Autor: Fellow Passenger

  • Heller und Pfennig

    Seit drei Jahren schon, genau seit dem 1. Januar 2002 haben wir nun neues Geld in unseren Taschen und Sparschweinen. Es ist sehr einheitlich, denn alle Länder der EU haben, bis auf England, die halbe EU hat das gleiche Geld. Das ist praktisch, weil man für einen Ski-Urlaub nicht extra österreichische Schillinge kaufen muß, sondern seinen Jägertee einfach mit Euro bezahlen kann. Eigentlich mußte man das früher auch nicht, denn die D-Mark war in der kleinen Alpenrepublik stets willkommen.

    Gleich, um nicht zu sagen Gleichgültig, ist auch die Gestaltung der Scheine. Statt Kupferstichen von Bettina von Arnim bis zu den Brüdern Wilhelm und Jacob Grimm auf der Vorder- und vom Brandenburger Tor bis zum „Deutschen Wörterbuch“ und der Königlichen Bibliothek Berlin auf der Rückseite, gibt es nur noch namenlose Architekturstudien und fiktive Brückenelemente neben einer Europakarte.

    Der Mangel an Kaufkraft mag umstritten sein, die visionäre Kraft der Euroschöpfer fehlt indes mit Sicherheit. Nicht einmal für eine 1000-Euro-Note hat es gereicht. Um das jammervolle Bild zu vervollständigen, hat man die Kategorie Kupfer um eine weitere Münze bereichert. Das neue „Fünferl“ im Wert eines alten „Zehnerl“ ist nun auch aus einer Kupferlegierung.

    Dabei braucht diese „Euro-Pfennige“ kein Mensch. Nur Supermärkte belasten Ihre Kundschaft ständig mit der Ausgabe von diesen kupferlegierten Cent-Münzen. Es mag ja sein, daß die deutsche Binnenwirtschaft endgültig zusammenbräche, würde eine 200 g Packung Räucherlachs für 7 statt 6,99 Euro verkauft. Ob diese Gefahr auch bestünde, wenn man einen für einen ganzen Einkaufswagen voller Bedarfsgüter statt 98,47 Euro einfach 98,50 Euro zu bezahlen hätte, wage ich zu bezweifeln.

    Ich sehe keine Veranlassung, stets einen Sack voll praktisch wertloser Kupfermünzen mit mir herumzutragen. Also werfe ich sie mit gewisser Abscheu nach jedem Einkauf in eine alte Konservenbüchse. Das führt jedoch zu weiterer Unbill, sobald das Gefäß voll ist. Nur weil es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt, bedeutet das nämlich längst nicht, daß man damit etwas bezahlen könnte. Banken verweigern die Annahme. Ein offensichtlich geisteskranker Bankkaufmann wagte mir sogar den Vorschlag zu unterbreiten, ich solle die Münzen händisch nach Größe sortiert in Papierrollen verpacken, ehe er sie entgegennehmen würde.

    Wie diese Ausführungen klar belegen, krankt die deutsche Wirtschaft wie schon oft kolportiert am Euro. Allerdings nicht an der Währung als solches, sondern am Hirnrissigen Cent-Fetischismus, der damit einhergeht. Und natürlich am Fehlen des 1000-Euro-Scheins.

  • Elektronische Plagegeister

    Es ist mir ein Greuel, wenn mir jemand wild mit etwas vor der Nase herumfuchtelt, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, während ich mit etwas anderem befasst bin. Aus diesem Grund wurden mir Televisionsapparate bereits seit langem unerträglich.

    Auch im Internetz ist es so, daß ständig blinkende und piepende Dreingaben zu verhindern suchen, daß ich mich in Ruhe mit den gewünschten Texten beschäftige. Gerade so, als wäre eine Internetseite nur dafür gut, sie möglichst schnell zugunsten einer anderen zu verlassen. Die Werbung mag ich den Werbetreibenden keineswegs verüblen. Wenn sie als sinnverwandter freundlicher Hinweis auftaucht, bin ich gerne bereit, ein durch sie beworbenes Angebot zu prüfen.

    Alles was mir bar jeder Verhältnismäßigkeit gewaltsam durch Rucken, Zucken oder Blinken in mein Sichtfeld gehämmert wird, füttere ich hingegen ohne weitere Untersuchung in den browsereigenden Adblock-Filter.

    Nach einer Möglichkeit sich blödsinniges Gezappel zu ersparen fragte auch Herr Sixtus und erhielt einen Tipp von MissM@rple, auf den ich hier gerne hinweisen möchte.

  • Tomatenbrot

    Erstmalig ist es der redaktionseigenen Bäckerei gelungen, ein Weißbrot herzustellen, das die gewünschte luftig-lockere Konsistenz aufweist, die schon in früheren Versuchen hätte erziehlt werden sollen. Das Ergebnis ist eine kleine Sensation! Ein Tomatenbrot das sogar völlig ohne Belag verzehrt, ein Genuß ist. Es ist leider etwas arg salzig geworden, weil die getrockneten Tomaten selbst schon enorm salzhaltig sind.

    Weißbrot mit getrockneten Tomaten drin

    Die Herstellung dauerte etwa zwei Stunden, die sich gelohnt haben. Die Liste der Zutaten:

    1 kg Weizenmehl Typ 405
    42 g frische Hefe
    30 g Salz
    30 g Zucker
    625 ml Wasser
    70 g getrocknete Tomaten (ohne Öl)
    1/2 Bund Petersilie

    Als Rezeptgrundlage diente dieser Vorschlag von Jamie Oliver.

    Für das nächste Exemplar wird nach einer Möglichkeit gesucht, die Tomaten vor der Verarbeitung zu entsalzen, oder doch die in Öl eingelegten zu verwenden.

  • Jahr und Tag

    Zeit ist ja an sich schon eine etwas seltsame Sache. Subjektiv vergeht sie mal schnell, dann wieder langsam. Die meisten Menschen die man so trifft haben immer zuwenig davon, was ja kein Wunder ist, weil sie doch andauernd vergeht, wie man sagt. Sie läuft also immer nur in eine Richtung. So richtig gut messen kann man sie auch nicht, weshalb man sich eine ziemlich knifflige Methode ausgedacht hat, etwas anderes zu messen und so auf das Voranschreiten der Zeit zu schließen. Man beobachtet die Schwingungen von bestimmten Cäsiumatomen und hat beschlossen, wenn man 9192631770 davon gezählt hat, ist eine Sekunde um.

    Neun Milliarden sind ganz schön viel. Wenn man zum Beispiel so viel Geld in Euro hätte, könnte man 75 Jahre lang jeden Monat eine Million ausgeben, bevor das Geld alle ist. Es gibt durchaus ein paar Leute die soviel und sogar mehr Geld haben. Die geben es aber nicht aus, sondern bemühen sich, noch mehr davon zu bekommen. Das erscheint ziemlich blödsinnig, weil man dann ja erst recht nicht dazu kommt, täglich mehr als 30000 Euro auszugeben.

    Noch blödsinniger ist es aber, wie Zeiteinheiten gestaltet sind. Die krumme Zahl 9192631770 kommt freilich nur dadurch zustande, weil die Sekunde schon viel früher als 1/86400 eines Tages festgelegt wurde. Diese Zahl ist auch krumm, was damit zusammenhängt, daß man die 12 früher mal für eine sehr praktische Menge hielt. Ein fataler Irrtum, wie jeder weiß, der schon einmal versucht hat, einem Amerikaner zu erklären wieviel Benzin ein Kraftfahrzeug verbraucht, der ja nur weiß, wie viele Meilen ein Automobil mit einer Gallone Benzin zurücklegen kann.

    Der Tag hat also zwei Dutzend Stunden. Warum eine Stunde aus zehn halben Dutzend Minuten besteht und die Sekunde wiederum aus zehn halben Dutzend Sekunden ist schwer nachvollziehbar. Klar ist, 2 x 12 Stunden x 60 Minuten x 60 Sekunden sind 86400. Aber es kommt noch dicker. Irgendwer hat bemerkt, daß man statt der Drehungen der Erde um ihre eigene Achse auch die Umkreisungen des Planeten um die Sonne zählen kann und ebenfalls auf das schließen kann, was wir Zeit nennen. Nur kam dabei eine völlig andere Einheit heraus, die wir als Jahr bezeichnen.

    Mit dem Umstand, daß ein Jahr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden dauert könnte man sich ja notfalls noch anfreunden. Die Geschwindigkeiten von Planeten sind klein genug, daß man die Relativitätstheorie außer Acht lassen und gefahrlos behaupten kann, ein Erdjahr dauert ungefähr 31556925 Sekunden.

    Blöd ist, daß der Kalender nur genau 31536000 Sekunden pro Jahr vorsieht, was man seit 1582 verzweifelt durch sogenannte Schaltjahre auszugleichen versucht. Die Erde weigert sich allerdings beharrlich die Mißweisung von 1/4 Tag pro Jahr einzuhalten. Darum verzichtet man inzwischen alle hundert Jahre auf den 29. Februar eines Schaltjahres. Das allerdings nur wenn die Jahreszahl nicht durch 400 teilbar ist.

    Als wäre dieses System nicht schon irrsinnig genug, spukt zusätzlich eine dritte Einheit darin umher, die darauf gründet, wie lange der Mond braucht, um einmal um die Erde zu kreisen. Dabei spielt die tatsächliche Dauer dieses Vorgangs offensichtlich längst keine Rolle mehr. Weder umkreist der Mond die Erde zwölf mal im Jahr, noch vergehen während einer Umrundung 31, 30, 29 oder 28 Tage.

    Der ist ein zum Scheitern verurteilter Versuch, drei voneinander völlig unabhängigen Bewegungen von Himmelskörpern unter einen Hut zu bringen. Ebensogut könnte man versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Zeit herzustellen in der eine Blüte zu einem Apfel reift und der Zeit die er braucht, vom Baum auf den Boden zu fallen. Zieht man als Einteilung noch die Dauer heran, die Frucht zu verspeisen und setzt sie in Relation zu dem Zeitraum, in dem ein Apfel braucht um zu verfaulen, kommt man auf etwas das etwa so schlüssig ist wie der julianische Kalender. Wenn man nach etwa 1600 Jahren feststellt, daß all das vorne und hinten nicht zusammenpaßt, aber keine Lust hat sich etwas neues auszudenken, deswegen kurz 11 Äpfel auf einmal vertilgt und behauptet, daß manchmal auch Äpfel vom Boden auf den Baum fallen, entsteht ein Kalender wie der von Papst Gregor, der bis heute verwendet wird.

  • Mottentennis

    Als Poet war es mir unumgänglich, strikt dem öden Tagwerk zu entsagen. Wo Telefone störende Mißtöne absondern ist nicht gut dichten. Nun stelle ich aber fest, daß konsequente Abschirmung auch jeglicher Inspiration entbehrt. Worüber soll man schon schreiben, wenn man in völliger Isolation lebt?

    Die herausragendste Betätigung bestand darin, dem mittlerweile unerträglichen Befall kostbarer Lebensmittel durch Mehlmotten näher zu untersuchen. Solcherlei mag natürlich niemand gerne lesen, aber was bleibt mir schon?

    Zudem ist meiner durchaus wohlwollenden Leserschaft ja partout nicht einsichtig, daß ein Künstler gelegentlich auch essen muß (obwohl ich mich in dieser Hinsicht bereits zu Andeutungen verstiegen habe) und sogar eine Wohnstatt benötigt, die es erfordert, regelmäßige Zuwendungen an deren Eigentümer anzuweisen.

    Folglich werde ich Sie nun also mit meinen Erkenntnissen über Motten, oder auch Tineidae traktieren, wie Biologen dieses lästige Geschmeiß zu nennen pflegen, daß sich rücksichtslos anschickt, mir meine Nahrungsmittelbestände vor der Nase wegzufressen.

    Nachdem der Weg durch die Küche mit dem Risiko verbunden war, staubige Fluginsekten einzuatmen, die in Schwärmen dort ihre Flugübungen zu veranstalten beliebten, erschien es mir angebracht brutalstmöglich aufzuklären und ja, einzuschreiten. Flugs (eine trefflich ausgedachte Anspielung) erwarb ich moderne pheromombewehrte Klebefallen, die sich alsbald zu einem Mottenmassengrab entwickelten. Diese Mittel empfinde ich als in übelster Weise sexistisch mithin alles andere als political correct und lehne sie im Grunde ab, denn allein die männlichen Motten werden arglistig durch künstlich hergestellte Sexuallockstoffe getäuscht und buchstäblich auf den Leim geführt. Die trächtigen Weibchen müssen sehen wo sie bleiben.

    Das Blöde ist, genau das machen die auch und verteilen munter Ihre Gelege bevorzugt in pestizidfreien Lebensmittelvorräten. Offenbar sind aber nicht alle Mottenmännchen so dämlich auf diesen billigen Trick hereinzufallen. Mithin bleiben ein, zwei übrig. Die lassen es sich dann verständlicherweise gefallen einen ganzen Harem an Mottinnen zu befruchten. Vielleicht haben die verbleibenden Mottenfrauen durchaus Qualitäten, die über das Verbreiten von Pheromonen hinausgehen. Bei Menschen hält man das ja auch allgemein für wahrscheinlich.

    So schien es mir geboten, einige prähistorische Lebensmittel- und Gewürzproben meiner Mitbewohner auszusondern, die sich als Mottenbrutstätten offensichtlich bewährt hatten. Darunter eine Tüte mit einem Pulver, das ausweislich des Verpackungsaufdrucks als Sauce Hollandaise gelten sollte. Ein Verfallsdatum das im vorigen Jahrtausend angesiedelt ist schien mir eine besondere Nachfrage nicht erforderlich zu machen, zumal ich sicher bin, daß dieses Produkt schon unmittelbar nach der Herstellung ungenießbar gewesen sein muß. Darüber, wie man Butter und Eigelb pulverisieren kann möchte ich gar nicht erst nachdenken.

    Soweit so gut. Das ist nichts Außergewöhnliches. Aber das Action-Highlight sollte erst noch kommen.

    Ich pflege die Post aus dem Briefkasten direkt auf die Schreibtische meiner Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zu liefern. Das finde ich zum einen nett, zum anderen hat es den Vorteil, daß ungeliebte Werbebriefe sich nicht auf dem Boden des Flurs, sondern im jeweiligen Zimmer absetzen. Bei der Gelegenheit wurde ich eines ganz erstaunlichen Instruments gewahr, das äußerlich wie ein zu klein geratener Tennisschläger anmutet. Der Tennisfachmann spricht hier wohl von einem Racket, aber das ist hier nebensächlich. Dieses Werkzeug auf dem Schreibtisch meiner Mitbewohnerin hat mein Interesse geweckt. Eigentlich ist es mein Schreibtisch, den ich ihr freundlicherweise zur Verfügung stelle, aber auch das ist nicht wichtig. Wichtig ist dieser Gegenstand, der wie ein harmloses Sportgerät aussieht, aber in Wahrheit eine Art elektrisches Exekutionswerkzeug ist. Die Bespannung ist aus einem Drahtgeflecht, das sich auf Knopfdruck unter elektrische Hochspannung setzen läßt. Gelingt es, das Gerät nahe genug an ein im Flug befindliches Insekt zu bringen, quittiert es dessen Exitus mit einem bemerkenswert lautstarken Knacksen nebst einem blauen Funken.

    Nett ist das nicht, aber es macht einen Heidenspaß. Ich habe dafür sogar den euphemistischen Begriff „Mottentennis“ entwickelt. Selten habe ich solche Mordlust verspürt. Auf diese Weise habe ich allein heute sicher mehr als ein Dutzend Mottenleben ausgelöscht. Nicht etwa kaltblütig, sondern mit Wonne. Ich fürchte mich inzwischen vor mir selbst. Der Tod durch Mottentennis ist zudem erschreckend sauber. Wenn Sie je eine Motte oder sonstige Falter mit der flachen Hand an einer Wand erschlagen haben, wissen Sie, um das unzierliche bleibende Ergebnis. Die ungebetenen Gäste im Flug per Elektroschock hinzurichten hinterläßt indes keine Spuren. Die Mottenleiche läßt sich einfach durch moderates Blasen aus dem Gitter entfernen und bei Gelegenheit beiseite kehren.

    Bislang hielt ich mich für eher pazifistisch, doch eröffnen sich hier tiefste Abgründe meiner Seele, die mir wohl schon bald zu einer Qualifikation als Auftragsmörder gereichen könnten. Allein auf den mangelnden Auftrag kann ich mich noch herausreden. Aber wie lange noch? Werde ich schon bald Menschen töten, damit ich etwas habe, worüber ich schreiben kann? Las ich doch unlängst, daß manche Blogger sich freimütig prostituieren, nur um für neue Inhalte zu sorgen.

    Glücklicherweise konnte ich heute eine leicht zu bewerkstelligende Aufgabe als Hilfskraft akquirieren, die mir für acht Stunden pro Woche von meinem elenden Dasein abzulenken verspricht. Da der Auftraggeber die Stadt München ist, keimt in mir die Hoffnung auf, daß ich künftig über amüsante Verwaltungsgrotesken berichten kann, und mich nicht mehr zum Herrn über Leben und Tod von Motten aufschwingen muß. Nebenbei kann ich davon die Miete bezahlen, die durch Peppy ganz offensichtlich nicht ansatzweise zu bestreiten ist.

    Nachtrag:

    Mein neuer Killerinstinkt gerät allmählich außer Kontrolle. Mit den „Drosis“, wie ich die Fruchtfliegen wegen ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung Drosophila Melanogaster liebevoll zu nennen pflege, hatte ich längst ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Sie tauchen gelegentlich auf und verschwinden nach kurzer Zeit von alleine. Ab und an ertrinkt tragischerweise mal eine in einem über längere Zeit unbeaufsichtigten Glas Wein, oder ein illusteres Pärchen weist in anmutigen Kreisbahnen fliegend darauf hin, daß eine vergessenes Stück Obst seiner Entsorgung harrt. Zudem hatte ich vermutet, daß diese winzigen Flugkörper unbeschadet durch die Maschen des elektrisch geladenen Hochspannungsgeflechts fliegen würden. Ich weiß nicht warum ich es versucht habe. Der Erfolg war wider Erwarten niederschmetternd. Von den armen Kreaturen blieb nicht mal ein Kadaver. Sie sind in Sekundenbruchteilen einfach verdampft. Entgegen allgemein anerkannter buddhistischer Überzeugungen halte ich die Drosis für die letzte Inkarnation vor dem Nirwana, deren friedlichem Ableben durch Altersschwäche ich schon aus religiösen Gründen künftig nicht mehr vorgreifen möchte.

    Nachtrag 2:
    Wenn ich mir überlege, wie es sein mag zu sterben, ist der Gedanke in wenigen Millisekunden zu verdampfen nicht ohne Reiz. Sicher kommt so ein selbsternannter Anubis mit beweglichem Elektrozaun etwas unerwartet, aber wenn man sich spontan in Rauch verwandelt kann es einem im Grunde egal sein. Als Fruchtfliege hat man aber sicher allerhand zu tun, sein ohnehin kurzes Leben so zu gestalten, daß man sich frohen Mutes daraus verabschieden und das Feld seinen Nachkommen überlassen kann. Ich glaube es war falsch sie zu töten. Sicher habe ich sie allesamt direkt ins Nirwana befördert oder maximal eine Reinkarnation als Fruchtfliege herbeigeführt, sollte sich eine davon schlecht benommen haben. Aber wie soll man sich als Fruchtfliege schon ungebührlich betragen? Als Mensch bin ich aber durch ein Gewissen beschwert und muß mich Sorgen, ob ich mit so einer Vita im nächsten Leben eine dieser putzigen und sorglosen Drosophilae werden darf.

    Nachtrag 3:
    Immerhin bin ich kein Christ und habe in der nächsten Inkarnation eine weitere Chance. Besser als ewige Verdammnis ist das alle mal. Vielleicht täuschen sich beide Religionen und es ist in Wahrheit so, daß wenn man stirbt, es knips einfach so aus ist und dabei völlig wurscht ist, was mach davor so gemacht hat. Genau das glaube ich nämlich. Das führt natürlich dazu, daß man jede Moral fahren läßt, weil ja ohnehin alles egal ist. Andererseits sorge ich mich um das Wohlergehen von Fruchtfliegen und bemühe mich überhaupt einigermaßen freundlich zu sein. Ganz ohne drohendes Fegefeuer. Aber ich bin ja Heide und kenne mich nicht aus und Papst bin ich auch nicht. Und Deutschland sowieso nicht. Mit Fußball kenne ich mich übrigens auch nicht aus.

  • Einfaches Gulasch

    Zutaten für 4 Personen, die schon eine Vorspeise intus haben, dazu Kartoffelpüree essen und noch ein Dessert verabreicht bekommen sollen:

    • 500 g Rindfleisch
    • 100500 g Zwiebeln (ungeschält gewogen)
    • 10 Körner schwarzer Pfeffer
    • 7 Körner Piment
    • 2 Lorbeerblätter
    • 2 EL Paprika, süß, (Das Gewürz ist gemeint, nicht die Frucht)
    • 1 Karotte
    • 2 kleine Zehen Knoblauch
    • 1 TL Salz
    • 4 EL Tomatenmark
    • 4 EL Fett
    • 150 ml Rinderfond
    • 350 ml Rotwein

    Einkaufen:
    Lorbeerblätter, Paprika, Piment und Pfeffer genügen im getrockneten Zustand vollauf, wie sie im Supermarkt erhältlich sind. Wenn Sie davon etwas bereits seit Jahren in Ihrem Gewürzregal lagern, werfen Sie es weg und kaufen es neu.

    Wenn Sie den Wein im Supermarkt zu erwerben beabsichtigen, investieren Sie mindestens 4,99 Euro. Wenn Sie noch eine angebrochene Flasche Wein haben der Ihnen nicht schmeckt, gießen Sie ihn unter ständigem Rühren in den Abfluß und kaufen einen den Sie gerne trinken. Aus schlechtem Wein wird keine gute Speise.

    Versuchen Sie frischen Knoblauch zu bekommen. Die Schale von frischem Knoblauch ist strahlend weiß und raschelt nicht.

    Meiden Sie Karotten, die schon im rohen Zustand weich sind. Eine frische Karotte läßt sich nicht verbiegen. Wenn seitwärts fadenartige Wurzeln austreiben ist sie zu alt. Verwenden Sie nicht zu viel Mühe auf die Karotte, man kann sie auch weglassen.

    Am besten wäre es, den Rinderfond selbst herzustellen. Es ist nicht wirklich schwierig, aber man braucht mehrere Stunden dafür. Wenn man nicht ohnehin täglich mehrere Stunden in der Küche verbringt, ist der Aufwand zu groß. Kaufen Sie den Rinderfond fertig im Glas. Die Ware ist flüssig und wird unter der Marke Lacroix, manchmal auch Langbein angeboten.

    Gutes Fleisch zu erwerben ist schwierig, weil man die Qualität erst beim Essen feststellen kann. Eine gleichbleibende Qualität finden Sie am ehesten auf kleinen Wochenmärkten. Bei Supermärkten und Metzgereiketten ist es reines Glückspiel.

    Grobkörniges Meersalz ist hübsch anzusehen und klingt gut. Wenn Sie es, z. B. in Griechenland einkaufen erhalten Sie für 50 Cent ein Kilogramm. In Deutschland bekommen Sie für 50 Cent etwa 30 Gramm davon. Nehmen Sie „normales“ Steinsalz. Das ist genauso salzig und kostet nicht mal ein Zehntel.

    Fett transportiert Hitze und viele Aromen. Bei der Zubereitung von Fleisch kommt es meistens in erster Linie auf Hitze an, die für die sogenannte Maillard-Reaktion notwendig ist, um den gewünschten Geschmack zu erreichen, der mit einer leichten Bräunung des Bratguts einhergeht. Verwenden Sie ein Fett, das hitzebeständig und geschmacklich neutral, z. B. Kokosfett, Rapsöl ist.

    Es gibt unterschiedliche Zwiebeln. Wenn man sie roh essen möchte ist es wichtig, ob man Schalotten, rote oder weiße Zwiebeln verwendet, weil sie verschieden scharf schmecken und auch unterschiedliche Farben haben. Kocht man sie, ist es mehr eine Frage der Dosis. Mit den 100 Gramm Zwiebeln sind die hellbraunen Küchenzwiebeln gemeint.

    Vorbereitung:

    1. Öffnen Sie die Weinflasche
    2. Schälen Sie die Zwiebeln. Lassen Sie die Wurzel dran
    3. Halbieren Sie die Zwiebeln längs der Achse zwischen Wurzel und Trieb
    4. Gießen Sie etwa 50 ml Wein in ein vernünftiges Weinglas
    5. Schneiden Sie die Zwiebelhälften parallel zu Ihrem ersten Schnitt in etwa 3 mm breite Scheiben ohne sie Wurzelseitig zu durchtrennen. Das geht am Besten, wenn die Wurzel in Richtung der Messerspitze zeigt. Wenn Ihnen hier Tränen in die Augen steigen, heißt daß, Ihr Messer ist stumpf.
    6. Schnuppern Sie an dem zuvor eingeschenkten Weinglas. Ist der Duft angenehm, trinken Sie den Inhalt und gießen 100 ml nach.
    7. Schneiden Sie nun die längs eingeschnittenen Zwiebelhälften von der Triebseite kommen quer in 3 mm breite Scheiben in Richtung Wurzel. Kurz bevor Sie Angst um Ihre Fingerkuppen bekommen, werfen Sie das Wurzelende weg und widmen sich der nächsten Zwiebelhälfte bis sämtliche Zwiebeln verarbeitet sind.
    8. Bestaunen Sie die entstandenen Zwiebelwürfel und nehmen einen kräftigen Schluck Rotwein.
    9. Schneiden Sie die Karotte in feine Streifen.
    10. Falls nicht bereits vom Metzger erledigt, schneiden Sie das Fleisch in grobe Stücke mit etwa 4 bis 5 Zentimeter Kantenlänge
    11. Schneiden sie die geschälten Knoblauchzehen in dünne Scheiben. Streuen Sie das Salz auf die Schneidunterlage und zerreiben den Knoblauch mit der flachen Seite des Messers.

    Zubereitung

    1. Stellen Sie einen Topf mit mindestens 5 Liter Fassungsvermögen auf die größte Flamme des Herds
    2. Trinken Sie einen Schluck Wein.
    3. Geben Sie das Fett in den heißen Topf
    4. Prüfen Sie die Temperatur des Fetts indem Sie den Stiel eines hölzernen Kochlöffels hineinhalten. Bilden sich Bläschen, ist das Fett heiß genug.
    5. Geben Sie das Fleisch in den Topf und braten es von allen Seiten an, bis es eine hellbraune Farbe angenommen hat.
    6. Drehen sie die Flamme herunter und geben Sie die Zwiebeln zum Fleisch. Braten Sie alles unter ständigem Rühren, bis die Zwiebeln glasig sind.
    7. Fügen Sie Paprika und Tomatenmark hinzu und rühren weiter.
    8. Sobald die Farbe des Tomatenmarks sich von rot zu braun verändert hat gießen Sie den Wein hinzu.
    9. Fügen Sie die restlichen Zutaten hinzu und lassen Sie alles eineinhalb bis zwei Stunden auf kleinster Flamme mit geschlossenem Deckel köcheln.
    10. Rühren Sie ab und zu um und trinken den restlichen Wein.
  • Liste der übelsten Kochzutaten

    Zum Zeitvertreib lese ich gerne Kochrezepte. Natürlich auch um mich inspirieren zu lassen. Wer aber im Küchenhandwerk weniger beschlagen ist, dem sei durchaus empfohlen nach Rezept zu kochen. Das kann eine große Hilfe sein. Allerdings muß das Rezept auch was taugen. Das ist für den Laien oft nicht einfach zu beurteilen.

    Als kleine Hilfestellung habe ich hier eine kurze Liste von Zutaten zusammengetragen, die Rezepte kennzeichnen, bei denen mir schon vom Lesen übel wird. Meiden Sie also Kochanleitungen, in denen eine oder mehrere der folgenden Zutaten gefordert werden.

    • Jedes Wort, daß auf „Gewürz“ endet, z. B. Gulaschgewürz.
    • Brühwürfel
    • Alles was mit Instant- anfängt
    • Champignons aus Dose oder Glas
    • Margarine, besonders Markennamen von solchen
    • Die Angabe von Markennahmen ist überhaupt verdächtig, z. B. Pfanni, Maggi
    • Dosenmilch
    • Mais (Dose)
    • Jede Art nicht näher spezifizierten Currys, z. B. 1 Flasche Curry-Sauce
    • VanilleVanillin-Zucker
    • „Packung“ XY für Name eines Gerichts, z. B. Knorr für Chili con Carne
    • Ketchup
    • Knoblauchpulver/-granulat

    Diese Liste ist gewiß unvollständig, aber sie hilft sicher den ein oder anderen Mißgriff zu vermeiden. Nicht alle Zutaten sind rundheraus abzulehnen. Eine geringe Menge Ketchup kann in einer Cocktailsauce seine Berechtigung haben. Wenn Sie aber nicht sehr genau wissen was Sie tun, lassen Sie die Finger davon.

    Wo kleine Mengen Brühe gefragt sind, nehmen Sie einen fertigen Fond, z. B. von Langbein oder Lacroix. In der größten Not verwenden Sie Gemüse-Brühwürfel aus dem Reformhaus, die sind wenigstens tatsächlich aus Gemüse. Geht es hingegen um den Hauptbestandteil einer Suppe, hilft nur selbermachen.

    Abschließend verweise ich zur Ilustration auf einige besonders abstoßende Rezeptbeispiele:

    In Kürze folgt ein passables Rezept für Gulasch.

  • Neues aus Nigeria

    Schwarze Frau vor schwarzem Auto

    Für die gesamte Mail drücken Sie auf das Bild.

  • Millionen aus Nigeria

    Mal wieder Post aus Nigeria. Diesmal bietet die 21-jährige Tochter eines jüngst verstorbenen Königs von Uagadugu, Burkina Faso 10 Prozent ihres ererbten Vermögens, wenn man behilflich ist, die 27 Millionen, Milliarden oder Fantastillionen gute amerikanische Dollar außer Landes zu bringen. Was auch immer „up to USD 27.350 000.000.00 million dollars“ genau heißen soll.

    Das möchte man sich ja nicht entgehen lassen, also habe ich gleich geantwortet und bin schon sehr gespannt, was weiter passiert.

  • Wagen 36

    Tja Hartmut,

    für Dich ist dieser Zug längst abgefahren.

    DB-Schild: Wagen 36