen der Politiker ist nicht zu bemerken.

    In von Pathos nur so triefenden Elogen wird das Grundgesetz als die Ursache gefeiert, daß in Deutschland seit seinem Bestehen Frieden herrsch. Als wäre das nicht dem Umstand zu verdanken, daß der Kalte Krieg, und die Atomwaffen nie in der Lage gewesen wären, einen Krieg zu gewinnen. Das war selbst den Psychopathen aus Washington und Moskau klar. Das militärische Muskelspiel folgte der einfachen Regel, Aufrüsten bis einer der Mitspieler bankrott ist.

    Ganz so friedlich ist Deutschland ja auch gar nicht. Immerhin führt es engegen dem Willen seiner Bürger Kriege. Sei es der Kosovo-Konfikt oder die vermeintliche Terroristenhatz in Afghanistan; in keinem Fall ging es um die Verteidigung des eigenen Landes oder wenigstens dessen eines NATO-Bündnispartners.

    Es ist leicht zu verstehen, warum das Grundgesetz bei den Systemparteien so beliebt ist, sichert es ihnen doch die bequeme Stellung, daß die Wähler ihnen nicht ans Zeug flicken können. Wo es dennoch im Weg steht, können Sie es gefahrlos ignorieren, denn strafbewehrt sind solche Verstöße ja nicht.

    Allein das Bundesamt für Verfassungsschutz könnte hier einschreiten, wenn etwa ein Innenminister Passagierflugzeuge abschießen lassen, die Streitkräfte auf die Bevölkerung loslassen und das BKA mit Befugnissen ausstatten will, wie sie die Staatssicherheit der DDR hatte. Da besteht diese Aufgabe des Verfassungsschutzes eben nur aus dem Papier auf dem die „Aufgaben der Verfassungsschutzbehörden“ geschrieben stehen [5]§3 BVerfSchG. In der Praxis bleibt dafür zu wenig Arbeitszeit. Schließlich hat der Verfassungsschutz genug zu tun, der NPD über seine V-Leute üppige Finanzhilfen zukommen zu lassen und Leute zu jagen, die Autos in Brand stecken, als hätten die Länder keine Dezernate für Brandstiftung.

    Schwieriger zu verstehen ist, warum die Bürger vom Grundgesetz so überzeugt sind. Hat es die Unverletzlichkeit der Wohnung geschützt, als die Staatsanwaltschaften und die Polizei die Erlaubnis wollten, uns nächtens in unseren Wohnungen zu überfallen? Hat es uns davor geschützt, am Telefon abgehört zu werden? Hat es die Mobilfunkbranche davor bewahrt, in das zunächst abhörsichere System nachträglich teure Abhöhrschnittstellen einbauen zu müssen? Was bot das Grundgesetz neues an Sozialverpflichtungen, das nicht schon in der Weimarer Verfassung verankert war?

    Die Anwort ist so simpel wie erschreckend: Das Grundgesetz hat unsere Rechte nicht geschützt. Das Grundgesetz ist nur ein Stück Papier. Bürger die Rechte wollen, müssen selbst dafür kämpfen. Immer wieder und in Krisenzeiten um so härter. Denn die Regierung wird sich damit nicht die Hände schmutzig machen — auch dann nicht, wenn sie zuvor in der Opposition gewohnheitsmäßig das Gegenteil behauptet hat.

    „Happy Birthday, Schweinesystem!“ [6]Titanic-Titel, Nr. 5, Mai 2009

    References
    1 Erster Satz der Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
    2 Artikel 146 GG
    3 Das Grundgesezt und die Verfassung der DDR
    4 Die Petition kann noch bis 16.06.09 Mitgezeichnet werden
    5 §3 BVerfSchG
    6 Titanic-Titel, Nr. 5, Mai 2009
  • Presseecho

    Als offizielles Mitglied im Medienverbund „Propaganda“ der geliebten Bundesregierung, hat das Fachmagazin für Halbwissen hier ein Pressecho über den erfolgreichen Start des neuen Informationsangebots zusammengestellt. Wir sind natürlich immer bestrebt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen zustimmenden und ablehnenden Reaktionen abzubilden. Leider fanden sich aber bisher noch keine hochqualitativen, beziehungsweise überhaupt negativen Stimmen. Wir bitten die Leserschaft um Nachsicht, oder besser Mithilfe.

    [Update: noch sechs weitere, zwei davon sogar kritisch]

  • Von Politikverdrossenheit keine Rede

    Das Propagandateam der geliebten Bundesregierung hatte mit allem gerechnet: Ein Sperrvermerk bei jugendschutzprogramm.de, der Einsatz der Streitkräfte im Inneren des Rechenzentrums des Webhosters, finaler Rettungsschuß auf den Großen Vorsitzenden oder die Deportation sämtlicher Beteiligter nach Guantanamo oder sogar Haspelmoor.

    Das steht sicher alles noch bevor. Zunächst aber zeigte sich das Volk weit weniger politikverdrossen, als im Vorfeld durchgeführte Studien vermuten ließen. Der auf Hochleistung getrimmte Rechnerverbund der geliebten Bundesregierung wurde im ersten Ansturm vor lauter Liebe einfach überrannt. Mit einer solchen Zustimmung (100,17 Prozent) hatte selbst die geliebte Bundesregierung nicht gerechnet.

    Im Namen des Propagandateams der geliebten Bundesregierung bedankt sich das Fachmagazin für Halbwissen bei all seinen Lesern für das rege Interesse!

  • Die geliebte Bundesregierung

    In einem beispiellosen Kraftakt hat die geliebte Bundesregierung im Internet innerhalb kürzester Zeit ein Propagandagroßprojekt auf die Beine gestellt, daß ihre Regentschaft für die nächsten 1000 Jahre sicherstellen soll.

    Für ihre größte Medienkampagne der deutschen Nachkriegsgeschichte hat die geliebte Bundesregierung die Creme versierter Propagandaexperten verpflichtet, unter der schmissigen Adresse http://die.geliebte.bundesregierung.in.der.schwatzbude.de/ dem Volk die billige und populististische Symbolpolitik der Koalition schmackhaft zu machen.

    Dank der erfahrenen Medienprofis von elementarteile.de, fellowpassenger.dehartz4all.de, pantoffelpunk.de und zenzizenzizenzic.de, vermag die Legislative erstmals, Inhalte in einer technisch korrekten Form anzubieten. In der offiziellen Pressemitteilung der geliebten Bundesregierung heißt es über die Website:

    Diese ist nicht nur in validem XHTML 1.0 Strict und CSS level 2.1 geschrieben, sondern wird auch von einem sorgsam ausgewählten Propagandateam aus versierten Internetexperten betreut,die schon viele Jahre die gerechte, weise und gute Politik der geliebten Bundesregierung unterstüzen.

    Neben richtungsweisenden Umfrageergebnissen zu schamlosen Suggestivfragen kann der Wähler durch geschicktes Buchstabenraten bei einem Onlinespiel eine Dame vor dem Galgen retten. Geheimtip: Die Buchstaben Q, Y und X werden in gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen als besonders wirkungsvoll beschrieben.

    Wer im „Superwahljahr“ 2009 nicht vor hat, auszuwandern, kommt an der geliebten Bundesregierung auf keinen Fall vorbei.

  • Du bist Schmeißfliege

    Die renommierte Werbeagentur KemperTrautmann, allerdings in Vergessenheit geraten für eine Imagekampagne, die Schland weniger ekelhaft erscheinen lassen sollte, als es und die Agentur sind, soll dem Studienabsolventen Alexander Lehmann eine Abmahnung angekündigt haben, für den Fall, daß er die Domain dubistterrorist.de, auf der er seine Abschlußarbeit zeigt, nicht dicht macht [1]Das schreibt zumindest netzpolitik.org. Alexander Lehmann erwähnt in seinem Blog bislang nichts davon.

    Angeblich würde der Name der Domain und der dort gezeigte Inhalt an einen Slogan erinnern, an den sich weder KemperTrautmann, noch sonstwer erinnern kann und offensichtlich so peinlich war, daß KemperTrautmann verhindern will, daß er überhaupt je wieder jemandem einfällt.

    [Update:] Alexander Lehmann, hat die Angelegenheit bestätigt und sich mit der Werbeagentur gütlich geeinigt.

    References
    1 Das schreibt zumindest netzpolitik.org. Alexander Lehmann erwähnt in seinem Blog bislang nichts davon.