Kategorie: Vermischtes

  • Geisterjagd

    Nach einem Unfall wendete sich unsere Haus- und Hofgrafikerin mit einem ungewöhnlichen Hilferruf an den Fellow Passenger, das Fachmagazin für außersinnliche Wahrnehmung und metaphysische Auffälligkeiten.

    Zunächst sah es wie eine technische Fehlfunktion aus. Frau Haffman* war gerade dabei, einen Drucker an ihren Rechner anzuschließen. Als sie das dafür vorgesehene Netzwerkkabel berührte, durchzuckte sie plötzlich ein heftiger Schmerz, den sie wie einen elektrischen Schlag beschrieb. Unmittelbar danach gab sie an, sich ungewöhnlich lebhaft zu fühlen, was unser kurz darauf eintreffender Berichterstatter bestätigen konnte.

    Der hinzugezogene Computerhändler konnte eine Fehlfunktion jedoch ausschließen. „Das ist absolut unmöglich“, erklärte der Fachmann aufgelöst. Hier konnte es nicht mit rechten Dingen zugehen. So viel war klar.

    Unmittelbar nach dem Eintreffen des eilig zusammengestellten Exorzistenteams des Fellow Passenger konnte Frau Haffman sich nicht mehr klar erinnern, ob das Netzwerkkabel im entscheidenden Augenblick mit dem Computer oder dem Drucker verbunden war. Insgesamt wirkte sie verwirrt und apathisch. Der zur Beruhigung verabreichte Glühwein „Heißer Bischof“, vermochte keine Linderung herbeizuführen. Frau Haffman gab unterdessen ihrem dringenden Verlangen nach, kleinere Wildtiere zu verzehren.

    Die nähere Untersuchung ihrer Behausung förderte grausiges zutage.

    Affenkopf in der Holzdiele

    Nicht nur der Computer, sondern auch die Bodendielen (siehe Foto), waren offensichtlich von Dämonen durchsetzt. Leider wird eine weitere Berichterstattung durch die Intervention einer Abordnung der Kongregation für die Glaubenslehre erschwert, die sich 22 Stunden nach dem Vorfall einfand und den Ort des Geschehens gegenüber der Öffentlichkeit völlig abgesperrt hat.

    Weil die Stelle des Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre Kardinal Joseph Ratzinger durch dessen kurzfristige Berufung zum Papst noch immer vakant ist, soll der Pontifex Benedikt XVI Gerüchten zufolge selbst zur Austreibung angereist sein. Zu einer Stellungnahme gegenüber dem Fellow Passenger war er bislang nicht verfügbar.

    *Name von der Redaktion geändert

  • New Economy Residue

    Microsoft Frontpage stellt sich wieder einmal als ideales Werkzeug heraus, auch dem Laien visuelle Kommunikation ohne Weiteres zugänglich zu machen. Ein facettenreiches Beispiel zeigt der sensationelle Internetauftritt eines höchst erstaunlichen Musikantenpaares das sich der Darbietung von Unterhaltungsmusik verschrieben hat.

  • Ionfresher

    Das ist jetzt sicher eine bittere Enttäuschung für alle Fans des legendären Ionfresher, eine Maschine um Luft zu säubern des Versandhauses Pro Idee, aber ich muß jetzt einfach mal zwei Sachen klarstellen:

    1. Diese Seiten sind ein angesehenes Kultur-Blog und kein Internet-Shop oder Verbrauchermagazin für überflüssige Elektroartikel. Deshalb finden Sie hier über den Ionfresher nur eine wesentliche Information, nämlich folgende:
    2. Das Gerät ist, wie Sie auf der Seite des Anbieters Pro-Idee leicht ersehen können, nicht mehr erhältlich.

    Wie Sie sehen, können sich also die Google-Suche nach dem erstaunlichen Apparat getrost schenken. Daß der Fellow Passenger dort an erster Stelle zur Lektüre empfohlen wird hat zwei Gründe:

    1. Pro Idee hat mir vor langer Zeit unaufgefordert einen Prospekt in meinen SPIEGEL gelegt, der dem Lufterfrischer völlig irrsinnige technische Daten unterstellte, weshalb ich mich veranlaßt sah, dies in einem offenen Brief an den Anbieter zu rügen.
    2. Google mißt verständlicherweise dem honorigen Fachmagazin für Halbwissen einen erheblich höheren kulturellen Stellenwert bei, als dem schwindligen Web-Shop.

    All das ist kein Grund für Trübsal. Glauben Sie mir, was Sie hier zu lesen bekommen ist wesentlich erfrischender als das vergriffene Elektrogerät und im Gegensatz dazu völlig kostenlos.

    Und huhu, Pro-Idee! Nachdem spätestens nach diesem Posting Deine Kunden ja jetzt praktisch alle vom Fellow Passenger statt von Google kommen, könntest Du Dich ja vielleicht mit einer kleinen Spende für Peppy den Papyrus revanchieren.

  • Kino in München

    Gemeinsam mit dem SPIEGEL und Spiegel Online untersucht Anke Gröner, warum es um den finanziellen Erfolg der Kinos so schlecht bestellt ist.

    Dabei geht es nebenbei auch um Multiplex-Kinos. Die haben durchaus Vorteile, wie eine Bestuhlung, die angemessene Beinfreiheit bietet große Leinwände und gute Tonanlagen. Nachteilig ist dagegen der hohe Eintrittspreis und die unmäßig lange Werbung, die

    Was mich an Multiplexen am meisten schreckt, ist die oft haarsträubend schlechte Qualität der Vorführung. Im MaxX in München war bei drei von vier Besuchen nicht richtig scharf gestellt, zweimal war der Ton zu leise und wurde erst auf Nachfrage lauter gestellt. An der unscharfen Projektion wurde trotz Reklamation nichts geändert.

    Offensichtlich reicht es eben nicht aus, wenn ein einziger Vorführer sieben Säle bedienen soll. Scharf stellen geht am Besten, wenn Schrift im Bild zu sehen ist. Verpaßt der Vorführer diesen Zeitraum, weil er sich gerade einem anderen Saal widmet hat der Besucher Pech gehabt. Um festzustellen, ob die Lautstärke stimmt, muß der Vorführer den Saal persönlich betreten, denn im Projektionsraum kann man das nicht beurteilen. Unter Umständen sogar mehrmals. Dafür hat er aber in einem Multiplex oft keine Zeit. Seltsamerweise hat im Mathäser das sogar 14 Säle hat bislang immer alles gestimmt.

    Weil mir allerdings weder 30 Minuten Werbung, noch diese Massenabfertigung behagen, gehe ich lieber ins Cinema oder ins Arri die beide mit riesigen Leinwänden und gewaltigen THX-Systemen gesegnet, dabei aber trotzdem preisgünstiger sind. Wahrscheinlich haben Multiplexe eben höhere Kosten, weil sie viele Leute bezahlen müssen, die herumstehen und aufpassen, daß sich niemand verläuft. Vielleicht ist auch das Popcornverkaufspersonal zu teuer. Aber eigentlich habe ich keine Ahnung, warum schlechte Vorführungen und die doppelte Zeit an Werbung höhere Eintrittspreise mit sich bringen.

    Fairerweise muß man sagen, daß das Arri-Kino kein gewinnorientiertes Wirtschaftunternehmen ist, sondern ein Prestigeobjekt des Kameraherstellers und Kopierwerks. Das Cinema ist das aber und kann offensichtlich davon existieren, obwohl es zwischen 50 Cent und 4,50 € weniger Eintritt verlangt, als das Mathäser.

    Ich kann aber durchaus auch einen Besuch im Werkstattkino genießen, obwohl das wirklich eine schmuddelige Flohkiste ist. Dafür werden dort Filme gezeigt, die sonst nirgendwo zu sehen sind. „Wasted„, zum Beispiel.

    Für leise Filme gehe ich auch gerne mal ins Studio Isabella, weil es für mich zu Fuß in fünf Minuten zu erreichen ist. Filme wie „Maria voll der Gnade“ kann man sich gut mit Stereoton auf einer fünfeinhalb mal zweieinhalb Meter großen Leinwand ansehen.

    Was das Kinoangebot betrifft, hat man es in München wirklich ziemlich gut.

  • Zu Risiken und Nebenwirkungen…

    fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Täglich wird uns dieser Befehl eingehämmert, so oft, daß wir ihn schon gar nicht mehr bewußt wahrnehmen. Die beabsichtigte Wirkung dieses Mantras ist nicht erkennbar. Deutlich sichtbar sind dagegen Nebenwirkungen wie Langweile, Desinteresse und Resignation.

    Wie würde man wohl mit einem Gesprächspartner umgehen, der seine Ausführungen alle paar Minuten um die Aussage ergänzt, „bevor Sie eine Socke oder einen Strumpf anziehen, prüfen Sie die Länge Ihrer Fußnägel“? Abhängig von den verfügbaren Werkzeugen und Ihren anatomischen Kenntnissen würden Sie ihn entweder knebeln, bastonieren, ihm die Stimmbänder entfernen, oder eventuell sogar Gewalt anwenden, um der stumpfsinnigen Berieselung schnellstmöglich zu entgehen.

    Ähnlich verhält es sich mit dem epidemisch um sich greifenden Hinweis auf ein Urteil des Landgerichts Hamburg, das zu der Auffassung kam, wer unter Jubelgeschrei auf eine fremde Internetseite verweist, sich auch selbst deren Aussage zueigen macht und dafür geradestehen muß, wenn von vorneherein klar war, daß dort was verbotenes zu sehen ist. Dabei darf man, das sagt das Urteil auch, durchaus auf Seiten verweisen, die offensichtlich ungesetzlich sind, wenn man dazu sagt, daß man den verlinkten Inhalt nicht gut findet.

    Leider sind die meisten Macher privater Internetseiten in Deutschland durch haarstäubende Einfalt gezeichnet und von vorauseilendem Gehorsam erfüllt. So belästigen sie ihre Leser wieder und wieder mit dem immer selben pseudojuristischen Textbaustein, den sie voller Stolz als „obligatorischen Disclaimer“ zu betiteln Pflegen.

    Selbst durch den einfachen Terminus „ausdrücklich distanzieren“ sind sie heillos überfordert. Dabei ist das nun wirklich einfach. Dennoch will ich hier ein frei erfundenes Beispiel anführen:

    „Der unerträgliche Angeber Don Alphonso, wurde kürzlich bezichtigt, ein kleiner, dicker Troll zu sein.“

    Das ist eine deutliche Distanzierung, weil „unerträglicher Angeber“ ja kaum als Empfehlung verstanden werden kann. Schreibe ich hingegen

    „Der großartige Dichter und Schöngeist Herr Poodle fiel einem freiwilligen Art Director zur Last“

    hilft es auch nicht, wenn ich weiter unten schreibe, daß ich mich „ausdrücklich von den Inhalten aller Seiten distanziere auf die ich verweise“. Allenfalls würde Herr Poodle sich wundern, was ich gegen seine Internetseite habe.

    Trotzdem gibt es selbst sieben Jahre nach diesem Gerichtsurteil sogar eine Disclaimer-Seite, deren Textbaustein sogar besagt, daß der Betreiber einer Internetseite, die auf ihn verweist, sich von diesem distanziert.

    Warum diese nervtötenden Disclaimer völlig unsinnig sind, können Sie übrigens auch bei Michael Jendryschik nachlesen.

  • Blogrecycling

    Angeregt durch den illusteren Herrn Ole aus Absurdistan, zitiere ich hier nun den 5. Satz aus der 23. Ausgabe des Fachmagazins für Halbwissen „The Fellow Passenger“, dessen 166. Ausgabe sie soeben lesen:

    Etwas, woran er sich beim Schreiben festhalten kann.

    Ein Satz, der alleine gar nicht leben kann. Vielleicht hätte ich an das Ende des Satzes davor, lieber ein Komma setzen sollen. Aber so gefiel es mir besser. Und daß ich diesen Satz einst zitieren würde, konnte ich damals freilich nicht ahnen.

    Gut daß ich nicht so etwas an Hemmingway angelehntes schrieb, wie etwa, „Er setzte sich hin. Um zu Sterben. Im Regen. Allein.“

    Andererseits könnte ich aufgrund dieser Stöckchenaktion natürlich versuchen, meine Artikel künftig in einem einzigen Satz abzuhandeln, wie ja auch Kleist, der für seine undendlich tiefen Verschachtelungen von Sätzen einigen Ruhm erlangte, schon mehrere Buchseiten ohne einen Punkt zu setzen zu füllen vermochte, auch wenn das der Lesbarkeit seiner, oder auch meiner Ausführungen nicht gerade zuträglich ist, was nicht bedeuten soll, daß ich mich mit Kleist zu messen beabsichtige, was aber auch auf der anderen Seite einigermaßen mühevoll zu schreiben ist, weil man sehr leicht den Überblick verliert worüber man schon berichtet hat und welcher Satzteil noch seiner ausgefeilten Vervollständigung harrt, obwohl er bereits recht komplett klingt, aber eben nicht ist, weil sozusagen das Ende fehlt, was dem gepeinigten Leser schließlich erst die Bedeutung des Geschriebenen offenbart, die er zuvor ja nur vermuten, aber nicht wissen kann, was man ihm selbstverständlich nicht verübeln mag, weil sich in der deutschen Sprache der Sinn eines Satzes häufig erst mit dem letzten Wort erschließt oder, anders gesagt, durch das Fehlen des letzten Wortes die Aussage eines Satzes vollständig verloren geht, warum die „Bild“ sogar damit rechnet, daß der Leser den Anfang eines Satzes bis zu dessen Ende bereits wieder vergessen hat und daher keine Sätze schreibt, die länger als zwölf Wörter sind, was allerdings weit weniger ist, als ich für durchaus zumutbar erachte und deshalb gerne überschreite, wenn ich Texte verfasse, von denen ich hoffe, daß sie mit einigem Genuß gelesen werden, wobei ich aber das Rezeptionsvermögen des Lesers nicht über Gebühr in Anspruch nehmen möchte und daher in Zukunft darauf verzichten werde.

  • Jahr und Tag

    Zeit ist ja an sich schon eine etwas seltsame Sache. Subjektiv vergeht sie mal schnell, dann wieder langsam. Die meisten Menschen die man so trifft haben immer zuwenig davon, was ja kein Wunder ist, weil sie doch andauernd vergeht, wie man sagt. Sie läuft also immer nur in eine Richtung. So richtig gut messen kann man sie auch nicht, weshalb man sich eine ziemlich knifflige Methode ausgedacht hat, etwas anderes zu messen und so auf das Voranschreiten der Zeit zu schließen. Man beobachtet die Schwingungen von bestimmten Cäsiumatomen und hat beschlossen, wenn man 9192631770 davon gezählt hat, ist eine Sekunde um.

    Neun Milliarden sind ganz schön viel. Wenn man zum Beispiel so viel Geld in Euro hätte, könnte man 75 Jahre lang jeden Monat eine Million ausgeben, bevor das Geld alle ist. Es gibt durchaus ein paar Leute die soviel und sogar mehr Geld haben. Die geben es aber nicht aus, sondern bemühen sich, noch mehr davon zu bekommen. Das erscheint ziemlich blödsinnig, weil man dann ja erst recht nicht dazu kommt, täglich mehr als 30000 Euro auszugeben.

    Noch blödsinniger ist es aber, wie Zeiteinheiten gestaltet sind. Die krumme Zahl 9192631770 kommt freilich nur dadurch zustande, weil die Sekunde schon viel früher als 1/86400 eines Tages festgelegt wurde. Diese Zahl ist auch krumm, was damit zusammenhängt, daß man die 12 früher mal für eine sehr praktische Menge hielt. Ein fataler Irrtum, wie jeder weiß, der schon einmal versucht hat, einem Amerikaner zu erklären wieviel Benzin ein Kraftfahrzeug verbraucht, der ja nur weiß, wie viele Meilen ein Automobil mit einer Gallone Benzin zurücklegen kann.

    Der Tag hat also zwei Dutzend Stunden. Warum eine Stunde aus zehn halben Dutzend Minuten besteht und die Sekunde wiederum aus zehn halben Dutzend Sekunden ist schwer nachvollziehbar. Klar ist, 2 x 12 Stunden x 60 Minuten x 60 Sekunden sind 86400. Aber es kommt noch dicker. Irgendwer hat bemerkt, daß man statt der Drehungen der Erde um ihre eigene Achse auch die Umkreisungen des Planeten um die Sonne zählen kann und ebenfalls auf das schließen kann, was wir Zeit nennen. Nur kam dabei eine völlig andere Einheit heraus, die wir als Jahr bezeichnen.

    Mit dem Umstand, daß ein Jahr 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden dauert könnte man sich ja notfalls noch anfreunden. Die Geschwindigkeiten von Planeten sind klein genug, daß man die Relativitätstheorie außer Acht lassen und gefahrlos behaupten kann, ein Erdjahr dauert ungefähr 31556925 Sekunden.

    Blöd ist, daß der Kalender nur genau 31536000 Sekunden pro Jahr vorsieht, was man seit 1582 verzweifelt durch sogenannte Schaltjahre auszugleichen versucht. Die Erde weigert sich allerdings beharrlich die Mißweisung von 1/4 Tag pro Jahr einzuhalten. Darum verzichtet man inzwischen alle hundert Jahre auf den 29. Februar eines Schaltjahres. Das allerdings nur wenn die Jahreszahl nicht durch 400 teilbar ist.

    Als wäre dieses System nicht schon irrsinnig genug, spukt zusätzlich eine dritte Einheit darin umher, die darauf gründet, wie lange der Mond braucht, um einmal um die Erde zu kreisen. Dabei spielt die tatsächliche Dauer dieses Vorgangs offensichtlich längst keine Rolle mehr. Weder umkreist der Mond die Erde zwölf mal im Jahr, noch vergehen während einer Umrundung 31, 30, 29 oder 28 Tage.

    Der ist ein zum Scheitern verurteilter Versuch, drei voneinander völlig unabhängigen Bewegungen von Himmelskörpern unter einen Hut zu bringen. Ebensogut könnte man versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Zeit herzustellen in der eine Blüte zu einem Apfel reift und der Zeit die er braucht, vom Baum auf den Boden zu fallen. Zieht man als Einteilung noch die Dauer heran, die Frucht zu verspeisen und setzt sie in Relation zu dem Zeitraum, in dem ein Apfel braucht um zu verfaulen, kommt man auf etwas das etwa so schlüssig ist wie der julianische Kalender. Wenn man nach etwa 1600 Jahren feststellt, daß all das vorne und hinten nicht zusammenpaßt, aber keine Lust hat sich etwas neues auszudenken, deswegen kurz 11 Äpfel auf einmal vertilgt und behauptet, daß manchmal auch Äpfel vom Boden auf den Baum fallen, entsteht ein Kalender wie der von Papst Gregor, der bis heute verwendet wird.

  • Mottentennis

    Als Poet war es mir unumgänglich, strikt dem öden Tagwerk zu entsagen. Wo Telefone störende Mißtöne absondern ist nicht gut dichten. Nun stelle ich aber fest, daß konsequente Abschirmung auch jeglicher Inspiration entbehrt. Worüber soll man schon schreiben, wenn man in völliger Isolation lebt?

    Die herausragendste Betätigung bestand darin, dem mittlerweile unerträglichen Befall kostbarer Lebensmittel durch Mehlmotten näher zu untersuchen. Solcherlei mag natürlich niemand gerne lesen, aber was bleibt mir schon?

    Zudem ist meiner durchaus wohlwollenden Leserschaft ja partout nicht einsichtig, daß ein Künstler gelegentlich auch essen muß (obwohl ich mich in dieser Hinsicht bereits zu Andeutungen verstiegen habe) und sogar eine Wohnstatt benötigt, die es erfordert, regelmäßige Zuwendungen an deren Eigentümer anzuweisen.

    Folglich werde ich Sie nun also mit meinen Erkenntnissen über Motten, oder auch Tineidae traktieren, wie Biologen dieses lästige Geschmeiß zu nennen pflegen, daß sich rücksichtslos anschickt, mir meine Nahrungsmittelbestände vor der Nase wegzufressen.

    Nachdem der Weg durch die Küche mit dem Risiko verbunden war, staubige Fluginsekten einzuatmen, die in Schwärmen dort ihre Flugübungen zu veranstalten beliebten, erschien es mir angebracht brutalstmöglich aufzuklären und ja, einzuschreiten. Flugs (eine trefflich ausgedachte Anspielung) erwarb ich moderne pheromombewehrte Klebefallen, die sich alsbald zu einem Mottenmassengrab entwickelten. Diese Mittel empfinde ich als in übelster Weise sexistisch mithin alles andere als political correct und lehne sie im Grunde ab, denn allein die männlichen Motten werden arglistig durch künstlich hergestellte Sexuallockstoffe getäuscht und buchstäblich auf den Leim geführt. Die trächtigen Weibchen müssen sehen wo sie bleiben.

    Das Blöde ist, genau das machen die auch und verteilen munter Ihre Gelege bevorzugt in pestizidfreien Lebensmittelvorräten. Offenbar sind aber nicht alle Mottenmännchen so dämlich auf diesen billigen Trick hereinzufallen. Mithin bleiben ein, zwei übrig. Die lassen es sich dann verständlicherweise gefallen einen ganzen Harem an Mottinnen zu befruchten. Vielleicht haben die verbleibenden Mottenfrauen durchaus Qualitäten, die über das Verbreiten von Pheromonen hinausgehen. Bei Menschen hält man das ja auch allgemein für wahrscheinlich.

    So schien es mir geboten, einige prähistorische Lebensmittel- und Gewürzproben meiner Mitbewohner auszusondern, die sich als Mottenbrutstätten offensichtlich bewährt hatten. Darunter eine Tüte mit einem Pulver, das ausweislich des Verpackungsaufdrucks als Sauce Hollandaise gelten sollte. Ein Verfallsdatum das im vorigen Jahrtausend angesiedelt ist schien mir eine besondere Nachfrage nicht erforderlich zu machen, zumal ich sicher bin, daß dieses Produkt schon unmittelbar nach der Herstellung ungenießbar gewesen sein muß. Darüber, wie man Butter und Eigelb pulverisieren kann möchte ich gar nicht erst nachdenken.

    Soweit so gut. Das ist nichts Außergewöhnliches. Aber das Action-Highlight sollte erst noch kommen.

    Ich pflege die Post aus dem Briefkasten direkt auf die Schreibtische meiner Mitbewohnerinnen und Mitbewohner zu liefern. Das finde ich zum einen nett, zum anderen hat es den Vorteil, daß ungeliebte Werbebriefe sich nicht auf dem Boden des Flurs, sondern im jeweiligen Zimmer absetzen. Bei der Gelegenheit wurde ich eines ganz erstaunlichen Instruments gewahr, das äußerlich wie ein zu klein geratener Tennisschläger anmutet. Der Tennisfachmann spricht hier wohl von einem Racket, aber das ist hier nebensächlich. Dieses Werkzeug auf dem Schreibtisch meiner Mitbewohnerin hat mein Interesse geweckt. Eigentlich ist es mein Schreibtisch, den ich ihr freundlicherweise zur Verfügung stelle, aber auch das ist nicht wichtig. Wichtig ist dieser Gegenstand, der wie ein harmloses Sportgerät aussieht, aber in Wahrheit eine Art elektrisches Exekutionswerkzeug ist. Die Bespannung ist aus einem Drahtgeflecht, das sich auf Knopfdruck unter elektrische Hochspannung setzen läßt. Gelingt es, das Gerät nahe genug an ein im Flug befindliches Insekt zu bringen, quittiert es dessen Exitus mit einem bemerkenswert lautstarken Knacksen nebst einem blauen Funken.

    Nett ist das nicht, aber es macht einen Heidenspaß. Ich habe dafür sogar den euphemistischen Begriff „Mottentennis“ entwickelt. Selten habe ich solche Mordlust verspürt. Auf diese Weise habe ich allein heute sicher mehr als ein Dutzend Mottenleben ausgelöscht. Nicht etwa kaltblütig, sondern mit Wonne. Ich fürchte mich inzwischen vor mir selbst. Der Tod durch Mottentennis ist zudem erschreckend sauber. Wenn Sie je eine Motte oder sonstige Falter mit der flachen Hand an einer Wand erschlagen haben, wissen Sie, um das unzierliche bleibende Ergebnis. Die ungebetenen Gäste im Flug per Elektroschock hinzurichten hinterläßt indes keine Spuren. Die Mottenleiche läßt sich einfach durch moderates Blasen aus dem Gitter entfernen und bei Gelegenheit beiseite kehren.

    Bislang hielt ich mich für eher pazifistisch, doch eröffnen sich hier tiefste Abgründe meiner Seele, die mir wohl schon bald zu einer Qualifikation als Auftragsmörder gereichen könnten. Allein auf den mangelnden Auftrag kann ich mich noch herausreden. Aber wie lange noch? Werde ich schon bald Menschen töten, damit ich etwas habe, worüber ich schreiben kann? Las ich doch unlängst, daß manche Blogger sich freimütig prostituieren, nur um für neue Inhalte zu sorgen.

    Glücklicherweise konnte ich heute eine leicht zu bewerkstelligende Aufgabe als Hilfskraft akquirieren, die mir für acht Stunden pro Woche von meinem elenden Dasein abzulenken verspricht. Da der Auftraggeber die Stadt München ist, keimt in mir die Hoffnung auf, daß ich künftig über amüsante Verwaltungsgrotesken berichten kann, und mich nicht mehr zum Herrn über Leben und Tod von Motten aufschwingen muß. Nebenbei kann ich davon die Miete bezahlen, die durch Peppy ganz offensichtlich nicht ansatzweise zu bestreiten ist.

    Nachtrag:

    Mein neuer Killerinstinkt gerät allmählich außer Kontrolle. Mit den „Drosis“, wie ich die Fruchtfliegen wegen ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung Drosophila Melanogaster liebevoll zu nennen pflege, hatte ich längst ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Sie tauchen gelegentlich auf und verschwinden nach kurzer Zeit von alleine. Ab und an ertrinkt tragischerweise mal eine in einem über längere Zeit unbeaufsichtigten Glas Wein, oder ein illusteres Pärchen weist in anmutigen Kreisbahnen fliegend darauf hin, daß eine vergessenes Stück Obst seiner Entsorgung harrt. Zudem hatte ich vermutet, daß diese winzigen Flugkörper unbeschadet durch die Maschen des elektrisch geladenen Hochspannungsgeflechts fliegen würden. Ich weiß nicht warum ich es versucht habe. Der Erfolg war wider Erwarten niederschmetternd. Von den armen Kreaturen blieb nicht mal ein Kadaver. Sie sind in Sekundenbruchteilen einfach verdampft. Entgegen allgemein anerkannter buddhistischer Überzeugungen halte ich die Drosis für die letzte Inkarnation vor dem Nirwana, deren friedlichem Ableben durch Altersschwäche ich schon aus religiösen Gründen künftig nicht mehr vorgreifen möchte.

    Nachtrag 2:
    Wenn ich mir überlege, wie es sein mag zu sterben, ist der Gedanke in wenigen Millisekunden zu verdampfen nicht ohne Reiz. Sicher kommt so ein selbsternannter Anubis mit beweglichem Elektrozaun etwas unerwartet, aber wenn man sich spontan in Rauch verwandelt kann es einem im Grunde egal sein. Als Fruchtfliege hat man aber sicher allerhand zu tun, sein ohnehin kurzes Leben so zu gestalten, daß man sich frohen Mutes daraus verabschieden und das Feld seinen Nachkommen überlassen kann. Ich glaube es war falsch sie zu töten. Sicher habe ich sie allesamt direkt ins Nirwana befördert oder maximal eine Reinkarnation als Fruchtfliege herbeigeführt, sollte sich eine davon schlecht benommen haben. Aber wie soll man sich als Fruchtfliege schon ungebührlich betragen? Als Mensch bin ich aber durch ein Gewissen beschwert und muß mich Sorgen, ob ich mit so einer Vita im nächsten Leben eine dieser putzigen und sorglosen Drosophilae werden darf.

    Nachtrag 3:
    Immerhin bin ich kein Christ und habe in der nächsten Inkarnation eine weitere Chance. Besser als ewige Verdammnis ist das alle mal. Vielleicht täuschen sich beide Religionen und es ist in Wahrheit so, daß wenn man stirbt, es knips einfach so aus ist und dabei völlig wurscht ist, was mach davor so gemacht hat. Genau das glaube ich nämlich. Das führt natürlich dazu, daß man jede Moral fahren läßt, weil ja ohnehin alles egal ist. Andererseits sorge ich mich um das Wohlergehen von Fruchtfliegen und bemühe mich überhaupt einigermaßen freundlich zu sein. Ganz ohne drohendes Fegefeuer. Aber ich bin ja Heide und kenne mich nicht aus und Papst bin ich auch nicht. Und Deutschland sowieso nicht. Mit Fußball kenne ich mich übrigens auch nicht aus.

  • Neues aus Nigeria

    Schwarze Frau vor schwarzem Auto

    Für die gesamte Mail drücken Sie auf das Bild.

  • Millionen aus Nigeria

    Mal wieder Post aus Nigeria. Diesmal bietet die 21-jährige Tochter eines jüngst verstorbenen Königs von Uagadugu, Burkina Faso 10 Prozent ihres ererbten Vermögens, wenn man behilflich ist, die 27 Millionen, Milliarden oder Fantastillionen gute amerikanische Dollar außer Landes zu bringen. Was auch immer „up to USD 27.350 000.000.00 million dollars“ genau heißen soll.

    Das möchte man sich ja nicht entgehen lassen, also habe ich gleich geantwortet und bin schon sehr gespannt, was weiter passiert.