Better living through Steckernetzteile

Steckernetzteile

„Better living through chemistry“, heißt eine Schallplatte der Musikgruppe „Fat Boy Slim“, die zu hören mir schon öfter Vergnügen bereitete. Ich möchte gar nicht abstreiten, daß Chemie mein Leben verbessert. Doch scheinen die Segnungen der Moderne vor allem durch Elektonik geprägt zu sein. Immerhin erfordert der Hörgenuß von Fat Boy Slim ein CD-Abspielgerät, denn tatsächlich besitze ich dieses Album nicht in Form einer Schallplatte, sondern als Compact Disk. Audiophile Hardliner mögen nun einwenden, daß digitale Tonträger Klänge nur unzureichend wiederzugeben imstande sind. Es mögen meine Ohren vielleicht zu wenig geschult sein, um die Vorzüge einer Schallplatte gegenüber einer CD zu erlauschen. Aber der einzig bemerkenswerte Unterschied besteht für mich darin, daß Schallplatten knistern, was zwar erträglich ist, aber auch keinen musikalischen Mehrwert darstellt.

Ein besonders anschauliches Beispiel für den Triumpf der Elektronik zu Lasten der Chemie ist die Digitalkamerea. Wo früher noch mit Aufnahmen gegeizt wurde für die mit allerlei giftigen Flüssigkeiten in einem Labor herumgepritschelt werden musste, knipst man heute einfach ebenso unbeschwert wie umweltfreundlich darauf los. Statt die Bilder umständlich mit Chemieerzeugnissen in ein Fotoalbum zu kleben, zeigt man sie heute einfach im Internet herum.

Chemie stinkt ja oft. elektronische Geräte riechen zwar auch nicht schön, aber längst nicht so stark, außer es schmort mal etwas durch. Dann entweicht dem Apparat die ihm innewohnende ganz erbärmlich stinkende Chemie. Es ist aber nicht so, daß funktionierende Elektroartikel nur ein Ausbund der Annehmlichkeit wäre. Die hässliche Seite der oft ja ganz hübsch gestalteten Maschinchen hängt am anderen Ende des Kabels in Form eines Steckernetzteils. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, daß diese Anhängsel schwarz zu sein haben. Vielleicht damit man sie in weißen Steckdosen besser wiederfindet. Bei Computern war es früher so, daß sie unbedingt beige oder grau sein mussten. Ein Steckernetzteil in beige oder grau wäre aber auch nicht besser als ein schwarzes. Wenn die vielen Geräte die ein Mensch so hat für das was da aus der Steckdose herauskommt gar nicht geeignet sind, ist vielleicht die Steckdose selbst nicht mehr zeitgemäß. In eine normale Steckdosenleiste passen ja auch keine zwei Netzteile nebeneinander. Schon deswegen ist das Steckernetzteil zweifellos eine der abscheulichsten Erfindungen der Moderne.

Kommentare

3 Antworten zu „Better living through Steckernetzteile“

  1. Avatar von wuestenfloh

    Das Netzteil zum Tchibo-Handy des Töchterchens ist in Finnland geblieben und kommt nicht wieder. Damit beginnt der Leidensweg der Ersatzbeschaffung eines Netzteils. Eine weitere Facette dieses Themas…

  2. Avatar von Nachtgespräche

    Lieber Herr Passenger,
    danke, dass Sie sich diesem Thema annehmen.
    Ich frage mich seit Jahren, warum wir auf den Mond, Mars und die Plejaden fliegen, das menschliche Genom mittlerweile in der Grundschule auswendig lernen, Kinderschüler Integralrechnen, Goldkronen in unserem Mund tragen, künstliche Nieren, Geschlechtsteile und Herzen transplantieren, mit dem Autopilot in den Urlaub oder sonstwohin fliegen, Nahrung aus der Tiefkühltruhe verspeisen, die dort jahrzehntelang vor sich hinfröstelt, warum wir mit kleinen Telefonen mittlerweile immer erreichbar sind, fotografieren und Radio hören können, mein Auto immer weiss wo es abbiegen muß, aber immer noch zig überquellende Steckerleisten mein Regal an den Rand des Zusammenbruchs zwingen. Das sind die ewigen Fragen!
    Kann man diesen verdammmten Strom den nicht wireless durch die Weltgeschichte schicken??? Ich könnte mir die Berge von Mehrfachdosen, sparen, würde weniger über Kabel stolpern und die gesamte Gerätschaft wäre bei weitem transportabler…
    Wer steckt hinter der Steckernetzteil-Mafia?

  3. Avatar von Fellow Passenger

    Das Netzteil Ihrer Tochter Handy, werter Herr Wüstenfloh,

    kann man ja verstehen. In Finnland werden ja sehr hübsche Handys hergestellt. Allein, bin ich nicht sicher, ob sich Tchibonetzteil und Nokiatelefon wirklich verstehen werden.

    Die Steckernetzteilmafia, geschätzter Herr Kollege Prof. Uhlig,

    hatte ich im Visier als ich meine Überlegungen publizierte. Daß die praktisch identischen Geräte stets mit verschiedenen Anschlüssen versehen werden, um nur ja nicht austauschbar zu sein, deuten eindeutig auf Organisierte Kriminalität hin. Vermutlich sind die Drahtzieher, eben in der drahtherstellenden Brance zu finden. Neueste Berrechnungen haben ergeben, daß Lackdraht aus den Trafospulen der Netzteile hier in der Redaktion, dreimal von der Erde zum Mond und zurück reichen würde.

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