Zeit ist ja an sich schon eine etwas seltsame Sache. Subjektiv vergeht sie mal schnell, dann wieder langsam. Die meisten Menschen die man so trifft haben immer zuwenig davon, was ja kein Wunder ist, weil sie doch andauernd vergeht, wie man sagt. Sie läuft also immer nur in eine Richtung. So richtig gut messen kann man sie auch nicht, weshalb man sich eine ziemlich knifflige Methode ausgedacht hat, etwas anderes zu messen und so auf das Voranschreiten der Zeit zu schließen. Man beobachtet die Schwingungen von bestimmten Cäsiumatomen und hat beschlossen, wenn man 9192631770 davon gezählt hat, ist eine Sekunde um.
Neun Milliarden sind ganz schön viel. Wenn man zum Beispiel so viel Geld in Euro hätte, könnte man 75 Jahre lang jeden Monat eine Million ausgeben, bevor das Geld alle ist. Es gibt durchaus ein paar Leute die soviel und sogar mehr Geld haben. Die geben es aber nicht aus, sondern bemühen sich, noch mehr davon zu bekommen. Das erscheint ziemlich blödsinnig, weil man dann ja erst recht nicht dazu kommt, täglich mehr als 30000 Euro auszugeben.
Noch blödsinniger ist es aber, wie Zeiteinheiten gestaltet sind. Die krumme Zahl 9192631770 kommt freilich nur dadurch zustande, weil die Sekunde schon viel früher als 1/86400 eines Tages festgelegt wurde. Diese Zahl ist auch krumm, was damit zusammenhängt, daß man die 12 früher mal für eine sehr praktische Menge hielt. Ein fataler Irrtum, wie jeder weiß, der schon einmal versucht hat, einem Amerikaner zu erklären wieviel Benzin ein Kraftfahrzeug verbraucht, der ja nur weiß, wie viele Meilen ein Automobil mit einer Gallone Benzin zurücklegen kann.
Der Tag hat also zwei Dutzend Stunden. Warum eine Stunde aus zehn halben Dutzend Minuten besteht und die Sekunde wiederum aus zehn halben Dutzend Sekunden ist schwer nachvollziehbar. Klar ist, 2 x 12 Stunden x 60 Minuten x 60 Sekunden sind 86400. Aber es kommt noch dicker. Irgendwer hat bemerkt, daß man statt der Drehungen der Erde um ihre eigene Achse auch die Umkreisungen des Planeten um die Sonne zählen kann und ebenfalls auf das schließen kann, was wir Zeit nennen. Nur kam dabei eine völlig andere Einheit heraus, die wir als Jahr bezeichnen.
Mit dem Umstand, daß ein Jahr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden dauert könnte man sich ja notfalls noch anfreunden. Die Geschwindigkeiten von Planeten sind klein genug, daß man die Relativitätstheorie außer Acht lassen und gefahrlos behaupten kann, ein Erdjahr dauert ungefähr 31556925 Sekunden.
Blöd ist, daß der Kalender nur genau 31536000 Sekunden pro Jahr vorsieht, was man seit 1582 verzweifelt durch sogenannte Schaltjahre auszugleichen versucht. Die Erde weigert sich allerdings beharrlich die Mißweisung von 1/4 Tag pro Jahr einzuhalten. Darum verzichtet man inzwischen alle hundert Jahre auf den 29. Februar eines Schaltjahres. Das allerdings nur wenn die Jahreszahl nicht durch 400 teilbar ist.
Als wäre dieses System nicht schon irrsinnig genug, spukt zusätzlich eine dritte Einheit darin umher, die darauf gründet, wie lange der Mond braucht, um einmal um die Erde zu kreisen. Dabei spielt die tatsächliche Dauer dieses Vorgangs offensichtlich längst keine Rolle mehr. Weder umkreist der Mond die Erde zwölf mal im Jahr, noch vergehen während einer Umrundung 31, 30, 29 oder 28 Tage.
Der ist ein zum Scheitern verurteilter Versuch, drei voneinander völlig unabhängigen Bewegungen von Himmelskörpern unter einen Hut zu bringen. Ebensogut könnte man versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Zeit herzustellen in der eine Blüte zu einem Apfel reift und der Zeit die er braucht, vom Baum auf den Boden zu fallen. Zieht man als Einteilung noch die Dauer heran, die Frucht zu verspeisen und setzt sie in Relation zu dem Zeitraum, in dem ein Apfel braucht um zu verfaulen, kommt man auf etwas das etwa so schlüssig ist wie der julianische Kalender. Wenn man nach etwa 1600 Jahren feststellt, daß all das vorne und hinten nicht zusammenpaßt, aber keine Lust hat sich etwas neues auszudenken, deswegen kurz 11 Äpfel auf einmal vertilgt und behauptet, daß manchmal auch Äpfel vom Boden auf den Baum fallen, entsteht ein Kalender wie der von Papst Gregor, der bis heute verwendet wird.
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