Autor: Fellow Passenger

  • Zum Gedenken

    Heute ist, wie ich gerade zufällig las, der Tag der Pressefreiheit. Gedenken wir also jener Zeit, in der die Presse noch frei genug war, ihre Quellen schützen zu dürfen. Denken wir zurück an die Tage, in denen die Presse noch unabhängig war von Medienkonzernen, die für ausgebildete Journalisten und Recherche kein Geld mehr ausgeben, sondern auf die Quote schielend Emotionen verkaufen.

    Außerdem gedenken wir natürlich jenen Menschen, die in Ländern leben, wo es noch nicht einmal die kurze Zeit zwischen dem 2. Weltkrieg und der Markteinführung des Focus eine freie Presse gab.

  • Abmahnungen an der Grenze zur Rechtsbeugung

    Mit einem flammenden Plädoyer wettert Thomas Hummel in seinem Weblog gegen die Rechtspraxis bei Abmahnungen. Der abschließende Satz seiner Ausfürungen:

    … Deutlicher wäre, und das muß man auch mit dieser Härte konstatieren, die Feststellung, daß sich die Gerichte mit dieser Rechtsprechung nah an der Grenze zur Rechtsbeugung befinden.

    Vielleicht probieren wir mal aus, ob wir mit der Argumentation einen der Abmahner für den uns entstandenen Schaden in Regress nehmen können.

  • Pfaffen sind irgendwie geistlicher als Imame

    Nach dem neuen BKA-Gesetz gelten zwar Pfarrer und Priester weiterhin Berufsgeheimnisträger, die zum Schutz ihrer Klientel nicht nicht abgehört werden dürfen, Imame aber nicht. Kein Wunder, denn die öffentliche Meinung geht dahin, daß Terroristen normalerweise Moslems sind.

    Das sind die Interessenkonflikte, die entstehen müssen, wenn man krampfhaft daran festhält, den christlichen — und nur diesen — Weltanschauungsgemeinschaften unsinnige Sonderrechte zu gewähren, statt Staat und Kirche endlich zu trennen. Religionsunterricht in der Schule, das Kruzifix im Gerichtssaal oder das Inkasso der Mitgliedsbeiträge über das Finanzamt paßt bestimmt gut in einen Gottesstaat. Deutschland sieht sich aber noch immer ganz gerne als Rechtsstaat und da paßt es eben nicht.

    Das Beichtgeheimnis scheint mir ebenso entbehrlich, wie die Beichte selbst mit äußerst unschönen Nebenwirkungen verbunden ist. Wenn die Pfaffen nach der Beichte unkeuscher Gedanken immer wieder derart in Erregung geraten, daß sie flugs ihre Ministranten pimpern müssen, wäre es doch wohl besser, man würde sie mit Details aus dem eigenen Sexualleben lieber nicht behelligen.

    Bei besonders belastenden Abwegigkeiten dürfte eine Verhaltenstherapie mit psychologischer Hilfe ohnehin mehr Erfolg versprechen, als fünf Ave Maria und sieben Vaterunser.

  • So desinformiert die Presse

    Die Internetausgabe der Rheinische Post erklärt, wohl exklusiv, wie die Online-Durchsuchung funktioniert.

    Der Karlsruher Sicherheitsberater Dirk Fox hatte in einem Gutachten für das Bundesverfassungsgericht geschrieben: „Will man sicherstellen, dass die Durchsuchungssoftware auf keinem anderen als dem gewünschten Zielsystem installiert wird, gibt es keine Alternative zur manuellen Installation.“ Will heißen: Fahnder müssten demnach eigentlich in die Wohnung des Verdächtigen einbrechen und dort auf dem Rechner ihre Programme installieren.

    Das mag stimmen. Wie aber kommt „RP ONLINE“ auf folgende Argumentationskette?

    Dies allerdings ist nach dem Kompromiss zwischen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Justizministerin Brigitte Zypries nicht erlaubt. Also muss alles versucht werden, dass der Verdächtige nichts von der Geheimdurchsuchung mitbekommt.

    Weil eine „Geheimdurchsuchung“ nicht erlaubt ist, muß sie stattdessen im Geheimen erfolgen. Hört, hört! Weiter heißt es:

    Antivirenprogramme schlagen bei Schnüffelangriffen schnell Alarm. Die Fahnder werden wohl darauf angewiesen sein, dass ihre Zielpersonen es mit der Computersicherheit nicht so Ernst nehmen.

    Wer seinen Virenscanner aktuell hält, darf sich also freuen, ein unangreifbares System zu besitzen. Schön, daß Sicherheitslücken in Programmen demnach keine Rolle spielen. Warum werden die eigentlich nach ihrer Entdeckung geschlossen? Aber halten Sie sich fest. Es wird noch besser:

    Nach Einschätzung von Experten können Fahnder allerdings nicht immer ihre Spuren löschen, die sie mit ihrer Software auf dem Rechner des Verdächtigen hinterlassen. Sichert der Nutzer etwa über ein sogenanntes Backup seine Daten und stellt das System Monate später wieder auf den alten Stand zurück, könnte das bereits gelöschte Spionageprogramm wieder auftauchen.

    Das ist zweifellos ein Aspekt, der für Kopfzerbrechen sorgen könnte. Es wäre ja schlimm, wenn man ein paar Monate in U-Haft saß und plötzlich herausbekäme, warum.

    Auch die Beweislast der gewonnenen Informationen ist fragwürdig: Daten könnten zum Beispiel von Polizisten manipuliert oder die Beamten selbst auf eine falsche Fährte gelockt werden, wenn der Nutzer die Online-Durchsuchung bemerkt.

    Die Beweislast liegt klar bei den Ermittlern. Fragwürdig ist allenfalls die Beweiskraft.

    Zudem kann ein Rechner nicht zweifelsfrei einer bestimmten Person zugeordnet werden, wenn zum Beispiel ein DSL-Anschluss gemeinsam genutzt wird.

    Gemeint ist wohl nicht ein Rechner, sondern die IP-Nummer eines Internet-Zugangs, hinter dem sich ein ganzes Netz von Rechnern befinden kann. Das Problem: Ob die Schnüffler die richtige Maschine angreifen, erfahren sie erst, wenn sie das System bereits infiltriert haben.

    Das bedeutet: Die erbeuteten Daten sind vielleicht für Kriminalbeamte hilfreich, die Anschläge verhindern wollen oder sich neue Ermittlungsansätze erhoffen. Staatsanwälte benötigen dagegen Beweise, mit denen sie eine Verurteilung erreichen können.

    So sieht moderner Qualitätsjounalismus wohl leider aus: Geld für Anzeigen erbeuten und sich erhoffen, damit Leser zu erreichen, die nicht merken, daß sie für dumm verkauft werden.

  • Unterschlagenes Land

    Weil ja kein Mensch sich in allen Foren registrieren kann, wo diese wirklich brillante Überlegung zu finden ist, mal eine kurze Würdigung dazu:

    Guckt in euren Pass, was steht da? Staatsbürgerschaft DEUTSCH. Was ist denn das? So eine gibts nicht. In jedem Pass anderer Nationen steht dort der Name des Landes. Da fehlt das Wort …LAND. Wieso?

    Dort steht „Staatsangehörigkeit: deutsch“. Deutsch drückt in unserer Sprache aus, daß etwas aus unserem Land kommt. Das ist eine Herkunftsbezeichnung in deutscher Sprache. Die Staatsangehörigkeit Deutsch gibt es ebenso wie Französisch, oder Guatemaltekisch. Das Wort Land fehlt dort keineswegs. Wir sprechen schließlich auch nicht Deutschland, sondern Deutsch.

  • Kurz notiert III

    • Helfen kann so einfach sein: Für nur einen Euro pro Bundesbürger bekommt Saigon eine eigene U-Bahn, von Siemens.
    • Die englische HSBC-Bank hat gerade 370000 Datensätze ihrer Kunden verschlampt. Halb so wild. Der BND „findet“ die CD-ROM bestimmt bald. Verloren geht da nichts.
    • Als das Fernsehen noch genügend Zeit hatte, Menschen ausreden zu lassen, hat es auch Interviews gesendet, die heute noch interessant sind. F!XMBR war so freundlich, bei youtube.com die Zehn-Minuten-Häppchen einer Sendung mit Rudi Dutschke zusammenzuklauben.
    • Ich habe jetzt mal das mir unaufgefordert unterbreitete Angebot „e@asy Credit“ über ein Darlehen direkt an ABN AMRO weitergeleitet, die mir unverlangt Vermögensverwaltung anboten.Vielleicht wird man mir ja eine kleine Provision zugestehen.
    • Die „Zeit“ stellt die falsche Frage, was von Pierer wußte. Die richtige Frage wäre wohl eher, wie man womöglich schon heute einen Großauftrag erteilt bekommen kann, ohne sich dafür erkenntlich zu zeigen.
  • Lebensmittelkraftstoff wird teurer

    „Lebensmittel werden knapp“, titelte das Boulevard vor Kurzem. Das ist für Deutschland zwar wohl ziemlicher Käse, aber verwunderlich ist es kaum.

    Warum soll man nicht zur Abwechslung mal Bio-Sprit verbrennen, statt Erdöl, ist eine gängige Idee. Rapsöl statt Diesel oder Ethanol aus Getreide ist ja auch geeignet, um Automobile anzutreiben und Heizungen zu befeuern. Dank der umweltfreundlichen Mineralöl- und Ökosteuern ist das auch viel wirtschaftlicher.

    Bislang mußte man den begehrten Treibstoff umständlich ausgraben oder sonstwie aus dem Planeten pumpen. Heute können wir, dank der ohnehin vorhandenen Raffinierien, auch Lebensmittel tanken, die auf dem Acker wachsen.

    Sollen die vom Ackerbau lebenden Völker sich doch einfach von Erdöl ernähren. Im Grunde ist es doch egal was wir in unsere Tanks füllen — Hauptsache wir holen es uns von den anderen.

    Da unternimmt Wirtschaft und Politik endlich mal etwas gegen die hohen Energiepreise, und schon jammern die Verbraucher, weil im Gegenzug das Essen teurer wird. Denen kann man es ja nie recht machen. Es wäre kein Wunder, wenn dieses ganze parasitäre Arbeitnehmergeschmeiß demnächst auch noch verlangen würde, daß die Löhne an die Inflation angepaßt werden sollen.

  • Olympische Spiele kurzfristig verlegt

    Weil China weitere Proteste von Menschenrechtsfanatikern befürchtet, werden die Olympischen Spiele kurzfristig verlegt. Sie sollen nun im Hinterhof der alten Ziegelei in Tacheng unter Ausschluß der Öffentlichkeit abgehalten werden.

  • Spreeblick goes Gonzo

    Das beliebte Berliner Mainsteam-Blog „Spreeblick“ entdeckt schließlich das von Hunter S. Thompson geprägte Genre  Gonzo-Journalismus und schreibt über Doping.

    Bitte mehr davon!

  • Mindestlohn: Bundestag knickt ein

    Überraschend hat der Bundestag bekannt, daß für Abgeordnete künftig ebenfalls ein Mindestlohn gelten soll. Es könne nicht angehen, daß Emporkömmlinge aus Billiglohnländern künftig Gesetze beschließen, teilte Bundestagspräsident Norbert Lammer mit. Nur ein festgeschriebener Mindestlohn könne schließlich dauerhaft für die gewohnte Qualität der Gesetzestexte bürgen.

    Damit Abgeordnete  künftig angemessene Bezüge erhalten, wie sie für jede Führungskraft in der freien Wirtschaft üblich sind, bedürfe es natürlich einer „maßvollen Anpassung der Diäten“. Eine Finanzierungslücke entstünde dabei nicht, da man lediglich die Steuersätze erhöhen müsse.