Monat: März 2006

  • PR-GAU Leichgemacht

    Sollte dieses Schreiben tatsächlich von Prof. Dr. Jürgen Marten, dem Ethikbeauftragten des Transparency International Deutschland e. V. stammen und dieser Blog-Eintrag bei Gedankenträger auf den es sich bezieht, den Tatsachen entsprechen, hat sich der Verein ein PR-Eigentor geschossen.

    Man kann dem Verfasser des Schreibens zugute halten, daß er die Autorin des Weblogs Gedankenträger zunächst formlos per E-Mail dazu aufforderte den Artikel aus dem Netz zu nehmen, statt gleich eine Abmahnung zu schicken. Der Abmahnwahn ist inzwischen ja schon zu einer Art Breitensport der Unternehmen avanciert.

    … Die von Ihnen aufgestellten Behauptungen entsprechen im wesentlichen nicht den Tatsachen, da wo es sich um Ihre Bewertungen handelt wird der Tatbestand der rechtswidrigen Schmähkritik erfüllt.

    Die schwammige Formulierung und die unverholene Drohung mit potentiell ruinösen Verfahrenskosten lassen Vermuten, daß man es bei Transparency International Deutschland mit der Ethik nicht so genau nimmt, wie man es bei einem Verein der sich gegen Korruption einsetzt erwarten möchte. Zudem klingt das so, als ginge der Drohbriefschreiber davon aus, daß er im Fall eines Rechsstreits ohnehin kein Land sehen würde.

    Sollte das [die Löschung des Artikels] nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind.

    Sollte das nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind.
    Daß dem Verein der Bericht mißfällt ist verständlich. Immerhin legt er nahe, daß es zur Personalpolitik der Organisation gehört, Mitarbeiter nach Ende der Probezeit grundsätzlich nicht übernehmen, sondern durch einen neuen zu ersetzen, der wiederum nur auf Probe beschäftigt ist. Dadurch würde verhindert, daß die betreffenden Mitarbeiter je Anspruch auf Kündigungschutz erlangen.

    Nachdem der beanstandete Artikel ganz offensichtlich auf Hörensagen beruht, darf man sich wundern, warum der Antikorruptionsverein ihm eine solch große Bedeutung zumisst.

    Sicher ist dagegen eines: Die erst durch den bösen Brief entstandene öffentliche Meinung hat sich Transparency International Deutschland sicher nicht gewünscht. Hier ein kleiner Ausschnitt:

    Update: Bei Ronsens gibt es eine noch umfangreichere Liste.

  • Die Hype-Maschine

    Einen bizarren Internetfund setzt man immer gerne in sein Blog. Das habe ich hier mit den Carusos gemacht und Johnny Häusler hat das gleiche mit einem höchst bizarren Amateur-Videoclip getan in dem drei junge Herren demonstrieren, daß sie nicht singen können. Schon vorher hat n|tropie über das absurde Machwerk berichtet.

    Mittlerweile hat TV-Total diese Peinlichkeit aufgegriffen und es kursieren sogar Gerüchte, die Kids mit den nach hinten gegelten Haaren würden demnächst von der Musikindustrie unter Vertrag genommen werden.
    Die verschwöhrungstheoretische These, die Musikindustrie hätte hier erfolgreiches Guerrilia-Markteting betrieben, erscheint mir reichlich abwegig. Ob sich aus einem Blog-Artikel ein Hype entwickelt oder nicht, kann man meiner Meinung nach nicht vorhersehen oder gar steuern.

    Ich hatte mich einmal über die mimosenhafte Kommentarlöscherei zweier Großblogger lustig gemacht und hatte daraufhin drei Tage lang 75 mal so viele Besucher wie sonst. Die kamen aber über einen dritten Blogger, der das alles nicht verstanden hatte und mich als Denunziant beschimpfte. Hätte ich das wissen können? Wohl kaum.

    So waren Spreeblick und n|tropie über die große Resonanz offensichtlich gleichermaßen überrascht, wie sie hier und hier schreiben.

    Warum Matt Wagner auf der Rückseite der Reeperbahn nun die Ansicht vertritt, Spreeblick sei schuld, wenn offenkundiger Mist wie „Mein Sonnenlicht“ der Grup Tekkan demnächst in den Charts landet ist mir völlig unverständlich. Erstens würde sich dieser Versuch, falls die Musikindustrie ihn denn tatsächlich unternehmen sollte, vermutlich als Rohrkrepierer erweisen. Zweitens wäre das dann doch eher auf TV-Total und die Plattenfirmen zurückzuführen, als auf das Blogwesen. Dennoch wähnt dirk-vongehlen im Blog des jetzt-Magazins der Süddeutschen Zeitung eine Verschwörung und beruft sich dabei auf einen Artikel bei factorfake.de, der durchaus zu bedenken gibt.
    Aus Scheiße Gold zu machen, hat im Musikgeschäft schon lange Tradition. Als Musikjournalist könnte man das eigentlich wissen. Nena konnte auch nicht singen und ist trotzdem erfolgreich gewesen. Milli Vanilli ebenso. Sogar ganz ohne Internetz.

  • Moderne Nachrichtenübermittlung

    Der weltmännische und technisch versierte Leser des Fellow Passenger, mag ins Schmunzeln geraten, wenn er jemandem begegnet, der das Faxgerät als die Krone moderner Telekommunikation empfindet. Dennoch ist diese Technologie auch heute noch ein sprudelnder Quell kleiner bis mittlerer Wunder.

    So werden schriftliche Mitteilungen heute längst nicht mehr nur von der Post verschlampt, auch der Empfänger hat bei Fax-Sendungen ganz ungeahnte Möglichkeiten. So bleibt zwar das seltsam teigige Thermotransferpapier erhalten, die darauf gedruckten Zeichen verschwinden dafür mit der Zeit von ganz allein. Modernere Faxapparate mit eingebautem Tintendrucker bringen sogar Dokumente hervor, deren Inhalt einfach mit Wasser entfernt werden kann.

    Das Faxgerät unserer Redaktion förderte schon lange nichts weiter als leere Seiten zutage, weil die Tintenpatronen bereits nach einigen Wochen ausbleibendem Faxempfangs auszutrocknen pflegten. Zudem wurde der Apparat nach hartnäckiger Befehlsverweigerung und fortgesetzter Lärmbelästigung durch höchst aufdringliche Surr- Klick- und Pfeifgeräusche untragbar. Als das Gerät auch noch begann, völlig sinnlose Befehle zu erteilen und im Minutentakt darüber Auskunft verlangte, für welche Rufnummer es sich zuständig zeichnen solle, wurde es Opfer eines Wut bedauerlichen Unfalls.

    Um die faxaffinen Leser von einer allfälligen Kontaktaufnahme nicht länger auszuschließen, wurde nun eine antike ISDN-Karte bei einem beliebten Online-Auktionator ersteigert (6,- Euro inklusive Versand). Ein erster Test ein Fax an einen Fax-zu-E-Mail-Dienst abzuschicken, klappte auf Anhieb. Der Empfang war weniger leicht zu testen. Der kostenlose Fax-Versand-Dienst gelobte zwar, die Mitteilung binnen Minuten auszuliefern und der Nutzungsbedingungen gemäß mit Werbung zu versehen. Angekommen ist die vor Wochen auf den Weg gebrachte Nachricht jedoch bislang nicht. Dafür kam kurz darauf das:

    Zufall? Auf jeden Fall sehr praktisch für den gewünschten Funktionstest.

    Aber sagen Sie mal, sehr geehrte „Euro-Service-GmbH“, gibt es wirklich genügend Einfaltspinsel, die Ihre „höchst interessante und sofort nutzbare Liste“, tatsächlich kaufen, um Ihre Kosten zu decken? Das klappt doch nur, weil Sie Ihre Telefonrechnung einfach nicht bezahlen, oder?

  • Vorlesen in München

    Wenn die deutsche Blogosphäre ein helles Zentrum hat, ist München wohl der Ort, der am weitesten davon entfernt ist. Wärend man sich anderenorts längst schon beinahe regelmäßig versammelt, um sich gegenseitig kleine Geschichten vorzulesen und offensichtlich einen Riesenspaß dabei hat, gibt man sich in München beinahe autistisch.

    Das hängt damit zusammen, daß der Münchner erfolgreich, wohlhabend, gutaussehend, bestens gewandet und überhaupt irgendwie besser als alle anderen ist. Der Münchner ist erhaben, selbstbewußt und unabhängig. Dennoch kennt er natürlich einen Haufen Leute. Nur die richtigen und wichtigen natürlich. Prominente vor allem.

    Da war es eine kleine Sensation, daß vorgestern tatsächlich eine Bloglesung abgehalten wurde. Wohlweislich die erste bayerische Bloglesung, nicht eine münchnerische.

    München wäre nicht München, wenn man sich einfach so in ein Lokal setzen und direkt loslegen würde. So wurden am Vortag der Lesung eine Reihe von Verhaltensmaßregeln bekanntgegeben. So sollte man am Veranstaltungsort, einer respektablen Cocktailbar, nicht rauchen. Photographieren war allenfalls ohne Blitz erlaubt. In der trüben Beleuchtung der Reizbar dennoch geschossene Aufnahmen zu veröffentlichen bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Vortragenden.

    Das war Anlaß für eine außerordentliche aber kurze Redaktionskonferenz. Die Bildredaktion beschied, sie würde dann, so vorhanden, eben auf offizielles Bildmaterial zurückgreifen, statt eigene Aufnahmen zu machen, dafür aber sicher pro Person mindestens fünf bis sechs Adios Motherfucker auf Spesen trinken („Sollen die sich halt selber schießen, ist mir doch wurscht. Hauptsache es gibt was anständiges zu trinken.“). Ein Live-Mitschnitt wurde erwogen, jedoch schnell wieder verworfen, weil der Tontechniker restlos überfordert war („Da müssen wir aber vorher den Dings, äh Don oder überhaupt alle fragen, ob … na was weiß ich. Auf jeden Fall ist der Akku vom Rekorder leer. Aber die Getränke gehen schon auf Spesen, oder?“). Schließlich konnte der Chefredakeur per Machtwort einen Beschluß erwirken („Wir gehen da hin, gießen uns ordentlich einen auf die Lampe und rauchen alle Kette bis wir rausfliegen. Wer sich hinterher noch an was erinnert, soll das dann aufschreiben.“)

    Gesagt, getan. Nach einer launigen Anmoderation von Frau Lyssa die alle nochmal zu aufrechter Sitzhaltung ermahnte und erklärte daß man schlechte mündliche Noten bekommen würde, wenn sie einen beim Schwätzen erwischt, ging es auch schon los.

    Die vorwiegend autobiographischen Geschichten waren allesamt höchst unterhaltsam, die meisten im Lampenfieber etwas zu hastig vorgetragen. Als der heimliche Star der ersten bayerischen Bloglesung stellte sich Jügen Albertsen heraus, der seine beiden hervorragenden Kurzgeschichten mit angenehm sonorer Stimme überaus gekonnt zu intonieren wusste.

    Wer nicht dabei sein konnte, findet die Geschichten auch zum selber lesen im Netz:

    Days of Splenour und Auf der Dachterasse (Don Alphonso), Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Gallop und Linke Gasse, Kreissparkasse (Lyssa), Oma-Beerdigung – 3: Die Babylonier hätten sich bloß ein bisschen anstrengen müssen und Elternsorgen und Urlaubsüberraschungen (Frau Kaltmamsell), Don’t eat the yellow snow und Geobiographie (Frau Klugscheisser), Dass der Gustl kein Hund war und Die Liesl (Jürgen Albertsen)

    Die junge Dame, die am Ende der Theke zunächst eine halbe Stunde stehen und später auf einer leeren Bierkiste (Becks) sitzen musste, soll sich bitte einen anderen Freund suchen als den blonden Rüpel im dunklen Anzug der von seinem gemütlichen Plätzchen auf der Bank tatenlos zusah.

    Wer übrigens glaubt, ein Podcast könne das Erlebnis eines Live-Auftritts ersetzen, irrt gewaltig. Die Stimmung ist nicht konservierbar, man muß sie selbst vor Ort erleben. Das Menschen gerne Konzerte von Bands besuchen, deren Studio-Aufnahmen sie längst auf Platte (oder CD) zuhause stehen haben, hat ja einen guten Grund.

    Merken Sie sich also den 24. März 2006 vor, an dem die 2. Bayerische Bloglesung stattfinden wird. Denn das wird bestimmt wieder eine Fetzengaudi.

  • Abtrocknen für Fortgeschrittene

    Bei einem ausgewachsenen Menschen, sind je nach Leibesfülle etwa zwei Quadratmeter Haut außenherum. Meinen Untersuchungen zufolge muß ein Handtuch mindestens etwa 0,7 mal so groß wie die Haut sein, die man damit abtrocknen möchte. Den verblüffend einfachen theoretischen Ansatz zu dieser Berechnung werde ich demnächst in einem gesonderten Aufsatz vorstellen. Handelsübliche Badehandtücher mit einer Abmessung von 145 x 95 Zentimetern kommen dem geforderten Wert sehr nahe.

    Allein gibt es in der täglichen Praxis eine signifikante Anzahl von Abweichungen, die sich nicht allein durch Messfehler erklären lassen. Wenn ich mal über Nacht zu Gast bin, wird zum Duschen oft ein Handtuch gereicht, dessen Größe einem Geschirrtuch entspricht. Damit kann ich einen oder sogar mehrere Teller abtrocknen, nicht aber mich selbst. Nach einem ersten Anlauf sind das Handtuch und ich gleichermaßen naß. Ein zweiter Anlauf wäre sinnlos, es sei denn, ich hängte das Handtuch davor einen halben Tag zum Trocknen auf.

    Verstörenderweise wird diese Handtuchsorte beinahe ebensooft gereicht wie das Badehandtuch. Das kann Zufall sein, aber wahrscheinlich ist das nicht. Es wäre also denkbar, daß es Menschen gibt, die in der Lage sind, sich sogar mit einem nassen Waschlappen abzutrocknen.

    Tatsächlich gibt es Hinweise auf diese Möglichkeit. Erstmals bemerkte ich das bei elektrischen Händetrocknern, die man, wenn man Pech hat auf öffentlichen Toiletten antreffen kann. Schon bei meiner ersten Begegnung mit einem solchen Warmluftgebläse kam es mir albern vor, die Hände mit einem Fön zu trocknen. Damals musste ich die Arme weit über meinen Kopf strecken um den warmen Luftstrom zu erreichen. Dabei lief das Wasser von den Händen die Arme entlang nach unten in meine Kleidung hinein.

    Heute klappt das deutlich besser, weil sich das Gefälle inzwischen zu meinen Gunsten verändert hat. Dennoch ist das Konzept insgesamt alles andere als überzeugend. Müßte ein solches Gerät von Berufswegen bedient werden, wäre seine furiose Geräuschentwicklung Grund genug für eine gesetzliche Vorschrift zum Tragen eines Gehörschutzes. Wer nicht gerade Vorstandsmitglied eines Energiekartells ist, dürfte die Methode aus ökonomischer Sicht als völlig hirnrissig empfinden. Kein Wunder also, daß die Apparate so eingestellt sind, daß sie sich möglichst bald von selbst wieder ausschalten. Nur so lassen sich damit bleibende Hörschäden des Anwenders und wirtschaftlicher Untergang des Betreibers abwenden. Leider genügen mir 20 Sekunden nicht, um mir auf diese Art die Hände zu trocknen.

    Sachen die sich zeitgesteuert ausschalten, führen überhaupt oft zu einem völlig anderen als dem gewünschten Ergebnis. Es gibt zum Beispiel Wasserhähne, die wie Toilettenspülungen einmal betätigt werden und dann für eine voreingestellte Zeit Wasser ausstoßen. Diese Zeit ist oft so knapp bemessen, daß man praktisch gezwungen ist, den Knopf mit einem Knie gedrückt zu halten, während man sich die Hände wäscht. Man könnte den Knopf vielleicht auch mit der Stirn betätigen. Die resultierende Körperhaltung ist in jedem Fall unbequem und vor allem über jedes Maß hinaus unwürdig.

    Der Vorwand, durch zeitgesteuerte Vorgänge ließe sich effizienter mit natürlichen Ressourcen umgehen erweist sich ja bereits bei Treppenhausbeleuchtungen als blanker Unsinn. Eine engagierte Hausverwaltung mag messerscharf einen Zusammenhang zwischen den Energiekosten und der Dauer die das Licht brennt erkennen. Sie setzt also die Schaltuhr von drei Minuten auf zwei Minuten zurück. Dadurch erwartet sie eine Verminderung der Betriebskosten um ein Drittel. Was tatsächlich geschieht: Man sperrt die Haustür auf, schaltet das Licht ein, leert den Briefkasten und erklimmt die Treppe zur Wohnung. Plötzlich geht das Licht aus. Man tastet sich also die letzten Stufen herauf und schaltet das Licht wieder ein, um die Wohnungstüre aufzusperren. Das Licht brennt nun also eine Minute länger als vorher und doppelt so lange wie die Hausverwaltung dachte. Zusätzlich muß man einen Teil der Stufen im Dunklen überwinden.

    Ein ganz ähnlicher Schildbürgerstreich war die Einführung der Sommerzeit. Aber das ist eben das Wesen der Verwaltung. Jede Maßnahme die getroffen wird, um einen Mißstand zu beheben, erzeugt sofort mindestens einen neuen. Was nicht funktioniert erfordert zusätzliche Maßnahmen. Das ist aber eine andere Geschichte.
    Selbst wenn ich selbst bestimmen dürfte, wie lange mir warme Luft auf die Hände weht, würde ich dem Gebläse ein Handtuch jederzeit vorziehen. Schon weil bei der elektrischen Methode zwar viel heiße Luft bewegt wird, aber ein Ergebnis lange auf sich warten läßt. Sie könnten nun mit Recht einwenden, Demokratie sei da ganz ähnlich. Händewaschen ist aber eine eher individuelle Tätigkeit, die gefahrlos dem Einzelnen überlassen bleiben darf.

    Wie ich mit einiger Verwunderung feststellen konnte, sind viele Menschen offenbar völlig gebläsekompatibel. Vieler Menschen Hände scheinen bereits nach etwa 10 Sekunden fertig getrocknet zu sein. Allerdings sind die ja auch schon nach flüchtigem Kontakt der Fingerspitzen mit Wasser sauber, wie eine häufig beobachtete Waschtechnik nahelegt. Aber wie ist das möglich?

    Bislang bieten sich zwei Arbeitshypothesen an, die aber noch nicht ausreichend durch Feldversuche untermauert sind:

    1. Inverse Transpiration: Einige Menschen können überschüssiges Wasser gleich durch die Haut in den Körper aufnehmen. Um diese Theorie zu stützen werden Menschen gesucht, die ein Glas Wasser austrinken können, indem Sie einen Finger in die Flüssigkeit tauchen. Bitte probieren Sie das aus und geben mir Bescheid.

    2. Proaktive Desorption: Die Haut einiger Menschen ist von einer Art Teflonbeschichtung überzogen. Möglicherweise durch die Aufnahme von Teflonpartikeln aus Kochgeschirr von denen das Teflon sich ja im Lauf der Zeit ablöst. Von dieser Beschichtung perlen Wasser und Verunreinigungen fast vollständig ab. Eine Sonderzone sind die Ränder der Fingernägel. Die Nägel bestehen aus einem anderen Material. Dadurch bildet sich eine bereits mit bloßem Auge deutlich sichtbare dunkelgraue bis schwarze Grenzschicht. Das Fehlen dieser randständigen Grenzschicht an meinen Fingernägeln deutet darauf hin, daß eine Teflonbeschichtung auf meiner Haut nicht ausgebildet ist.

    Bis dieses Gebiet ausreichend erforscht ist, möge man mir bitte stets ausreichende Handtuchfläche bereit halten. Das wäre nett.

  • Radio Passenger IV

    Heute: Luftsicherheit und Mediale Nebelkerzen.

    [audio:4.vogelgrippe.mp3]

    Download (mp3, 4:28 min, 4,1 MB)

  • Latinum honoris causa

    Bei Spiegel Online gibt es einen Lateintest für Angeber. Dem konnte das Fachmagazin für Halbwissen natürlich nicht widerstehen:

    [via wunderkammer]

  • Plagegeister die mich riefen

    Obschon das Leben von Tag zu Tag, ja gar von Minute zu Minute moderner wird, nuzt die Menschheit nicht die Zeit, darüber nachzudenken, wie man es sich gemütlicher machen kann. Im Gegenteil setzen Ingenieure sogar alles daran, immer neue Wege zu finden, wie wir uns nerven lassen können. Mit Telephonen zum Beispiel, die man ständig mit sich herumtragen soll, um jederzeit und an jedem Ort sofort wie der Pawlowsche Hund sabbernd auf ein mißtönendes Alarmsignal zu reagieren.

    Diese Vorstellung hat sich anruferseits bereits so stark etabliert, daß es auch bei Anrufen auf dem heimischen Apparat offenbar erforderlich ist, innerhalb von 5,7 Sekunden den Anruf entgegenzunehmen. Nun bin ich ja noch einigermaßen sportlich, aber soll ich auf ein Telephongetriller hin Besteck, wie Teller fallen lassen und einem zu Tode erschreckten Orang Utan gleich durch die Wohnung rennen?

    Das soll ich wohl, werde es aber nicht. Niemals!

    Ein Protokoll der verpassten Gelegenheiten:

    Aus dem Schlaf gerissen, durch unaufgefordert eingehenden Anruf eines Unbekannten.

    „Fellow Passenger, guten Morgen.“

    „Tut … tut … tut …“

    Duschen. Nach der Rückkehr aus dem Badezimmer, eine Nachricht von einem unbekanntem Anrufer auf dem Anrufbeantworter. Die hochinteressante Information: „Tut … tut … tut …“

    Frühstück. Nach der Rückkehr aus der Küche, ein Anruf ohne hinterlassene Nachricht. Rufnummer unbekannt.

    Einkaufen. Danach eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Nummer keine, Nachricht: „Tut … tut … tut …“

    Im Ergebnis konnte hier offenbar viel operative Hektik ausgelebt und verbreitet werden. Ein Austausch von Informationen oder Kommunikation fand nicht statt. Ist wahrscheinlich auch nicht so wichtig.

    Es würde mich allerdings schon interessieren, was das für Leute sind, die da anrufen. Ich stelle mir vor, daß sie in Zellen sitzen, die so klein sind, daß das Telefon nie weiter als eine Armlänge entfernt ist. Diese Zellen können die Anrufer nicht verlassen, weshalb der Raum anstelle eines Sessels mit einer Toilette möbliert ist. Weil Essen viel zu lange dauern würde, führt ihnen eine Magensonde durch die Nase ständig einen künstlichen Nährbrei zu, der telephonisch nachbestellt wird. Vielleicht haben sie das Telephon auch bereits längst implantiert.

  • Es ist alles unterhöhlt

    Die Kunden des Englischen Internet-Dienstleisters Plusnet Technologies Ltd in Sheffield können dessen Mitarbeitern gleich live im Internet zuschauen, wie sie ihre Arbeit verrichten, in der Nase bohren, oder private Telefongespräche führen.

    Das können nicht nur die Kunden von Plusnet, sondern jeder der einen Internetzugang hat. Um das Videoüberwachungssystem dieses Unternehmens anzuzapfen braucht man nichts weiter als eine Suchmaschine wie Gooogle.

    Sucht man nach inurl:“axis-cgi“ site:plus.net, spuckt der Suchdienst die Internet-Adressen von acht Überwachungskameras aus, die in den Büroräumen des Unternehmens angebracht sind: Kamera 1, Kamera 2, Kamera 3, Kamera 4, Kamera 5, Kamera 6, Kamera 7, Kamera 8

    Zugegeben: Das dort gebotene Programm ist kaum spannender als eine beliebige Folge von Big Brother. Dort wissen die Teilnehmer aber immerhin, daß sie gefilmt werden. Ob die Mitarbeiter des Internet-Anbieters ahnen, daß ihnen die ganze Welt bei der Arbeit zusehen kann, ist dagegen eher fraglich.

    Die Gooogle-Suche ist natürlich nur ein Beispiel. Wenn Sie „site:plus.net“ weglassen, finden Sie noch 24.000 weitere lustige Überwachungskameras rund um den Planeten. Manche lassen sich über die eingebaute Weboberfläche sogar neigen, drehen und zoomen.

    Wer sich gerne nach einzelnen Ländern durch das Überwachungsfernsehprogramm im Internet zappt, ist bei opentopia.com gut beraten. Interessant ist dort ein Vergleich der Anzahl der angebotenen Kanäle pro Nation. So führt die Schweiz mit 8,43 Kameras pro 1 Million Personen deutlich vor Österreich mit einer Rate von 3,00, denen die USA knapp mit 2,31 folgt. In China kommt sogar nur eine Kamera auf 1306 Millionen Personen. Deutschland bringt es auf 0,61.

    Die Videoüberwachungssysteme, die von staatswegen betrieben werden, sind natürlich bestens geschützt. Schließlich geht es um unsere Privatsphäre.

  • Ein gepflegtes Bier

    „Was ist eigentlich ein gepflegtes Bier?“, fragt Johnny Häusler in seinem neuesten Podcast auf Spreeblick. Der Bedeutung dieses eigenartigen Begriffs ist der Fellow Passenger einmal nachgegangen.

    Über die Pflege des Bieres bekommen die Wirte von den Brauereien umfangreiche Abhandlungen. Da geht es neben der richtigen Lagertemperatur zwischen 6 und 8 Grad Celsius auch darum, daß die Fässer nach dem Transport zuerst einige Zeit ruhen müssen, ehe sie angezapft werden dürfen.

    Eine wesentliche Rolle spielt auch, wie die die Gläser gespült werden. Haushaltsspülmittel sind ungeeignet, weil sie entweder Fettspuren oder eigene Rückstände hinterlassen können, die den Schaum des Bieres in kürzester Zeit zusammenfallen lassen.

    Auch das Zapfen selbst erfordert eine gewisse Kunstfertigkeit, will man der Pflege des Bieres genügen. Zapft man das Bier in einem Zug, so bildet sich ein relativ grobporiger Schaum, der rasch wieder zusammenfällt. Feiner, fester und haltbarer wird der Schaum beim Zapfen in mehreren Anläufen.

    Dafür zapft man zunächst schnell unter starker Schaumentwicklung, bis das Glas — vorwiegend mit Schaum — gefüllt ist. Nun heißt es abwarten, bis der Schaum sich um die Hälfte gesetzt hat. Dabei platzen vorwiegend die großen Bläschen, während die kleinen erhalten bleiben. So wird der Schaum fester. Dann schenkt man nach und wartet erneut. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis das Glas optimal befüllt ist. Das ist dann der Fall, wenn die Flüssigkeit knapp zwei Finger breit unter dem Eichstrich steht und der Schaum einen Finger breit über den Glasrand hinaussteht. (Für Erbsenzähler: Schaum hat etwa das doppelte Volumen von Bier. Wenn eine Halbe wie beschieben aussieht, sind tatsächlich 500 ml Bier drin.)

    Das Ergebnis ist ein gepflegtes Bier, wie es inzwischen leider eine Seltenheit ist.

    Heute muß ja alles immer möglichst schnell gehen. Deswegen wird ein Bier in einem Rutsch gezapft und weil der Schaum meist schon weg ist, wenn die Bedienung es abholen kommt, haben Zapfhähne inzwischen längst einen Schaummodus. Der Schankkellner drückt, sobald die Bedienung naht, den Hebel in die entgegengesetzte Richtung wodurch nur Schaum aus dem Zapfhahn auf das schaumlose Bier im Glas quillt. Auch dieser Schaum hält kaum länger als 30 Sekunden, was gerade reicht, um das Bier zum Gast zu tragen.

    Darum steht der Begriff gepflegtes Bier inzwischen auch für ein Bier, daß in aller Ruhe genossen wird.