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  • Anorexie besiegt

    Der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien, ist es gelungen, die Magersucht zu besiegen, indem sie die Quelle der Krankheit nicht nur ausgemacht, sondern auch zum Versiegen gebracht hat [1]Beck-Blog, „Verherrlichung von Magersucht im Internet – Bundesprüfstelle indiziert Blog„, 22.01.2009.

    Unsere Jugend ist nach der Auffassung des Gesetzgebers nämlich völlig vertrottelt und fällt mangels Reflexionsvermögen unverzüglich der Magersucht anheim, sobald sie mit den Gedankengängen eines magersüchtigen Mädchens [2]Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, „Entscheidung Nr. 5601„, 04.12.2008 in Kontakt kommt.

    Gängige Diätmagazine mit Hochglanzfotos von digital verschlankten Modepüppchen, wie „Brigitte“, „Amica“, etc. gelten aber weiterhin als völlig harmlos. Was soll ein anorektisches Schönheitsideal schon schaden, wenn es von großen Verlagsgesellschaften verbreitet wird? Wenn in Filmen die Schauspieler bei Nacktszenen durch Doubles dargestellt werden, ist das bestimmt nur ein Zeichen für ein völlig gesundes Verhältnis zum eigenen Körper.

    Warum es gut ist, wenn der Staat seinem Volk aussucht, was es lesen darf und man es nicht „Zensur“ nennen darf, solange es Jugendliche betrifft, erklärt Ihnen Großblogger Johnny Haeusler auf „Spreeblick“ [3]Johnny Haeusler, „Bundesprüfstelle indiziert Blog„, Spreeblick, 23.01.2009. Dabei geht er davon aus, daß er einer der wenigen sei, die das oben erwähnte 16-Seitige Konvolut der Behörde gelesen haben. Warum er es vollständig veröffentlicht, obwohl es die seiner Meinung nach gefährlichen Texte enthält, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

    References
    1 Beck-Blog, „Verherrlichung von Magersucht im Internet – Bundesprüfstelle indiziert Blog„, 22.01.2009
    2 Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, „Entscheidung Nr. 5601„, 04.12.2008
    3 Johnny Haeusler, „Bundesprüfstelle indiziert Blog„, Spreeblick, 23.01.2009
  • Verwaiste Junggesellen

    Was ist eigentlich gegen verwaiste Junggesellen einzuwenden? „Nichts“, werden Sie jetzt vermutlich denken und sich fragen, wie ich darauf komme. Dabei ist die Antwort sozusagen amtlich: Verwaiste Junggesellen, sind die einzigen, für die sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [1]Das BMFSFJ im Internetz ausweislich seines Namens nicht zuständig sieht.

    Wenn man die Zuständigkeit von UvdLs Ministerium nur geringfügig erweiterte, könnte es einfach „Bundesministerium für Leute“ heißen. Das wäre in jedem Fall sprachlich eine deutliche Verbesserung. Vielleicht wären die Mitarbeiter dann auch besser ausgelastet und müssten nicht versuchen, Kinder im fernen Ausland vor Mißbrauch zu schützen, indem sie in Deutschland eine Zensurmaschinierie gegen das Internet [2]Chaos Computer Club, „Internet-Zensur errichten lassen, die weniger gegen Kindesmissbrauch, sondern eher gegen die Demokratie wirken wird, sobald sich weitere Anwendungen für das System finden. Musiktauschbörsen [3]Thomas Knüwer, „Ursula von der Leyen und der Kampf um das Internet„, „Indiskretion Ehrensache“, Handelsblatt, 15.01.2009 und Onlineglücksspiele [4]Torsten Kleinz, „Internet: Glücksspielseiten droht Sperrung„, Locus Focus Online, 29.11.2008 stehen ja schon jetzt auf der Tagesordnung.

    Es mag ja sein, daß es den Kindern aus Thailand, Brasilien, Kenia, den Philippinen, der Dominikanischen Republik, Indien, Sri Lanka, Birma, Laos, Ungarn und Tschechien [5]Adolf Gallwitz und Bernhild Manske-Herlyn, „Kinderpornographie Entwicklung von Gegenstrategien Verbesserung der Situation betroffener Kinder„, 1999, S. 3 besser geht, wenn sie unbehelligt Teppiche knüpfen, Turnschuhe kleben oder in Minen arbeiten dürfen. Zumindest sieht das Ministerium gegen verwaiste Junggesellen dann keinen Handlungsbedarf. Wahrscheinlich hat die Fruchtbarkeitsministerin [6]Wikipedia, „Ursula von der Leyen davon noch keine Bilder im Netz gefunden.

    Nachdem es Superuschis Wunderministerium nicht gelingen will, den Deutschen das Kinderkriegen schmackhaft zu machen, werden ihm langsam die Kunden ausgehen. Die Senioren werden ja auch nicht jünger. An den verwaisten Junggesellen führt also auf lange Sicht kein Weg vorbei, es sei denn, man wäre gewillt, ein Ministerium aufzulösen, nur weil es nicht mehr benötigt wird.

    References
    1 Das BMFSFJ im Internetz
    2 Chaos Computer Club, „Internet-Zensur
    3 Thomas Knüwer, „Ursula von der Leyen und der Kampf um das Internet„, „Indiskretion Ehrensache“, Handelsblatt, 15.01.2009
    4 Torsten Kleinz, „Internet: Glücksspielseiten droht Sperrung„, Locus Focus Online, 29.11.2008
    5 Adolf Gallwitz und Bernhild Manske-Herlyn, „Kinderpornographie Entwicklung von Gegenstrategien Verbesserung der Situation betroffener Kinder„, 1999, S. 3
    6 Wikipedia, „Ursula von der Leyen
  • Kein freier Mann

    Freiheit ist relativ. Christian Klar, ein ehemaliger Terrorist der Roten Armee Fraktion ist aus seiner 26 Jahre langen Haft entlassen worden. Nicht in die Freiheit, wie „Bild“ behauptet [1]J. W. Meyer, H.-J. Vehlewald, „7:45 Uhr: Mit einer Tasche und 400 Euro in die Freiheit„, bild.de, vermutlich 22.12.2008, sondern eher in die Vogelfreiheit, wie „Bild“ sie eigens für ihn erzeugt [2]Bild und B.Z. lassen Christian Klar nicht weg“, bildblog.de, 10.1.2009.

    Chrstian Klar kann nur hoffen, daß sich die Vermutung von Rechtsanwalt Udo Vetter bewahrheitet, und der Axel-Springer-Verlag ihm „viel Geld“ [3]Udo Vetter, “Wem ich eine Vorstrafe wünsche“, lawblog.de, 10.1.2009, bezahlen muß, um seine neue durch „B.Z.“ und „Bild“ vernichtete Existenz zu entschädigen.

    Ein normales Leben wird er in Deutschland nie führen können, denn nicht nur im Kommentarwesen des „Zitty-Blog“ [4]Daniel Boese, “Kein Praktikant Klar“, blog.zitty.de, 9.1.2009 würde ihn ein aufgebrachter Mob verfolgen, so lange er sich innerhalb Deutschlands, aber außerhalb einer Gefängniszelle aufhält.

    Für ihn wäre es womöglich am Besten, Deutschland zu verlassen und in einem Land Fuß zu fassen, in dem „B.Z.“ und „Bild“ unbekannt sind. Genau das darf er aber nicht, denn die Bewährungsauflagen zwingen ihn dazu, bis zum 3. Januar 2014 [5]Restfreiheitsstrafe gegen Christian Klar zur Bewährung ausgesetzt„, Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Stuttgart, 24.11.2009 hier zu bleiben. Das Geld müsste also nicht nur 5 Jahre seinen Lebensunterhalt zu sichern imstande sein, sondern auch genügen, um, als dann 62-Jähriger Mann ohne Berufserfahrung, ein neues Leben in der Fremde zu beginnen.

    References
    1 J. W. Meyer, H.-J. Vehlewald, „7:45 Uhr: Mit einer Tasche und 400 Euro in die Freiheit„, bild.de, vermutlich 22.12.2008
    2 Bild und B.Z. lassen Christian Klar nicht weg“, bildblog.de, 10.1.2009
    3 Udo Vetter, “Wem ich eine Vorstrafe wünsche“, lawblog.de, 10.1.2009
    4 Daniel Boese, “Kein Praktikant Klar“, blog.zitty.de, 9.1.2009
    5 Restfreiheitsstrafe gegen Christian Klar zur Bewährung ausgesetzt„, Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Stuttgart, 24.11.2009
  • Wilder Westen im Nahen Osten

    Endlich können wir unseren Blick von Somalia abwenden, unserem dort ebenso unfreiwillig wie gratis betriebenen Endlager für radioaktive Abfälle, wo wir jedes Jahr Fische für eine Milliarde Dollar stehlen, die wir erstaunlicherweise essen, statt sie im Schnellen Brüter zu Reaktorbrennstäben zu verarbeiten.

    Damit Fisch nicht seinen guten Ruf verliert, gesund zu sein, lassen wir unsere Soldaten Fischer jagen, die wir Piraten nennen, weil sie inzwischen nicht mehr Fische sondern Schiffe fangen, das Einzige was außer Giftmüll dort noch im Meer umherschwimmt. Damit wir uns nicht mit dem blutigen Handwerk unserer eigenen Streitkräfte auseinandersetzen müssen, üben wir uns lieber darin, das Besondere in der Routine des Nahostkonflikts zu erkennen, bei dem wir uns erfolgreich einreden, daran völlig unbeteiligt zu sein.

    Während wir betroffen dem prasselnden Streubombenfeuerwerk über dem Wilden Westen des Nahen Ostens zusehen, brauchen wir uns nicht einmal zu sorgen, ob wir Partei ergreifen müssen. Psychopathische Kriegstreiber haben schließlich beide Seiten, resümieren wir zufrieden. Aus reiner Nächstenliebe gepaart mit untrüglichem Sinn für Gerechtigkeit, beliefern wir sie auch beide mit Geld und Waffen.

    Kritisch verweisen wir darauf, daß es doch Regeln dafür gibt, wie Kriege korrekt zu führen sind, obwohl selbst dem kopflahmsten klar sein muß, daß sich daran niemand halten wird, sobald er in den Krieg zieht. Wenn über hundert Staaten Streubomben ächten, tun sie das aus dem selben Grund, warum die übrigen sie verwenden. Sie demoralisieren die gegnerische Bevölkerung, indem sie deren Kinder zerhächseln und schonen dabei die Infrastruktur. Militärisch ist das ideal, denn wer den Rückhalt seines Volks verliert, verliert den Krieg.

    Der calamitas collateralis ist keine unbeabsichtigte Nebenwirkung eines ansonsten redlichen Handwerks, wie die PR-Agenturen der Kriegsbranche nicht müde werden zu behaupten, sondern ein wirksames und willkommenes Mittel, den Gegner das Fürchten zu lehren. Der Euphemimus „Begleitschaden“ entstammt offensichtlich den gleichen schwer erkrankten Denkorganen, jener Zyniker, die sich auch ausgedacht haben, aus der Luft geführte Fächenbombardements, mit Begriffen aus der Heilkunde zu beschreiben.

    Obwohl wir das alles wissen, räkeln wir uns behaglich in unseren Fernsehsesseln und reden uns ein, Kriege würden zwischen Armeen ausgetragen, deren Angehörige sich ihren Beruf selbst ausgesucht haben. So wie die Piraten von Somalia, die ja schließlich auch eine Banklehre hätten machen können.

  • Fischwickel

    Wer hat sich eigentlich ausgedacht, japanische Fischwickel auf unbekleideten Frauen zu servieren? In diesem Lebensmitteldesaster, wird der Fisch sofort so warm, daß man den Salmonellen beim Tanzen zusehen kann. Die Dame wird durch die anhaftenden Lebensmittel auch nicht appetitlicher.

    Wäre eine gut gekühlte Leiche da nicht praktischer?

  • Lobhudelkartell

    Nicht nur weniger Arbeit, sondern auch mehr Sex, verspricht die sehr verehrte Frau Chefarztfrau in Ihrem Beitrag „Besser leben mit der Chefarztfrau“ im „Journal für asymmetrische Polemik“ [1]Besser Leben mit der Chefarztfrau„, chefarztfrau.de, 24.12.2007.

    Das ist aber alles gar nicht so, wie Sie jetzt denken (Schatz) und wir können das alles erklären!

    Der Text ist nämlich kein liederliches Angebot, sondern eine scharfsinnige Analyse der Psychopathologie des Homo Öconomicus, der kein Glück findet, weil er stattdessen nach Geld sucht, mit dem er Dinge kaufen kann, die er nicht braucht, um Leute zu beeindrucken, die er nicht mag.

    References
    1 Besser Leben mit der Chefarztfrau„, chefarztfrau.de, 24.12.2007
  • Freiwillig

    „Beabsichtigt ist ein wachsender Kontrolldruck durch die Polizei, der Verkehrsteilnehmer nachhaltig zur freiwilligen Einhaltung der Regeln im Straßenverkehr anhalten soll.“ [1]Agenturmeldung in den „Lübecker Nachrichten“,  5.1.2009

    Wer eines Bankraubs beschuldigt wird, sollte diese Argumentation unbedingt übernehmen und darauf bestehen, daß der Bankangestellte das Geld freiwillig herausgab, als der Beschuldigte mit seiner Waffe wachsenden Kontrolldruck ausübte.

    References
    1 Agenturmeldung in den „Lübecker Nachrichten“,  5.1.2009
  • Spaß mit XSS

    Wenn in Zürich mal nichts schlimmes passiert, übernimmt die Kantonspolizei schon mal eine gesunde Portion Halbwissen in ihren Internetauftritt. So ist’s recht!

    Halbwissen bei der Kantonspolizei Zürich
    Halbwissen bei der Kantonspolizei Zürich

    Update: Die Web-Entwickler der KaPo Zürich haben den Fehler inzwischen behoben.

  • Bürgerliche Kräfte

    Seehofer warnt davor, den nahenden Wahlkampf auf Merkel auszurichten, weil sonst „eine zweite bürgerliche Kraft“ [1]„Seehofer geht auf Distanz zu Merkel“, Süddeutsche Zeitung, 2.1.2009 zu entstehen droht.

    Was aber ist eine zweite bürgerliche Kraft? Im Interview konkretisiert Seehofer dann, es könne „sehr schnell eine zweite bürgerliche Kraft neben der Union entstehen“ [2]Seehofer, a. a. O.. Demnach ist die Union also eine bürgerliche Kraft, neben der es nach dem Willen Seehofers keine zweite geben soll. Schlägt er damit in die Kerbe jener seiner Parteifreunde, die meinen, „Wir brauchen keine Opposition, weil wir sind schon Demokraten“ [3]„Der Standort Deutschland“, Gerhard Polt? Befürchtet er einen Verlust von Wählerstimmen, die dann einer anderen bereits vorhandenen Partei zugute kämen, die darauf zu einer zweiten bürgerlichen Kraft erstarkt?

    Wenn er sich so sehr über Merkels Beliebtheit freut, andererseits die Union „inhaltlich und personell breiter aufgestellt“ [4]Seehofer, a. a. O. wissen möchte, was meint er dann bitte damit?

    References
    1 „Seehofer geht auf Distanz zu Merkel“, Süddeutsche Zeitung, 2.1.2009
    2, 4 Seehofer, a. a. O.
    3 „Der Standort Deutschland“, Gerhard Polt
  • Große Zahlen, kleine Werte

    Weil es auf der Welt zu viel Geld gibt, das zudem etwas unglücklich verteilt ist, kommt man leicht ins Schlingern, wenn es um die korrekten Bezeichnungen für Nullen geht.

    Brustbehaftete Kanzlerwesen, emporgequollen aus der „Gesichte“ (Helmut Kohl, Historiker) der FDJ, und angeschlossene Minister sollen hier wohlwollend unbeachtet bleiben.

    Die Null als Faktor wurde hier bereits von Gustav Freischütz eingehend halbwissenschaftlich untersucht.

    Hier stellen wir also nur die relevanten Vorsätze der deutschen Sprache für die Größenordung von Zahlen und einige Beispiele vor, damit man vor lauter Konsumgutscheinen, Sozialhilfesätzen, Jahresgehältern, Vorstandsbonifikationen, Rettungspaketen und Staatsschulden nicht durcheinander gerät.

    Eins bis Tausend, 1 – 999.999: Trinkgeld, Sozialhilfe, Jahresgehalt, Aufwandsentschädigung von Abgeordneten, Kraftfahrzeug, Eigentumswohnung

    Millionen, 1.000.000 – 999.999.999: Vermögen Wohlhabender, Einfamilienhaus, Herrschaftliche Villa, Vorstandsgehalt, Vorstandsbonus, Flugabwehrrakete „Patriot“ (ein Schuß)

    Milliarden, 1.000.000.000 – 999.999.999.999 [1]Dank wertvollen Sicherheitshinweises von Herrn Rossi, korrigiert (siehe Kommentare) : Vermögen Reicher, Marktkapital von Großunternehmen, Bruttoinlandsprodukt von Ländern der Dritten Welt

    Billionen, 1.000.000.000.000 – 999.999.999.999.999: Bruttoinlandsprodukt von Industrienationen, Weltwirtschaftsprodukt

    Billiarden, 1.000.000.000.000.000 – 999.999.999.999.999.999: bislang im Finanzwesen nicht verwendet.

    Trillionen, Trilliarden, Qadrillionen haben jeweils noch drei Stellen mehr, aber keine praktische Bedeutung, weil in diesen Größenordnungen vorwiegend schreibfaule Naturwissenschaftler agieren, die sich dafür längst die Exponentialschreibweise haben einfallen lassen. Sie wissen, daß es bei 1078, also einer 79-stelligen Zahl von Atomen im gesamten Universum auf ein paar Milliarden hin oder her einfach nicht ankommt. Deswegen werden sich Quadrilliarden, Quintillionen und alles, was die lateinischen Zahlenbegriffe sonst noch hergäben, vermutlich nicht durchsetzen.

    Ob die Wirtschaft sich mit der Exponentialdarstellung anfreunden kann wird sich zeigen. Nicht länger benötigte Stellen wird sie in jedem Fall streichen. Wie immer.

    References
    1 Dank wertvollen Sicherheitshinweises von Herrn Rossi, korrigiert (siehe Kommentare)