Kategorie: Misswirtschaft und Politiktheater

  • Kongo: Drillen zum Kinder killen

    Wegen der „gewachsenen Bedeutung der Bundesrepublik Deutschland“, die schon unter Bundeskanzler Gerhard Schröder eifrig halluziniert wurde, wird Deutschland bald nicht nur am Hindukusch verteidigt. Am deutschen Wesen soll nun auch Kongo genesen.

    Das ist keine ganz leichte Aufgabe, schon weil Kongo und Kongo zwei verschiedene Länder sind, die zu allem Überfluß direkt nebeneinander liegen. Da ist einmal die Demokratische Republik Kongo. Angrenzend ist die Republik Kongo, die schon Kongo war, als das Nachbarland noch Zaire hieß.

    Nun gilt es, dort die Demokratie einzuführen. Nicht etwa in der Republik Kongo, sondern in der Demokratische Republik Kongo. Das ist ungefähr wie mit der Deutschen Demokratischen Republik, die auch nicht ganz so demokratisch war, wie der der Name suggerierte. Deswegen ist Deutschland heute ganz automatisch Experte für den Kongo-Einsatz.

    Demokratien entfalten sich ja am Besten, wenn man möglichst die gesamte irgendwie sowieso undemokratische Bevölkerung auslöscht und den zuvor angefallenen Ballast der Geschichtsschreibung verwirft. Zumindest begründen die USA immerhin ihre im World Fact Book der CIA ausgewiesene „streng demokratische“ Tradition darauf. Griechenland bringt man amerikanischerseits übrigens nicht mit Demokratie in Verbindung. Klar, Demos gab es da mal in Polen, wo in Wackersdorf jemand Atommüll doof fand. Und Kratein ist ein Schreibfehler. Es heißt Latein. Natürlich wurde die Demokratie in New York erfunden. Genauso wie Pizza.

    Heute muß das vor lauter Demokratie alles politisch korrekt ablaufen. Uncoole Kriege gibt es nicht mehr. Wir setzen unseren Willen längst mit völlig harmlosen Militäroperationen durch. Nur minimalinvasive Eingriffe also. Für den Einsatz im Herzen Afrikas hat die Bundeswehr sämtliche Geschosse vorsorglich mit den Worten „It doesen’t matter if you’re black or white“ gravieren lassen. Noch umstritten ist allerdings der Zusatz, „If you are not satisfied with your death, we will resurrect you for free“, da man sich bislang nicht einigen konnte, ob der gesetzliche Gewährleistungsanspruch von 24 Monaten schon ab der Herstellung des Geschosses gelten soll, oder erst ab seinem Eintreffen im Zielkörper.

    Weil in der Demokratischen Republik Kongo zwar schon, im Raum Kinshasa aber vielleicht irgendwie auch nicht, mit sogenannten Kindersoldaten zu rechnen ist, wurden die deutschen Soldaten extra vorbereitet. Sie haben die strenge Anweisung, nur gemäß der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdenden Medien als unbedenklich (FSK 6) ausgewiesenes Material mit sich zu führen, ehe sie das Feuer eröffnen.

    Verteidigungsminister Franz-Josef Jung ist zuversichtlich. Schließlich hat fast jeder deutsche Soldat schon einmal Urlaub in Italien gemacht, wo es auch viel wämer ist als in Deutschland. In Zentralafrika soll das Wetter sogar noch viel besser sein. Außerdem kann man da außerordentlich günstig Maschinengewehre kaufen. Ein AK47 kostet dort gerade mal 20 Dollar.

  • Deutschland ist der Name eines Fußballvereins

    Manifestiert sich durch das Herumwedeln eines schwarz-rot-goldenen Lumpens latent vorhandener Patriotismus? Ist es plötzlich ausgebrochener Nationalstolz, wenn betrunkene Proleten zu nachtschlafender Zeit lautstark „Deutschland, Deutschland“ gröhlen?

    Deutschland ist in diesem Zusammenhang nichts als die Bezeichnung einer weltweit beachteten Fußballmannschaft. Die Flagge wird nicht gezeigt, weil man so stolz auf die Geschichte des Landes oder die gegenwärtige Regierung ist, sondern weil man sich mit einer handvoll junger Männer identifiziert, die ihr sportliches Geschick zufällig dem deutschen Zweig eines international operierenden Unterhaltungskonzerns zu verkaufen beliebten.

    Die Aufstellung von Fußballmannschaften ist längst ein globales Geschäft. Das einzige Merkmal anhand dessen ein Fan sich überhaupt orientieren kann, ist die Vereinsflagge. Nationalitäten spielen da keine Rolle. Mithin schwenkt der vermeintliche Patriot hierzulande nichts als den Wimpel seines Lieblingsvereins.

    Die Massenhystherie gilt der Nationalmannschaft, nicht der Nation.

  • Aphorismus

    Das Stimmvieh bleibt ruhig, solange es täglich gemolken wird.

  • Blumen und Schilder

    Wenn Leute zwischen zwei Orten hin und her laufen müssen, die durch eine Wiese getrennt sind, wird alsbald ein Trampelpfad entstehen, der eine direkte Linie zwischen beiden Orten bildet, auch wenn um die Wiese herum bereits ein Weg angelegt ist.

    Man kann nun ein Schild in die Wiese rammen, das besagt, es sei verboten, den Rasen zu betreten. Vielleicht eher zwei, nämlich eines an jedem Ende des Trampelpfades. Schöner wird die Wiese dadurch nicht, aber es geht ja ums Prinzip.

    Weil auf dem Pfad längst kein Rasen mehr wächst, der sich schonen ließe, werden viele den Pfad weiterhin nutzen. Also braucht es als nächstes einen Zaun, der den ihn absperrt.

    Dann aber werden sich bald weitere Trampelpfade zu beiden Seiten des Zauns bilden. So muß schließlich die ganze Wiese umzäunt werden.

    Allerdings werden viele Menschen über den Zaun klettern, um ihren gewohnten Weg zum Ziel zurückzulegen. Um das zu verhindern wird ein Wächter nötig, der den Zaun beobachtet.

    Damit alle den Wächter ernst nehmen, muß er mit Macht ausgestattet werden und es müssen Strafen verhängt werden.

    So geht das immer weiter, bis die ganze Wiese ein mit Stacheldaht bewehrtes Schlammloch ist und niemand mehr von der einen auf die jeweils andere Seite möchte. Die beiden Orte werden überflüssig, weil jene die sie einst belebten und brauchten längst vertrieben und hinter Gittern sind.

    Man hätte den ersten Trampelpfad auch befestigen können, damit niemand durch knöchelhohen Matsch waten muß. Man hätte ihn mit Blumenbeeten säumen können, damit er hübsch anzusehen ist. Es hätte weniger gekostet, als einen Zaun zu errichten und die Wiese wäre noch da. Aber wer braucht schon Blumen, wenn es auch Schilder gibt?

  • Zu Ihrer eigenen Sicherheit

    Vor was, HypoVereinsbank, wollen Sie mich eigentlich schützen, wenn Sie mir den Zutritt zu Ihren Geldautomaten an der Münchner Freiheit nach 22.30 Uhr verweigern? Sie bescheiden mir per Schild an der Scheibe:

    „Zu Ihrer eigenen Sicherheit ist der Zugang zu unserem SB-Bereich nur zwischen 9.00 Uhr und 22.30 Uhr möglich. Wir danken für Ihr Verständnis.“

    Ihren „SB-Bereich“ empfinde ich zwar durchwegs unbehaglich, aber keineswegs sehe ich mein Leib und Leben in Gefahr, sobald ich diesen betrete. Das übrigens ganz unabhängig von der Tageszeit.

    Müsste ich befrürchten, daß eines der Geräte mir die Finger abtrennt, sobald ich nach den ausgezahlten Banknoten greife? Mutiert Ihr Automatenarsenal nächtens gar zu einer Art unkontrollierbarem Robotermob, daß mich zerreissen könnte, falls ich meine Geheimzahl falsch eintippe? Vielleicht fröhnen die Geräte bereits schon am frühen Abend dem Angebot der Schwabinger 7, so, daß sie ab halb elf bereits im Vollrausch ein paar Nullen an den Buchungsbetrag anhängen.

    Bedrohlich finde ich es dagegen, wenn Sie sich ungeprüft für mein Verständis bedanken, es also schlichtweg voraussetzen. Sie geben mir damit zu verstehen, daß es Ihnen völlig egal ist, ob ich mit Ihrem Treiben einverstanden bin.

    Zu Ihrer eigenen Sicherheit, werde ich künftig keine Gebühren an Sie entrichten und danke für Ihr Verständnis.

  • Potsdamer Rechtsdrall

    Wenn ich lese, „brutal zusammengeschlagen“, denke ich an exzessives Prügeln und Treten. Offenbar wurde der Ingenieur Ermyas M. von einem einzelnen Fausthieb getroffen, der ihn allerdings lebensgefährlich verletzte.
    Die Aufzeichnung auf der Handy-Mailbox seiner Gattin, mit der er zum Tatzeitpunkt verbunden war, belegen, daß die Täter ihn als „dreckigen Neger“ beschimpft haben. Das zeigt eine rassistische Grundhaltung der Täter. Aber belegt es auch, daß die Täter den Mann aus rassistischen Motiven töten wollten, wie die Presse nahelegt?

    Ich bezweifle nicht, daß es solche Fälle gibt. Die gibt es mit Sicherheit sogar reichlich. Dieser könnte ein solcher sein. Es ist zu begrüßen, daß Generalbundesanwalt Kay Nehm den Fall an sich zieht, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Allerdings spricht manches dafür, daß dieser Fall sich dafür nicht gerade besonders gut dafür eignet.

    Den laufenden Ermittlungen zufolge haben die mutmaßlichen Täter keinen Kontakt zu rechtsradikalen Gruppierungen. Zudem spricht vieles dafür, daß der Fausthieb der Höhepunkt eines Streits war, in dem auch das stark alkoholisierte Opfer sich bereits zu Handgreiflichkeiten hatte hinreissen lassen. Die „Märkische Allgemeine“ berichtet, das Opfer habe zuvor nach den späteren Tätern getreten.

    Nüchtern betrachtet sieht die Angelegenheit eingedenk der bisherigen Faktenlage bislang eher nach einer Kneipenschlägerei aus. Aufgrund eines einzelnen Faustschlags eine Tötungsabsicht zu unterstellen ist kaum haltbar. Es ist trotz der Beschimpfung unklar, ob die Hautfarbe des Opfers ausschlaggebend für die Tat war.

    Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm löst zwar besonders mit seinem Hinweis auf „blonde und blauäugige“ Gewaltopfer Brechreiz aus, dennoch hat der bekanntermaßen xenophobe Politiker in einem Punkt recht: Das Motiv der Tat ist bislang nicht erwiesen.

  • Gefallen lassen

    Wenn die katholische Kirche den Menschen in Tansania erklärt, daß sie in den Himmel kommen, wenn sie keine Präservative verwenden, folgt das einer gewissen Logik. Immerhin rückt das Ableben durch HIV so doch in greifbare Nähe. Die Geschichte mit dem Paradis ist zwar umstritten, aber bislang hat noch kein Toter bei der Kirche seine Spenden und Kirchensteuern wegen einseitiger Nichterfüllung des Vertrages zurückverlangt.

    Grund genug für den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Kritikern der Kirche den Mund verbieten zu wollen. Dazu möchte er gerne den Teil „die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören“ aus dem § 166 des Strafgesetzbuches streichen.

    … wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

    Bislang hat sich Satire in der Bundesrepublik Deutschland noch nie als geeignet erwiesen, den öffentlichen Frieden zu stören. Deswegen ist es fast nur Privatpersonen gelungen, gegen eine satirische Darstellung ihrer Person vorzugehen.

    Allerdings birgt eine komische überspitzte Darstellung einer Sache immer das Risiko, daß der Rezipient nicht nur zm Lachen, sondern auch zum Nachdenken angeregt wird. Eigenständiges oder gar kritisches Denken ist zur Zeit nicht sehr beliebt. Deswegen soll lieber mehr gefrömmelt, vor allem aber das Maul gehalten werden.

    So teilt Edmund Stoiber, der bayerische Ministerpräsident, dem Münchner Merkur zur von MTV geplanten Ausstrahlung der Comic-Serie Popetown mit, „wenn man den Papst in dieser Weise darstellt, müssen wir uns das als Gesellschaft nicht gefallen lassen“.

    Eine freie Gesellschaft muß es sich nicht gefallen lassen, wenn ihr verboten werden soll, Kritik zu üben.

  • PR kann so einfach sein

    Vor kurzem hatte die Druckerei Flyerpilot Aufsehen erregt, indem sie eine reichlich verworrene Abmahnung an Stefan Walter,  den Betreiber von Hessis Weblog schickte (wir berichteten).

    Das Unternehmen hat die öffentliche Wirkung ihres zunächst unglücklichen Vorgehens erkannt und angemessen reagiert. Flyerpilot hat seinen Juristen wieder an die Leine genommen und stattdessen eine Stellungnahme abgegeben. Darin legt die Druckerei nachvollziehbar ihre Sichtweise über die Kritik an der Qualität ihrer Produkte dar und entschuldigt sich für die „zugegebenermaßen übertriebenen Abmahnung“. Stefan Walter hat die Stellungnahme auf seinem Blog veröffentlicht.

    Natürlich wird man die vielen empörten Stimmen über das erste Vorgehen des Unternemens noch lange im Internet finden. Daß Flyerpilot als eines von wenigen Unternehmen erkannt hat, wie man mit einem freudlichen, ehrlichen Brief Image-Katastrophen verhindern kann, hoffentlich auch.

  • Platzeckball II

    Jetzt ist auch klar, was da faul war. Der gesundheitlich offenbar schwer angeschlagene SPD-Chef Matthias Platzeck hängt nämlich sein Amt an den Nagel, wie Spiegel Online berichtet. Seine idealistischen Ausblicke waren Worte des Abschieds. Vage Visionen, die er nicht versuchen wird umzusetzen. Schöne Vorstellungen die vermutlich schon bald wieder in Vergessenheit geraten werden.

  • Platzeckball

    Matthias Platzeck, Vorsitzender der SPD ruft gegenüber Spiegel-Online nicht weniger als den neuen Sozialstaat des 21. Jahrhunderts aus.

    Gerechter und ohne Armut soll der werden. Die Bürger sollen sogar wieder Eigenverantwortung bekommen. Selbst in Bildung soll investiert werden.

    Auch wenn dabei jeder Hinweis fehlt, wie und wann das so werden soll, klingt das ja fast so, als interessierte man sich neuerdings für Menschen.

    Da muß doch was faul sein!