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  • Neuer Trendsport: Bei Staatsbesuchen auf sich selbst schießen

    Vor kaum zwei Wochen hat sich ein Polizist im brandenburgschen Meseberg, der den US-Präsidenten George W. Bush zu bewachen hatte, derart geärgert, daß er sich selbst „versehentlich“ in den Unterarm schoß.

    Den Besuch des französischen Staatspräsidenten Sarkozy in Israel, nahm ein Grenzschützer zum Anlaß, sich — wiederum „versehentlich“ — mit seinem Sturmgewehr zu erschießen.

    Leichen pflastern ihren Weg.

    [gefunden bei fefe]

  • Haarlose Affen

    Weil Wahlkampf ist, üben die Parteien sich mal wieder ein wenig in bürgerfreundlicher Rhetorik. Heute ist Rundumüberwachung vielleicht doch nicht ganz so toll und alles soll viel billiger werden. Mehr verdienen sollen wir auch. Zumindest so lange, bis jeder sein Kreuzchen an der vorgesehenen Stelle gesetzt hat. Nicht daß wir uns auch noch so daneben benehmen wie unsere Irischen Nachbarn.

    Nach der Wahl ist vor der Wahl. Eine Legislaturperiode dauert vier Jahre. Alles ist möglich. Das Runde (Münzen) muß in das Eckige (Geldbeutel). Die soziale Marktwirtschaft hatte in den letzten Jahren kein Glück. Dann kam auch noch Pech dazu.

    Wählen Sie, auf daß die bessere Partei gewinne. Dann wird alles besser. Ganz bestimmt.

    Ehe Sie vor Wut und Enttäuschung vergehen, lehnen Sie sich zurück, justieren Ihren Babelfisch auf den angelsächsischen Sprachraum und erhaschen hier einen Blick auf das Große Ganze.

  • Sehr geehrte Fußballproleten,

    es ist natürlich überaus erfreulich für Sie, daß Ihre Lieblingsmannschaft auch heute im Viertelfinale obsiegen konnte. Wedeln Sie deswegen ruhig gerne mit dem schwarz-rot-senffarbenen Vereinswimpel herum, bis Ihnen die Arme abfaulen.

    Da es inzwischen nach 1 Uhr nachts ist, wäre es doch aber allmählich angebracht, von kraftvollen „Olé, olé, olé-olé“-Interjektionen abzusehen, und auch die Finger von druckluftbetriebenen Nebelhörnern und Autohupen zu lassen.

    Wäre nett.

  • Sie sind verdächtig!

    Sie haben sich unverdächtig verhalten, sogar unauffällig. Das ist schon sehr auffällig und damit höchst verdächtig. Wehe Sie lesen jetzt auch noch den jüngsten Beitrag von AnnalistIn.

    Lesen Sie ihn allerdings nicht, beweist das nur, wie konspirativ sie vorgehen, um ungeschoren davon zu kommen. Sie sind verdächtig, so oder so!

  • Ausnahmezustand

    Es ist beinahe zwölf Uhr nachts und man könnte gemütlich im Bett liegen und von einer friedlichen und freien Welt träumen. Doch, ach, fanatisierte Fußballproleten grölen zu Fuß mit heiserer Stimme etwas, das wie „Schmand“ klingt. Andere fahren, neuerdings mit Nationalflaggen bestückte, Kraftfahrzeuge unter unseren Fenstern hin und her und bringen mit ihrem hysterischem Hupkonzert auch den letzten Nachbarn um den Schlaf, obschon der Verlauf eines Fußballspiels mitnichten eine unmittelbare Gefahr für den Straßenverkehr darstellt, vor der durch Hupen gewarnt werden müsste.

    Zudem darf man wohl auch fragen, worin die solcherart bejubelnswerte Sensation liegt, wenn Deutschland gegen Österreich in einem Fußballspiel obsiegt. Hätte jemand mit dem Gegenteil gerechnet, wäre dieses Kleinod aus dem Genre Dokumentarsatire vermutlich nie entstanden.

  • Wahlkrampf in den USA

    In den USA läuft gerade das traditionelle Abdankende-Präsidenten-Bashing an. Warum die immer erst gegen Ende der zweiten Legislaturperiode meinen, man müsste den gerade noch amtierenden Präsidenten jetzt ganz dringend seines Amtes entheben, bleibt wohl ein amerikanisches Mysterium.

    Bei Clinton war es der staatsgefährdende Fellatio, bei Bush ist es nun der Umstand, daß im Krieg auch Amerikaner sterben können. Offenbar ist der Mann etwas prüder als seine Amtsvorgänger. Die Konsequenz davon — das ist ebenfalls fester Bestandteil der Tradtition — ist logischerweise keine.

    Wenn man bei uns das Merkel erwischte, wie es bei Ikea ein halbes Dutzend Bleistiftstummel einschöbe, würde sich damit auch kein Sommerloch füllen lassen.

    Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann man ein Buch aber auch schon mal vor Gericht und Kameras als Anklage vorlesen, um dessen Verkauf anzukurbeln.

    Wir freuen uns schon heute auf Berichte über sexuelle Ausschweifungen und brezeninduzierte Erstickungsanfälle von McCain, die wir wohl erst 2016 werden lesen dürfen, falls der Mann nicht vorher über seinen Hund stolpert.

    „Moment mal! Warum soll denn ausgerechnet ein republikanischer Hardliner wie Elitesoldat McCain der nächste Präsident werden“, werden Sie sich vielleicht gerade entrüstet fragen. Ganz einfach: Seine Konkurrenten sind ein Frauenzimmer und ein Neger, beides Intellektuelle und obendrein Demokraten. Schlechtere Karten kann man in den USA wohl nicht haben.

  • Sie, Jochen Grothe, Bürgermeister von Amstetten, Baden Würtemberg,

    haben in der „Titanic“ eine Reportage über Amstetten mit dem Titel „Eine Stadt weiß von nichts“ gelesen und haben darauf den „Oberösterreichischen Nachrichten“ anvertraut, daß Sie nun rechtliche Schritte gegen die „Titanic“ prüfen lassen wollen. „Wir wollen eine Richtigstellung, weil für uns zu wenig herauskommt, daß es um ein anderes Amstetten geht.“

    Wenn nun aber noch weniger, also zum Beispiel überhaupt nicht, herauskäme, daß „Titanic“ in einem anderen Amstetten recherchiert hat, als dem in Österreich, wäre es dann noch viel schlimmer? Oder würde es Ihnen Erleichterung verschaffen, wenn irgendwo, vielleicht im Titel, stünde, „Amstetten in Baden Würtemberg, eine Stadt weiß von nichts“? Andererseits steht es ja schon in Zeile 60, in einem Dialekt, der Ihnen bekannt vorkommen müsste.

    Sie möchten darauf hinweisen, daß Ihr Amstetten in einem Land liegt, in dem Väter ihre Kinder nicht mißbrauchen und im Keller gefangen halten, sondern Mütter ihre Kinder umbringen und in die Tiefkühltruhe stecken? Statt rechtliche Schritte prüfen zu lassen können Sie ja mal einfach so eine Gegendarstellung an die „Titanic“ schicken. Mit etwas Glück druckt sie die freiwillig. Wir läsen sie bestimmt gerne.

    Ihre Titanic-Leser vom

    Fellow Passenger

  • Open Water

    Wenn Sie mal einen Film drehen möchten, der das Zeug dazu hat, den Golden Trailer Award als „bester Thriller“ zu gewinnen, geben wir Ihnen hier einige Tips an die Hand, mit denen Sie zusätzlich noch eine Nominierung als „bester Independentfilm“ abstauben können. Den Saturn Award für den „besten Horrorfilm“ haben Sie damit ebenfalls so gut wie in der Tasche.

    Sie benötigen dazu viel Wasser. Idealerweise verbinden Sie die Aufnahmen mit einem Badeurlaub, notfalls genügt aber auch ein Spülbecken und etwas blaue Lebensmittelfarbe. Setzen Sie zwei gewöhnliche Weinkorken ins Wasser und filmen Sie etwa eine dreiviertel Stunde lang, was geschieht.

    Gestrandeter SektkorkenEs geschieht nichts? Gut so! Damit erreichen sie genau das gleiche und damit gewünschte Ergebnis, wie Chris Kentis mit seinem Werk Open Water: Das Schauspieltalent von im Wasser treibenden Weinkorken, gefühlte drei Stunden quälende Langeweile und die vergebliche Hoffnung auf eine überraschende Wende.

    Als guter Filmemacher müssen Sie natürlich den Hintergrund Ihrer Vorlage kennen. Deswegen hier die umfassende Beschreibung der Handlung: Wegen eines Mißverständnisses treibt ein Ehepaar bei einem Tauchausflug tagelang allein in der Karibik und stirbt schließlich an Erschöpfung.

    Fairerweise muß man einräumen daß der Film durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen einige Lacherfolge für sich verbuchen kann. Die sehr ausführliche Darstellung, wie die männliche Hauptrolle einen Kofferraum mit Reisegepäck bestückt, ist zwar für die Handlung ohne Belang, gewinnt aber dadurch, daß der Zuschauer diese langatmige Einstellung unter anderem aus der Perspektive eines unter dem Auto liegenden Beobachters verfolgen darf.

    Auch eine charmant choreographierte Action-Einstellung hat „Open Water“ zu bieten. In einem preiswerten Hotelzimmer entspinnt sich eine wilde Jagd auf einige Stechmücken, in deren Verlauf einige der Fluginsekten unter den Schlägen mit einer Zeitung ihr Leben lassen.

    Nach diesem Gemetzel verliert der Film allerdings zusehends an Tempo. Nach einer mehr als ausführlichen Darstellung der Bootsfahrt zum Tauchgang, darf man das Paar rund eine dreiviertel Stunde lang dabei begutachten, wie es sich, im Wasser treibend, über Belanglosigkeiten streitet, von Quallen und kleinen Fischen traktiert wird.

    In den letzten Minuten sterben die Hauptdarsteller endlich an Erschöpfung und erlösen den Zuschauer vor dem nahenden Tod durch Langeweile.

    Weitere, teils interessante Meinungen zu „Open Water“ finden sie bei

    Bildquelle: JustforFoto

  • Nullen für Vollbeschäftigung

    Halbwissenschaftliche Studien beweisen es: Die deutschen Politiker sind einfach nur zu dumm zum Rechnen. Jahr für Jahr präsentiert das Arbeitsamt, heute auch als Bundesagentur für Arbeit bekannt, obwohl Ministerium für Arbeitslosigkeit eigentlich passender wäre, immer schönere Arbeitslosenzahlen.

    Was haben da die kleinen Gipsköpfchen geraucht und die zarten Beamtenpopos sich auf ihren ach so harten Stühlen wundgesessen, um nichts weiter zustande zu bringen, als gerade die Hälfte der größten Bedrohung des Landes nach dem internationalen Terrorismus, den Arbeitslosen, hinfort zu rechnen.

    Gottfried Ludewig, Mitglied des Bundesvorstands der CDU, ist natürlich noch zu jung, zu unerfahren und vielleicht auch zu sehr Opfer der deutschen Bildungsmisere, um zu erkennen, daß es ein Klassenwahlrecht bis 1918 schon gab. Immerhin schien er sich grob daran zu erinnern, daß dies mit dem Grundgesetz wegen irgendwelcher juristischen Spitzfindigkeiten nicht vereinbar wäre, in dem ja auch öfter mal diese komische „Demokratie“ erwähnt wird, von der heute kaum noch jemand spricht. Auch er ist der Idee der Halbierung verhaftet. Wenn die Stimmen der Erwerbslosen nur mehr die Hälfte zählte, müsste sich seiner Logik folgend, die Zahl der Nicht-CDU-Wähler ebenfalls um die Hälfte senken.

    Da irrt er freilich, schon weil die Mehrheit der vom Staat verstoßenen und betrogenen dazu neigt, pragmatischerweise gar nicht zu wählen. Sie wissen aus Erfahrung genau, daß zwar ihre Stimme gezählt, aber ihre Interessen niemals berücksichtigt würden.

    Genau darin liegt allerdings der Schlüssel zur Vollbeschäftigung. Der Faktor Interesse Maßgeblicher Eliten (IME) ist die alles entscheidende Größe. Nicht, weil die Meinung einer Handvoll egomaner Kotzbrocken von besonderer Weitsicht zeugt, sondern weil dieser Faktor Null beträgt.

    Multipliziert man die Zahl der Arbeitslosen mit dem Faktor IME erhält man automatisch das gewünschte Ergebnis. Da kann man gefahrlos Aufstocker, 1-Euro-Jobber, Umschüler, Frührentner, Arbeitsunfähige und sogar praktisch alle Symptome einer seit Jahrzehnten verfehlten Arbeitsmarktpolitik mit in die Gleichung einbeziehen. Das Ergebnis ist immer Vollbeschäftigung.

  • Junkies bremsen nicht für Holzklötze

    Die „Süeddeutsche Zeitung“ zitiert Reiner Gerke, den Leiter der Sonderkomission „Brücke“, die im Fall des tödlichen Holzklotzwurfs ermittelt, wie folgt:

    Es wäre doch wenig wahrscheinlich, sagt Gerke, dass jemand, der seit zehn Jahren drogenabhängig ist, auf dem Weg zu seinem Dealer vom Fahrrad absteige, um einen Klotz aus dem Weg zu räumen.

    Alles klar, Herr Komissar! Ein Drogenkonsument identifiziert das Hindernis zunächst als Grottenschrat (Halluzination) und versucht erschrocken, ihn zu umfahren. Dabei verwechselt er aber Bremsgriff und Pedale (Ataxie) und prallt aus voller Fahrt genau auf den Holzklotz (Rumms).

    Dieser Holzklotz tötete die Mutter zweier Kinder Nach einer Phase der Orientierungslosigkeit versucht der Junkie, sein Fahrad zu finden, was aber nicht gelingt (Tunnelblick). Er hält den Baumstamm für sein brennendes Fahrad und wirft es kurz bevor es explodiert die Klippen hinunter ins Meer. Danach reitet er auf dem Holzbrocken in den Sonnenuntergang wo schon sein nächster Schuß auf ihn wartet.

    Offenbar unter dem Eindruck dieser Indizien gestand Nikolai H. während eines Verhörs, bei dem er – „zum Aussagezeitpunkt auf Entzug“ – von einem Arzt betreut wurde.

    Es wäre doch wenig wahrscheinlich, daß jemand, der sein zehn Jahren drogenabhängig ist, einfach alles mögliche sagt und unterschreibt, wenn er nach drei Stunden Verhör auf Turkey ist und der gute Onkel Doktor mit einer leckeren Spritze neben ihm steht.
    Bildquelle: Streetpreacher86