Einer muß zahlen

Die Posse über das ungelenke Vogehen des gegen Korruption und für Transparenz agierenden Vereins Transparancy International Deutschland (TID) will kein Ende nehmen.

SPD-Mitglied Marcel Bartels fragt in seinm Blog Mein Parteibuch, wer eigentlich das Honorar von Rechtsanwalt Udo Vetter bezahlen wird, der die Interessen der Autorin des Weblogs Gedankenträger, Monika S. vertritt. Dabei geht es ihm freilich um den nicht gerade unwahrscheinlichen Fall, daß der Verein Transparency International Deutschland die rechtliche Auseinandersetzung verliert.

Dabei dreht es nicht nur um das Honorar des Anwalts. Abgesehen von der Forderung, der Verein solle es unterlassen, Monika S. der Lüge zu bezichtigen, hat ihr Rechtsanwalt angekündigt, Strafanzeige wegen übler Nachrede zu erstatten.

Rechtsanwalt Vetter hat in seinem Schreiben zwar offen gelassen, ob er den Verein als juristische Person belangt, oder einzelne Mitglieder. Tatsächlich kann sich der Verein dank der Äußerungen seines Vorstandes und der Geschäftsführung aber nun schlecht von seinem Justitiar distanzieren. Das bedeutet, der Verein ist in der Angelegenheit haftbar und muß im Fall einer Niederlage für die Kosten aufkommen.

Bartels kritisiert, daß auf diese Weise die kommenden finanziellen Schäden des Hausgemachten PR-GAU nun aus Spendengeldern bezahlt werden müssen. Das wäre allerdings nur zu einem geringen Anteil der Fall. Die Einnahmen des Vereins stammen nämlich hauptsächlich aus Mitgliedsbeiträgen von Firmen. In 2004 waren das ausweislich der Bilanz von TID rund 86.000 Euro, Spenden machten von den insgesamt etwa 147.000 Euro Einnahmen knapp 30.000 Euro aus. Vermutlich, kann bei Ausgaben nicht unterschieden werden, aus welchen Einnahmen sie bestritten werden.

Sicher werden weder Spender noch Mitglieder sich freuen, wenn der Verein Teile ihrer Zuwendungen durch sein in dieser Angelegenheit durchwegs ungeschicktes Vorgehen in Rauch auflöst. Die Beträge dürften sich zwar kaum in nenneswerter Höhe bewegen, dennoch, müsste der Verein später korrekterweise gegen seine Mitglieder Bäumel und Marten Anspruch auf Schadenersatz geltend machen. Sonst dürfte der Verein sich auch noch der Verschwendung von Spendengeldern bezichtigen lassen.
Es bleibt nun abzuwarten, wie die Sache ausgeht. Immerhin glauben sich beide Parteien im Recht.

Nichts ist nicht

Der Antikorruptionsverein Transparency International möchte nun nichts mehr falsch machen. Weil Vorstandsmitglied Jochen Bäumel findet, „Egal was wir jetzt machen, ist falsch“, wie er der Süddeutschen Zeitung mitteilte. Zum weiteren Vorgehen sagte er, „Nichts. Wir machen einfach Nichts.“

Das wäre eine gute Strategie gewesen, hätte man sie vor dem Schreiben des Justitiars an Monika S., die Autorin des Weblogs Gedankenträger angewendet, es also gar nicht erst geschrieben. Jetzt wird es nicht mehr gehen, denn schon droht dem Verein weiteres Ungemach. Jetzt schwingt die Gedankenträgerin selbst die juristische Keule und klagt gegen den Verein wegen übler Nachrede.

Sehr amüsant bei Rebellen ohne Markt zu beobachten ist, wie sich der Bericht auf tagesschau.de im Laufe des Geschehens nach und nach verändert hat. So sind die zunächst als objektiv falsch beschriebenen Behauptungen mittlerweile zu Behauptungen geschrumpft, die der Verein für falsch hält.

Merke: Wenn alle immer schön die Wahrheit sagen, wird die Welt viel netter.

Neuer Award!

Der Fellow Passenger verleiht ab sofort den feuerverzinkten PR-Sargnagel für Wirtschaftsunternehmen und Vereine, die ihre Glaubwürdigkeit verschenken, weil sie keine Kritik ertragen können

Der erste PR-Sargnagel geht an Transparency Internatonal Deutschland e. V. für seine Verdienste am Verlust der eigenen Glaubwürdigkeit und der vermeintlich sicherern Überzeugung, daß man jemanden der seine Meinung in diesem Blogdings schreibt, en passant abservieren kann.

Für die nächst Runde nehmen wir gerne Nominierungen entgegen.

Blogs, Old Media und Recherche

In ihrem Bericht über das Hausgemachte PR-Desaster des Antikorruptionsvereins Transparency International Deutschland e. V. schreibt tagesschau.de unter anderem:

Die Fakten überprüft oder sich wie professionelle Journalisten mit Transparency International als Gegenseite in Verbindung gesetzt, hatten die privaten Blogbetreiber dabei meist nicht.

Das Wort „meist“ hat der Autor allerdings erst nach zahlreichen Hinweisen von Bloggern hinzugefügt, die sich sehr wohl darum bemüht haben, die Sachlage zu prüfen, ehe sie darüber schrieben. Die Kritik ist grundsätzlich nicht ganz unberechtigt, obwohl man sich fragt, warum sie gerade in diesem Artikel erscheint. Immerhin hat in dieser Angelegenheit kaum ein Blog die auf Gedankenträger dargestellten Umstände als bestätigte Fakten dargestellt.

Was mich ärgert ist die Tatsache, daß man als Blogger oft schlichtweg keine Auskunft bekommt. Ich schreibe meistens kleine Satiren, die keiner weiteren Überprüfung bedürfen. Sobald ich aber einen ernsthaften Artikel schreiben möchte, recherchiere ich vorher. Leider bekomme ich in der Regel nicht einmal eine Antwort auf meine Fragen. Blogger interessieren die Pressestellen von Unternehmen nämlich nicht. Ein Beispiel ist ein Artikel über eine Auseinandersetzung des Mail-Anbieters GMX und einer Organisation, die unerwünschte E-Mail-Reklame (Spam) bekämft. Da hat GMX auf meine E-Mail zwar nachgefragt, ob ich ein Journalist sei, sich nach meiner ehrlichen Antwort aber nicht einmal mehr gemeldet.

So war es auch bei Transparency International Deutschland. Zumindest fast, denn da kam bis heute überhaupt keine Reaktion.

Wenn man Bloggern schon aus Prinzip keine Auskunft erteilt, obwohl eine Nachfrage ja eigentlich Interesse an einer möglichst objektiven Berichterstattung vermuten lässt, soll man sich bitte nicht beklagen, wenn sie nur über das schreiben, was sie wissen. Wenn ein 1. Klasse-Schreiber sagt, die 2. Klasse-Schreiber sind nicht ernst zu nehmen, weil ihnen die 1. Klasse-Bebeauchpinselung vorenthalten wird, ist das bestenfalls lächerlich!

Update: Transparency International

Über das unsäglich ungeschickte Verhalten des Vereins Transparency International berichtet mitlerweile auch Focus Online. Durch das nervöse Taktieren der Geschäftsleitung wird das ungünstige Bild des Vereins nicht gerade besser:

Transparency International reagierte. Mit Nervosität. Auf Anfrage von FOCUS Online lehnte Geschäftsführerin Dagmar Schröder noch am Montagnachmittag jede inhaltliche Stellungnahme ab: Da es sich um Personalangelegenheiten handele, sei sie zur Verschwiegenheit verpflichtet und könne noch nicht mal mitteilen, welche Aussagen im ersten Blog-Posting unwahre Behauptungen gewesen seien.

Die Verschwiegenheitspflicht hielt nur wenige Stunden. Noch am Montagabend veröffentlichte die Organisation eine Pressemitteilung, in der die angeblich so schützenswerten Personalangelegenheiten detailliert ausgebreitet wurden: Dass die einstige TI-Mitarbeiterin, deren Arbeitsverhältnis nach der Probezeit endete, bei 20 Wochenstunden eine Vergütung von 1000 Euro brutto monatlich erhielt, dazu detailliert ihre weitere Gehaltsforderung.

Bislang hätte TID noch die Möglichkeit gehabt, sich vom Treiben ihres Justitiars und Ethilkbeauftragten Jürgen Marten zu distanzieren. Jetzt nicht mehr.

[Update des Update:]

Auch tagesschau.de (bislang mit etwas holpriger Grammatik im Teaser) berichtet:

ausgerechnet die unermüdlichen Anti-Korruptionskämpfer von Transparency International stehen auf Seite einmal auf der Buhmänner – zumindest im Internet. Weil die deutsche Abteilung Organisation juristische Konsequenzen gegen ihrer Ansicht nach falsche Äußerungen einer Bloggerin über Transparency International androhte, erntete sie einen Sturm der Entrüstung. Ein PR-Desaster: Wer im Netz nach „Transparency International“ sucht, stößt bereits unter den ersten Google-Treffern schnell auf zahlreiche Unmutsäußerungen.

Und die Netzzeitung bringt ein Interview.

Transparency bizarre

Moni S., die Autorin des Weblogs Gedankenträger erhielt am Freitag eine E-Mail, die offenbar vom Justiziar des Vereins Transparency International Deutschland stammte. Unter Androhung rechtlicher Schritte wurde sie aufgefordert einen Bericht über die Personalpraxis des Vereins aus Ihrem Blog zu löschen (wir berichteten).

Unserer Bitte um Stellungnahme hat der Verein bislang nicht entsprochen. Stattdessen tauchte inzwischen eine weitere E-Mail an Moni S. auf, in welcher der Justitiar und Ethikbeauftragte des Vereins, Prof. Dr. Jürgen Marten seine Forderungen erneuerte. Zusätzlich bezichtigte er die Autorin, gar gegen das Urheberrecht verstoßen zu haben, indem sie sein erstes Schreiben in Ihrem Weblog zitierte.

Moni S. hat inzwischen den im Blogwesen bekannten Rechtsanwalt Udo Vetter eingeschaltet. Sein Schreiben an Transparency International Deutschland e. V. hat er auf seinem Weblog veröffentlicht.

Wärend der Verein offenbar immer verzweifelter versucht, die Bloggerin durch immer noch absurdere Einschüchterungen mundtot zu machen, zieht die Angelegenheit längst weltweite Kreise. Nachdem die Blogosphäre jenseits des Atlantik (siehe Perspectives of a Nomad) das Thema aufgegriffen hat, weist auch das amerikanische Nachrichtenportal MSNBC auf die Sache hin.

Langsam darf man die Frage stellen, ob Herr Prof. Dr. Marten vielleicht ein Interesse daran hat, den Verein gegen Korruption öffentlich in Misskredit zu bringen.

Sinngemäß wiedergegeben

Frank Patalong von Spiegel Online hat ein Interview mit Brigitte Zypries geführt, das Franz Kafka sich nicht besser hätte ausdenken können.

Sinngemäß sagte sie im Wesentlichen:

Natürlich hat man das Recht, privat eine CD zu kopieren. Nur ein Recht auf eine private Kopie einer CD gibt es nicht. Für dieses Recht zahlt der Verbraucher ja schließlich auch Abgaben. Deswegen ist es auch verboten, verstehen Sie? Aus Kindern die die CDs kopieren macht die Novelle des Urheberrechts keine Kriminellen. Das sind sie ja schon. Darum werden sie ja auch nicht verurteilt, es sei denn sie werden angeklagt oder so. Außerdem war die Änderung des Gesetzes nötig, weil sich dadurch nichts ändert. Außer daß alles besser wird, irgendwie. Daß die für Fälle von Terrorismus und Kapitalverbrechen vorbehaltene Vorratsdatenspeicherung jetzt für die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen verwendet wird stimmt gar nicht. Für die Verfolgung von Verstößen gegen das Urheberrecht, werden nur die auf Vorrat gespeicherten Daten verwendet, die wir gegen Terrorismus und Kapitalverbrechen sammeln. Da verwechseln Sie was.

Zweite Bayerische Bloglesung

Die Räumlichkeiten des Twisted Bavarian erwiesen sich für eine Lesung deutlich besser geeignet als die Reizbar. Da nimmt man auch den im Vergleich etwas schläfrigen Service billigend in Kauf. Wer bis zum Schluß bleibt, kommt dafür in den Genuß Kostproben komödiantischen Schaffens der sehr herzlichen texanischen Köchin zu hören und erhält mit etwas Glück sogar noch lustige Hüte geschenkt.

In diesem Ambiente fand die II. Bayerische Bloglesung statt, die unserer Redaktion sogar noch besser gefallen hat, als die erste. Die Atmosphäre war insgesamt lockerer, die Texte waren noch unterhaltsamer.

Die Moderation oblag diesmal Frau Klugscheisser, die hinterher damit kokettierte, vor lauter Nervosität kaum ihre Notizen festhalten gekonnt zu haben. Tatsächlich führte sie aber ebenso hinreissend wie souverän durch den Abend.

Vor lauter Lampenfieber hat sie schnell noch einen Blues über die lästige Parkplatzsuche gesungen und ein wenig Saxophon gespielt. Am der Bassgittare begleitet durch „OW“, der angeregt hatte, das Stück auf Englisch zu schreiben, damit man es auch in der Uckermark verstehen würde. An der Akkustik-Gittare beteiligte sich Herr Banana aus der Allee der Spackonauten der neben einer auf Hessisch vorgetragenen Geschichte über die Freuden der Aquaristik (mp3, 4:16 min) auch trefflich über die unwiderstehliche Sinnlosigkeit von Olivenschiffchen zu berichten wusste.

Don Alphonso hatte zwar versehentlich einen Teil seiner Unterlagen an einer ungünstig stehenden Kerze entflammt, konnte aber dennoch zwei hübsche Anekdoten über Statussymbole und soziale Gefälle vortragen: Ein Skalp von meinen Feinden und 4 mm.

Frau Kaltmamsell schilderte eindringlich erschütternde Details aus dem Leben schwergewichtiger Damen. Die Geschichte steht nach unserern Rechnerchen so nicht in ihrem Blog Vorspeisenplatte. Außerdem las sie einige Folgen ihrer Reihe Auf meinem Weg in die Arbeit. Unter anderem Schlangenmensch heißt auf Englisch contortionist, Türsteher und Bahnsprech.

Um Körperfett ging es wieder in einem Vortrag von Martina Kink, die mir bis dahin völlig unbekannt war. Die zierliche Gestalt, die es kaum wagte, direkt ins Mikrophon zu sprechen entpuppte sich als der Star des Abends. Die gekonnt lakonisch vorgetragenen Texte waren voll boßhaftem Witz. Ihre Gedanken über Schutzengel können Sie hier lesen und hören. Sie las außerdem Will you still need me will you still feed me und Wenn Kippen Kalorien hätten.

Eine bizarre Geschichte über weibliches Sozialverhalten beim Toilettenbesuch und selbstgedrehte Tampons namens Blood on the Dance Floor gab es von Frau Klugscheisser, die zuvor eine Seelenwanderung in eine Unterhose gemacht hatte. Der entsprechende Reisebericht trägt den Titel Let me be your underwear.

Später gingen die ganz hartgesottenen noch ins Pomp, das aber dermaßen voll war, daß wir unsere Reporter bereits nach drei Minuten abziehen mussten.

Music was my first love

Freiheit der Kultur auf der einen Seite, die der Schutz geistigen Eigentums auf der anderen. Es wird dieser Tage viel über diesen Konflikt diskutiert und leidenschaftlich gestritten, ob und unter welchen Bedingungen der Mensch Musik hören darf.

Schon seit Jahrzehnten gibt es dafür Regeln, die eigentlich etwas eigenartig erscheinen. Würde ich meine Mitbewohner im Badezimmer versammeln um meiner Interpretation von Smoke on the Water aus der Badewanne zu lauschen, hätte ich sogleich Gebühren an die GEMA zu entrichten.

Man merkt diesem Modell schon an, daß es nicht besonders realistisch ist. Ich sehe ein, daß es unfair wäre, Geld damit zu verdienen, die Musik eines anderen vorzutragen, ohne das dieser etwas davon hat. Aber im kleinen, privaten Umfeld muß es doch möglich sein, seine Empfindungen über Musik auszudrücken, selbst wenn man sie nicht selbst komponiert oder verlegt hat.

Schon heute gilt die Regelung, ein kopiergeschütztes Musikstück zu kopieren ist eine Straftat. Bitte was? Etwas was technisch gar nicht möglich ist, wird unter Strafe gestellt? Wozu denn das?

Seit Generationen drücken Menschen ihre Gefühle füreinander durch Musik aus. Nicht umsonst handeln die meisten Lieder von Liebe. Wer hat in seiner Schulzeit nicht versucht, seiner Angebeteten die eigenen Empfindungen durch eine Zusammenstellung passender Musik Ausdruck zu verleihen? Vielleicht hat Brigitte Zypries nie so einen selbstgebackenen Sampler bekommen und will es heute allen heimzahlen, die sie einst verschmähten.

Anders ist kaum zu erklären, weshalb sie diese Tradition ab nächstem Jahr als Straftat definiert wissen will. Es sei denn, die Entertainment-Lobby hätte da vielleicht etwas, nun ja, bei der Entscheidungsfindung nachgeholfen. Das werden wir so genau aber wohl nicht erfahren, weil Transparency International in Deutschland gerade mit einer eigenen Angelegenheit befasst ist.

Wenn musikalische Liebesbekundungen künftig strafbar werden, muß man sich aber nicht wundern, wenn die Deutschen nicht genügend Kinder bekommen. Ohne Musik kommt man halt nicht zusammen.