Autor: Fellow Passenger

  • „Ich habe nichts zu befürchten“

    Zuerst nur jeweils im Funk-Chip des eigenen Reisepasses und garantiert nirgend wo anders, sollten die Fingerabdrücke der Bundesbürger gespeichert werden. Inzwischen soll längst die, offiziell gar nicht vorhandene, Fingerabdruck-Datenbank allerdings zentral bei einer Bundesbehörde geführt und sogar regelmäßig mit Behörden der USA ausgetauscht werden.

    Weil so ein gespeicherter Fingerabdruck natürlich völlig harmlos ist soll der Chaos Computer Club gleich mal den Fingerabdruck des derzeitigen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble im Internet gespeichert haben. Der sieht das ganz gelassen und sagt, „Ich habe nichts zu befürchten“, und seinen Fingerabdruck könne ruhig jeder haben. Der sei nämlich, so Schäuble weiter, nicht anders zu bewerten, als ein Paßfoto.

    Wahrscheinlich gehört der Innenminister nicht zu den Leuten, die selbst einkaufen gehen müssen. Sonst würde er sich womöglich schon bald über etliche Rechnungen von Edeka-Supermärkten wundern, die direkt von seinem Konto abgebucht werden.

    [Update] Allerdings hält der unabhängige Überwachungsspezialist Lidel den vom CCC gesicherten Abdruck für eine Fälschung, wie das „Frankfurter Magazin“, inzwischen enthüllte.

  • Keine Ahnung, liebe Lebensmittelbringdienstmafia,

    haben wir, was Sie uns da für Neuigkeiten über Postleitzahlen zu übermitteln trachten. Zumindest betiteln Sie ja Ihr Schreiben an uns mit „bringbuttler.de – PLZ-News“.

    Daß Sie Ihre Absenderadresse [email protected] nun mit dem Namen „Pizza Punjabi“ versehen haben, macht uns immerhin neugierig auf Murg Calabrese und Linguine Jalfezi.

  • Unterschätzte Netzangebote I

    Möchten Sie sich im Weltweiten Netz mal ins rechte Licht rücken und Ihre Universalkompetenz in allen Lebenslagen unter Beweis stellen, wissen aber noch nicht um alle dafür geeigneten Techniken? Dann werden Sie gewiß Gefallen an der umfassenden kommunikationswissenschaftlichen Ausarbeitung des mit allen Wassern Digitaliens gewaschenen Herrn Leckse finden. Mit wohlfeilen Worten beschreibt Herr Leckse die erstaunlichen Erkenntnisse seiner umfangreichen Studien. Daraus kann selbst der eingefleischte Datenreisende noch einiges lernen.

  • Schauspieler und Weltanschauungsvereine

    Mir ist er unsympathisch, der Herr Cruise. Das war schon so, als ich den Film „Rain Man“ gesehen habe, als der damals im Kino lief. Nicht daß er seine Rolle schlecht gespielt hätte. Ganz im Gegenteil. Es ist mehr eine ganz persönliche Antipathie, die ich hege, obwohl ich Herrn Cruise nie selbst kennengelernt habe.

    Seine Mitgliedschaft in einem zwielichtigen Weltanschauungsverein trägt gewiß nicht dazu bei, mein Ressentiment zu verringern. Nur kann das nicht der Grund meiner Abneigung sein, denn das war damals noch unbekannt und womöglich noch gar nicht der Fall.

    Der Medienrummel vor einiger Zeit über das Video einer eher nichtssagenden Ansprache, die Herr Cruise vor einigen Jahren mal auf einer Versammlung der Scientology-Mitglieder gehalten hat, war hingegen nicht angebracht. Der ist dadurch entstanden, daß zuerst „Bild“ die Frage „shall we clean up this place“ falsch übersetzt hat. Die schrieb, „sollen wir die Welt säubern“ und hat daraus geschlossen, die Sekte würde in den nächsten Tagen die Weltherrschaft an sich reißen.

    Damit der Leser angesichts solcher Belanglosigkeiten nicht vor lauter Gähnen den Kiefer ausrenkt, durfte Guido Kopp den Lesern von „Bild am Sonntag“ zusätzlich erklären, daß auch Göbbels schon wußte, wie man ein williges Publikum mit leeren Phrasen in Begeisterung versetzten kann.

    Nüchtern betrachtet, sieht man in der Videoaufnahme eher einen hilfloser Trottel, der sich dafür bedanken muß, daß man ihm gerade eine bierdeckelgroße Medallie umgehängt hat, aber nicht so recht weiß wie er das machen soll. Jemand der immer jemand anderen imitieren muß, weil er über keine eigene Persönlichkeit verfügt oder sich nicht einfach traut, sie zu zeigen.

    Wenn Herr Cuise kein Drehbuch hat, dem er folgen kann, dann muß eben seine letzte Rolle herhalten. Hätte er nicht Staufenberg, sondern Mork vom Ork gespielt, hätte er eben zur Begrüßung nicht salutiert, sondern seinen Ohren gepackt und „Nano Nano“ gesagt.

  • Einkaufen bei Lidl

    Es ist ja keiner zu beneiden, der bei dem abseitigen Spanner „Lidl“ arbeiten muß. Warum man dort nicht einkaufen kann, hat aber nichts mit Solidarität zu den bedauernswerten SklavenAngestellten zu tun, sondern damit, daß man sich als Kunde nicht auch noch im Supermarkt filmen lassen muß.

    Man kann es nicht oft genug sagen: Der Kunde bezahlt das alles!

  • Spam von Ackermann

    Guten Tag Herr Passenger,

    Guten Tag, die Herren Hermann-Josef Lamberti, Rainer Neske, Andreas Arndt, Guido Heuveldop, Ulrich Kissing, Dr. Christian Ricken, Hanns-Peter Storr, und Frank Strauß! (Miese Frauenquote übrigens)

    auch diesen Monat haben wir wieder interessante Informationen und Angebote für Sie zusammengestellt. Wie immer können Sie diesen Newsletter auch in unserem Archiv nachschlagen, um so sicher zu gehen, dass diese E-Mail auch tatsächlich von der Deutschen Bank versendet wurde.

    OK, Sie sind es wirklich! Gut, daß Sie den Wert Ihrer Anschreiben selbst bewerten. Ich hätte da sonst womöglich eine eigene Ansicht entwickelt.

    — 4,3 % p.a. Zinsen fest für ein Jahr – db FestzinsSparen! — Sichern Sie sich attraktive Zinsen für Ihr Sparguthaben:

    Solange sie mir einstellige Zinssätze für meine Darlehen an Sie bieten, im Gegenzug für Ihre aber zweistellige verlangen, möchte ich mich über Darlehen mit Ihnen lieber nicht unterhalten.

    – Zinssatz deutlich über dem Marktdurchschnitt.

    Die Unicredit verlangt gerade über 17 Prozent. Wie errechnen Sie denn so den Marktdurchschnitt?

    – Anlagebetrag von 2.500 Euro bis 100.000 Euro.

    Drunter Sparstrumpf, darüber Stiftung, schon klar. Armut ist ja keine Schande.

    – Sichere Sparanlage ohne jedes Kursrisiko.

    So sicher wie die 25 Prozent Kapitalrendite, die Sie Ihren Aktionären in Aussicht gestellt haben? Toll! Bestimmt können Sie das mit mit Hypotheken auf US-Immobilien garantieren. Die sollen ja gerade günstig zu haben sein.

    – Ihr Vorteil: Zinsgutschrift in 2009. Dieses Angebot gilt nur für Neuanlagen bei der Deutschen Bank. Linktext gekürzt (d. Red)

    Ihr Wunsch nach neuem Kapital ist nachvollziehbar. Nicht daß Ihr Herr Ackermann seine Finger nochmal in einem ganz anderen Kontext erheben muß. (Niemand hat das Wort „Offenbarungseid“ in den Mund genommen.)

    — PC Sicherheit – schützen Sie sich vor Trojanischen Pferden und Viren! — Um einen Befall Ihres PCs mit Viren und Trojanischen Pferden zu verhindern oder diese zu beseitigen, sollten Sie sich eine Firewall und einen Virenscanner installieren. In unserem DownloadCenter finden Sie eine Reihe von Links zu Virenscannern und Firewalls. Linktext gekürzt (d. Red.)

    Das ist wirklich ultraseriös und einer Bank würdig. Es ist ja schließlich das Kerngeschäft von Banken, sich um die Computer ihrer Kunden zu sorgen. Ich werde mal bei meinem Arbeitgeber anfragen, ob wir diesen Text nicht grundsätzlich in unsere Briefe einschließen sollten.

    — Deutsche Bank MotivKarte – Ihre persönliche Kreditkarte — Sie möchten Ihr Lieblingsbild immer bei sich tragen? Kein Problem. Mit der MotivKarte können Sie Ihre neue Deutsche Bank Kreditkarte individuell gestalten. In unserer Galerie stehen Ihnen wunderschöne Bilder aus verschiedenen Editionen zur Auswahl. Natürlich können Sie auch ein individuelles Motiv auf Ihre Karte bringen*. Damit wird Ihre Deutsche Bank Kreditkarte wirklich einzigartig. Linktext gekürzt (d. Red)

    Ohne Ihre Bank wüßte ich gar nicht, wie ich mein Lieblingsbild immer bei mir Tragen sollte. Das ist doch viel zu schwierig. Könnten Sie mir nicht eine Henkel dran machen? Sie können Ihre Kaufkraft übrigens vervielfachen, indem Sie einfach das Fellow-Passenger-Ackermann-Wallpaper (mit typischer Besserverdiener-Geste) als Bildschirmhintergrund installieren. Voll toll und mit garantierter Wertsteigerungschance!

    — Kontoauszüge abbestellen – so leicht geht das! — Sie möchten auf die Zusendung Ihrer papierhaften Kontoauszüge verzichten? Dann können Sie diese ganz einfach unter Service/Optionen > Kontoauszüge in Ihrem db OnlineBanking abbestellen. Die (vierteljährliche) Kontoabrechnung erhalten Sie aus rechtlichen Gründen auch weiterhin in Papierform.

    Der Umweg zwischen Arbeitgeber und Finanzamt ist ja ohnehin eine längst überkommene Tradition. Bankgeheimnis 2.0 ist angesagt. Der Kunde braucht ja nicht zu erfahren was mit seinem Geld geschieht. Wozu also noch Belege?

    Weitere Tipps und Hinweise rund ums Online-Banking haben wir für Sie auf unserer Internet-Seite zusammengestellt.

    Sie sind ein wahrer Samariter. Sie werden aber sicher verstehen, daß ich auch noch ein Wenig Zeit dafür reservieren muß, das Geld zu verdienen, daß Sie in Spekulationsgeschäften zu versenken pflegen. Irgendwo muß es ja herkommen.

    Nebenbei: Ist meine Einlage in Ihrem Hause nicht eigentlich so eine Art Risikokapital?

    Hochachtungsvoll

    Fellow Passenger

  • Volksgeißel Bargeld

    Zwar ist alles doppelt so teuer seit es Euro-Banknoten gibt, trotzdem ist 500 schon der höchste Wert bei diesen Scheinen. Überhaupt ist das aufwendig bedruckte und aus feinster Baumwolle hergestellte Papier unbeliebt wie nie zuvor. Selbst ein grünes Exemplar (100 €) ist kaum mehr an den Mann zu bringen. „Oh, Gott! Haben Sie es nicht kleiner?“, ächzt es einem sofort entgegen, wenn man, um 15,76 € zu begleichen, ein Bündel Bargeld zückt, um einen 20 Euro-Schein herauszusuchen.

    An Kassen von Tankstellen kleben längst Schilder, die darauf hinweisen, das Banknoten über 200 Euro nicht angenommen und schon gar nicht gewechselt werden könnten. Eingedenk des Umstandes, das eine Tankfüllung etwa 80 € kostet, ist das doch bemerkenswert.

    Den schmächtigen Single-Weibchen, die täglich ein Diätjoghurt und eine Schachtel Marlboro light im Supermarkt erstehen und diese Waren per EC-Karte bezahlen sind die hinter ihnen Wartenden offensichtlich ebenso unwichtig wie ihre eigene Privatsphäre. Sie vertrauen darauf, daß ihre Daten, die sie überall hinterlassen schon niemanden interessieren werden. Sie wundern sich bestimmt auch nicht, wenn sie, sobald sie zwei Monate lang keine Tampons mehr erworben haben, Werbung für Windeln zugeschickt bekommen.

    Nicht, das er mich je angezogen hätte, der Zigarettenautomat an der Ecke. Nur um ganz sicher zu gehen, daß ich nie sein Kunde werde, kündet nun schon lange ein gewaltiger Aufkleber davon, daß er mein Geld gar nicht möchte. Nur gnadenhalber würde er es annehmen, falls ich mich zuvor vermittels einer EC-Karte bei ihm vorstelle. Nur um sicherzustellen, daß ich schon volljährig bin natürlich. Volljährig ist übrigens offensichtlich jeder, der ein Stück Plastik in einen Schlitz schieben kann.

    Versuchen Sie mal 20 Euro bar auf ein fremdes Bankkonto einzuzahlen. Das erscheint Ihnen gewiß entlegen. Ich darf sie beruhigen, die Bank wird es ähnlich auffassen. Zudem wird sie 5 Euro „Gebühren“ dafür verlangen, denn Banken hassen Geld, vor allem bares. Auch wenn sie es nicht ganz so schnell verbrennen wie Buchgeld.

    Als Tourist muß man als erstes befürchten, Geld abgenommen zu bekommen. Zwar zahlt man sowieso freiwillig das Zehnfache des angemessenen Preises, aber vor allem wird man fast immer, wenn man auf Reisen geht, bestohlen. Im Ausland mindestens täglich. Man kennt es ja von daheim. Jeden Tag zwischen Frühstück und Arbeitsbeginn wird man in der S-Bahn zwei- bis dreimal überfallen. In der Mittagspause beschweren sich die ortsansässigen Taschendiebe immer wieder über leere Brieftaschen. Kein Wunder also, daß Trickbetrüger am Abend auf Zahlungen per Kreditkarte bestehen. Im Ausland, wo ja bekanntlich ohnehin alles Verbrecher sind, ist das natürlich noch sehr viel schlimmer.

    Bargeld ist der Untergang des Abendlandes. Glauben Sie nicht? Fragen Sie mal einen dieser dressierten Affen, die all diese Briefe unterschreiben müssen, die das EDV-Sytem der Bank an Sie schreibt. Der wird Ihnen jederzeit die lebensbedrohlichen Auswirkungen von Bargeld beschreiben und Ihnen nebenbei die dritte oder vierte Lebensversicherung verkaufen.

    Bargeld ist out. Vor allem weil damit nicht gespeichert wird, ob Sie 250 Euro im Puff gelassen oder schon seit drei Monaten keine Zahnseide mehr gekauft haben. Und wegen des internationalen Terrorismus. Terroristen können zwar an einem Tag ein halbes Dutzend Flugzeuge entführen, aber auf keinen Fall eine EC-Karte fälschen. Ausgeschlossen.

    Außerdem macht Bargeld krank! Warum glauben Sie, daß Münzen so einen komischen Geruch verströmen? Das liegt an den Myriaden von Bakterien, die sie besiedeln. Scheine sind natürlich noch sehr viel schlimmer, weil sie Feuchtigkeit aufnehmen können und sämtliche Biochemie sich eben bevorzugt im wässerigen Milieu abspielt. Wenn Sie demnächst an Typhus, Gelbfieber oder Cholera erkranken, ohne zuvor die Haltegriffe in einer Trambahn abgeleckt zu haben, haben Sie sich wahrscheinlich an Bargeld angesteckt.

  • Kurz notiert II

  • Großblogger und ihr Kommentarwesen

    Auf Spreeblick sinnierte sein geschätzter Herausgeber, Herr Haeusler, kürzlich über den Sinn des Kommentarwesens von Weblogs. Es ist schon länger her, daß er Technorati und Edelmann erklärte, die interessanten Informationen befänden sich größtenteils in den Kommentaren. Es ist nicht ehrenrührig, dann und wann seine Meinung zu ändern.

    Ich darf mal aus unserem Kommentarwesen zitieren:

    „Eine außerordentlich intelligente Sicht der Sachlage“ (Karl, weingeist.blogger.de)
    „Mit Verlaub, totaler Stuß“ (Viktor, anonym)

    Beide beziehen sich freilich auf den selben Beitrag. Ein schöneres Kompliment kann man sich als Autor eigentlich kaum wünschen. Gewünscht hätte ich mir allenfalls, die beiden hätten miteinander diskutiert.

    Das Fachmagazin für Halbwissen pflegt stets respektvoll den direkten, offenen Dialog mit seinen Lesern. Wo der kommentierende Leser wahr- und ernstgenommen wird, fühlen Rüpel sich naturgemäß nicht wohl.

    Großblogger die ihre Leserzuschriften allenfalls noch zu kanalisieren, aber längst nicht mehr zu respektieren oder gar zu beantworten wissen, mögen ihre virtuellen Abfertigungshallen bitte nicht mit ihrem digitalen Wohnzimmer verwechseln.

    Wer für die Massen schreibt, sollte bereit sein sie zu ertragen. Wer das nicht will, soll vielleicht besser eine klassische Zeitung herausgeben — Meinungsmonopol inklusive.

  • Law Spam

    Spam gibt es in vielen Formen. Per E-Mail, als Kommentar, als Referer und auch als Gesetz. Letzteres ist die wohl unheimlichste Form davon.

    Der Gesetzgeber verabschiedet in atemberaubender Geschwindigkeit Gesetze, die bis auf weiteres gelten. Erst nach Einsatz von viel Geld und Zeit darf das Bundesverfassungsgericht den Müll aussortieren.

    • Abschuß von Passagierflugzeugen (aussortiert)
    • Datenvorratsspeicherung (wird untersucht)
    • Online-Durchsuchung (aussortiert)
    • Willkürliche Erfassung von Nummernschildern (aussortiert)

    Wie jeder Spammer weiß, braucht es nur genügend Masse, um schließlich eine Wirkung zu zeitigen. Ein Mittel, daß unser Gesetzgeber offenbar auch zu schätzen weiß. Oder gibt es dort keine ausgebildeten Juristen, die sich die Gesetzeentwürfe erst mal durchlesen könnten?